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päischen Mächte unterstützt werven. die auf diese Weise Japan den Dank für sein versöhnliches Verhalten bekunden wollen.
Ueber die abnorme Petroleum-Verteuerung wird aus Antwerpen geschrieben: „Eine kaum glaubliche Aufregung hat sich speziell der ärmeren Klassen unserer Stadt infolge des plötzlichen und unerhörten Steigens der Pelro- leumpreise bemächtigt. Noch im vorigen Monat wurde an der hiesigen Börse das Petroleum mit
9 Franken per 100 lrx notiert und dementsprechend im Detailhandel das Liter zu 8 bis
10 Centimes verkauft, gestern notierte das Petroleum mit 29 50 Franken per Mai, mit 30 Franken per Juni-Juli-August und mit 32 Franken für die letzten 4 Monate und im De- tailhandel kostete gestern das Liter 25—30 Cen- times. Die Ursache dieser rapiden Preissteigerung ist nur zu einfach. Das amerikanische und das russische Petrolcumsyndikat. die sich bis da- hin heftige Konkurrenz gemacht hatten, haben sich jetzt vereinigt und treiben nun die Petroleumpreise nach Belieben in die Höhe. Was sie hierbei verdienen müssen, davon kann man sich einen ungefähren Begriff machen, wenn man erfährt, daß das amerikanische Syndikat, täglich 70000 Faß Petroleum produziert, für die jetzt ein ziemlich höherer Preis als im vorigen Monate erzielt wird Ungezählte Millionen werden auf diese Weise von beiden Syndikaten (Hauptinhaber des russischen ist Rotschild) dem Volkswohlstände entzogen und in der Hand einzelner Millionäre vereinigt. Und diesen Verdienst haben hauptsächlich die unbemittelten Stände zu bezahlen."
Das Petroleum wird wieder billiger und zwar soll, wie wir hören, ein Preisabschlag von nächster Woche an eintreten. An der Mann- heimer Produktenbörse wurde letzte Woche Petroleum zu Mk. 27.20 gehandelt, während der Preis der Montagsbörse Mk. 35 und der Börse am Donnerstag der Vorwoche auf Mk. 45 stand. Ganz so billig wie früher wird dieses wichtige Bedarfsmittel in absehbarer Zeit jedoch wohl kaum werden.
ZLnterhattender Heil.
Eine Hochzeitsreise.
Erzählung von F. Arnefeld t.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Beinahe sechs Jahre waren verflossen, seit Erna in Rehfelde von Benno Abschied genommen hatte, als in demselben Rehfelde an einem sonnigen Tage gegen Ende des März der Geistliche ihre Hand in die des Mannes legte, der damals gelobt hatte, der Beschützer ihrer einzigen Liebe zu sein. Der Gedanke daran durchschauerte sie, als sie vor dem Altäre in der kleinen Schloß- kapclle die Ringe mit ihrem Verlobten tauschte; es war ihr plötzlich, als sähe sie sich gegenüber Benno's schmerzerfülltem, drohendem Gesicht, höre ihn, sie der Untreue, Rehfeld des Verrates anklagen. Doch nicht sie hatte ihr Gelübde gebrochen; er war es gewesen; nicht ihm geziemte es zu zürnen, sondern ihr, — und doch konnte sie es nicht, so oft sie es versucht hatte; sie vermochte ihm weder zu grollen, noch ihn zu vergessen.
Die Trauung hatte in den Morgenstunden stattgefunden, ein Frühstück die Neuvermählten mit den wenigen Zeugen, die anwesend gewesen waren, vereinigt; dann hatten sich die Gäste schnell zerstreut, und Herr v. Rehfeld war mit seiner jungen Frau, begleitet von Dorothea, nach der nächsten Eisenbahnstation gefahren, um von dort aus eine mehrwöchige Hochzeitsreise anzutreten.
Frau Göldner. die in Rehfelde zurückge- blieben war, saß gegen Abend, ausruhend, in dem ihr angewiesenen, wohleingerichteten Wohnzimmer und ließ die Blicke über den Park schweifen, den der erwachende Frühling mit dem ersten leisen Hauche berührte. Sie freute sich ihres Werkes. — endlich hatte sie das Ziel ihres Strebens erreicht. Ihre Tochter war die Gattin eines der reichsten Grundbesitzer der Provinz; sie konnte wieder stolz ihr Haupt er-
heben und den Platz einnehmen, den sie als den ihr gebührenden betrachtete. Eine leise Mahnung des Gewissens wollte sich regen, — sie schüttelte sie schnell ab; was geschehen war, diente zu Erna's Bestem; sie mußte es ihr danken.
Ein lauter heftiger Wortwechsel, der immer näher klang, ließ sie auffahren; was bedeutete das? Wer konnte so spät noch kommen und sich hier so ungebührlich betragen?
Sie stand auf und wollte nach der Klingel greifen; ehe sie aber dazu gelangen konnte, flog die Thür auf. Zwei Diener, die ihn mit Gewalt zurückhalten wollten, mit Riesenkraft zurückschleudernd, stürzte ein großer, sonnenverbrannter Mann mit dunklem Haar und Bart und dunklem, zornsprühenden Augen in's Zimmer.
„Laßt mich, sage ich Euch, ich muß sie sprechen!" schrie er den Dienern zu.
Beim Klange dieser Stimme stieß Frau Göldner einen Schrei aus und wich mehrere Schritte zurück, als ob sie entfliehen wollte. „Benno!" preßte sie halblaut hervor.
Mit einem Sprunge war er an ihrer Seite, ergriff sie beim Arme und rief: „Sie entkommen mir nicht; aus Ihrem Munde will ich es hören, wie man mir meine Erna gestohlen hat."
Frau Göldner faßte sich schnell. Ruhig, höhnisch wiederholte sie: „Ihre Erna? Wer hat sie Ihnen zu eigen gegeben?"
„Unsere Liebe, unser Gelübde, der Segen ihres sterbenden Vaters!" rief er. „O, ich bin unerhört schmachvoll beraubt."
„Sie!" entgegnete Frau Göldner, indem sie sich von ihm frei machte, „Sie wagen das zu sagen, der Sie mein armes Kind umgarnt, es zum Ungehorsam gegen ihre Eltern verleitet und es dann schmählich betrogen, es durch Verrat, durch Ihren Treubruch in's tiefste Elend gestürzt, an den Rand des Grabes gebracht haben?"
Benno stand bei dieser Beschuldigung einen Augenblick stumm mit offenem Munde da.
„Ich hätte Erna betrogen? Ich hätte ihr die Treue gebrochen?" keuchte er.
„Nennen Sie es etwa anders, daß Sie die letzten Briefe, die sie Ihnen leider hinter meinem Rücken schrieb, nicht beantworteten? daß Sie sich mit der Tochter eines Krösus in der Kapstadt verheiratet haben?"
„Ich?" schrie Benno entsetzt, „ich hätte geheiratet! Das ist eine infame Lüge."
„So ist vielleicht aus der Heirat nichts geworden". fuhr Frau Göldner kalt fort, „und Sie glauben von neuem Ihr Spiel mit Erna treiben zu können. Zum Glück ist sie ihnen entrückt; sie ist die Gattin —"
„Eines Schurken", unterbrach sie Benno mit heiserer Stimme, der das Vertrauen, das ich in ihn gesetzt, schmählich verraten, der mir Erna gestohlen hat.
„Sprechen Sie nicht so von einem Ehrenmanne. Sie sind der Güte nicht wert, die er an Ihnen verschwendet hat."
„Was ich wert bin, beurteile ich schon selbst, meine gute Frau", erwiderte Benno mit unsäglicher Verachtung; „ich ahne, ich errate, was der „Ehrenmann" mit Ihrer Hilfe für einen Höllentrank gebraut hat, um Erna's Herz zu vergiften."
„Mit meiner Hilfe!" wehrte Frau Göldner ab, der vor Benno's Miene Angst ward, und machte einige Schritte, um die Thür zu gewinnen. „Ich wußte ja gar nichts; ich erfuhr erst, daß der gute, schwache Rehfeld sich zum Vermittler Eures Briefwechsels hergegeben, als es zu spät war, als Erna auf dem Krankenbette lag."
„Auf das ihr sie geworfen!" schrie Benno, indem er Frau Göldner den Weg vertrat. „Nicht von der Stelle, ich muß erfahren, was vorgegangen ist."
„Ich weiß von nichts!" jammerte die toden- bleiche Frau. „Benno, um Gottes Willen töte mich nicht!"
Er ließ ihren Arm, den er gepackt hatte, los und trat einen Schritt zurück. Mächtig arbeitete die breite Brust; der kalte Schweiß trat ihm auf die Stirn.
„Sie ist ein Weib keuchte er, „sie ist Erna's Mutter; ich darf mich an ihr nicht vergreifen. Vielleicht wußte sie auch wirklich nichts von dem Verrat, obgleich ich es nicht glaube. Aber gleich, viel, nicht sie, er soll mir Rede stehen. Wohin sind sie?" fragte er kurz und scharf.
„Wer?"
„Welche Frage? Wer anders als die Neuvermählten?" Er lachte hart und schneidend.
„Was haben Sie vor?"
„Ich will dem Räuber nachsetzen, ihm das gestohlene Gut abzujagen."
„Besinne Dich, Benno!" bat Frau Göldner, die in ihrer Herzensangst wieder in das gewohnte Du verfiel, das sie absichtlich vermieden hatte. „Erna ist Rehfeld's angetrautes Weib."
„Erschlichene Eide haben keine Giltigkeit. Mit dem Revolver in der Hand trete ich dem elenden Betrüger entgegen; gestehen soll er den Verrat, den er an mir begangen, freigeben soll er Erna, oder ich schieße ihn nieder."
Er sah furchtbar aus in seinem Zorne; das gebräunte Gesicht halte eine grünliche Bläffe angenommen, die Augen waren weit aus dem Kopfe herausgetreten, die Hände hatten sich krampfhaft geballt. Pfeifend kam der Atem aus seiner Brust
Frau Göldner bebte an allen Gliedern. Den Weg zur Thür hatte er ihr versperrt, den Klingelzug vermochte sie auch nicht zu erreichen, und um Hllfc zu rufen, wagte sie nicht.
„Wohin sind sie?" wiederholte er.
Sie nahm ihre ganze Energie zusammen. „Und wenn Du mich hier auf dem Flecke totschlägst, so erfährst Du es nicht von mir," erklärte sie fest. Gleichzeitig war es ihr gelungen, das Fenster zu erreichen. Sie öffnete es und rief.
Von außen ward die Thür aufgerisfen. Diener und Dienerinnen stürzten ins Zimmer
„Befreit mich von diesem Manne!" befahl sie ihnen. „Er bedroht mich, er stößt die gräßlichsten Drohungen gegen Euren Herrn aus.
Die Leute machten Miene, Hand an Benno zu legen, wichen aber furchtsam zurück. Er war blitzschnell mit der Hand in die Tasche seines Ueberrockes gefahren, hatte einen Revolver hervorgezogen und legte de» Finger auf den Drücker. „Wer mich anrührt, ist des Todes!" donnert er das Gesinde an. „es sind Schüsse genug darin, um mit Euch allen fertig zu werden."
„Laßt ihn! laßt ihn!" bat Frau Göldner. Es bedurfte dieses Gebotes nicht, die Leute gaben ihm Raum. Er schritt zur Thur, drehte sich in derselben noch einmal um, rief: „Ich weiß so viel, sie gehen nach Italien — und ich werde sie finden!" und war verschwunden.
Nach einigen Minuten verkündete das Rollen eines Wagens, daß er das Schloß verlassen habe.
(Fortsetzung folgt.)
tEingesendet.)
Wie prangt die Welt im Frühlingskleide,
Wie wunderschön ist die Natur!
Hinaus, hinaus in Feld u. Heide,
Zum grünen Wald zieht es mich nur!
O welch ein Singen, welch ein Klingen, Welch Pfeifen, Zwitschern überall;
Die Vögel in die Luft sich schwingen Mit frohem Sang und Hellem Schall!
Sie singen fröhlich ihre Lieder,
Sie freuen sich der Frühlingspracht.
Die Blümlein, sie erwachen wieder Aus ihrem Schlaf in Wintersnacht.
Die Bäume stehn in voller Blüte In dunklem Grün die Wiesen da.
Sie preisen all des Schöpfers Güte,
Durch den dies Wunder ja geschah.
Drum auch ihr Menschen, nah und ferne, Stimmt an mit fröhlichen Gemüt Dem lieben Herrn, er Hilst so gerne,
Ein lautes Dank- u. Jubellied!
Arnbach. 6.
(Heiteres.) Im Hotel. Ein(Engländer sitzt mit mit der Uhr in der Hand in seinem Bette und hält folgendes Selbstgespräch: „Sechs Uhr, und noch immer kommt der Kellner nicht, um mich zu wecken. Ich werde gewiß den Zug versäumen !"
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.