Münzen und Werte sehr verschiedener Art bezeichnet. An sich war der alte Tael eine Münze, welche nach dem früheren festen und hohen Silber- preise einen Wert von 7 Mk. hatte; sie ist mit dem allgemeinen Silberpreise gesunken und im internationalen Verkehre wurden 72 Taels zum Werte von 100 Dollar oder 425 Mk. berechnet; nach diesem Maßstabe würde die KriegScntschädig- ung 1180 Millionen Mark betragen. Daneben giebt es noch Haikuan- oder Zoll Taels, welche eine bloße Wertrechnung nach dem Silbergewichte sind. Die Gewichlsmenge. auch Liang genannt, welche der Rechnung zu Grunde liegt, ist 38246 Gramm Silber ; sie hat jetzt nur einen Wert von 4.5 Mk Wenn es solche Taels sein sollten, dann betrüge die Kriegsentschädigung 900 Millionen Mark.
Paris, 16. April. Der Friedensrichter von Nlmes hat den Unternehmer des vor acht Tagen dort abgehaltenen Stiergefcchls, in welchem sechs Stiere den Tod fanden, zu einem Franken Buße verurteilt. Obschon alle zuständigen Gerichte und schließlich auch der Kassationshof erklärt haben, daß der Stier kein wildes Tier, sondern ein Haustier sei, und daher seine Tötung in der Arena eine strafbare Tierquälerei darstelle, so scheint doch der Friedensrichter von Mmes mit der lächerlichen Buße von einem Franken im Recht zu sein. Es wird daher die Sache des Parlaments sein, die Gesetzgebung über Tierquälerei abzuändern, wenn es dem barbarischen Gebrauch der Stiergefechte wirklich ein Ende machen will.
Unterhaltender Teil.
Eine Hochzeitsreise.
Erzählung von F. Arne seid.
(Nachdruck verboten.)
I.
Nach einem Aufenthalte von nur wenigen Minuten hatte sich der Nachtzug wieder in Bewegung gesetzt, um mit rasender Schnelle weiter zu dampfen, und bas eintönige Rasseln und Schmettern war kaum geeignet, die armen Reisenden in Schlummer zu wiegen. Dennoch lag tiefe Stille über den Wagen; wer nicht schlief, der suchte es sich wenigstens, so gut es gehen wollte, bequem zu machen und verhielt sich ruhig, um den Schlaf der Mitreisenden nicht zu stören.
Plötzlich ertönt aus einem Koupee erster Klasse der schrille, durchdringende Hilferuf einer Frau; aber er verhallt ungehört. So laut» so entsetzlich er in die Nacht hinausklingt, er wird verschlungen vom Aechzen und Stöhnen der Maschine, vom Rasseln und Schnurren der Räder. Kaum daß in einem der anstoßenden Koupees ein Schläfer auffährt, einen Augenblick lauscht dann wieder in seine bequeme Lage zurücksinkt, — er glaubt geträumt zu haben.
Nach wenigen Minuten ertönt aber ein zweiter Schrei, noch lauter, noch gräßlicher als der vorige, und nun wird es in der nächsten Nähe des Koupees. aus dem der Hilferuf dringt, doch lebendig; bald jedoch fährt man überall auf. Die Wagenfenster werden herabgelassen, man späht hinaus in die dunkle, sternenlose Nacht, fragt, ruft, schreit; denn der Kourierzug, der an allen Haltestellen und Nebenstationen stolz vorüberzufliegen pflegt, hat unversehens seine Fahrgeschwindigkeit gemäßigt und hält — hält, jo viel sich in der Finsternis wahrnehmen läßt, auf freiem Felde.
„Hat ein Zusammenstoß stattgefunden?" — „Ist eine Achse gebrochen?" — „Brennt ein Wagen?" so klang das Fragen und Erkundigen wirr durcheinander. Zornige Männer- und klagende Frauenstimmen verlangten, daß die Wagenthüren geöffnet würden; einige Passagiere, denen Schreck und Angst alle Ueberlegung geraubt zu haben schien, versuchten aus dem Fenster zu springen, und konnten durch die herbeieilenden Bahnbeamten nur mit Mühe von diesem verhängnisvollen Vorhaben zurückgchalten werden. Zweifelnd und doch mit dem Gefühle unsäglicher Erleichterung nahm man die Versicher- ung entgegen, dem Zug sei keinerlei Unfall zu- gestoßen. Bald trat auch an die Stelle der Angst um das eigene Leben das Grauen und
die prickelnde Neugierde, welche das Ahnen eines geheimnisvollen Ereignisses einzuflößen pflegt. Bon Wagen zu Wagen pflanzte sich, wie vom Winde getragen, die Nachricht fort, ein Not- signal aus einem Koupee erster Klaffe habe den Stillstand des Zuges veranlaßt.
Wieder verlangten rufende Stimmen und winkende Hände das Oeffnen der Thüren, damit man hineilcn und sich mit eigenen Augen überzeugen konnte, was sich zugetragen habe; aber die Beamten verharrten taub und unbeweglich. Die Wagen blieben verschlossen; nach kurzer Zeit ertönte ein schriller Pfiff, schnaubend und pustend begann die Lokomotive ihre Thätigkeit von neuem, in womöglich noch rasenderer Eile als vorher sauste der Zug dahin. Man mußte sich gedulden bis zur nächsten Station oder bis zum Endpunkte der Linie, und inzwischen war die Phantasie geschäftig, sich auszumalen, was Furchtbares und Entsetzliches im Schweigen der Nacht geschehen sei.
So geschäftig die Phantasie aber auch sein mochte, die Bilder, die sie den erregten Reisen- den heraufbeschwor, blieben dennoch hinter der Wirklichkeit zurück. Die Bahnbeamten, welche, dem Rufe des Notsignals folgend, nach dem Koupee eilten, ward ein furchtbarer Anblick.
In einer Wagenecke lag mit todenbleichen. verzerrten Zügen, auf welche unheimlich das ungewisse Licht der an der Decke befindlichen Lampe fiel, ein Herr, den ein plötzlicher heftiger Schlag oder Stoß zurückgeworfen haben mußte; die Reisemütze schien ihm vom Kopfe geschleudert zu sein und schwamm in einer Blutlache, welche beim Oeffnen des Wagens freien Abzug erhielt und den entsetzt zurückfahrenden Beamten entgegenfloß.
Auch die zweite Insassin des Wagens, eine junge Frau» hatte das Ansehen einer Toten. Starr und regungslos, einem Marmorbilde gleich, lag sie in den Armen des jungen Mannes, der bemüht ist, sie ins Leben zurückzurufen.
„Schaffen Sie einen Arzt herbei", herrschte der junge Mann den Beamten entgegen.
„Was ist hier vorgegangen", fragten diese.
„Sie sehen es ja, der Mann ist tot, die Frau ist ohnmächtig." antwortete jener düster, mit einem Anfluge von Hohn in der Stimme. „Was stehen Sie da? Holen Sie Licht, holen Sie Wasser, — einen Arzt — schnell — fort!"
„Wer sind Sie?" fragte der Oberbeamte, und der den Wagen kontrolierende Schaffner fügte hinzu: „Wie kommen Sie in dieses Koupee?"
„Ist jetzt Zeit ein Verhör mit mir anzustellen?" war die schroffe Entgegnung; „das zu erklären ist hier nicht der Ort. Fort! sage ich, oder besser, ich gehe selbst."
Er ließ seine Bürde aus den Armen gleiten und machte Miene, das Koupee zu verlassen; aber der Oberbeamte vertrat ihm den Weg.
„Halt, mein Herr." rief er, „die hier notwendigen Anordnungen zu treffen, ist meine Sache; Sie aber werden hier bleiben. Sind Sie im Koupee betroffen worden, so verlassen Sie es auch nicht, bis der hier stattgehabte Vorgang aufgeklärt ist."
Mit einer verächtlichen Bewegung trat der Reisende zurück und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Ohnmächtigen zu. Der Oberbeamte gab seinem Untergebenen Befehle, und einige derselben eilten fort, während zwei andere bei ihm auf dem Schauplatz der geheimnisvollen Unthat zurückblicben.
Die Leute kehrten schon nach kurzer Zeit mit Laternen, Wasserkrügen und in Begleitung eines Herrn in bürgerlicher Kleidung zurück; inzwischen aber hatte der Ohnmächtige bereits Zeichen wiederkehrenden Lebens gegeben. Ein leiser Seufzer machte den Oberbeamten aufmerksam. er beugte sich nieder, und es wollte ihm bedünken, als hauchten ihre Lippen den Namen „Benno", aber in demselben Augenblick ward er von dem Reisenden, der sich in einer so ungehörigen, gebieterischen Weise gebärdete, beiseite gestoßen; die junge Frau schloß die halbgeöffneten Lieder wieder und sank von neuem in Bewußtlosigkeit zurück.
Der Oberbeamte wollte sich heftig gegen
den Fremden wenden; seine Aufmerksamkeit ward jedoch durch seine zurückkehrenden Untergebenen, besonders aber durch den mit ihnen kommenden Herrn abgelenkt. Kaum hatte er diesen erblickt, so rief er diesem entgegen:
„Sie hier, Doktor! Gott sei Dank! Sie sind der Mann, dessen wir hier bedürfen!"
„Ich wußte, daß der Herr Doktor im Zuge war und habe ihn herbeigeholt", berichtete einer der Schaffner, der sich die Anerkennung seines Vorgesetzten für die von ihm bewiesene Umsicht und Geistesgegenwart nicht entgehen lassen wollte; indeß dieser hatte jetzt keinen Sinn dafür, sondern fuhr, zu dem Arzte gewendet, fort:
„Sehen Sie nach dem Herrn."
„Nein, sehen Sie nach der Dame", unterbrach ihn befehlend der Reisende. „Der Mann ist todt und bedarf keiner Hülfe mehr."
„Ei, das wollen wir doch erst sehen", eut- gegnete der.Arzt bedächtig; gleichzeitig wandte sich der Oberbeamte an den Fremden und fragte scharf:
„Woher wissen Sie dies so bestimmt, mein Herr?"
„Weil es der Augenschein lehrt", war die unwillig erteilte Antwort; „die Dame dagegen —"
„Kommt bereits wieder zu sich und befindet sich nicht in dringender Gefahr", fiel ihm der Oberbeamte in's Wort. „Noch einmal, für den Augenblick bin ich hier Herr und Niemand hat Befehle zu erteilen als ich. Untersuchen Sie den Herrn, Doktor."
„Leuchter!" gebot der Arzt uud nährte sich dem Leblosen. Zwei Bahnbeamte mit Laternen in den Händen rraten rechts und links neben ihn und ließen das Licht grell auf die erstarrten Züge des Mannes fallen, der dem äußeren Anscheine nach ein Vierziger sein mochte. Das gebrochene Auge blickte unheimlich in's Leere.
„Hier scheint wirklich nicht viel mehr zu machen sein," brummte der Arzt, indem er sich niederbeugte. Das noch immer aus der Brustgegend hervorsickernde Blut ward ihm zum Wegweiser für seine Untersuchung, die im ganzen nur wenige Minuten in Ansprach nahm.
Mit. einer Gewandtheit, welche bewies, daß er in solchen Geschäften kein Neuling sei, öffnete der Arzt Rock, Weste und Hemd des Verwundeten, besah und berührte eine unterhalb der linken Brust befindliche Wunde, richtete sich auf und sagte den Umstehenden, welche ihm im bangen, entsetzensvollen Schweigen zugeschaut hatten.
(Fortsetzung folgt.)
fAus dem Gerichtssaal.) Richter: „ . . . Wenn Sie doch selbst zugeden, daß es total finster war» wie können Sie dann ohne weiteres behaupten, daß die furchtbare Ohrfeige, welche Sie erhielten, gerade von Ihrem Meister war?
— Geselle: „Ja, sie is mir halt so bekannt vorgekommen!" — (Trost.) Piccolo (weinend zum Hotelier): „Herr Prinzipal, der Oberkellner hat mir eine Ohrfeige gegeben!" — Prinzipal: „Schau', daß Du auch bald Oberkellner wirst, dann kannst Du dem Piccolo eine geben!"
(Der richtige Hausierers „Kaufen Sie Tinte, Federhalter, Notizbücher'!" — „Danke
— bin mit Allem versehen!" — „Wollen Sie mir die Sachen vielleicht vorweisen?" —- (Verkannte Galanterie.) Backfisch (zu ihrem Bruder): „Auf dem Bahnhof traf ich Deinen Freund Schulze; — der scheint aber in sehr großer Geldverlegenheit zu sein! Denke Dir nur: er fragte mich, ob er nicht mein Packet tragen dürfe!"
(Kathederblüten.) „Die römischen Kaiser wurden alle mehr oder weniger ermordert!" — „Als das größte Glück, meine Herren, bezeichnet es Sophokles, gar nicht geboren zu werden; doch leider wird dieses Glück nur Wenigen zu Teil!"
Auflösung des Citaträtsels in Nr. 63.
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
den schickt er in die weite Welt."
Richtig gelöst von Christian Dietrich, Ernst Gottschalk, Neuenbürg u. Robert Blaich, Schultheißenamtsgehilfe in Calmbach.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.