264
240 bis 380 für Kalbinnen 230 bis 350 ^ per Stück bezahlt. Sowohl auf dem Schweine-, wie auf dem Viehmarkl war der Handel recht lebhaft. Es wurden nahezu sämtliche Ferkel von 14 bis 25 per Paar und etwa 100 Läufer zu 18 bis 32,60 »-L per Stück rasch ab- gesetzl.
Ausland.
Das österreichische Kaiserhaus hat in dem neugeborenen Sohne des Erzherzogs Otto oder Neffen des Kaisers einen neuen Sproß erhalten. — Mehrere ungarische Minister weilen zur Zeit in Wien, um mit den österreichischen Ministern den für beide Reichshälften gemeinsamen Heeres und Marine-Etat rc. festzustellen. — Der in Ungarn ncugewählte Abgeordnete Kossuth hat erklärt, daß er im Parlament nicht als Lärmmacher aufzutreten gedenke.
Den französischen Staatsmännern und Deputierten wird es etwas schwül ums Herz. Der Finanzminister prophezeit schon jetzt ein Defizit von mindestens 150 Millionen, die Pariser Blätter aber ein solches von 250 Mill. Nach langem Kampfe zwischen Kammer und Senat über das Budget kam es auf die dringenden Bitten des Finanzministers und gleichzeitigen Ministerpräsidenten Ribot zu einer Einigung, worauf die Kammer sich bis zum 14. der Senat sich bis zum 21. Mai vertagten.
Paris, 17. April. Das Amtsblatt veröffentlicht einen Beschluß der zeitweiligen Schließung des Zollamtes Delle für Einfuhr und Durch- fuhr von Rindern. Hämmelu, Ziegen und Schweinen, ausgenommen die Hämmel aus Oesterreich-Ungarn mit der Bestimmung nach La Billette. Den Grund für diese Maßregel bildet das Auftreten der Maulfäule in der Schweiz.
Dover. 15. April. Die Barke „Indian Chieff", aus Banff (in Wales) fuhr gestern nachts in der Nordsee in den Bremer Dampfer „George". Die Breitseite des Dampfers wurde zerrissen und derselbe sank rapide. Die Mannschaft, dreißig an der Zahl, retteten sich in ein Boot und ruderten an die Barke, welche sie heute früh in Dover landete. Die Mannschaft verliert all ihr Hab und Gut.
Tientsin» 17. April. Ein Erlaß des Kaisers von China ermächtigt Li-Hung-Tschang. den Frieden, gemäß dem japanischen Ultimatum, zu unterzeichnen. Die Friedensbedingungen schließen eine Kriegsentschädigung von 200 Millionen Taels (ungefähr 800 Millionen Mark) ein, sowie die Abtretung der Halbinsel Liautung bis zum 40. Grad, die Abtretung der Insel Formosa, die Eröffnung von fünf neuen Häfen, einschließlich Peking; ferner die Bestimmung, daß die Likin-Abgaben 2 Prozent nicht übersteigen. Die Japaner erhalten die Berechtigung, Baum- wollfabriken und andere Jndustrieen in China zu begründen. (Die Mandschurei verbleibt demnach — zur Beruhigung der ob großer geographischer Umwälzung geängsteten europäischen Schuljugend sei das festgestcllt — bei China, und nur den Zipfel der Halbinsel mit Port- Arthur erhält Japan zur Beherrschung des Meerbusens von Tschili.) Die Schlußbedingung bezüglich der Industrie kennzeichnet die Zukunfts- Politik der Japaner. Die Straßb. Post bemerkt dazu: „An den Europäern ist es nun, ihren häuslichen Hader auf ein paar Jahrzehnte aufzugeben und sich gefälligst an dem strebsamen Japan ein Vorbild zu nehmen."
Der rasche Friedensschluß in Ostasien ist ein neuer Beweis dafür, daß die moderne Kriegstechnik eine lange Dauer der Kriege, wie solche in früheren Jahrhunderten Länder und Völker oft Jahrzehnte lang heimsuchten, unmöglich gemacht hat. In schnell aufeinander folgenden Schlägen wird der Gegner niedergeworfen, und selbst der Sieger wird meist in kürzester Frist derart geschwächt, daß er ebenso willfährig wie der unterliegende Teil der Waffenruhe zustimmt. Sicher wird bei den Friedensunterhandlungen für Japan die Erwägung mit bestimmend gewesen sein, daß durch die Intervention der europäischen Mächte eventuell ein Teil seiner Errungenschaften beschnitten werden
könnte, immerhin aber war die Schwächung der japanischen Kampfcsmittel in letzter Zeit nicht mehr zu verdecken und so weit fortgeschritten, daß es ebenso im Interesse Japans wie seines Gegners lag. die Friedensunterhandlungen zu beschleunigen. Der Nutzen, welchen China aus diesem heißen Kampfe ziehen wird, ist die Erkenntnis. daß es sich fernerhin nicht mehr den Errungenschaften des allgemeinen Kulturfort, schrilles verschließen, wenn es nicht endgültig in eine Position gedrängt werden will, welche dem völligen Zusammenbruch seiner Selbständigkeit gleichkommen würde. Das Kulturbild in Ostasien hat sich mit dem Friedensschlüsse be- deutend geändert. Japan und China sind an einer neuen Entwicklungsstufe angclangt. und wohin diese Entwicklung führen wird, ist noch gar nicht vorauszusehen. Jedenfalls wird die Welt mit beiden Reichen fortan ganz anders zu rechnen haben als bisher. Japan hat durch seine Anpassung an den modernen Fortschritt und die Ausnützung aller Vorteile, welche dieser bietet, sich zu einer Großmachtstellung emporgearbeitet, mit welcher man künftighin nicht nur in asiatischen Fragen zu rechnen haben wird. Diese Machtstellung wird noch verstärkt durch das Schutz- und Trutzbündnis zwischen China und Japan, deren Interessen nunmehr identifiziert werden, während China für seinen Teil zugleich Gelegenheit findet, sich nunmehr rascher als bisher mit den modernen Errungenschaften der allgemein menschlichen Kultur zu befreunden. Neben dem Interesse für die beiden unmittelbar beteiligten asiatischen Reiche ist aber auch die Haltung der europäischen Mächte nicht aus dem Auge zu verlieren. Am meisten interessiert sind Rußland und England. Auch Deutschland ist handelspolitisch nicht unwesentlich beteiligt. Trotzdem hat es Deutschland abgelehnt, sich direkt in den asiatischen Streit einzumischen. Daß es aber keine Abmachungen zuzulassen gewillt ist, durch welche der deutsche Handel eventuell benachteiligt werden könnte, darf als feststehend betrachtet werden. Hierfür spricht die in letzter Stunde angeordnete Verstärkung des deutschen Kreuzergeschwaders in Ostasien, welches allerdings wohl nur dann dorthin abdamplen wird, falls eine Gefährdung deutscher Interessen in Ostasien sich thatsächlich ergeben sollte.
Der Berliner Correspondent des Londoner „Standart" übermittelt seinem Blatte ein abenteuerliches Gerücht über Johann Orth, das trotz seiner Romanhaftigkeit Gläubige findet. Diesem Gerüchte zufolge sei der durch seine Siege im verflossenen chinesisch-japanischen Krieg bekannt gewordene Prinz Jamagata kein anderer als der lang vermißte Erzherzog Johann Nepomuk Salvator von Oesterreich. Wie man sich erinnern wird, verzichtete der Erzherzog, der jüngste Sohn des Großherzogs Leopold II. von Toskana, im Jahre 1889 auf alle seine militärischen Titel. Eia Streit mit dem Feldmarschaü Erzherzog Albrecht soll der Anlaß dazu gewesen sein. Erzherzog Johann schiffte sich bald darauf als „Johann Orth" auf einem Segelschiff nach Südamerika ein und ist seit jener Zeit spurlos verschwunden. Zuerst hieß es, das Schiff Johann Orths sei bei Kap Horn mit Mann und Maus untergegangen; dann, er sei nach Brasilien und später nach Japan gegangen. Nun erinnert man daran, daß die von den Japanern befolgte Taktik genau mit den Prinzipien übereinstimme, die Erzherzog Johann in seinen militärischen Schriften niedergelegt habe und die den Anstoß zum Streite mit Erzherzog Albercht gegeben hätten. Niemals, wird weiter gesagt, habe man früher in Japan etwas von einer fürstlichen Familie Jamagata gehört. Endlich wird auch noch daran erinnert, daß alle Gesuche österreichischer Offiziere und Soldaten, in der japanischen Armee Kriegsdienste leisten zu dürfen, rundweg abgelehnt wurden.
Vermischtes.
Aus der Schlangengallerie des Berliner Aquariums wird ein merkwürdiges Geschehnis gemeldet. Eine große indische Riesenschlange, deren gewöhnliche Kost in Kaninchen, Meerschweinchen und anderen Warmblütern bestanden,
hat nämlich eine gut 2 Meter lange südameri- kanische Boa verschlungen. Das Vorkommnis wurde dadurch veranlaßt, daß die Mörderin nach der Fütterung mit der etwas kleineren Boa in Streit geriet, in dessen Verlauf sie dieselbe hinabwürgte; als man es bemerkte, war nichts mehr dagegen zu thun. Es bleibt nun abzuwarten, ob und wie die Räuberin diesen teuren Bissen verdauen wird.
130 Jahre alter Wein wurde beim Abbrechen der St. Annakapelle in Burrweiler bei Edenkoben in der Pfalz gefunden. In dem Grundstein befand sich ein viereckiger Zinnbehälter und in diesem 4 große Trinkgläser voll Frucht, von denen aber nur eines, mit Hafer gefüllt, gut erhalten war. An Geld fanden sich vor: drei Goldstücke, drei Kupserstücke und 16 Silberstücke verschiedenen Gepräges. Außerdem fand sich in dem Grundsteine: ein Fläschchen Weißer, und ein Fläschchen Roter, der heute nach 130 Jahren noch glanzhell ist.
sUnnütz.j „In Wohlthätigkeitslottcrien spiele ich grundsätzlick nicht mehr. Man gewinnt ja doch nur unnützes Zeug." — „„Ist Ihnen das schon passiert?"" — „Freilich — erst bei der vorigen Hab ich 'n paar Handtücher gewonnen!" — ^Galgenhumor) Gefängnis- Aufseher (zu einem zum Tode verurteilten Verbrecher): Haben Sie noch einen besonderen Wunsch? — Delinquent: Verschaffen Sie mir einen recht dauerhaften Stehkragen!
sAbgelehnt.) „. . Du liebst mich nimmer» August, denn sogar wenn ich weine, frägst Du mich nicht einmal mehr warum!" — „Ja weißt Du, liebe Amalie, diese Frage kommt mich immer zu teuer!" —sDilemma) Laura: „Ich bin in einer schrecklichen Verlegenheit!" — Klara: „Wieso denn?" — Laura: „Karl hat mir versprochen, er hört mit dem Trinken auf, wenn ich ihn heirate, und Emil droht, er fängt es an, wenn ich es nicht thue!" (Fl. Bl,) sEin findiger Kops.) Polizei-Kommissär: „Ich habe gehört. Herr Doktor, daß Ihnen gestern eine Zigarrendose gestohlen worden sein soll!" — Doktor: „Nein. Glücklicherweise ist es nicht wahr!" — Polizeikommissär: „Schade — ich bin dem Thäter schon auf der «spur gewesen !"
Telegramm.
Berlin, 18. April. Das Programm für die Herbstmanöver ist abgeändert. Das Gardekorps sowie das II., III. und IX. Korps üben in zwei Partieen gegen einander. Ursprünglich war bekanntlich nur die Teilnahme des II und des Gardekorps, sowie zweier Kavalleriedivisionen geplant.
Rottweil, 19. April. Im Laufe des gestrigen Tages brach das an einem Neubau des Gypsermeisters Weng er zur Sonne hier angebrachte Gerüst, ohne Zweifel wegen zu schwerer Belastung mit Steinen, in sich zusammen, wodurch die darauf beschäftigten Arbeiter herabstürzien und teilweise schwere Verletzungen erlitten. Das Gericht begab sich an Ort u. Stelle.
Wien, 18. April. Die „Pol. Korresp." meldet: Das der hiesigen japanischen Gesandtschaft zugegangene amtliche Telegramm über die Friedensbedingungcn enthält nichts von einem chinesisch-japanischen Schutz- und Trutzbündnis.
Rom, 18 Apr. Papst Leo XIII empfing heute den ehemaligen preußischen Justizminister Dr. v. Schelling.
Rom, 19. April. Stephanie-Meldung. Die Bedingung des heute amtlich notifizierten chinesisch-japanischen Friedensvertrags sind folgende: 1. Zahlung einer Kriegsentschädigung von 200 Millionen Taels; 2. Abtretung der Insel Formosa und der Halbinsel Liautung bis zum 40. Breitegrad; 3. Eröffnung von 5 weiteren chinesischen Häfen; 4. Abschluß eines Handelsvertrags. Aus letzteren Punkt lege Japan besonderen Wert, weil dadurch die in China ansäßigen Japaner dieselbe Behandlung wie die Europäer genießen, nämlich der chinesischen Gerichtsbarkeit entzogen würden.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.