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Tagesneuigkeiten.
Calw. Am 11. Juli hielt die hiesige Ortsgruppe des alldeutschen Verbandes ihre Vierteljahrs-Versammlung bei G. Psau ab. Der Vorsitzende, Herr Tr. Supper, cröffnete die zahlreich besuchte Versammlung mit einem Berichte über die Verhandlungen des am 2. Juni in Ulm abgehaltenen GautageS. Seitens der Anwesenden wurde die Mitteilung mit besonderer Genugthuung entgegengenommen, daß der süddeutsche Gau ausdrücklich konstatiert hatte, die sogenannten Alldeutschen von Oesterreich, die sich diesen Namen ohne Autorisation und ohne Rücksicht ans unsern Verband beigelegt, haben mit uns und wir mit ihnen nichts zu schaffen und speziell läuft die sogen. Los-von-Rom-Bewegung den Bestrebungen des Verbandes direkt entgegen. Sodann erteilte der Herr Vorsitzende das Wort Herrn Kaufmann Bäuerle zu seinem Vortrag über die Polenfrage. In poetischer, bilderreicher Sprache verbreitete sich der gewandte Redner über die Entwickelungsgeschichte des polnischen Volkes seit der Teilung Polens. Aus menschenunwürdigem Elend und sklavischer Abhängigkeit wurde die Masse des Volkes durch die deutsch-preußische Kolonisationsarbeit erst auf die heutige Stufe gehoben. Wo vor 110 Jahren noch Einöde oder rauchende Trümmerstätten, da befinden sich heute blühende Städte mit wohlhabender Bevölkerung, die allen Grund zur Zufriedenheit hätten, wenn sie noch der Erinnerung an die alten Zeiten des Elends fähig wären. Aber vergessen ist das Elend, ausgelöscht das Andenken an die Wohlthatcn deutscher Kultur, untergegangen in wahnsinnigem Hasse gegen Teurschtum und deutsches Reich. Zahlreiche Citate aus polnischen Zeitungen geben
Zeugnis von dem gemeinen Ton der Hetzreden und zugleich von der unvergleichlichen Langmut des deutschen Michels, der sich in seinem eigenen Hause solche rüpelhafte Beschimpfungen gefallen läßt. Und nicht nur in Polen, nein mitten im Reiche, in dem urdeutschen Westfalen, erscheinen Blätter dieser Gattung und machen laut und offen Propaganda für ihre Ideen einer Lostrennung Polens vom Reiche und einer Neugründung eines polnischen Staates unter nationaler Leitung. Ter Hauptförderer dieser Bestrebungen ist der niedere polnische Klerus, der durch seine Hetzereien die Begriffe der Bevölkerung derart verwirrt hat, daß „katholisch" für gleichbedeutend mit „polnisch" gilt, daß „deutsch" dasselbe heißt wie „lutherisch", so daß auch der gute Katholik ebenso beschimpft wird wie der Protestant, wenn er nicht ins polnische Horn stößt. Allen diesen Bestrebungen gegenüber hilft nur eine starke, konsequent handelnde Regierung und ein reges Nationalbewußtsein der Deutschen im Reiche überhaupt und besonders in den polnischen Landesteilen. Und dessen Stärkung bildet eine der Hauptbestrebungen des alldeutschen Verbandes. Reicher Beifall lohnte dem Redner für seine in mehr als Istündigcr Rede vorgetragenen Gedanken, und die Begeisterung und patriotische Erhebung klang in weiteren Ansprachen seitens verschiedener Mitglieder, besonders des stets für alles Deutsch-nationale begeisterten Hrn. Oberamtsarzt vr. Müller, noch lange nach. Ein guter Trunk und manch gutes Wort hielten die Teilnehmer der herrlich verlaufenen Versammlung noch lange vereint und gaben Zeugnis von der Anerkennung, die die Bestrebungen des alldeutschen Verbandes in weiten Kreisen der Bevölkerung finden.
Calw. Bei dem gestern Nachmittag sich
entladenden Gewitter schlug der Blitz iu Hofft e L t in die Wirtschaft z. Krone, Besitzer Joh. Gg. Roller. Das ganze Gebäude brannte binnen 1 Stunde vollständig nieder. — In verflossener Nacht vom Sonntag auf Montag brach in Liebels- berg im Hause des Bauern Johs. Rau Feuer aus, welches das ganze Anwesen in kurzer Zeit in Asche legte. In beiden Fällen konnten die Bewohner nur mit Mühe das Leben retten.
^Amtliches aus dem Staatsanzeiger.j Seine Königliche Majestät haben am 9. Juli d. I. allergnädigst geruht, auf die katholische, im Patronat der Krone befindliche Pfarrei Nordstetten, Dekanats Horb, den Stadtpfarrer Schwaier in Calw, zu ernennen.
Cannstatt, 12. Juli. Der städt. Badwächter Sämann fand laut Neckarbote heute früh in seinem Fischerboot am Wehr beim Wasserhaus einen Anzug, enthaltend 1000 „/L, eine goldene Uhr samt Kette, einen Spazierstock und einen Hut. Eine Vorgefundene Visitenkarte lautet auf Oberlehrer H. in M. Es ist anzunehmen, daß der Besitzer dieser Gegenstände spät abends noch ein Bad nehmen wollte und dabei an dieser, zum Baden nicht bestimmten Stelle ertrunken ist.
Ulm, 12. Juli. Aeußerst empfindlich wurde eiu hiesiges Dienstmädchen für das Nichtbefol- gen einer ortspolizeilichen Vorschrift bestraft. Dasselbe leerte ein Gefäß mit Wasser auf die Straße. Durch das hiedurch entstandene Geräusch erschrak das Pferd eines eben vorüberfahrenden Fuhrwerks so heftig, daß es einen Seitensprung machte und zu Boden stürzte. Durch den Sturz zog sich das Tier so schwere Verletzungen zu, daß es zum Dienst nicht mehr zu gebrauchen war. Ter Eigentümer
^ 1?« Nachdruck verboten.
Dem §eben zurückgegeben.
Roman von B. Ernst.
(Fortsetzung.)
IV.
Als die Sonne am anderen Morgen klar und freundlich in die Fenster von Schloß Bergau blickte, hatten dessen Bewohner es bereits seit Stunden verlassen, und nur der alte Lorenz war noch da. Der neue Besitzer hatte ihm angeboten, bei ihm zu bleiben und eine Art Gnadenbrot zu genießen, weil er sich sagte, daß dis Ratschläge und Erfahrungen eines ehrlichen Mannes, der sein ganzes Leben hier verbracht hatte, ihm von Nutzen sein konnten. Lorenz kam sich sehr hcrabgcwürdigt vor, daß er, der so lange, als er zu denken vermochte, den Grasen Nordau gedient, jetzt in die Dienste eines bürgerlichen Kommerzienrats trat, aber cs blieb ihm nichts übrig, als das gütige Anerbieten anzunehmen. Ja, er mußte eigentlich froh sein, daß man ihn behalten wollte. Alle seine Ersparnisse hatte er mit der Zeit im Haushalte zugesetzt, weil es ihm zu weh that, seine Herrschaft Entbehrungen leiden zu sehen. Den jungen Herrn Grafen, der von Zeit zu Zeit mit ihm Abrechnung hielt, hatte er — wenn es nicht anders ging — belogen und betrogen; und das war sogar eine harte Arbeit gewesen, denn Graf Herbert hatte eine eigene Art, einen forschend anzusehen und einer Sache auf den Grund zu gehen. Selbst der alte Graf hatte beim Verlassen des Schlosses Thränen vergossen und gesagt: „Unsere schönsten Erinnerungen bleiben doch da zurück. Nicht wahr, Herbert?"
Dieser war nicht im Stande gewesen, zu antworten, und der Vater schien
auch keine Erwiderung zu erwarten, denn er wandte sich an Kuno mit einer Bemerkung über die Frische des Wetters. Ein Mietswagen brachte die drei zusammen zum Bahnhof, und auch der erste Teil der Eisenbahnfahrt wurde gemeinsam zurückgelegt. Erst nach mehrstündiger Reise trennte man die nach Osten und Westen gehenden Wagen. Kuno wandte sich der Richtung zu, die ihn nach Berlin und Köln führte; das Ziel des Grafen Nordau war die reizlose Gegend Mittelposens.
Herbert bat Kuno beim Scheiden, sich um eine Beschäftigung für ihn zu bemühen; eine jede sei ihm recht und die geringste ihm nicht zu gering Der Vater fragte nicht, woher Herbert das Geld für die Reise und die Wegzehrung nahm, wahrscheinlich weil er es als des Onkels natürliche Pflicht betrachtete, diese Ausgaben zu bestreiten. Allerdings hatte der Baron Perger dem Neffen eine Summe zu diesem Zwecke geschickt, und obgleich er diesem Geschenke (das dem alten Grafen unbekannt blieb), den eleganten Reisekoffer, der Kuno in die Augen gefallen war, und neue Garderobe für Vater und Sohn zugefügt hatte, nannte Graf Nordau seinen Schwager doch einen Geizhals. Er konnte es nicht fasten, daß Herbert sich zu diesem Onkel mehr hingezogen fühlte als zu seinem leiblichen Vater. Aber freilich war dies nur möglich, weil einer ein Duckmäuser war wie der andere, unzugänglich und blind für alles, was das Leben schön und reizvoll macht.
Die lange Bahnreise durch öde Schneefelder, beschneite Wälder, an einförmigen kleinen Städten vorüber, nahm ihr Ende, und noch war man nicht am Ziele. Die Verbindung der einzelnen Züge, die schon im Sommer nicht die bequemste war, war jetzt durch Schneetreiben vielfach unterbrochen und gestört worden, und die Reisenden hatten manchen ungewöhnlichen Aufenthalt zu erleiden. Sie wollten in W .. .., einem polnischen Städtchen übernachten und am andern Morgen mit der Zweigbahn Weiterreisen nach T ..... der letzten Eisenbahnstation