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§ i!
Biberach, 9. April. Als Preisrichter für das diesjährige Schwäbische Liederfest in Biberach im Juli wurden bestellt: Musikdirektor Braun-Biberach, Prof. Burckhardt- Nürtingen, Musikdirektor Eggert-Augsburg, Musikdirektor Mohr-Pforzheim und Musikdirektor Staudacher-Ravensburg.
Freudenstadt. 10. April. Noch raucht der Trümmerhaufen der letzten Sonntag durch den Brand zerstörten Gebäude und schon wieder wurden wir gestern kurz vor 10 Uhr durch Feuersignale erschreckt. Die Feuerwehr war so fort zur Stelle; aber schon stand der ganze Dachstuhl der Wirtschaft und Brauerei zur Traube bei ihrem Eintreffen in Flammen. Glücklicherweise herrschte vollständige Windstille, so daß es gelang, das Feuer auf seinem Herd zu beschränken.
Marktpreise.
Neuenbürg, 14. April.
Butter, V- Kilo.SO—1 ^4L
Landeier, 2 Stück 11—12 Kisteneier 11
Pforzheim, 14. April.
Land-Butter V, Kilo.SS—1.10
Süßrahmbutter.-4L 1.10—1.20
Land-Eier, 2 Stück.11—12
Kistcneier, 2 Stück.10—11
Stuttgart, 14. April. Süße Butter, V, Kilo .... 1.10—1.20
Saure Butter, V, Kilo.-4L 1.—
Frische Eier, 10 Stück.55-60
Kalkeier, 10 Stück.—
Anstand.
Wien, 13. April. Bei dem Verlassen des heute früh hier eingetroffenen Schnellzuges der Westbahn entfiel einem jungen aus Paris kommenden Manne ein anscheinend mit roten Bonbons gefüllter Glascylinder. Die Untersuchung des vom Polizeiagenten ausgelesenen Cylinderinhaltes ergab, daß die „Bonbons" Pillen von stärkstem Sublimat waren, von denen eine einzige Pille zur Tötung von 10 Personen hinreichen würde. Nachforschungen nach dem verdächtigen Reisenden sind angeordnet worden.
vermischtes.
(Sonderbare Giückwunschschreiben) sind bei dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruhe anläßlich seines 80. Geburtstags zum Teil eingegangen. So war z B. ein Brieflein, das den Poststempel Braunschweig trug, adressiert: „Herrn Bismarck in Friedrichsruh bei Hamburg" und lautete: „Lieber Herr Bismarck! Mein Papa hat mir erzählt, Du hättest einen Baumkuchen, so groß wie unser Apfelbaum gekriegt. Ich gratuliere Dir auch vielmals und bitte Dich ganz freundlich, schicke mir ein Stück davon für mich und meine beiden kleinen Brüder, wenn Du ihn nicht alle auskannst. Wir haben noch nie Baumkuchen gegessen. Vielen Dank von Deinem Mariechen." Mariechen hat nur vergessen, eine nähere Angabe ihres Namens und Wohnorts zu machen, so wird sie wohl, da Fürst Bismarck, wenn er wirklich mit seinen Freunden allein den Kuchen „nicht alle auf kann", doch nicht allen „Mariechen" in Braunschweig davon etwas abzugeben, im stände ist. vergeblich auf den ersehnten Leckerbissen warten müssen. — Besser als dem Braunschweiger Mariechen ist es drei mit Glücksgütern anscheinend wenig gesegneten, doch kecken Humors nicht baren Gesellen ergangen, die aus Hörde i W. am 1. April folgende Postkarte, auf die 1 M. 50 Pfg. Nachnahme genommen war. an den Fürsten Bismarck absandten: „Zum 80 Geburtstage sendet im Namen dreier armer durstiger Kehlen die herzlichsten Glückwünsche unter gleichzeitiger Nachnahme von 1 M. 50 Pf., welche Kühnheit wir in Anbetracht der zeitigen Verhältnisse edelmütig zu entschuldigen bitten. I. A: (Unterschrift)
.. Maschinenbauer." Die Postkarte ist
Anbetracht des durch sie zum Ausdrucke gekommenen originellen Einfalls unter Einzahlung des Nachnahmebetrags vom Adressaten angenommen worden und der Betrag den durstigen Maschinenbauern mit einem „Prosit" übersandt worden.
Aus Thüringen, 4. April. Ein originelles Bismarck-Angebinde ist vom
Festkomite in Arnstadt nach Friedrichsruh gesandt worden. Es ist ein aus feinstem weißen Glaceleder in der Handschuhfabrik von Liebmann u. Kiesewetter gefertigtes Paar Riesen- handschuhc (80 Ccntimeter lang u. 38 Cenü- meter breit!), in deren Steppnaht „Nr. 80" eingestickt ist. Die Handschuhe ruhen in einem schwarzen, mit blauem Plüsch ausgeschlagenen Kasten, welcher auf der Innenseite ein gelb- seidenes Band mit folgender Inschrift zeigt: „Dies ist der Glacehandschuh, mit dem Fürst Bismarck in seinem Leben niemanden angefaßt hat."
Straßburg, II. April. Ein merk- würdiger Fund aus der Kriegszeit von 1870 wurde gestern beim Ausbaggern der Aar in der Nähe der neuen evangelischen Garnisonskirche gemacht, bestehend in einer Anzahl Sprcngkugeln und Granaten. Die mörderischen Geschosse, welche 25 Jahre lang in dem tiefen Schlamm still beschaulich geruht haben, waren zum Teil noch geladen. Vielleicht sind sie von französischen Soldaten kurz vor der Uebergabe der Fest, ung an jener Stelle versenkt worden. Jetzt sind sie nur mehr wertloses altes Eisen, welches seinen Beruf vollständig verfehlt hat.
Heidelberg, 9. April. Eine originelle Wette kam dieser Tage in einer Wirtschaft der Heidelberger Altstadt zum Austrag. Einer der fröhlich beisammensitzenden Gäste, der Besitzer eines größeren Anwesens, behauptete im Laufe des Gesprächs, man könne in ein bis zum Aich- strich gefülltes Viertelltter-Weinglas 1800 <46 in Gold legen, ohne daß dasselbe überlaufe. Da diese Behauptung angezweifelt wurde, so kam es zur Wette um 6 Flaschen Sekt. Das Experiment wurde gemacht, Goldstück auf Goldstück in das Glas versenkt, bis sogar 1900 -46 als ein anderer Nibelungenhort im goldenen Naß ruhten Kein Tropfen war übergelaufen und die Wette von dem kundigen Thebaner, der mit großer Schläue das Gespräch aus dieses Thema zu lenken gewußt hatte, glänzend gewonnen worden.
Stuttgart. 8. April. Als Kuriosum mag angeführt werden, daß die „Münch. N. Nachr." kürzlich eine Art „Hotclanzeiger" beilegten, der diejenigen Gasthöfc namhaft machte, die gewissermaßen den Freunden des Blattes zum Besuch empfohlen werden. Für Stuttgart sind u. a. verzeichnet „Hotel Krauß" und „Die deutsche Flotte". Schade nur, daß das erstgenannte Hotel seit etwa 10 Jahren gar nicht mehr existiert und das zweite ein Schlupfwinkel für Vagabunden und Verbrecher und der Schauplatz erfolgreicher polizeilicher Razzien ist.
Ein Meisterstück lieferte die Faßtabrick von Johann Tropf in Frankenthal: einen Holzbottich, der einen Durchmesser von 8 Meter hat und 125.000 Liter saßt. Das Gefäß, aus Lerchenholz hergestellt, soll in die Zellstofffabrik Waldhof übergeführt werden und dort industriellen Zwecken dienen.
Von der Bismarck Nummer des Kladderadatsch sind 100000 Exemplare abgesetzt worden.
(Unfreiwillige Komik.) In der „Sulinger Kreiszeitung" empfiehlt W. Plümer in Barnstorf „150 Stück trächtige Hammel." — Als „Fastenspeisen empfiehlt Wilhelm Wolff in Köln außer Pflaumen, Weizenmehl. Korinthen. Reis, Linsen u. s. w.. auch In. Kernseife, marmorierte Kernseife und Soda." (Dergleichen mag ja zur gründlichen Reinigung des menschlichen Innern sehr gut sein, eine harte Zumutung aber bleibt es doch, Seife zu essen, selbst wenn sie von bester Qualität und marmoriert ist.) — Im „Köln. Tgblt." zeigt W. H. Klein an: „Zur Kanarienzucht empfehle Hähne, Weibchen und Vorsänger meines präm Knorr- und Hohlrollerstammes, sowie zwei Dalmatiner Tigerhündinnen, spottbillig" (Gerade zur Kanarienzucht dürften Tigerhündinnen wenig geeignet sein!) — Im „Hannov. Tgblt." empfiehlt A. Duschinsky in Wien „reines, streng religiöses Gänsefett."
Ergötzliche Zollkuriosa. Es dürfte noch in aller Erinnerung sein, daß in diesem Frühjahr an einer Grenzstation Maikäfer als „Delikatessen" verzollt werden mußten. Neuerdings wieoer erklärten Zollwächter in Duisburg
eine Sendung Schmetterlinge für „Geflügel" und erhoben danach die Jmportgebühren. In Wien kamen jüngst große Butten mit Johannisbeeren an, die unterwegs vollgeregnet waren. Was Wunder, daß die Ladungen nicht als „Johannisberger" verzollt werden mußten! Der Konstanzer Männer-Gesangverein machte vor wenigen Tagen eine Sängerfahrt nach Bregenz. Leider fanden die österreichischen Zollwächter zu ihrem großen Leidwesen nichts Steuerbares, bis sie einen von drei Sängern getragenen Lorbeerkranz erblickten, welcher dann auch flugs als —. „frisches Gemüse" mit zehn Kreuzer Zoll belegt wurde.
Ein Wund ersaft. Wer da etwa behaupten sollte, daß man bei — Buttermilch nicht singen, bei Buttermilch nicht lustig sein kann, der lese folgendes in den „Mitteilungen des deutschen Vereins gegen Mißbrauch geistiger Getränke" veröffentlichte Weihelied:
Bloß Bottermelk!
Dat Bier gift (gibt) Schlag,
De Wien gift Gicht,
De Branwien Köpper in't Gesicht!
De Porter uns dat Bloot verdickt, Champagner gor de Been uns knickt,
De Grog makt dumm,
De Kaffee blind,
De Thee makt uns an Kraft to'n Kind;
Dat, wat de Minsch noch drinken kann,
Js Bottermelk, de nährt den Mann,
Makt frisch dat Hart,
Dat Liev uns reen,
Uns klor den Kopp Un flnk de Been.
fBoshaft.j Aus der Rezension über eine Theatervorstellung: „...Vor allen anderen zeichnete sich durch klare, deutliche Aussprache der Soufleur aus." — fVorstellung.j Komponist : „Mein Name ist Meier. Ich komponiere!" — Lieutenant: „Mein Name ist Schulz. Ich imponiere!" (Fl. Bl.)
fZurechtweisung.j Nichte: „Mit dem jungen Assessor unterhalte ich mich sehr gerne — er spricht wie ein Buch!" — Tante: „Ja, aber wie ein Buch — das man nicht lesen darf!"
fZu fähig.j „Ich begreife nicht, daß Sie den Goldberg entlassen haben, so einen fähigen Menschen!" — „Eben; er ist zu allem fähig!"
(Auf der Alpe.j Führer: „Hier sehen Sie den Kamm des Gebirges, dort den Spiegel des Sees!" — Tourist: „So — wo ist denn da die Bürste? Die gehört doch auch dazu?"
Auflösung des Rätsels in Nr. 59.
Oldenburg, Saibling. Teniers, Emaus, Rübezahl, Rehemia. — Ostern.
Richtig gelöst von Gertrud Süßkind, Neuenbürg,
Diamant-Rätsel.
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a a a a c c c c c c d d d d d eeeeeeeee e f f f f h h hhh h hhhhhiiiiiiil lllmmnoprrr rrrrrrrrr sss s s ss t t t u u w w z
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Telegramm.
London, 16. April. Die Times meldet aus Shanghai: Der Schwiegersohn Li-Hung- Tschangs telegraphierte, daß der Frieden unterzeichnet sei. Bedingungen: Unabhängigkeit Koreas. Japan behält die eroberten Plätze und das Gebiet östlich vom Liau-Flufse. Die Insel Formosa wird dauernd an Japan abgetreten, die Kriegsentschädigung auf 100 Millionen Dollars festgesetzt. Abschluß eines Schutz- und Trutzbündnisses zwischen China und Japan.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.