Bijouterie-Arbeiter wurde gestern durch die Kriminalpolizei festgenommen und in Untersuch­ungshaft abgeführt. Es handelt sich um be­deutende Unterschlagungen zum Nachteile der Kasse, die in einer am Sonntag stattgehabten sehr stürmisch verlaufenen Generalversammlung schonungslos aufgedeckt wurden.

Württemberg.

Die Finanzkommission der Kammer der Abgeordneten hat auch in der abgelaufenen Woche fleißig gearbeitet. Sie geht nur über die eigentlichen Osterfeiertage in Ferien und wird unmittelbar nach den Feiertagen ihre Arbeit wieder aufnehmen. Der Tag des Zusammen­tritts der Ständekammern ist noch nicht be­stimmt.

Stuttgart, ll. April. Gestern Nach­mittag fand in der Maschinenhalle der k. Zentral­stelle kür Gewerbe und Handel vor Eingeladenen eine Probe mit den von Fabrikant Paul Stotz erfundenen elektrischen Kochapparaten statt. Es waren Proben am besonders hiesür konstru­ierten Herde und an frei auf dem Herde stehenden Gefässen. Der Heizkörper ist am Boden eines jeden Gefässes angebracht; er besteht aus einem Thonstein, dessen Herstellung schwere Mühe verursachte. Dieser etwa daumdicke Stein ist von Hunderten von zarten Löchlein durchbohrt und durch diese Löchlein ist feiner Platinadraht gezogen. Der Strom wird hierher geleitet. Die im Steine entwickelte hochgradige Hitze wirkt fast augenblicklich auf das Wasser, in wenigen Minuten steht siedendes Wasser zur Verfügung. Do ist ein Rost für Beefsteaks. Statt des Beefsteaks dient diesmal ein Bügeleisen Da sind riesenhafte Löthkolben. zierliche Herdchen für Lockicheere u. s. w ; sie lassen erkennen, daß die neuen Apparate ebenso geeignet sind, für die kleinsten häuslichen Zwecke zu dienen, als schwere Ausgabe für Fabrikzwecke zu lösen. Aber einen Eindruck wird jede Hausfrau beim Anblick der niedlichen, blinkenden Apparate gewinnen: eine damit ausgestattete Küche laßt sich proper wie ein Salon halten; die neue Einrichtung gestattet den höchsten Grad von Reinlichkeit.

Ludwigsburg Hier erfolgte auf dem Werkplatze des Baugeschäfts H. Kirschner (Stutt- garterstraßer 22) eine Dampfkesselexplosion, die in ihrer Wirkung verheerend war. glücklicher­weise aber kein Menschenleben kostete. Der Kessel war in die Erde eingemauert; infolge der Ex­plosion wurden glühende Mauerteile und Stücke der Umfassungsmauer auf weite Ent­fernung, namentlich auch gegen die Dragoner­kaserne. geschleudert, das Gebäude (Hinterhaus) erhielt bis in den ersten Stock gefährliche Risse und wurde nur durch sofortiges Abspießen vor dem Einsturz bewahrt; der Besitzer des Geschäfts war gerade abwesend. Oifiziere und Mann­schaften des Feldartillerie-Regiments und des Dragoner-Regiments und die auf dem Werkplatze beschäftigten Arbeiter ordneten die entsprechenden Maßregeln an und leisteten ausgiebige Hilfe.

Künzelsau. N. April. Heute erhielt der hiesige Fischzuchtverein von der kaiserl. Fischzuchtanstalt Hüningen i E. ca. 6000 junge Aale, welche sofort in den Kocherfluß eingesetzt wurden. Vor drei Jahren hat der Verein eben­falls 5000 Aale eingesetzt, damals auf eigene Kosten. Die diesjährige Sendung erhielt der Verein durch güt. Vermittelung des Herrn Prof. Siglin in Hohenheim gratis und franco. Herr Jul. Kieffer hat heute von 2jährigen Regen- bogeniorellen ca. 6000 Eier gewonnen.

Schorndorf, 10. April. Gestern abend hielt Hr. Landtagsabgeordn. und Redakteur Fr. Schrempf in den überfüllten Räumen des Evang. Vereinshauses einen trefflichen Vortrag über das Thema:Die Stellung der Frau unter den Kämpfen der Gegenwart." Der Vortrag wurde von den meist aus Frauen und Jung- frauern aller Stände bestehenden Zuhörern mit größtem Interesse ausgenommen.

Weinsberg, ll. April. Die Volkspartei im 3. und ll. Reichstagswahlkreis veranstaltet am Ostermontag den 15. d. Mts. nachmittags 3'/» Uhr am Fuß der Weibertreu auf dem grasigen Haag hier eine Protestversammlung

gegen die Umsturzvorlage. Referent: Landtags­abgeordneter Betz aus Heilbronn.

Ausland.

Amsterdam, II. April. Etwa fünfzig eiserne Träger des Hauptgebäudes auf dem Ausstellungsplatze stürzten zusammen. Dabei wurden drei Arbeiter schwer verletzt. Man arg­wöhnt, das der Unfall böswillig herbeigeführt worden ist

Die französischen Staatsmänner be­mühen sich schon seit vielen Jahren, für Frank­reich den längst verlorenen Einfluß in Egypten wieder zu gewinnen und der gegenwärtige Minister des Aeußern, Hanoteaux. benützt alle afrikanischen Reibungen zwischen Engländern und Franzosen dazu, die Engländer zu fragen, wenn sie endlich ihre Truppen aus Egypten zurückzuziehen ge­dächten. Die Engländer werden daraufhin regel­mäßig zuerst grob um dann den Franzosen in andern Punkten um so williger nachzugeben, nur damit das egyptische KräutchenRührmich­nichtan" vorerst unversehrt bleibe. Aber eben darum, weil sie das unnötige Zurückweichen der Engländer immer besser kennen lernen, treten die Franzosen je länger desto öfter ihrem Nach­bar John Bull auf das egyptische.Hühnerauge. Dem liberalen Kabinet in London wird es da­bei immer schwüler ums Herz. Wenn Deutsch­land nur die Gefälligkeit haben wollte, den Engländern ein bischen zu Hilfe zu kommen, wo­möglich durch einen Krieg mit Frankreich, wobei die Engländer recht gute Geschäfte machen könnten und würden wie 1870! Aber Bismarck hat seinem Nachfolger und Freund Fürst Hohenlohe offenbar einen guten Rat gegeben, die Engländer bis zur Verzweiflung zappeln zu lassen und nun ist in London guter Rat nicht nur teuer sondern selbst um jeden Preis nicht zu bekommen. Selbst Gladstone, der übrigens mit dem Versuch be­schäftigt ist, die irischen Parnelliten und Anti- parnelliten miteinander auszusöhnen, weiß keinen Rat mehr. Dabei drohen neue Verwickelungen mit der Transvaalrepublik in Afrika, die den Engländern mit Deutschland gedroht, dessen Intervention die Boeren anrufen wollen und auch die ostindische Expedition gegen das rebell­ische Tschitral zieht sich in die Länge.

Den Spaniern erwächst jetzt in den Nöten, die ihnen der Cubanische Aufstand bereitet, ein unerwarteter Helfer auf Cuba selber. Die dortige autonomistische Partei, welche nur die Gewährung von Selbstverwaltung an ihre Hei­matsinsel, nicht aber deren völlige gewaltsame Lostrennung vom spanifchen Mutterlande, er­strebt, hat ein Manifest veröffentlicht. In dem» selben protestieren die Autonomisten nachdrücklich gegen den Ausstand derSeparatisten", also jene Cubaner, welche das Heil ihrer Insel nur in deren Loslösung von Spanien erblicken, be­kunden ihre Anhänglichkeit an Spanien und bieten dem Gouverneur ihre Hilfe zur Unter­drückung des Aufstandes an. Wie sich die spanische Regierung zu diesem Angebot stellen wird, bleibt allerdings noch abzuwarten, immer­hin wäre aber eine ehrlich gemeinte Unterstütz­ung der Spanier gegenüber den cubanischen Insurgenten durch die loyal gesinnten Lands­leute der letzteren gewiß von Wert. Freilich stünde in solchem Falle anderseits wiederum''zu befürchten, daß der Kampf auf Cuba dann den Charakter eines mörderischen Bürgerkrieges er­halten würde, die Eingeborenen würden sich ja selber gegenseitig zerfleischen. Ob jedoch die automistische Partei Cubas ihre loyale Ge­sinnungen gegenüber dem Mutterlande auch fernerhin bewahren wird, das ist noch fraglich. Sollte sich Spanien fortgesetzt sträuben, Cuba die von dem noch gutgesinnten Teile der Be­völkerung längst gewünschte Selbstverwaltung zu gewähren, jo dürsten nachher schließlich auch die Automisten in das Lager der Rebellen über­gehen.

Aus Ostasien kommt die Meldung, daß unter den japanischen Truppen, welche die Pescadores-Jnseln erobert haben, die Cholera in heftiger Weise ausgebrochen sei. Die Friedensverhandlungen werden noch fortgesetzt. Die Meldungen über die von Japan gestellten

Friedensbedingungen sind vorerst mit großer Vorsicht aufzunehmen; denn diese Bedingungen wurden erst zwei Tage später, als sie in Europa angeblich bekannt waren, den chinesischen Frie- densunterhändlern vollständig vorgelegt. Die japanischen Blätter verlangen die Eroberung der chinesischen Hauptstadt Peking und ven Abbruch der Friedensunterhandlungen, bis auch Südchina erobert sei! Die chinesischen Unterhändler wollen aber nicht einmal das bereits verlorene Port Arthur und die dahinter liegende Halbinsel an Japan abtreten, wohl aber die Insel Formosa und die Pescadore-Jnseln. Bei der allgemeinen, geradezu ungeheuren Korruption in China ist gar keine Möglichkeit gegeben, daß dem Sieges­lauf der Japaner irgendwo militärischer Einhalt geboten werden könnte. Die Chinesen vertrauen um so mehr auf eine diplomatische Intervention Rußlands und Englands. Aber schon der Ge­danke an eine solche Möglichkeit hat die Er­bitterung der Japaner namentlich gegen England in hohem Maße wachgerufen.

Ein Zwischenfall, welcher leicht geeignet ist, in dem feinem Ende entgegenlreibenden chinesisch-japanischen Kriege ganz neue uner­wünschte Verwicklungen nach sich zu ziehen und die oft ventilierte Frage des Eingreifens euro­päischer Mächte in Fluß zu bringen, wird durch nachstehendes Telegramm aus Taku gemeldet: Taku, 10. April. Ein japanisches Kriegs­schiff beschlagnahmte den englischen Dampfer Icksang" in der Nähe dieses Hafens. Letzterer hat eine Viertel Millionen Patronen an Bord, welche in Shangai von einer angesehenen deut­schen Firma, als Bambus und Stahl bezeichnet, verfrachtet und seitens des englischen Dampfers in gutem Glauben acceptiert wurden.

(Boshaft.)Ich weiß nicht, wie ich den Helden meines neuen Stückes sterben lassen soll."Ganz einfach, lassen Sie ihm einen Gedanken durch den Kops schießen!"

(In einem sächsischen Opern-Theater.) Regisseur (vor die Gardine tretend): Wegen blötzlich eingetretener Unbäßlichkeit des Härrn Schnegele wird Härr Gammersänger Grazer den Sarastro" singen.

Auflösung des Arithmogriphs in Nr. 58. Ostara. Sorge. Tasfo. Egon. Rose. Sago. Oase. Nogat. Nase. Torte. Agnes. Gans:

Ostersonntag.

Richtig gelöst von R. Gann von Conweiler u. Fritz Glauner in Gräfenhausen.

Telegramme.

Laibach, 13. April. Der Kurort Tötlitz steht in Flammen. 26 Häuser und 24 Wirt­schaftsgebäude sind eingeäschert.

Göppingen, 13. April. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag brannte in Uhingen das Farbwerk dis auf den Grund nieder.

Tübingen» 13. April. Ein schwerer Verlust hat die Universität durch das Hinjcheiden des Professors Dr. Lothar von Meyer am K. Laboratorium betroffen. Meyer war mittags in bester Gesundheit in seinem Garten und be­gab sich hierauf in sein Arbeitskabinet. Gegen 5 Uhr fühlte er sich unwohl und rief seine Familie. Als sein Sohn ins Zimmer kam, fand er den Vater bewußtlos. Es war ein Schlag- anfall, welchem v. Meyer nachts gegen 12 Uhr erlag. Prof. v. Meyer war im letzten Jahre Rektor der Universität.

Paris, 12. April. Gestern nachts nach 12 Uhr wurde die gesamte Pariser Garnison, sowie die übrigen dem Befehle des Militär­gouverneurs Sausfier unterstehenden Garnisonen von Versailles, Saint Germains, Rambouillet, Vincennes, Reuilly, Fourelles und Chateau d'Eau behufs einer vollständig kriegsmäßigen Mobilisierungsübung alarmiert.

Jokohama, 12. April. Aus gut unter­richteten Kreisen verlautet: Falls in dem Zeit­raum des Waffenstillstandes der Friedensschluß nicht zustande käme, würde die Waffenruhe nicht weiter verlängert werden. Die japanische Armee würde dann sofort auf Peking Vorgehen.

Mit einer Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.