Mittag nicht mehr steigt sondern hinab gehl in das tiefe Meer einer oft langen, einsamen Nacht. —
Die Kriegstrompete des Jahres 1870 rief den Jüngling unter die Fahne. Laut jubelte sein Herz; jetzt winkte ihm der Ruhm.
Große Schlachten waren bereits geschlagen, noch ehe er ins Feld rücken konnte, und als endlich der ersehnte Augenblick gekommen war, wo er sich den Lorbeer ums Haupt zu winden gedachte, da traf ihn eine feindliche Klinge und in langem Siechtum mußte er unthätig zusehen, wie seine Freunde die Ehren ernteten, die ihm versagt blieben. Als er genesen war, gab es nichts mehr für ihn zu thun. Als kriegsuntüchtig zog er nach dem Süden, um die alte Kraft wieder zu finden Er fand sie auch. Blieb ihm der Ruhm versagt, so konnte er doch Schätze erwerben, Schätze, die seinen Namen bekannt machen sollten in der Welt.
Da rief ihn eines Tages die Nachricht vom Tode seines Vaters heim, und als er zurückkehrte, fand er nur die Ruinen des stolzen Baues, den er verlassen.
Dem gewaltigen Aufschwung, den Handel und Industrie nach dem Kriege genommen hatten, war die Reaktion gefolgt, der auch das solide väterliche Haus nicht widerstehen konnte.
Nun hieß es arbeiten, um der Existenz und um der Ehre willen. Seinem festen Willen und seiner Ausdauer gelang es endlich, sich aus dem Schult der Vergangenheit empor zu ringen. Jetzt hatte er das zweite seiner Ideale erreicht: er war reich!
Doch der Reichtum beglückte ihn nicht. Sein Herz war leer und er wurde um so öder, je mehr sich seine Truhen füllten. — Für wen arbeitete und erwarb er? Keinen besaß er auf der weiten Erde, zu dem sich sein Herz hingezogen fühlte, keinen, den er hätte an die Brust drücken, dem er hätte sagen können: „Ich liebe dich, ich gehöre dir, wie du mir! Für dich Hab' ich gewirkt und geschafft! Sei glücklich, damit ich glücklich werde.
Einmal hatte er geliebt, so heiß und selbstlos, wie nur ein reines Herz lieben kann. Sie aber betrog ihn und nahm ihm mehr, als er ihr je hätte geben können: den Glauben an die Menschheit. —
Seine Sonne war untergegangen, — für immer. Dort draußen pochte der Lenz ans Fenster und morgen war Ostern !
Seine Sonne war untergegangen. Sein Herz lag begraben im tiefen Schnee, und die starre Eisdecke, die darüber gebreitet lag. sprengte kein Frühlingssäuseln mehr. Für ihn gab es kein Ostern, keine Auferstehung aus der Nacht, die ihn umgab. Er hatte das Glück gesucht in aller Welt und hatte es nicht gefunden: es gab für ihn kein Glück. — Und dennoch blühte etwas unter dem Schnee seines Winters, unbemerkt, still und heimlich, wie ein Veilchen, das ihm hätte sagen können: „Du täuschst dich, es ist nicht todt, was dir todt zu sein scheint. Ich lebe in dir und werde wachsen in aller Stille und des Tages harren, an dem die Sonne wiederkehren wird. Dann wird ihr erster Strahl mein Grab sprengen und mächtig will ich empor blühen. Dann werden meine Geschwister von selbst folgen: die Hoffnung, der Glaube und die Liebe, und dann wird auch dein Ostern kommen." Und wenn er das Veilchen bemerken und es fragen wollte: „Wer bist Du?" Dann würde es ruien: „Ich bin die Sehnsucht!" —
Der Nebel war gewichen. Am Himmel stand der silberne Mond und die Wolken jagten darüber hin. Ernst sah empor.
„Wie sie eilen und hasten," sprach er. „Wohin? Und warum? Auch ich jage und haste, und Niemand fragt nach dem „Wohin" und „Warum". Doch wenn Jemand fragte — was wollt' ich antworten? Ich weiß es ja selbst nicht. — Weshalb bin ich heimgekehrt. Um zu Hause zu sein. Giebt es für mich ein „zu Hause?" Ich bin überall daheim und überall fremd."
(.Fortsetzung)
Wieder tauchen, wie in jedem Jahre, vor Ostern Warnungen zur Berufswahl auf,
242 -
die aber gewöhnlich aus Berufskreisen kommen und den Zweck haben, die Eltern und Vormünder der Knaben, welche jetzt die Schule verlassen, gerade vor Ergreifung jenes Berufes zu warnen, aus denen eben jene Warnungen kommen. Ein großer Wert ist diesen Warnungen übrigens nicht beizumessen, denn cs giebt ja nur wenig Berufe, von denen sich sagen ließe, daß sie noch viel Raum böten. Wollte der ins Leben Eintretende auf alle diese Warnungen hören, so würde er schließlich von jedem Berufe ausgeschlossen sein. Leider ist es ja wahr, daß es heutzutage in keinem einzigen Beruf mehr glänzend aussieht. Aber ein Gutes mögen alle diese Aufrufe haben. Viele Eltern nämlich wählen den Beruf für ihren Sohn nach dem Maßstabe der Aussichten aus, welche der betr. Beruf nach seiner geschäftlichen Lage bietet. Dieses ist jedoch nicht richtig. Wenn z. B. die kaufmännischen Arbeitskräfte auch noch so hoch im Werte stehen, so wird der junge Kaufmann doch keinen Erfolg haben, wenn ihm die Begabung zu diesem Berufe abgeht. Die Eltern und Vormünder sollten daher ihre Söhne, die sie einem Berufe zuführen wollen, prüfen nach ihren Fähigkeiten und Neigungen. Wer Liebe und Geschick für einen Beruf hat, wird auch in ihm forlkommen und ist der betr. Beruf in der That auch überfüllt, er wird sicher die schwächeren Elemente ausstoßen. Die Eltern aber, die nach ihren Neigungen, aus Eitelkeit oder sonst welchen Gründen, die Zukunft ihrer Kinder bestimmen, handeln unklug. Bei dieser Gelegenheit sei auch bemerkt, daß es von seilen der Lehrherren ungerecht und unklug wäre, ganz allein auf die Schulzeugnisse zu gehen und nicht auch die Person des Lehrlings und seine Vorliebe zu dem betr. Beruf in Rücksicht zu ziehen.
Was sollen wir mit unser« Töchtern thun?
Gebt ihnen eine ordentliche Schulbildung. Lehrt sie ein nahrhaftes Essen kochen. Lehrt sie waschen, bügeln, Strümpfe stopfen, ihre eigenen Kleider machen und ein ordentliches Hemd. Lehrt sie Brod backen und daß eine gute Küche viel an der Apotheke spart. Lehrt sie, daß eine Mark 100 Pfenig wert ist. und daß nur Derjenige spart, der weniger ausgiebt, als er einnimmt, und daß Alle, welche mehr ausgeben, verarmen müssen. Lehrt sie, daß ein bezahltes Kattunkleid besser kleidet als ein seidenes, wenn man Schulden hat. Lehrt sie, daß ein rundes, volles Gesicht mehr wert ist als 50 schwindsüchtige Schönheiten. Lehrt sie, gute starke Schuhe tragen. Lehrt sie Einkäufe machen und nachrechnen, ob die Rechnung auch stimmt. Lehrt sie. daß sie Gottes Ebenbild mit starkem Schnüren nur verderben können. Lehrt sie Selbstvertrauen, Selbsthilfe und Arbeitsamkeit. Lehrt sie, daß ein rechtschaffener Handwerker in Hemdärmeln und mit der Schürze auch ohne einen Pfennig Vermögen mehr wert ist als ein Dutzend reichgekleideter und vornehmer Tagediebe. Lehrt sie Gartenarbeit und die Freuden der freien Natur. Lehrt sie, wenn ihr Geld dazu habt, auch Musik. Malerei und Künste, bedenkt aber immer, daß es Nebensachen sind. Lehrt sie, daß Spaziergänge besser sind als Spazierfahrten, und daß die wilden Blumen gar schön sind für diejenigen, die sie betrachten. Lehrt sie bloßen Schein verachten und daß, wenn man ja oder nein sagt, man es auch wirklich so meinen soll. Lehrt sie, daß das Glück in der Ehe weder von dem äußern Aufwande noch von dem Gelde des Mannes abhängt, sondern allein von seinem Charakter. Habt Ihr ihnen das Alles beigebracht und sie haben es verstanden, dann laßt sie, wenn die Zeit gekommen ist, getrost heiraten, sie werden ihren Weg schon dabei finden.
Wir möchten heute ein Wort im Interesse unserer nützlichen Vogelwelt und damit im Interesse der Obstbaumzüchter einlegen. Im heurigen strengen Winter sind viele unserer nützlichsten Vögel, vor allem viele zurückgebliebenen Höhlenbrüter, dem Hunger, der Kälte und gierigen Raubvögeln zum Opfer gefallen. Es ist um so mehr angezeigt, daß wir die noch vorhandenen in jeder Weise schützen und nun bei
Gründung des Familienlebens unterstützen, damit ihre Zahl sich bald wieder hebt. Das kann am besten geschehen, wenn alle Bäume, in denen Höhlen sich befinden, und besonders auch alte Kopfweiden, die der Brennholznot wegen Heuer auch massenhaft unter der Axt fallen, mehr geschont werden. Solche Höhlen in gesunden Obstbäumen, deren Eingang durch ein darüber genageltes Brettchen gegen das Eindringen von Regenwafser geschützt werden könnte, sollten aber nicht ausgefüllt, sondern den Vögeln als Brutstätten überlassen werben. Ebenso sollten solche Aststumpfe, welche hohl sind und Vögeln schon Brutstätten abgegeben haben, auch auf die Gefahr hin, daß sie den Bäumen ein weniger modernes Aussehen geben, nicht entfernt werden, besonders dann nicht, wenn sie die Höhlengänge gegen Osten oder Süden haben. Eine solche Höhle kann für den Baumbesitzer zur wahren Segensquelle werden. Wenn in ihr z. B. nur ein Meisenpaar 2 Bruten grobzieht, so ist das Ueberhandnehmen schädlicher Raupen in der näheren Umgebung des Baumes fast gar nicht möglich. Auch denen, die des mangelnden Brennholzes wegen an das Niedermachen von Hecken und anderem Gebüsch gar zu eifrig gehen, rufen wir ein wohlgemeintes „Haltein!" zu. Wo sollen die Heckenbrüter unter den Vögeln, deren manche jetzt von ihrer Südlandsreise anrücken und sich nach Bauplätzen umsehen, Raum für ihre Nestchen finden? Wohin sollen anoere. von Raubvögeln verfolgte nützliche Vögel sich flüchten, wenn alles glattrassiert ist? Mehr Hecken und Gebüsch sollten wir haben, nicht weniger.
Das kleine Neger lein. In der „Ko- lonialztg." erzählt der Lehrer Barth allerlei Hoffnungsvolles über seine schwarzen Schüler im deutsch-ostafrikanischen Tanga. Er gibt auch den Aufsatz eines zehnjährigen Jungen über das Pferd im Original:
Das Pferd.
Was ist das? Das ist ein Pferd. Wie ist das Pferd? Das Pferd ist grüß. Was ist das? Das ist sein Kopf. Wie ist sein köpf? Sein köpf ist dig. Was ist das? Das ist sein Mund. W>e ist sein mund? Sein mund ist klaen. Was ist das? Das ist sein Oc. Wie ist sein Or? Sein or ist lang. Wo lebt es? Es lebt im Hauze. Was frißt es? Es frißt Gras.
(Sie auch!) Verkäufer: „Und wohin darf ich Ihnen den Stoff schicken, gnädiges Fräulein?" Backfisch (siolz): „Königstraße 112 Fräulein Generalmajor v. Phffky — (Aus der Schule.j Lehrer: „Wie heißt man einen Mann, der eine Nordpolexpedition leitet?" Hans (Sohn eines Postbeamten): „Nordpolexpeditor!" — (Ausgleichung j Dienstmädchen: „Auf dem Kuchen, den ich gestern geholt habe, lagen vier tote Fliegen!" Konditor (zum Ladenmädchen): „Geben Sie dem Fräulein vier Rosinen dafür!" — (Erkannt) „Kellner, tragen Sie den Hasenbraten gleich wieder w?g! Der miaut ja förmlich!" — (Bedenklich.) Braut: „..Wirst Du mir aber auch wirklich Alles an den Augen ablesen, jeden Wunsch?" Er: „Ach — Du hast so große Augen!" (Fl. Bl.)
(O die Frauen!) Arzt: „Ich rate Ihnen, gnädige Frau, einige Bäder zu nehmen, mehr in die Luft zu gehen und sich leichter zu kleiden!" (Za Hause.) Mann: „Nun. was hat der Doktor gesagt!?" Frau: „Ich muß >n ein Bad, dann einen Luftkurort aufsuchen und mir sofort neue leichte Kleider anschaffen!" — (In der Augenklinik) „Na. haben Sic meine Verordnung, die Augen täglich mit Franzbranntwein einzureiben, auch befolgt?" „„Ick bitt' Ihnen, Herr Professor, Sie müssen mich 'ne andere Medizin verschreiben, den verfsixten Schnaps bring' ich nie beim Maul vorbei und zu die Augen ruff!""
(Auf der Sekundärbahn.) Passagier: „Warum hält der Zug auf offener Strecke? Was ist denn passiert?" — Kondukteur: „Ach, 's ist nischt! Der Lokomotivführer hat blos vorhin die Dampfeife zu lange pfeifen lassen, und da is Sie der Dampf ausgegangen!"
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.