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Neuenbürg. Der Württembergische Schwarzwald-Verein bedarf zur Erfüllung seiner mannigfachen Aufgaben noch einer ansehnlichen Verstärkung seiner Mttgliederzahl. Wohl ist er im Laufe der letzten 1'/, Jahre von 800 auf 1400 Mitglieder angewachsen, aber noch immer stehen Viele ferne, welche wir gerne in unseren Reihen begrüßen würden, weil sie mithelfen könnten nicht nur an der Förderung des Fremdenverkehrs, sondern auch an der Heimatliebe weckenden Erforschung unseres schönen Waldgebirges. Der Mitgliedbeilrag beträgt jährlich 3 vlL Dafür erhält aber jedes Mitglied kostenfrei, die mit Original-Illustrationen geschmüüien — nunmehr monatlich erscheinenden — Blätter „Aus dem Schwarzwald", welche die Heimatkunde auf allen Gebieten pflegen. Außer- dem erhalten die Mitglieder nicht nur die Würt- temberglschen.sondernauchdieBadischenTouristen- karten zu einem wesentlich ermäßigten Preise. Ein hübsches Bereinsabzeichen kennzeichnet die Mitglieder auf ihren Wanderungen. Das- selb?, hefteht aus einem Edeltanncnzweig, an «ctchein unser Wappen Auerhahn und Stechpalmenblätter angeheflet ist. Die Grundfarbe ist ein metallglänzendas Grau, die Rippen, die Spitzen der Nadeln, der Auerhahn und die Stechpalmblätter sind vergoldet. Eine solide Sicherheitsnadel vermittelt die Befestigung am Hut und gestattet zugleich den geehrten Damen das Tragen unseres Zeichens als Brosche. Das Bereinsabzeichen kostet nur 50 Pfg. Die Gast- Hofbesitzer des ganzen Schwarzwaldes werden in ihrem eigensten Interesse die Träger dieses Zeichens besonders beachten. In allen Bezirks- Vereinen werden gemeinsame Ausflüge und gesellige Winterversammlungen veranstaltet. Wer also an dem gemeinnützigen Werke Mitwirken kann, das im Schwarzwald Weg und Steg bessern, schöne Aussichten erschließen, daneben aber allen Freunden des heimatlichen Bodens seine Schönheit in wissenschaftlicher Begründung, nahe dtingen will, oer trete unserem Vereine bei. Die Anmeldungen zum Beitritt mögen an Herrn Oberst v. Kar aß, K. Badkommissär in Wildbad oder an Herrn Stadtschultheiß Stirn in Neuenbürg; für den Bezirk Calw an Herrn Oberförster Koch in Hirsau oder an Herrn Fabrikt. E. Zöppritz in Calw gerichtet werden.
Calw. Einen härteren Winter als den verflossenen hatte wohl die Bienenzucht seit lange nicht mehr. In den Bezirken Calw und Nagold gingen durchschnittlich etwa 40—50"/« der Völker zu Grunde. Es dürfte diesen Sommer der echte Honig ein gesuchterer Artikel werden, als dies in den letzten Jahren der Fall war.
Die Erfahrungen dieses Winters mahnen auf's neue, den Honig nicht zu Schleuderpreisen abzusetzen, sondern denselben aufzubewahren; denn es kommen immer wieder Zeiten, in den man ihn schätzen lernt.
Deutsches Aeich.
Berlin, 5. April. Der „Reichsanzeiger" schreibt: Anläßlich der Feier des 80. Geburtstags des Fürsten Bismarck gingen dem Kaiser zahlreiche Huldigungstelegramme von Festversammlungen, Vereinen, städtischen Behörden und einzelnen Personen zu. Der Kaiser nahm diese Kundgebungen, deren Beantwortung im einzelnen unmöglich ist, mit Genugthuung entgegen und gab seine Freude über diesen Aus druck patriotischer Gesinnung zu erkennen.
Der Reichstag wird nach seinem Wieder- zusammentrttte am 23. April noch ein überaus großes Stück Arbeit zu erledigen haben. Denn in dem jetzt beendigten Abschnitte der am 5. Dezember begonnenen Session hat das Haus nur den Etat und ein paar kleinere Vorlagen fertiggesteüt, was für die 73 Sitzungen, welche der Reichslag bis jetzt abgehalten hat, doch wahrlich wenig genug bedeutet, freilich wurde seine Thätigkeit zum nicht geringen Teile durch langwierige Debatten über Initiativanträge und Interpellationen absorbiert. Definitiv erledigt in den Kommissionen sind die „Umsturzvorlage" und die Novelle zum Zolltarif, letztere Vorlage wird den Reichstag auch gleich in der ersten Sitzung nach der Osterpause beschäftigen. Alle sonstigen Gesetzentwürfe aber stecken noch in den Ausschüssen, abgesehen von der Vorlagen, betr. die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes, und betr. die Bekämpfung des Sklavenhandels, sowie von der Novelle zum Branntweinsteuergesetz, welche drei Sachen bekanntlich noch nicht einmal zur ersten Plenarberatung gelangt sind. Jedenfalls wird daher der Reichstag in dem nachösterlichen Sessionsabschnitte noch tüchtig arbeiten müssen, soll sein gesamtes Arbeitsprogramm wirklich in allen Punkten völlig erledigt werden.
Berlin, 4. April. Hier hat sich ein „Verein zum Schutze der deutschen Goldwährung" unter dem Vorsitz des Geheimen Kommerzienrats Frentzel gebildet. Beteiligt sind daran 70 hervorragende Industrielle und Kaufleute aus allen Teilen Deutschlands. Vorläufige Leiter des Vereins sind Reichstagsabgeordneter Siegle- Stuttgart, Ludwig Bamberger und Professor Huber.
Wie, dem „Hamb. Korresp." zufolge, in militärischen Kreisen verlautet, hat der Kaiser die Anordnung getroffen, daß sich alle Regimenter des preußischen Heeres selbst den
Tag zu wählen haben, an dem in diesem Jahre zur Erinnerung an den Feldzug 1870/71 das Regimentsfest abzuhalten ist. Es ist jedem Regiment zugleich anheim gestellt worden, an diejenigen seiner früheren Angehörigen, die den deutsch-französischen Krieg mitgemacht haben, Einladungen zur Teilnahme an diesem Fest ergehen zu lassen.
Altona. 2. April. Wegen Majestätsbeleidigung ist hier ein junger Mann, wie es heißt, Sohn eines Telegraphcnbeamten, verhaftet worden, der seil Jahren Schmähbriefe und Schmähpostkarten an den Kaiser abgesandt haben soll. Der Verhaftete stand im Begriff, als Einjähriger einzutreten, als die Entdeckung vurch seine Handschrift erfolgte. Er hatte schon als Gymnasiast Schmähkarten versandt. Anscheinend handelt es sich bei ihm um eine krankhafte Anlage. Der junge Mann hat bei seiner erfolgten Vernehmung die ihm zur Last gelegten Strafthaten eingestanden.
Die am 1. April in Kraft getretene Neuorganisation der preußischen Staatsbahnen hat die „Deutsche Warte" veranlaßt, den bekannten Agitator für den Zonentarif, Eduard Engel, um seine Meinung anzugehen. Derselbe schreibt: „Meine Meinung über „die zum 1. April eingetretene Reform der Eisenbahnverwaltung" ist diese: Das Publikum wird ebenso teuer und schlecht fahren, als bisher; die Vielschreiberei wird noch mehr an- wachsen; die Fristen für die Erledigung der meisten Angelegenheiten werden größer werden, da sich Herr Thielen die letzte Entscheidung für 'fast alle Fragen Vorbehalten hat. Kurzum, es ist vollkommen irrig, von einer „Reform" zu sprechen; es bleibt im Kern Alles beim Alten und es bleibt buchstäblich „dieselbe Couleur in Grün", nämlich der grüne Tisch, rundum besetzt von Assessoren, wird uns in Verkehrsfragen weiter beherrschen."
Der bekannte geistvolle Acholische Schriftsteller und Zentrumsführer Pfarrer Hansjakob in Freiburg hat sich in sehr bemerkenswerter Weise gegen das Verhalten des Zentrums bezüglich der Bismarckfeier ausgesprochen. Ein Mediziner, der einer katholischen Verbindung angehört, ließ nämlich bei ihm anfragen, ob ein guter Katholik an der Huldigungssahrt der Studenten nach Friedrtchsruh vom katholischen Standpunkte aus teilnehmen könne. Hansjakob antwortete darauf: „Wenn ich Student wäre und könnte den Festzug nach Friedrichsruh mitmachen, würde ich mich keine Sekunde besinnen und mitgehen zu einem Tag bleibender Erinnerung. Ich bin für Ehrung Bismarcks aus folgenden Gründen auch vom katholisch-christlichen Stanopunkt aus: 1) Weil niemand anders der