von der Schule erfroren. Engumschlungen wurden die Leichen im Schnee aufgefundeu.
Merseburg, 22. Febr. Der kürzlich auf seinem Schlosse Beichlingen verstorbene frühere Gesandte Graf Werth ern hat, wie man in der „Freis. Ztg." liest, eigenartige Bestimmungen über sein Begräbnis getroffen. Er ist in einem aus rohen Brettern gezimmerten und nur mit Tannenreisern geschmückten Sarg beerdigt worden. Das Grab gleißt einem Hünengrabe und befindet sich auf dem „Weißen Berge", einem am Schmückekamme belegenen Hügel. Ferner hat der Verstorbene, der ein großer Verehrer der allen Germanen war, bestimmt, daß einst zur Rechten und Linken von ihm seine beiden Lieblingspferde begraben werden.
Montreux, das kleine Neapel am Genfer See, beabsichtigt eine Reklame großen Stiles. Es will sein Panorama durch drei Genfer Maler in riesiger Größe malen lassen und 35 000 Franken daran wenden. Das Gemälde soll zuerst in Genf und sodann in allen großen Städten Europas ausgestellt werden. An der Beschaffung der Mittel werden sich die Hotels von Montreux. Tcrritet und Glion, sowie die Vcrkehrsanstalten beteiligen. — Die Jungfraubahn hat unsere Nachbarn in Chamounix gar sehr beunruhigt und erst jetzt atmen sie wieder auf. seit ein französischer Ingenieur, Monsieur Jssartier, ein Projekt ausgcarbeitet hat, das jenes noch in den Schalten stellt. Er will eine Bahn auf den Montblanc bauen, in zehn Jahren und für 10 Millionen Franken. Der Plan geht dahin, vom Miagepoß aus, oberhalb St. Gervais, in einer Höhe von 1800 Meter überm Meer, einen Tunnel von 7400 Meter Länge zu bohren und von dessen Ende aus unmittelbar einen senkrechten Schacht von 12 Meter im Quadrat und 2800 Meter Tiefe oder Höhe, zum Gipfel aufsteigen zu lassen. Der größte Teil der eigentlichen Bergfahrt würde also in Fahrstühlen wie in einem Bergwerk zurückgelegt. Gewiß ein netter Lift von 2800 Metern. Wir zweifeln nicht, daß sich das Geld finden läßt, wenns einmal ernst gilt, aber man darf wohl vermuten, daß dieser kühne Herr noch die Erfahrungen abwartcn wird, die Guyer mit der Jungfroubahn macht.
(Auch ein Jubiläum.) Prof. Kucher in Bern hat in den letzten Tagen den tausendsten Kropf operiert.
Butte, Mont. (Nordamerika.) Eine entsetzliche Katastrophe ereignete sich am 16. v. M. in hiesiger Stadt. Zu später Stunde kam ein Brand in dem Lagcrhausc der „Butte Hardware Compagny" zum Ausbruch. Die ganze städtische Feuerwehr eilte auf die Brandstätte, um den Kampf mit dem entfesselten Elemente aufzunehmen. Wohl erhoben sich warnende Stimmen, welche an die in den brennenden Gebäuden auf- gespeicherten Explosionsstoffe mahnten, doch andere versicherten, es sei keine solche Gefahr vorhanden, und unerschrocken drangen die Feuerwehrleute in das Innere ein. Mährend die Löscharbeiten vor sich gingen, fand plötzlich eine heftige Explosion statt, welche das brennende Gebäude zum Einsturz brachte und mehrere Feuerwehrleute unter Trümmern begrub. Todesmutig drangen, die Kameraden der Verunglückten vor, um diese zu retten. In demselben Moment erfolgte ein furchtbarer Krach, der die ganze Stadt in ihren Grundfesten erzittern machte. Die ganze brennende Masse hob sich empor, Flammen und glühende Trümmer speihend, und eine kostbare Mcnschenlast mit sich fortreißend. Viele der unglücklichen Feuerwehrleute wurden durch die Gewalt der Explosion buchstäblich in Stücke gerissen , darunter der Feuerwehrchef Cameron. Als man später die Leiche Cameron's fand, waren Kopf, Arme und Beine abgebrannt; nur ein unförmlicher Rumpf war geblieben. Gräßlich war das Schicksal der Anderen, die unter glühenden Trümmern langsam zu Tode geröstet wurden. Ein Schrei des Entsetzens entrang sich der umstehenden Menge, übertönt von herzzerreißenden Wehklagen der Verwundeten und dem Todcs- schrei der Sterbenden, deren verzerrte Züge, vom flackernden Feuerschein erhellt, noch im letzten qualvollen Absterbeu sich den machtlosen Um
stehenden zuwandten. Bei dem entsetzlichen Anblick wandten sich Viele entsetzt ab, Andere jedoch eilten tollkühn in die lodernde Glut, den Hüffe- rufen der Verunglückten folgelcistend. Todesmutig drangen diese braven Männer vor und suchten zu retten, was noch zu retten war. Sie achteten nicht der eigenen Gefahr, obwohl sie auf einem Vulkan standen, der fedcn Augenblick von neuem tot- und verderbenbringend losbrcchen konnte. Wohl ereignete sich noch eine dritte Explosion, die jedoch nur wenigen der Umstehenden Verletzungen verursachte. Sobald die Bestürzung sich einigermaßen gelegt hatte, wurde das Rettungswerk systematisch ausgenommen. Die Unglücksstätte war ein grausiges Trümmer- und Leichcnfeld. Verstümmelte Gliedmaßen lagen umher, unter glühenden Trümmern halbverkohlte Leichen. Die Gewalt der Explosion hatte nicht allein den Feuerwehrleuten, sondern auch vielen Anderen, die sich zu nahe an die Brandstätte herangewagt hatten, Verderben ge bracht. Sie waren teils in die Glut geschleudert, teils schwer verletzt zurückgeworfen worden. Die Umgebung der Brandstätte in einem Umkreise von 300 Fuß war mit verstümmelten Leichen und abgerissenen Gliedmaßen bedeckt. Aus einem blutigen Menschenknäuel wurden Körperteile von 28 Leichen entwirrt; in einem Trümmerhaufen fand man acht verbrannte Köiper, alle bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Einige der Leichen oder Teile solcher wurden durch die furchtbare Gewalt der Explosion 300 bis 400 Jards weit fortgeschleudert. Mit dem Feuerwehrchef Cameron kam die ganze Bemannung eines Schlauchwagens um. bestehend aus 6 Personen, darunter der Hilss-Feuenvehrchef Sloan. Nach der Haupt cxplosion kamen viele von den Verletzten nahe den Mauern des brennenden Gebäudes zu liegen, wo ihre furchtbaren Schmerzen durch die dort herrschende Hitze bis zur Unsäglichkeit gesteigert wurden. Die Unglücklichen flehten in herzzerreißender Weise, von dort weggebracht zu werden, doch waren keine Wagen zur Hand, worauf dies hätte geschehen können. Ein Droschkenkutscher, der das Entsetzliche der Situation gewahrte, eilte mit seiner Kutsche herbei, um bei der Wegbringung der Schwerverletzten zu helfen; in demselben Augenblick erfolgte eine neue Explosion, welche den Kutscher samt seinen Pferden tötete und viele andere Personen schwer verletzte. Man schaffte jedes verfügbare Vehikel in der Stadt herbei, um die Toten und Verletzten wegzubringen. Die Hospitäler waren bald überfüllt und dann wurden die leerstehenden Räumlichkeiten in den Hotels und Privathäusern zu Nothospitälcrn eingerichtet. Erst um 4 Uhr früh konnte das furchtbare Feuer bewältigt wer- den. Man vermutet, daß eine Brandstiftung vorliegt, da, soweit bekannt, sich keine Heizstelle in dem Gebäude, wo das Feuer ausbrach, befand. Unter den in Asche gelegten Gebäuden befindet sich außer dem der „Butte Hardware Compagny", das der „Pärchen Dcchuel Drug Compagny", das der „Kenyon Connell Merkantile Compagny", die elektrische Beleuchtungs- Anstalt, die alte Schlitz'sche Brauerei und ein großes Lager von Mehl und Viehfutter. Alle diese Gebäude wurden samt ihrem Inhalte zerstört. Der Frachtschuppen der Northern Par- cificbahn sind gänzlich ruiniert und es sind auch sechs Bahnwagen in Flammen aufgegangen.
(Die kleinste Eisenbahn.) In Amerika hat sich ein Banquier aus St. Paul eine Privat- Eisenbahn von der Station bis zu seinem Landsitz bauen lassen. Der „Zug" besteht aus einem Motorwagen und zwei „Waggons" von je fünf Fuß Länge und 2 Fuß Breite. Spurweite 14 Zoll. Zur Leitung des Stromes dient eine dritte Schiene. Die „Zentralstation" besteht aus einem zweipferdigen Pctroleummotor und einer gleichwertigen Dynamomaschine. Die Strecke hat nur zwei kurze Steigungen von 10 und I6°/o; sie ist 550 Fuß lang. Der Bahnzug befördert 6 Personen.
(Um zu erkennen, ob ein Gegenstand versilbert, vernickelt oder verzinnt ist), giebt es ein äußerst einfaches Mittel und braucht man nur den zu untersuchenden Gegenstand in eine Kochsalzlösung zu geben. Wie uns das Intern.
> Patentbureau Heimann u. Co. in Oppeln mit» teilt, wird das Aussehen versilberter Gegenstände hierdurch nicht verändert, vernickelte nehmen nach etwa 10 Minuten eine violette Färbung an und verzinnte Gegenstände werden mit der Zeit mattgrau. Gewiß ein äußerst einfaches Mittel um sich vor Uebervorteilung zu schützen. (Obengenanntes Patentburean erteilt den geschätzten Abonnenten dieses Blattes Auskünfte und Rat in Patentsachen gratis.)
(Ein Wecker mit Füllgewicht) ist R. Hochheimer in Frankfurt a. M. unter Nr. 75 816 patentiert worden. Um das Ueberhören des Weckerrufes zu vermeiden, hat der Erfinder folgende Anordnung getroffen: Auf der Bettstelle ist senkrecht eine Führungsstange für ein Gewicht angebracht, welches mit einer Schnur an einem Bolzen aufgehängt wird. Wird nun das Weckerwerk zur bestimmten Zeit ausgelöst, so wird der Bolzen zurückgezogen, wodurch das Gewicht freigegeben wird und auf die Bettstelle herabfallend, eine Erschütterung derselben bewirkt. — Entschieden ein etwas unsanftes Verfahren.
sUeberftüssig.) A.: „. . . Sv, so, der
reiche Bankier ist Ihr Onkel! Da haben Sie gewiß viel' Schulden?" — B.: „Nein — gar keine!" — A.: „Was thun Sie aber daun mit einem reichen Onkel?" — (Zu viel.) Prinzipal (zu seinem Buchhalter): „Ich muß Ihnen kündigen — Sie denken mir zu viel!" — Buchhalter: „Aber wieso denn?" — Prinzipal: „Wenn Sie etwas verkehrt oder schlecht machen, sagen Sie immer: ich Hab' mir gedacht!"
Wohl möglich.) A.: Unser Turmwüchter bläst ja heute so tragisch, was mag er nur haben? — B.: Na, vielleicht liebt er unter seinem Stande.
(Auch ein Philosoph.) „Sie. Cohn, was sitzen Sie denn da und stmulieren?" — „Nu, mir is grad' gefallen ein: wann mer macht Pleite im Geschäft, fallen 'ercin die andern Leit'; wenn mer macht pleite in seiner Ehe, fallt mer 'erein selber."
Telegramme.
Berlin, 26. Febr. In der heutigen Aufsichtsratssitzung der DiSkontogescllschaft wurde eine 8prozentige Dividende vorgeschlagen. Der Reingewinn beträgt 7007 408-FL gegen 5468604 Mark im Vorjahre.
Wien, 26. Febr. Die Leichenfeier für den Feldmarjchall Erzherzog Al brecht gestaltete sich zu einer überaus imposanten Trauer- kundgedung. Eine stimmungsvolle via krworalis war gebildet. Die Garnison stand Spalier. An der Leichenfeier nahmen teil Kaiser Wilhelm, Kaiser Franz Josef, sämtliche Erzherzoge, die Vertreter fremder Souveräne und sonstiger Staatsoberhäupter mit ihren Spezialsuiten, die gesamten hiesigen diplomatischen Korps, die Deputationen fremländischer Regimenter, die geheimen Räte und die Minister, sowie Deputationen aller dem Kaiserreich angchörigen Parlamente. Nach Einsegnung der Leiche wurde der Sarg in den Schweizerhof getragen, daselbst auf einen Prachtleichenwagen gehoben und unter dem Geläute der Glocken und unter Geschützsaluten durch die Stadl geführt. Vor dem Leichenwagen befand sich Kavallerie und die Dienerschaft, hinter demselben schritten Kaiser Franz Josef mit Kaiser Wilhelm, sodann der Großfürst Wladimir mit dem Herzog von Aosta, Prinz Georg von Sachsen und Prinz Arnulf von Bayern, ferner die Deputationen und die Generalität, den Schluß bildete Militär. Der Zug bewegte sich über die Ringstraße durch die Tegethofstroße zur Kapuzinerkirche. Dort wurde der Sarg von der Geistlichkeit am Portale empfangen, nur die Generalität folgte in das Innere der Kirche. Der Erzbischof Tr. Kruscha nahm die Einsegnung vor, dann wurde der Sarg in die Gruft getragen, wo unter Gebeten die Sargschlüssel dem Pater Quardian der Kapuziner vom Oberhof- mcister übergeben wurden.
Wien, 26. Febr. Im obersten Sanitätsrat erklärte der SanitälSrcferent Dr. Kurz, daß die Cholera in ganz Oesterreich erloschen sei.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.