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stöhlen worden. Das Dynamit sei in der Nähe von Paris verborgen worden.

Rußland trifft Vorkehrungen, um ge­gebenen Falles sein Gewicht in Ostasien in die Wagschale werfen zu können. Petersburger Meldungen stellen eine erhebliche Verstärkung der russischen Flotte in den ostasialischen Ge­wässern als bevorstehend hin. Letztere soll, abge­sehen von kleineren Fahrzeugen, auf 6 Kreuzer erster und 5 Kreuzer zweiter Klasse, 8 Kanonen­boote und 6 Minenkreuzer gebracht werden.

Aus Wilna, 21. Febr. wird gemeldet: In dem Dorfe Orlawa wurde der reiche Guts- Pächter Davidovicz mit Frau, 5 Kindern und 2 Dienstmädchen in vergangener Nacht ermordet und beraubt. Von den Raubmördern fehlt ;ede Spur. Die Gensdarmerie ist in voller Thätigkeit.

Perpignan, 23. Jan. In der Nähe der spanisch-französischen Grenze, an der Mauer des Schlosses Labigol wurde der in Stücke zer­schnittene Leichnam eines 1820jähr. Mädchens gefunden. Der Kopf der Leich- fehlte. Bei den Leichenteilen lag ein elegantes Korsett. Das Verbrechen dürfte vor etwa drei Monaten ver­übt worden sein

In Egypten scheint sich in der That ein Unwetter gegen die Engländer und weiter gegen die Fremden überhaupt zusammenzubrauen. Spe­ziell in Alexandrien soll eine tiefgehende Gähr- ung gegen die Ausländer herrschen, es wird sogar eine Wiederholung des Blutbades vom Jahr 1882 befürchtet. Die neuen Machinationen des Khedive Abbas Pascha gegen die englische Herrschaft scheinen wesentlich zu der fremdfeind­lichen Stimmung der egyptischen Bevölkerung beigctreten zu hoben.

Aus Livorno. 21. Febr. Der hiesige berühmte Kinderarzt Canini, der dieser Tage gestorben ist. hat sein ganzes Vermögen von 2300000 Lire für ein Kinderspital vermacht, in welchem arme, an Diphtheritis erkrankte Kinder unentgeltlich mit Bchring'schem Heilserum behandelt werden sollen.

Japan trifft aus alle Fälle feine Vorbe­reitungen für eine kräftige Fortsetzung des Krieges gegen China. Beim japanischen Landtage ist u. A. von der Regierung zu diesem Zweck ein neuer Kredit von 100 Millionen Mn beantragt worden. Das Ersuchen Chinas, es möchten die neuen Friedensverhandlungen in Port Arthur stattsinden, ist von der japanesischen Regierung mit dem Bedeuten abgelehnt worden, sie würde die Verhandlungen nur auf japanischem Boden führen. Am vergangenen Sonntag hat in Wei- Hai-Wei die Uebergabe der Forts, aller Torpedo- lagcr, zehn chinesischer Kriegsschiffe, sowie die Ergebung der gesamten Besatzung an die Japaner stattgefundcn.

In Brasilien regen sich die Rebellen unter ihrem alten Führer da Gama wieder. Sie ziehen sich bei Rio Grande, also abermals im äußersten Süden, zusammen.

Unterhaltender Teil.

Schlechter Leumund.

Kriminal-Novelle von Karl Ed. Klopfer.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Es ist allerdings eine sehr kühne Annahme", fuhr Ramberg in seinen verlegenen Ausführ­ungen fort, die Bewegung Marien's mißdeutend, hm! und es fällt mir nicht einen Moment ein, die Aussagen Herrn Weller's nur im Geringsten auf ihre Gewissenhaftigkeit in Zweifel zu ziehen das Gerichtsverfahren kann keine Rücksicht nehmen auf subjektive Empfindungen, die sich noch dazu auf so phantastische Gründe stützen"

Nein, nein!" rief Marie aus, die sich in­dessen wieder gesammelt hatte, und sprang auf. In ihren Wimpern blinkten Thränen, aber in ihrem Blick leuchtete etwas von Freude, die sich auch in dem erregten Rot ihrer Wangen wider­spiegelte.Ich sehe klar meine immer mäch­tiger andringenden Mutmaßungen nehmen einen Weg, der zu einem überraschenden Ziele führt! Herr Doktor, ich glaube Ihr juristischer In­stinkt hat sich glänzend bewährt! Ich weiß jetzt genau, Leopold Hügel ist unschuldig! Aber nicht nur an diesem Delikt sondern auch,"

sie erhob ihre Stimme zu einem feurigen Schwung. aus dem es wie Jubel klang. sondern auch an jener Defraudation, die ihm vor zwei Jahren zugemutet wurde!"

Ramberg sank an die Lehne seines Stuhles zurück und sah die Sprecherin ganz perplex an.

Mein Gott! Was sagen Sie da? Wär' es möglich? Meine Ahnungen . . .!"

Ich hoffe, diese Ahnungen werden sich in Kürze bestätigen. Ich sage Ihnen nochmals: Hügel ist vollkommen schuldlos!"

Ja, aber wie wollen Sie wie kommen Sie auf diese Idee, mein Kind? Wodurch er­klären Sie die verdächtigen Umstände, die wider Hügel sprechen und was konnte er für eine Ursache haben, ein falsches Geständnis abzu- legen?"

Aus dem denkbar edelsten Beweggrund, Herr Doktor! Ja, es ist wahr, Er verbrachte einen großen Teil der vergangenen Nacht in der unmittelbarsten Nähe unserer Villa, aber in meiner Gesellschaft. Und er erklärte sein be­denkliches Verweilen an diesem Orte durch ein falsches Schuldbekenntnis um mich nicht zu kompromittieren!"

Ah wie ist mir denn!" rief Ram­berg in völliger Fassungslosigkeit den Kopf in beide Hände nehmend und mühsam nach Luft schnappend.Verzeihen Sie, Fräulein ich kann ich muß zum Henker, es muß her­aus! Wie kommen Sie denn dazu mit diesem"

Mit diesem Manne zur Nachtzeit eine Unterredung zu führen? Das könnte ich Ihnen durch eine längere Ausführung erläutern, aber ich ziehe eine kürzere vor, die den gordischen Knoten mit einem Hieb zerspaltet; ich bin die Geliebte dieses Mannes;"

Sie stand hochoufgerichtet, sehr rot, aber ohne mit der Wimper zu zucken da. als habe sie den erhabensten Ausspruch ihres Lebens gcthan, der gute Amtmann jedoch lag ganz starr in seinem Sessel und rang vergeblich nach Worten. Er schien nicht übel Lust zu haben, an dem Ver­stände dieses Mädchens zu zweifeln, das so stolz vor ihm stand, wie eine zweite Johanna d'Arc.

Das ist nicht möglich!" platzte er endlich heraus.Und Herr Weller"

Ist ein Schurke! Herr Ferdinand Weller hat gewußt, daß Hügel unschuldig ist, unschuldig sein muß und wäre daher zum Mindesten ein Verleumder!"

Du lieber Himmel! dann dann hätte er vielleicht aus Eifersucht"

Sie haben es erraten!" rief sie trium­phierend.Weller wurde aus Eifersucht zum Schurken. Er beschuldigte aus diesem Motive seinen Nebenbuhler eines Verbrechens, das ein Anderer begangen hatte, wie er nur zu gut wußte."

Also doch eine Brandlegung? Und wer sollte dann der Thäter sein?"

Marie preßte streng die Lippen aufeinander, als müsse sie Mut sammeln zu ihren weiteren Erklärungen. Dann legte sie ihre feine Hand auf den Arm des Amtmanns und beugte sich dicht zu ihm herab.

Herr Doktor es wird mir schwer, fort­zufahren , aber es wäre gleichfalls ein Ver- brechen, wenn ich über das schweigen wollte, was in den letzten Stunden in mir aufdämmerte!"

Sie nahm aus ihrer Manteltasche ein blaues Seidentuch, das sie vor den Amtmann auf den Tisch legte, dann zog sie ihren Stuhl heran, setzte sich und flüsterte, nahe an das Ohr Ram- berg's geneigt, längere Zeit mit ihm.

Das Gesicht des wackeren Juristen wurde immer erregter bei dem. was er vernahm, seine Augen leuchteten, in seiner Brust arbeitete es mächtig, aber er hörte Fräulein Sendler an, ohne sie anders als durch einige unwillkürliche Ah's!" undOh's!" zu unterbrechen.

Als Marie eine Viertelstunde später die Ge­richtsstube verlassen hatte, saß er noch immer auf seinem Stuhle, den Ellenbogen auf den Tisch gestemmt, das Kinn in die Hand gelegt und gedankenvoll vor sich hinsehend. Endlich sprang er auf und klingelte dem Gerichtsdiener.

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Ungefähr eine Stunde darnach empfing der Amtmann Herrn Weller in seinem Bureau.

Sie haben mich rufen lassen", begann der Kaufherr nach vertraulichem Gruße,vielleicht wieder in der Angelegenheit dieses famosen Herrn Hügels?"

Hm! Das ist es eigentlich nicht," sagte Ramberg kühl, einen Seitenblick auf die kleine Tapetcnthür zu seiner Rechten werfend, die in ein Nebengemach führte.Es betrifft diesmal nur eine unbedeutende Fundangelegenheit eine kleine Privatgefälligkeit, wenn Sie es so nennen wollen, Herr Wellrr."

Eine Fundangelegenheit? Und ich bin dabei beteiligt?"

Allerdings. Erinnern Sie sich nicht, dieser Tage ich glaube gestern ein seidenes Taschentuch verloren zn haben?"

Weller stutzte einen Moment frappiert, dann lachte er erheitert auf.

Ah und das wissen Sie schon? Das gesteht ich hahaha! Sie sind doch ein vor­trefflicher Amtmann, lieber Doktor, behandeln die leichtesten wie die schwersten Fällen mit dem­selben gewissenhaften Ernst! Also mein Tuch wurde gefunden und bereits sogar gerichtlich de­poniert? Ausgezeichnet! Haben Sie es da?"

Gemach, gemach!" rief jedoch Ramberg, ebenfalls auf den Scherz eingehend.Nach dem strengen Erfordernis des Gesetzes, müssen Sie erst Nachweisen, daß das gefundene Objekt wirk­lich das Ihnen abhanden gekommene ist!"

Hahaha! Also muß ich eine genaue Be­schreibung . eine Art Signalement davon ent­werfen? Gut. Es ist ungefähr von dieser Größe," er zeichnete mit beiden Zeigefingern den Umfang des Tuches auf den Tisch,aus blauer Lyoner Seide, hat einen ziemlich breiten weißen Randstreifen und in einer Ecke den Buch­staben Wenn Sie, gestrenger Herr Amt­mann darauf bestehen, so kann ich Ihnen sogar die Form dieses Monogramms in Lebensgröße aufs Papier malen; es ist in roter Seide gestickt."

Ist nicht nötig, ich erkläre mich schon be­friedigt!" lachte der Amtmann, das Tuch aus der Tasche ziehend und es Weller hinhaltend. Ist cs das?"

Weller griff nach dem einen Zipfel, be­fühlte das Foulard und gab mit komischer Feier­lichkeit die Versicherung ab, daß er sein Eigen­tum wiedererkenne. Ramberg lupfte ihm das Tuch mit einer spielenden Bewegung aus der Hand, und steckte es wieder zu sich.

(Forts etzung fol gt.)

(Poesie und Prosa.jFräulein Emilie, ich kann die Gefühle, welche mein Herz für Sie empfindet, nicht länger bekämpfen ich liebe Sie! Sehen Sie mich hier im L-taube vor Ihnen liegen!"Bitte, Herr Lieutenant, das ist eine Beleidigung ich habe soeben erst Alles selbst abgestaubt!"(Deplaziertes Kom­pliment.) Dame (in einer Menagerie):Mir gefällt in der ganzen Menagerie doch dieses reizende Acffchen hier am besten . . . Und Ihnen?" Herr:Und mir?! . . Sie, Fräulein Emilie!" (Neues Wort.) Lieutenant (auf dem Bärgerball):Reizender Käfer, diese Bäcker­meisterstochter! . . Hat mich ganz besemmelt!"

(Nobel.)Du, Elise, ich möchte eins von diesen Gemälden kaufen!" Aber, Mann, wir werden doch nicht kauf'n 'was Fertiges! Laß' Dir doch machen eins auf Bestellung!"(Aus der Literaturstunde.) Ein Lehrer läßt in der Schule das GedichtRitter Toggenburg" lesen. Bei der Stelle: Und ein Jahr hat ers getragen Trägts nicht länger mehr, frägt er den kleinen, Moritz:Was meint der Dichter damit?" -- Moritz: ,,E' Hemd!" (Neues Wort.) A.: . . . Beim Baron Klitschseld jagt doch stets ein Bonmot das andere!" B:Ja, der reinste Bon-Motor!"

(Als Beruhigungsmittel für Pferde), die sich nicht beschlagen lassen wollen, wird Petersilicn- öl empfohlen, welches, auf der Hand zerrieben und den Pferden unter die Nüstern gehalten oder über die Nüstern eingeriebcn, das Tier stets mit sicherem Erfolge vollkommen beruhigen soll.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.