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über energisch seinen Willen kund gegeben, mit der „Elbe" unterzugehen. Der gerettete Matrose tritt in die deutsche Kriegsmarine.
Tübingen, 20. Fcbr. Heute Vormittag IO'/» Uhr brach in einem Doppelhause ein Brand aus, welcher mit solcher Schnelligkeit um sich griff, daß die Leute kaum ihr Vieh retten konnten. Von der Fahrnis wurde so gut wie gar nichts gerettet. Das ziemlich alte Gebäude war von 4 Familien bewohnt, welche zum Teil nicht einmal versichert gewesen sein sollen.
Altensteig, 17. Februar. Am letzten Freitag zerplatzte in Walddorf, wahrscheinlich infolge zu starken Einheizens, ein Zimmerofen. Die Hausfrau und zwei ihrer Kinder wurden leichter, dagegen das dritte tätlich verletzt. Der Schlag der Explosion war so stark, daß Fenster und Thüre zertrümmert wurden. — Das schwer verletzte Kind ist inzwischen gestorben.
Ausland.
Hiroschima, 20. Febr. Eine amtliche Depesche meldet, daß die gesamte japanische Flotte am Sonntag in den Hafen von Wei- Hai-wei eingelaufen sei. Die Forts, alle Torpedolager, 10 chinesische Kriegsschiffe und die gesamte Garnison wurde den Japanern übergeben. Das Kriegsschiff Kuang-Aschi wurde, nachdem cs abgcrüstet war, den Chinesen zum Transport der Leiche des Admirals Tsching nach Tschifu übergeben.
Tokio. 20. Febr. Der bei dem japanischen Landtage beantragte neue Kricgskredit beträgt nicht 10 Millionen, sondern 100 Mill., falls derselbe vom Landtage bewilligt wird, belauft sich der gesamte bisherige Kriegsaufwand auf 250 Millionen Den.
Hongkong. 20. Febr. Das Reutersche Bureau meldet: Das Pulverlagerhaus des Forts zu Takao auf der Insel Formosa ist in die Luft geflogen. Man zählt 2000 Tote. (Der Hafenort Takao liegt im Südwesten der chinesischen Insel Formosa. Er ist. wie der Hafen von Taiwan, dem europäischen Verkehr geöffnet.)
Unterhaltender Teil.
Schlechter Leumund.
Kriminal-Novelle von Karl Ed. Klopfer.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Das Feuer brach vielleicht früher aus und griff rascher um sich, als Sie vermuten und berechnen konnten, so daß Sie ihre Flucht von dem Thatorte nicht rechtzeitig genug zu bewerkstelligen vermochten, oder vielleicht hegten Sie die kühne'Hoffnung. durch den Anschein, als wollten Sie bei den Läscharbeiten mithelsen, den Verdacht der Thäterschast von sich selber ablenken zu können, vielleicht auch ergriff Sie die Reue über die in einer leidenschaftlichen Aufwallung verübten Thal. Genug an dem — ich war selbst Zeuge, daß Sie in höchster Erregung den Schauplatz des Verbrechens verließen, sehr erschreckt waren, als wir Ihnen entgegentraten, und einen nicht zu verkennenden Fluchtversuch machten. Sie müssen dies doch unbedingt zugeben. Was hätten Sie sonst auf diese Bemerkungen zu erwidern?"
Hügel schwieg, mit weit geöffneten Augen wie geistesabwesend vor sich in's Leere starrend. Ein fremder Gedanke schien ihn zu beschäftigen.
„Sie können auch nicht behaupten, nicht gewußt zu haben, wer diese Villa bewohnte," fuhr Dr. Ramberg fort, nachdem er eine Weile vergebens auf eine Antwort seitens des Angeklagten gewartet hatte. „Sie haben sich entschieden davon überzeugt, daß ihr vormaliger Chef der Besitzer des Grundstückes sei, denn sie mußten Augen- und Ohrenzeuge von einer Unterredung zwischen Herrn Weller und Fräulein Sendler gewesen sein, welche am gestrigen Abend und zwar just in jenem Teil des Gartens staltfand, der in nächster Nähe von dem Orte liegt, an welchem Ihre Effekten gefunden wurden. Herr Weller erinnert sich bestimmt» nachdem er die Villa seines Compagnons nach jenem Gespräch mit seiner Braut verlassen, auf dem Heimwege im Halbdunkel von Waldesschatten und Mond
lickt eine männliche Gestallt an der Hecke gesehen zu haben, die er allerdings nicht erkennen konnte. Aber cs unterliegt wohl keinem Zweifel, daß Sie mit dieser Gestalt identisch sind, die Herr Weller anfangs für einen im Freien kampierenden Handwerksburschen hielt. — Haben Sie also wirklich Herrn Weller und Fräulein Sendler gesehen und daraus die Ueberzeugung geschöpft, daß Herr Sendler der Eigentümer des Grundstücks sei, an dessen Umzäunung Sie Ihren Lagerplatz aufgeschlagen hatten?"
Hügel zögerte einige Sekunden, dann hauchte er ein leises „Ja!" Er erschrak über die Sensation, die dieses Eingeständnis bei den Anwesende» erregte, er fühlte, daß er sich damit „hincingerritten" habe und daß er, bildlich gesprochen, in einen Hohlweg geraten sei. aus dem er sich nicht so leicht wieder herauszutasten im Stande sein werde.
„Das geben Sie also zu?" sagte Ramberg mit erhobener Stimme, den Blick scharf und durchdringend auf ihn gerichtet. „Warum aber haben Sie dann, sobald Sie zu dieser Erkenntnis kamen, den Ort nicht verlassen, besten Nähe ihnen doch keine angenehmen Erinnerungen erwecken konnte? — Warum haben Sie den Ort nicht gemieden, wo Sie sich doch sagen mußten, daß Sie durch Ihr Verweilen daselbst im Falle der Entdeckung in eine heikle, wenn nicht gar verdächtige Situation kommen konnten? — Wenn die Beobachtung, daß Sie sich an dem Besitztum Ihres einstigen Chefs befänden, Sie nicht auf den Rachegedanken gebracht hat, der nur zu bald zur Ausführung gelangen sollte — weshalb warteten sie denn in lauernder Stellung, bis sich Herr Weller aus Ihrer Nähe entfernte?"
Hügel stand auf und erhob sein todtenbleichcs Gesicht; er versuchte zu sprechen, bewegte die Lippen, aber nur ein unartikulierter, lallender Laut drang aus seiner Kehle. Er siel wieder auf seine Bank zurück und stöhnte. Ja, er saß fest in seiner Sackgasse. Sagte er, was ihn zum Bleiben bewogen hatte, so mußte er Marie auf's Aeußerste kompromittieren, und — dann war es erst noch sehr, sehr zweifelhaft, ob man ihm Glauben schenken werde. Nein, es gab keine Rettung mehr für ihn — er wußte es — und ergab sich mit Resignation in sein Schicksal. Was war am Ende auch dabei? Er wandelte wieder in's Zuchthaus, daß er dort kein halbes Jahr mehr aushalten werde, das wußte er. Aber was war es für ihn, der auf dieser schnöden Welt ohnedies keinen anderen Platz fand, nicht schon gleichgültig, wo er das ihm zur Last gewordene Leben beendete? Wenn's überhaupt nur zu Ende ging; und willkommen der moralische Schlag, der dieses Ende um so früher herbei- führte! ES war ihm. als müßte er sein müdes Haupt hinlegen und in seiner Abspannung, in seinem Eckel vor seinem ganzen verfehlten Dasein rufen: „Da habt Ihr mich, «ach mit mir, was Euch beliebt — aber ich bitte Euch, macht es auS — macht schnell, schnell aus!? ....
„Ich sehe, Sie wagen cs selbst nicht, die Beweiskraft der wider Sie vorgebrachten Aussagen in Abrede zu stellen, und beugen sich!" sagte Dr. Ramberg nach einer abermaligen Pause allseitigcn Stillschweigens. „Ein Leugnen wäre auch sehr nutzlos. Herr Weller hat Sie, von Ihnen unbemerkt, beobachtet, wie Sie noch sehr lange, bis er endlich sich entfernte, auf Ihrem Posten verweilten. Er ist bereit, seine Aussage zu beschwören."
Hügel richtete seine Augen auf das Antlitz des vormaligen Chefs. Da las er nach und nach in dieser Miene ein gewisses Etwas, das ihn zusammenschauern ließ. Ah — er, Weller war der Lauscher gewesen, den Marie in der vergangenen Nacht gehört hatte; Weller hatte Alles vernommen, was zwischen seiner Braut und Leopold vorgegangen war — und Weller war eifersüchtig auf ihn, bestand durch seine gravierende Zeugenschaft darauf, daß er, Hügel, der gehaßte Nebenbuhler, neuerdings verurteilt und ihm für immer aus dem Wege geräumt werde. — Wußte er vielleicht am Ende, daß er unschuldig war? Triumphierte er, weil er wußte, daß Hügel sich nicht rechtfertigen konnte, um — die Geliebte nicht preiszugeben?! . . . .
Leopold biß sich in die Lippen und senkte seinen finsteren Blick. Ach, jetzt wußte er, daß er von Weller gehaßt wurde, aber daß auch er diesen Mann mit der ehernen Maske äußerlicher Leidenschaftlichkeit von ganzem Herzen hasse, und nicht erst heute hasse, sondern schon lange vor jener Katastrophe gehaßt habe, die ihm vor zwei Jahren die Ehre kostete. Ein wilder Zorn flammte in ihm gegen diesen Menschen auf, er wäre mit Wollust aufgesprungen, Weller in's Gesicht zu schlagen und ihm mit Donnerstimme zuzurufen, daß er ihn durchschaue, daß er nur zu gut wisse, Weller habe ihn mit Marie belauscht — aber der Gedanke an Marie ließ ihn augenblicklich wieder in sein Schweigen, seine düstere Verzweiflung zurücksinkeu. Auf sie sollte der geringste Schatten fallen und er beschloß, die Worte zur Wahrheit zu machen, die er ihr heute Nacht noch zugeschworcn hatte: „Sie dürfen mir als einem Menschen vertrauen, der gerne den letzten Rest seines erbärmlichen Lebens opfern würde, um Ihnen nur das geringste Leid zu ersparen!" — Ja, so sollte es auch sein — und es war ja schließlich auch kein so besonderes Opfer, denn sein Schicksal galt ihm ja schon als besiegelt, als unabänderlich; in ihm war der letzte Funken von Lebensfreude zertreten, ihm blieb nur mehr — das Ende. — „Macht's aus,
macht's schnell aus!".
Er drückte die Hände vor's Gesicht, denn er schämte sich, vor diesen Leuten, die er als seine Henker betrachtete, die Thränen zu zeigen, die ihm aus der armen, arg gequälten Brust aufstiegen. Aber er überließ sich nicht lange dieser momentanen Schwäche. Als Dr. Ramberg neuerdings, mit eindringlichem Ton, die Frage an ihn stellte, ob er ein Geständnis abzulegen gesonnen sei, stand er langsam auf und ließ die Hände sinken. Bleich aber ruhig blickte sein Gesicht; seine Stimme klang nicht besonders laut, aber vollkommen sicher und fest. Klar und ohne zu stocken gingen ihm die Worte aus dem Munde, „Ich bekenne Alles was Sie verlangen. Herr Amtmann! Ich bin — der Brandstifter!"
(Fortsetzung folgt.)
(Selbstbewußt.) Junge Dame (neckend): Merkwürdig, auf dem ganzen Maskenballe habe ich bis jetzt noch keinen einzigen wirklich hübschen Herrn gesehen! — Lieutenant Schmellwitz: Da scheinen gnädiges Fräulein ja sehr kurzsichtig zu sein!
(Beim Radfahrerfest.) „Was ist denn das für ein armseliger Krüppel hinten in der Ecke?" — „Unser Ehrenmitglied; dieser Mann ist nämlich von den Klubgenossen nach und nach sieben Mal überfahren worden!"
(Ende gut. alles gut.) Dem Herrn Elkan wird am Tage des Versöhnungssestes ein Cognac offeriert. Er lehnt höflich ab mit den Worten: Erstens trinke ich nie Cognac, zweitens darf ich am Versöhnungstage überhaupt nichts genießen, drittens habe ich eben einen Cognac getrunken, und viertens — geben Sie schon her!"
Telegramme.
Berlin, 21. Febr. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Die Staatsrcgierung beabsichtigt, den Staatsrat zur Beratung über die agrarischen Fragen baldmöglichst zu berufen. Die unerläßlichen Vorbereitungen werden allerdings kaum gestatten, daß der Staatsrat vor dem 11. März zusammentritt.
Berlin, 21. Febr. Der Vorstand des Vereins deutscher Tabakfabrikanten- u. Händler, richtete an den Reichstag eine Eingabe um Ablehnung der Tabakfabrikatwertsteucrvorlage, worin erklärt wird, daß der Tabak in Deutschland eine höhere Belastung nicht ertragen könne. Die Petition ist von 74 366 ausschließlich im Tabakgewerbe beschäftigten Personen unterzeichnet.
Berlin, 21. Febr. Im Reichstag brachten die Abgeordneten Auer u. Gen. eine Resolution ein, der Reichstag wolle beschließen, die Regierungen zu ersuchen, ein Gesetz vorzulegen» wodurch die Erziehung der Jugend zur Wehrhaftigkeit und die Umwandlung der jetzigen Wehrorganisation in eine Miltzwehr angebahnt wird.
Redaktion, Druck und Verlag von T. Meeh in Neuenbürg.