leicht aus Freundschaft. Laß das auf sich beruhen. Papa, es wäre «ir unangenehm, gegen Martin, der ja sonst sehr brauchbar ist und heute ja auch beim Löschen recht wacker mitgeholfen haben soll, als Denunciantin und Zeugin austreten zu sollen. Es hat ja im Grunde genommen auch nicht so viel zu bedeuten, Du siehst ja, der Schaden ist nicht sehr bedeutend, und — Du hast doch versichert, nicht wahr, Papa?"
„Ja. Aber bedenke doch, wie gefährlich es noch hätte werden können! Mein Gott, wenn ich es mir so vorstclle, daß der ganze Hopfen, jetzt. Wenige Tage vor der Ernte, ein Raub der
Flammen hätte werden können-—! Herr
Sendler atmete froh auf. „Wir haben'S vor Allem dem, braven Ferdinand zu verdanken, wenn cs noch so gut, so fast ohne Opfer abgegangen ist. Marie, Du hast wirklich einen Prachtkerl zum Bräutigam."
Sie verzog den Mund und schwieg. Seit einer gewissen Begegnung hatten sich ihre ohnedies nicht allzumächtigen Sympathien für den Verlobten noch bedeutend abgeschwächt. Es bereitete ihr schon eine gewisse Pein, an ihn überhaupt nur zu denken.
(Fortsetzung folgt.)
Vom Schwarzwald. Ein tragikomisches Ereignis drängte im württ. Schwarzwald sogar das Interesse für die Landtagswahlen in den Hintergrund. Ein heiratslustiger Wirtschaftsbesitzer in Bühl lernte dort eine im Dienst gestandene „hübsche" Schwarzwälderin von Hut- nek (zwischen Sulgen und Hardt gelegen) kennen. Er, der glückliche Bräutigam, reiste nun mit seinen Verwandten zu der Kopulation und Hoch- zeitsfeier, aber — zum Schrecken des Bräutigams — keine Braut erschien. Diese hatte sich mit einer Geldsumme von 1400 ^ , die ihr von ihrem vermöglichen „Bräutigam" eingehändigt worden war, zu dem Zwecke, in ihrer Heimat eine anständige Aussteuer zu beschaffen, von einem „Schöneren" entführen lassen, ziemlich weit vorbei an der Schwarzwaldheimat. Beim „Hochzeitsmale" soll sich der Hereingefallene geäußert haben: „D' Mad könnt sai wo se wett, wenn i no mei Geld wieder hält."
Schwesterliche Liebe hat die 19jährige Sophie B, in Celle ins Gefängnis gebracht. Wegen eines genügen Vergehens erhielt ihre Schwester Anna einen Tag Gefängnis. Als die letztere, als sie die Strafe antreten sollte, krank war. begab sich Sophie B. in das Gefängnis, sich hier Anna nennend, und büßte die Strafe ab. Die Sache kam jedoch heraus, Sophie B. wurde wegen Urkundenfälschung angeklagt und erhielt unter Annahme mildernder Umstände zwei Wochen Gefängnis.
Wenig, aber gut. Aus Rom wird berichtet: Vom Kardinal Tosti wird eine hübsche Anekdote erzählt. Die genannte Eminenz kannte kein größeres Vergnügen, als Leute mit ungewöhnlichem Appetit essen zu sehen. Eines Tages, als Tosti besonders gut gelaunt war. sagte er seinem Koch: „Heute wirst Du drei Menschen von ungewöhnlicher Leistungsfähigkeit zum Essen bitten und ein Mal vorbereiten, mit dem 18 Personen gesättigt werden können." Der Koch suchte sich drei robuste und anscheinend verhungerte Lastträger aus, ließ sie ordentlich an- kleiden und führte sie zum Palast des Kardinals. Auf der Tafel stand, was gut und teuer war und alles in riesigen Mengen. Die Lastträger stürzten sich mit der Wut ausgehungerter Wölfe auf die herrlichen Gottesgaben. Der Kardinal schaute ebenso diskret, wie belustigt der Arbeit seiner Gäste hinter einer Gardine zu und war höchst erfreut, als in relativ kurzer Zeit die schönen Speisen bis aus den letzten Rest verschwunden waren. Als echte Römer vergaßen die drei Esser nicht die Pflichten der Höflichkeit und einer war mit der Aufgabe betraut, dem Kardinal zu danken. Ein Diener führt die Vorgeladenen vor den Kardinal. „Nun", fragte der alte Herr freundlich lächelnd, „hat Euch das Mahl ge
mundet?" — „Außerordentlich, Eminenz!" erwiderte der Sprecher, „wenig, aber gut!"
Ein Riesenprojekt. Ein Hotel mitten im Meere zu erbauen, möchte man unbedingt für eine wahnwitzige Idee halten. Und doch beschäftigt man sich jetzt, wie dos Patent- und technische Bureau vvn Richard Lüdcrs in Görlitz schreibt, in Amerika allen Ernstes mit einem solchen Plane, und zwar soll dieser Bau sanitären Zwecken dienen. Denn es ist ja bekannt, daß besonders Nerven- und Lungenleidenden zur Herstellung ihrer Gesundheit von ärztlicher Seite größere Seereisen anempfohlen werden; doch werden die Vorteile einer solchen Reise teilweise durch die Nachteile, die der Konstitution des Körpers durch Seekrankheiten rc. entstehen, wieder aufgehoben. Deshalb dürfte ein solcher Bau, mit allem Komfort der Jetztzeit ausgestattet und Gelegenheit für heilgymnastische Uebungen bietend, mit der wunderbaren Seeluft gewiß für alle solche Kranke ein wahrer Erholungsort sein und bald allgemeinen Zuspruch finden. Die Stelle, wo dieser originelle Bau seinen Platz finden soll, befindet sich 27 km westlich von Highlands of Navesink und 21 km südlich der Küste von Long Island, wo das Meer nur eine Tiefe von 20 m hat. Ohne auf die Einzelheiten dieses Projektes hier näher einzugehen, sei nur erwähnt, daß der Bau auf 36 Grundpfeiler zu stehen kommt. Dieselben sollen aus starken eisernen Röhren von ungefähr 3 m Durchmesser und 50 Meter Länge bestehen und ca. 15m tief in den Meeresboden eingerammt werden. ,Da nun die Tiefe des Meeres an dieser Stelle nur 20 m beträgt, so würden dieselben immerhin noch 15 m über die Wasserfläche hinausragen. Mittelst geeigneter Schutzvorrichtungen gedenkt man dem Unterbau dann einen festen Halt zu geben. Wie es scheint, hat sichs bereits eine Gesellschaft gebildet, um dieses Projekt zur Ausführung zu bringen.
Eine für jeden Sägmühlen-Besitzer willkommene Neuheit bildet die neuerdings von Ph. Rzcpka in Neuberun erfundene und gesetzlich geschützte Vorrichtung zum Ausrücken des Vorschubes an Sägegattern, um sowohl einer maschinellen Beschädigung des Gatters als auch einer Verletzung der an demselben beschäftigten Arbeiter vorzubeugen. Durch einen sehr sinnreich konstruierten Mechanismus, der an jedem Gatter mit einfachem oder doppelten Vorschub leicht angebracht werden kann, wird ein Bcr- schieben des Baumstammes, ehe er sich von der unteren Trag-Walze herabsenkt, wenn auch der betreffende Arbeiter abwesend ist, vollkommen verhindert, es sind deshalb auch Beschädigungen der Maschine und Unglücksfälle gänzlich ausgeschlossen. — Der Erfinder der hier beschriebenen Neuheit hat noch verschiedene praktische Vorrichtungen an Sägegattern gesetzlich schützen zu lassen, die alle den größten Beifall der interessierten Kreise finden werden. (Mitgeteilt vom Patent- und technischen Bureau von Richard Lüders in Görlitz. Dieses Bureau erteilt den geschätzten Abonnenten dieses Blattes Auskünfte und Rat in Patentsachen gratis.)
(Kartoffeln bei Frost zu versenden.) Wollte man jetzt Kartoffeln zur Zeit starken Frostes versenden, so müßte man sich immer der Gefahr hingeben, daß die Kartoffeln erfrieren. Wie uns das Intern. Patenlbureau von Heimann u. Co. in Oppeln mitleilt, giebt es ein äußerst einfaches Mittel um die Kartoffeln beim Versenden vor Erfrieren zu schützen und besteht dasselbe darin, daß man die Säcke, in denen die Kartoffeln versendet werden sollen, in kaltes Wasser eintaucht, hierauf die Kartoffeln einfüllt und die Säcke von außen wieder mit kaltem Wasser begießt. Daß jetzt die Kartoffeln vor dem stärksten Frost geschützt sind, hat seinen natürlichen Grund darin, daß durch die Nässe die Zwischenräume des Gewebes der Säcke ungefüllt werben und durch das außen gebildete Eis ein Eindringen der Kälte verhindert wird. (Obgenanntes Patentbureau erteilt den geschätzten Abonnenten dieses Blattes Auskünfte und Rat in Patentsachen gratis.)
(Wie sind gefrorene Zwiebeln zu behandeln?) Zwiebeln. wenn sie auch gefroren sind, leiden nicht, wenn man sie ruhig liegen und langsam auftouen läßt: sobald man sie aber berührt oder gar ins Warme bringt, faulen sie zusammen.
(Gegen Erfrieren von Gliedern.) Es ist immer ratsam, erfrorene Glieder anfangs in kaltes Wasser zu stecken oder mit Schnee zu reiben; nach einer Weile trockne man das kranke Glied sorgfältig ab und schütze es vor Einwirkung der Luft durch wollene oder leinene Umhüllung, welche aber nicht zu wärmen ist. Später reibt man das kranke Glied mit Flanell und dann mit Branntwein.
(Frostbeulen.) Mann halte das mit Frostbeulen behaftete Glied ca. V« Stunde in eine heiße Abkochung von Eichenrinde, trockne dasselbe dann gut ab, bestreiche den Teil mit Glycerin und setze sich keiner neuen Erkältung aus. Nach 3—4maliger Wiederholung wird ein vollständiger Erfolg eingetreten sein.
ZurBeseitung von Flecken von Zucker, Stärke, Mehltcig, Tragantschleim u. dcrgl. aus Kleidungsstücken und Geweben genügt das Auswaschen der befleckten Stelle mit warmem Wasser, worin eine Kleinigkeit venetianische Seife gelöst wurde.
(Auskunft.) Ihr Diener, der zum 1. März Ihren Dienst verläßt, hat sich mir als solcher angeboten. Da wollte ich mich zuvor bei Ihnen erkundigen, wie es mit ihm stehl. Waren Sie mit ihm zufrieden? — Im Großen und Ganzen ja! — Hat er auch gut gehorcht? — Zu gut! Deshalb entlaste ich ihn eben!
(Ein verfluchter Kerl.) „Na, gnädige Frau wollen zum Frühjahr größere Reise mit Herrn Gemahl unternehmen, wie ich höre! — Darf man fragen wohin?" — „Ja, mein Mannf hat in Kairo zu thun; da begleite ich ihn!" —. „Aha, — gnädige Frau wollen wohl auch so 'n bischen — Nil uckwiruri!?"
(Der zerstreute Sepper'l) Er: „Warum schreit denn der Sepper'l so arg?" — Sie: „Weil er in Gedankea den ganzen Teller Suppe gegessen hat, die er sonst nicht mag!"
In via« veritit«.
Wie kommt es, daß der Traube Saft
So leicht erregte Köpfe schafft?
Im Wein ist Wahrheit, wie sie sagen.
Die können Wen'ge nur vertragen.
Gedankenspäne.
Wenn man mit seiner Zeit machen kann, was mau will — dann macht man Dummheiten.
Es verrät hohe Bildung, seine Vorrechte nicht zu gebrauchen.
Wenn ein Schriftsteller sein neues Buch seinem Freunde und seinem Feinde giebt, so kann man fest darauf rechnen daß der Feind es zuerst liest.
Mit freude ist schwieriger als Mit leid.
Am steifsten geht es dort zu, wo die meisten Verbeugungen gemacht werden.
Vergnügungen, denen man entwachsen ist, nennt man Thorheiten.
Laß dir niemals einen Rat geben, wenn du schon zu etwas entschlossen bist.
Ein Jeder sucht das Glück auf and're Weise Und wer ergründet dessen waren Wert?
Die Illusion ist oft die einz'ge Speise,
An der ein ganzes, langes Leben zehrt.
Telegramme.
Dresden, 14. Febr. Die gestern hier versammelten Vertreter der sächsischen Städte mit revidierter Stadtverordnung beschlossen, dem Fürsten Bismarck das Ehrenbürgerrecht dieser 65 Städte anzutragen.
Liverpool, 14. Febr. Eine gestern von der Goldküste hier eingetroffene Post meldet, daß in Kraki die deutsche Flagge gehißt worden ist.
Rotterdam, 14. Febr. Der Prozeß des Norddeutschen Lloyd gegen die Eigentümer des Dampfers „C rat hie" wegen des Zusammenstoßes mit der „Elbe" wird vor dem hiesigen Gerichtshöfe zur Verhandlung kommen.
Wei-Hai-Wei, 14. Febr. Die Ueber- gabe der chinesischen Flotte erfolgte aus Mangel an Schießbedarf. Die Chinesen waren genötigt, seit Sonntag mit ihrem Schießbedarf sparsam umzugehen. Ihr Feuer war ohne Wirkung. Die chinesischen Offiziere und Mannschaften werden bei ihrer Landung mit militärischen Ehren empfangen werden. Einige Forts auf der Insel Liu-Kung-Tao halten noch Stand.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Reuenttrg.