den Strand getrieben. Im ganzen wurden 12 Torpedoboote vernichtet; zwei sind vermutlich entkommen. Englische, deutsche, französische, russische und amerikanische Kriegsschiffe befanden sich im Hafen. Man glaubt, daß Schüsse von den Chinesen auf die ausländischen Kriegsschiffe abgegeben wurden. Am Morgen des 6. Febr, wurde das Gefecht wieder ausgenommen. Die japanische Flotte umzingelte die Insel Liu Kung- Tao und feuerte aus die Forts und die chinesi- sischen Schiffe. Die Haltung der tLhinesen während der jüngsten Gefechte war gut; sie fochten mit verzweifelter Hartnäckigkeit. Die Verluste sind auf beiden Seiten bedeutend.

Unterhaltender Heil.

Schlechter Leumund.

Kriminal-Novelle von Karl Ed. Klopfer.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Und ehe sie sich noch von ihrer anfänglichen Ueberraschung so weit erholt hatte, um ihrer abweisenden strengen Geberde die entsprechenden Worte folgen zu lassen. wiederholte er mit Wärme seine Versicherungen. Er erzählte, daß er nur allein zu dem Zwecke die Stadt aufge sucht habe, um seine Mutter wiedcrzusehen, sie mit den heiligsten Versicherungen von seiner Schuldlosigkeit zu überzeugen. Er schilderte seinen Schmerz über die Todesnachricht, die er empfangen hatte, und die ihn zu dem Entschlüsse gebracht, diesem Ort auf immer den Rücken zu kehren. Er wäre sicherlich hier vorbetgegangen, wenn er den Eigentümer dieses Landhauses ge­kannt, und gewußt hätte, daß sie hier wohne. Aber durch ihr unverhofftes Wiedersehen sei in ihm der unbezwingliche Wunsch rege geworden, ihr das Alles zu sagen. was er der Mutter nicht mehr hatte sagen können: und Ein Wesen mußte er ja auf der Well haben, das an ihn glaubte.

Das war es, was er immer wiederholte, seine Glaubenssatzung, an die er sich als sein letztes moralisches Gut mit einer Art Verzweif­lung anklammerte.

Er sprach so überzeugend, daß Marie sich unwillkürlich der Macht seiner Rede gefangen gab aber nur innerlich; sie bemühte sich, äußerlich alle Festigkeit zu bewahren, und ihr Ton war um so kälter und härter, je wärmer und weicher es in ihr auftaute. Sie hätte ihm ja so gerne geglaubt, aber sie vertraute nicht mehr ihrem Gemüte, der sogenannten inneren Stimme, die ihr bereits einmal eine so bittere Enttäuschung bereitet hatte; sic war entschlossen, nur mehr den nüchternen Erwägungen der Ver­nunft Gehör zu geben. Und die Vernunft sträubte sich gegen die Beweiskraft seiner Be­teuerungen, die ja doch am Ende nichts Anderes waren, als Worte.

Und doch was könnte es Ihnen nützen, Leopold, wenn ich Ihnen glauben wollte? Und ich kann es nicht. Es mag Ihnen herz­los erscheinen, wenn ich Ihnen das so gerade­heraus sage, aber ich bin eben die Zeit her strenger geworden gegen andere, wie gegen mich selber. Was ich vielleicht wirklich für Sie fühlte ich schäme mich dessen nicht, cs zu gestehen, denn es entsprang einem edlen schönen Impulse das ist ja nun ausgetilgt für immer."

Wahr, sehr wahr, mein Fräulein; ich konnte es mir ja auch sehr wohl denken. Ich hege ja auch nicht die Hoffnung, in Ihnen diese alten Gefühlen wieder zu erregen, wenn ich Sie auch von dem Unrecht überzeugen könnte, das mir angethan worden. Aber das Bewußtsein, daß Sie wenigstens daran glauben, das hoffe ich mir zu erringen, das hätte ich als den größten Schatz meines zerfahrenen, verpfuschten Lebens bewahrt; damit hätte sich mein Gemüt, das sich ja so sehr bescheiden gelernt hat, zu­frieden gegeben. Und nun bleibt mir auch das versagt!"

Die schwere Leidcnsschule, die Sie ver­dient oder unverdient durchgemacht haben, hätte Sie doch so pessimistisch machen sollen, gerade diese Hoffnung aufzugeben," fuhr sie ge­

lassen fort.Auf mein Urteil könnte ich ja nicht bauen, aber die Richter, die nach streng und rechtswissenschastlich erwogenen Gründen den Schuldspruch über Sie gelhan haben, die sind jedenfalls kompetenter und ich muß mich ihrem beweiskräftigen Verdikt unterordnen, wie Sie cS thun mußten. Ihnen hat dieser Urteils­spruch Ehre und Freiheit geraubt, er hat Sie

gebrandmarkt-mich zwingt der-

selbe Urteilsspruch, meine wärmeren Regungen bei Seite zu werfen, und Sie für das zu halten

wozu Sie eben dieser Urteilsspruch gemacht hat. Ich kann mich dagegen ebenso wenig wehren, wie Sie. Die Anerkennung unserer Juris­diktion zwingt uns alle zur bedingungslosen Unterordnung."

Er wich einige Schritte zurück vor diesen harten Worten. Sein bleiches Gesicht blickte sie scheu und traurig an. Stand er denn wirk­lich noch jenem Mädchen gegenüber, aus dessen Augen er einst die beseligende Gewißheit gelesen, daß er geliebt werde? Jetzt sah er diese milden Augen streng und kalt auf sich gerichtet.

Es ist mir wirklich als hätte sich die ganze Welt verändert," flüsterte er mehr zu sich selbst,als wäre Alles kälter und starrer ge­worden, seitdem"

Sie verschränkte die Arme vor die Brust und wandte sich halb seitwärts, als wäre sie willens zu gehen und warte nur, ob er noch etwas vorzubringcn habe.

Wie dem auch sei Herr Hügel, Sie sehen wohl ein, wir können nicht miteinander rechten. Hegen Sie mit Grund die Ueberzeug- ung, die Welt habe Ihnen zu viel gelhan, so müssen Sie Ihre Verteidigung an geeigneterem Orte anbringen. Wird wirklich das einst gegen Sie gefällte Urteil widerrufen, dann wider­rufe ich auch das meinige, das ja, wie ich Ihnen wiederhole, nur von jenem andern abhängt."

Oh, über die Welt und die berühmte Ge­rechtigkeit!" lachte er erbittert auf. Haben Sie denn noch nie vernommen, daß sich auch die weisesten Richter schon geirrt haben? Ist es noch nie dagewesen, daß man Unschuldige aufs Schaffst gebracht hat?"

Sie zuckte die Achseln.Wohl wahr! Aber solche Ausnahmen berechtigen doch keineswegs zur Verallgemeinerung, die ja dann für Manche ein sehr willkommener Schlupfwinkel wäre."

Und doch trifft den Einzelnen ein solcher ausnahmsweiser Rechtsirrtum ebenso schwer, als ob überhaupt für Niemanden Gerechtigkeit zu finden wäre. Mir wurde man nicht gerecht, und um so bitterer für mich, wenn unsere Rechts­pflege sonst eine so ausgezeichnete ist, daß man diesmal an eine Ausnahme glauben will. Können Sie sich denn in meine Lage versetzen? Wissen Sie, wie mir ist? Wie einem Taub­stummen, der in einen finstern Abgrund gestürzt ist, an dessen Wand er die Menschen vorüber- wandcln sicht, sie von Gerechtigkeit und Mild­herzigkeit reden hört, während Keiner ahnt, daß in seiner nächsten Nähe ein Unglücklicher bei lebendigem Leibe begraben liegt. Ach hätten mir die fürchterlichen Jahre meines Gefängnis­lebens im Kopf und im Herzen nicht Alles aus­gebrannt, was da die ganze Zeit her an wilden Erregungen aufschäumte ich glaube, es käme noch so weit, daß ich in meiner Verzweiflung zum Mordstahl griffe, um mir durch das­selbe Gesetz, das mich, ohne mein Zuthun, zum ehrlosen Verbrecher gemacht hat. ein Ende zu bereiten und sollte es selbst ein Ende unter'm Henkerbeil sein!"

Sie wandte das Gesicht ab, um ihre Miene zu verbergen. Es kostete sie einige Mühe, den einmal für nötig gefundenen Ton beizubehalten.

Lassen Sie uns davon abbrechcn, Leopold," sagte sie nach einer Weile,wir wollen diese Szene beenden, die ja für uns Beide genug der Pein hat. Es ist Alles aus zwischen uns cs muß Alles aus sein, aus mehr Gründen, als ich Ihnen jetzt sagen kann! Gehen Sie Sie nehmen, wenn Sie das beruhigen kann, wenig­stens meine Verzeihung mit sich! Ich will ver­suchen, Ihnen nicht mehr zu grollen aber lassen Sie uns ein Ende machen!"

Marie!" schluchzte er auf und streckte flehend die Hände auS. Er wollte noch etwas sagen, aber seine Bewegung erstickte ihm jedes Wort in der Kehle. ?

Bedenken Sie, wenn man uns so bei- summen sähe! Sic werden doch nicht wollen, daß man mit Fingern auf mich deutet, daß man

auch mich in jenes Verhängnis mit einbe- zicht, das Sie schon so schwer getroffen hat? Gehen Sie ich beschwöre Sie! und schweigen Sie gegen Jedermann von der Szene, die sich jetzt da zwischen uns abgespielt hat!"

Er legte beteuernd die Hand auf die Brust. Nein, nein, Sie sollen nichts zu fürchten haben. Man soll mich eher in Stücke hauen, als mich dazu bewegen, Sie nur mit einem Hauch zu kompromitiercn. Wenn Sie mich auch schon für den Dieb halten, als den man mich verur­teilt hat so follen Sic mir doch als einem Menschen vertrauen dürfen, der den letzten Rest seines erbärmlichen Lebens opfern würde, um Ihnen das geringste Leid zu ersparen! Marie, ich ick habe vernommen, daß Sie daß Sie im Begriffe stehen, in den Ehestand zu treten Gott ist mein Zeuge, wie innig, wie sehnsüchtig ich wünsche, daß sie darin das reinste, vollkommenste Glück finden möchten, eine Entschädigung für den bösen Kummer, den ich Ihnen freilich ohne mein Verschulden bereiten mußte! Werden Sie glücklich, werden Sie glück lich . . .!"

Er hielt die Hand an die Augen, als ob er ihr dadurch die heißen Zähren hätte ver­bergen können, die ihm unaufhaltsam über die blassen Wangen rieselten.

Sie preßte die Lippen aufeinander und blickte zu Boden. Da schreckte sie plötzlich jäh empor, im fernen Buschwerk raschelten die Blätter, ein flüchtiger Schritt huschte für eine Sekunde über den weichen Moosboden, als entferne sich da drüben ein Lauscher.

Himmel! Was war das? Wir wurden

beobachtet?" rief sie, am ganzen Körper bebend, und sah angsterfüllt in den finstern Waldweg hinein.

(Forts etzung fol gt.)

Berlin , 5. Febr. Es ist etwas Schönes, man könnte fast sagen Ritterliches um das Prinzip der Selbsthilfe, daß aber auch hierbei Vorsicht die Mutter der Weisheit ist, zeigt folgender Fall, bet dem diese Selbsthilfe dem mutigen Manne, der sie ausübte, recht teuer zu stehen gekommen ist. Wie dieAllg. Fleischer- Ztg." berichtet, bemerkte nämlich gestern Morgen 8 Uhr der Engrosschlächter Balke aus Friedrichs­berg, wie von seinem vor der Zentralmarkthalle haltenden Wagen ein Mann einen Hammel herunternahm. Balke faßte den Dieb und führte ihn selbst zur Polizei als er aber zurück­kehrte, sah er zu seinem Schrecken, daß sein Fuhrwerk im Werte von 700 ^ mit dem darauf befindlichen Fleisch im Werte von 450 -/A in­zwischen gestohlen worden war. Den Bemüh­ungen der Kriminalpolizei ist cs zwar gelungen, das Fuhrwerk in der Rungestraße zu ermitteln, Fleisch und Diebe jedoch blieben verschwunden.

sZerstreut.) Nachtwächter: Der Nacht­wächter gratuliert zum neuen Jahr. Profes­sor: Danke, gleichfalls. Nun, was solls denn noch? Nachtwächter: Es ist nur wegen 3 Mark, Herr Professor. Professor: Schön, das geben Sie meiner Frau!

sDurch die Blume.) Junge Frau (die selbst gekocht hat):Lieber Karl, es schmeckt Dir scheints nicht?!" Mann:Doch, mein Schatz I Ich vermute nur, daß in Deinem Kochbuch ver­schiedene Druckfehler sind!"

(Eine schöne Gegend.) Er:Na, was sagst Du, Alte, zu der herrlichen Aussicht?" Sie:Ich bin sprachlos." Er:Sprach­los ! ? Da bleiben wir!" ^Verfängliche Frage.) A. (zu B. im Restaurant): Weshalb war denn eben Deine Frau hier? B.: Ich hatte den Hausschlüssel vergessen! A.: Abzugeben?

Briefk. d. Red. Nach Höfen. Frdl. Dank für gef. Notiz. Sie wissen aber doch, daß Einsendungen ohne Namensunterschrift keine Berücksichtigung finden können.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.