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«ui Stadt, Bezirk ««d Umgebung.

Sk. Maj. der König hat die erledigte evang. Pfarrei Trossin gen, Dekanats Tutt­lingen, dem Pfarrer Klaiber in Gräsen- hausen übertragen.

Neuenbürg. 11. Febr. Der mit dem gestrigen Mondwechsel erwartete Umschlag in der Witterung ist heule eingetreten. Die große Kälte hat bedeutend nachgelassen, dagegen haben haben wir jetzt bei 2 ° k Frost wieder ein starkes Schneetreiben, wodurch die ausgefrorene, ohne­dies schon dicke Schneedecke, die wir ja noch zum Teil vom alten in's neue Jahr herübergenommen haben, auf's Neue Zusatz erhalten hat. Der heurige Winter zeigt sich als ein gar gewaltiger Potentat.

Neuenbürg, 11. Febr. (Eingesendet ) Nächsten Donnerstag den 14. Februar werden zwei junge Damen, eine Pianistin und eine Violinspielerin, hier im Hotel zur Alten Post ein Konzert geben. Wir haben von einem eigen- händigen Schreiben I. D. der Fürstin von Leiningen in Amorbach, sowie von vielen anderen Zeugnissen Einsicht zu nehmen Gelegenheit ge- habt, worin den Damen das beste Zeugnis über ihre musikalischen Leistungen ausgestellt wird. Das für den Abend bestimmte Programm ist sehr interessant. Wir wünschen den Damen ein zahlreiches Publikum.

Deutsches Aeich.

Berlin, 9. Febr. Der Kaiser empfing heute den Reichskommissar Dr. Karl Peters, der sein Werk über das deutschasrikanische Schutz­gebiet in die Hände des Kaisers legte.

Berlin. 10. Febr. In einer anarchisti­schen Versammlung wurde gestern der Tischler Schlächter verhaftet und sogleich abgeführt, als er sagte: Friedlich oder durch List könne die soziale Umgestaltung schwerlich gehen. Daher werde man den Kampf aufnehmen müssen.

Die Plenarverhandlungen des Reichs­tages haben auch in den letzten Tagen vor­wiegend der Beratung von Initiativanträgen und Interpellationen gegolten. So beschäftigte sich das HauS in seiner Dienstagssitzung mit Anträgen von der Linken, welche sich teils ans eine Neu­einteilung der Reichstagswahlkreise, teils auf die Volksvertretung in den Bundesstaaten mit Be­rücksichtigung der bekannten Verhältnisse in Mecklenburg bezogen, doch gelangte keiner der­selben zur Abstimmung. Am Mittwoch und auch noch den folgenden Tag wurde der Reichstag durch die Verhandlungen über die Inter­pellation des Zentrumsabgeordneten Hitze dar­über in Anspruch genommen, welche gesetzliche Bestimmungen die Reichsregierung in Ausführ­ung der kaiserlichen Erlasse vom 4. Februar in Bezug auf Arbeilervertretungen, speziell was die Anerkennung von Berufsvereinen und die Er­richtung von Arbetterkammern anbelange, plane. Abg. Hitze führte in Begründung der Inter­pellation hauptsächlich aus, daß Deutschland ge­wiß stolz auf seine durch das hochherzige Vor­gehen Kaiser Wilhelms II. ringeleitete Arbeiter- schutzgesetzgebung sein könne, daß aber noch mehr auf diesem Gebiete geschehen müsse, namentlich durch die gesetzgeberische Begünstigung der Or­ganisation der Arbeiter. Abg. Hitze empfahl hierbei die möglichste Freiheit für die Arbester- berufsvereine und plaidierte weiter für die Er­richtung von Arbeiterkammern, wobei der ZentrumSredner darzulegen suchte, daß solche Organisationen der Arbeiter keineswegs Wasser auf die Mühle der Sozialdemokratie sein würden. Namens der verbündeten Regierungen gab Reichs­kanzler Fürst Hohenlohe die kurze und aus­weichende Erklärung ab, daß dieselben zu den in der Interpellation Hitze angeregten Maß­nahmen noch keine Stellung hätten nehmen können, weil die Vorarbeiten zu letzteren noch nicht beendet seien. An der weiteren Mittwochs- Debatte, welche sich zu einer theoretischen Unter­haltung über allerhand sozialpolitische Probleme gestaltete, beteiligten sich die Abgeordneten Möller (nat.-lib.), Fischer (soz.) und Kardorf (sreikons.), sowie Handelsminister v. Berlepsch. Am Donners­tag wurde diese weitschweifige Erörterung fort- gesetzt.

Das erschütternde Unglück derElbe" kam am Samstag auch im deutschen Reichstage zur Sprache. Infolge einer Anfrage der Herren v. Stumm und v. Manteuffel nahm der Reichs­kanzler Fürst Hohenlohe Anlaß, in feierlicher Weise und unter einstimmigem Beifall des Hauses in ehrender Weise die Teilnahme der Regierung und des Hauses an jener entsetzlichen Katastrophe auszudrücken und zugleich der Tapferkeit und treuen Pflichterfüllung der Mannschaft der Elbe volle Anerkennung widerfahren zu lassen. Die Bcrläumdungen, die in einzelnen auswärtigen Blättern gegen die Offiziere der Elbe ausgestreut würden, hätten sich nach den bisherigen sorg­fältigen Ermittlungen als völlig grundlos ergeben.

Wilhelmshaven, 9. Febr. Die Witwe des auf dem Lloyd-dampserElbe" verunglückten Fabrikanten Schüll aus Düren hat die Ver­sicherungssumme von 100000 ^ den Hinter­bliebenen der übrigen Verunglückten überwiesen.

Für die Hinterbliebenen der mit der Elbe" Verunglückten gingen in Hamborg in wenigen Tagen 30 000 ein. Der bekannte Hamburger Taucher Flint, welcher die Leichen aus dem untergcgangenen Hamburger Postdampfer Cimbria" hcrausholte, lehnte den Auftrag ab, die ähnliche grausige Arbeit bei derElbe" vor­zunehmen.

Marktpreise.

Neuenbürg, S. Februar.

Butter, Vr Kilo. 80-90 ^

Landeier, 1 Stück 8 Kisteneier 7

Pforzheim, 9. Februar.

Land-Butter Vr Kilo.95-1.10

Süßrahmbutter.1.201.25

Land-Eier, 2 Stück.1416

Kisteneier, 2 Stück.1314

Stuttgart, 9. Februar. Süße Butter, Vr Kilo . . . . 1.101.20

Saure Butter, V, Kilo.1.00

Frische Eier, 10 Stück.75

Kalkeier, 10 Stück. 65

Ausland.

Die neue ungarische Regierung wird die gescheiterte kirchen-politische Aktion des Kabinets Wekerle im Oberhause nächstens wieder auf­nehmen. Sofort nach Beendigung der Budget­beratung im Abgeordnetenhause sollen die Vor­lagen über die Konfessionslosigkeit und über die Rcception der Juden im Oberhause zur Debatte gestellt werden.

Paris, 8. Febr. Der von New-Aork in Havre immer noch nicht eingetroffene französische PaffagierdampferGascogne" hat 45 Kajüt- passagiere und 35 andere Fahrgäste an Bord. Man tröstet sich einstweilen damit, daß noch andere fällige Dampfer im Rückstände sind. Es haben eben furchtbare Stürme im Atlantischen Ozean gewütet. Im ganzen soll nach dem Temps" dieGascogne" 200 Mann Besatzung und 165 Fahrgäste an Bord haben. Das Schiff ist 155 Meter lang und 15,90 Meter breit. Der Inhalt des Schiffes beträgt 7000 Tonnen, die Maschinen haben zusammen 9000 Pferde­kräfte. Der Kapitän heißt Baudelon. Die Liste der Fahrgäste weist mehrere deutsche Namen auf. Es ist unmöglich, die Nationalität der auf derGascogne" befindlichen Passagiere genau festzustcllen, da wie dies bei derCompagnie transatlantique" üblich, die Reisenden ihre Fahr­karten ohne Vorweisung irgend welche Doku­mente ausgefolgt erhielten. Die Direktion der Compagnie transatlantique" zielst sich noch immer der Hoffnung hin. daß nur eine schwere Havarie an der Verzögerung schuld sei. Man glaubt auch, daß dieTeutonia", die gleichfalls seit 2 Tagen in New-Aork fällig ist, dieGas- cogne" remorquicrt. Die von London über Antwerpen hier eingetroffene Dampfer Manitoba und Rayland haben von dem DampferGas­cogne" nichts bemerkt, aber auch keine Schlffs- trümmcr gesehen. Der Wert der Ladung der Gascogne" wird auf etwa' 4 Millionen francs geschätzt.

^ Paris. Pfarrer Kneipp ist gestern Abend hier eingetroffen; cs heißt, derselbe wolle hier Konsultationen geben und Vorträge halten.

Paris, 7. Febr. Der bekannte Chirurg Dr. Pean hat in einer der letzten Sitzungen

der medizinischen Akademie einen höchst inter­essanten Kranken vorgestellt, der im November vorigen Jahres von ihm operiert worden war. Diesem mußte eines bösartigen Krebsleidens wegen der ganze Kehlkopf mit dem Zungenbein, ein Teil des Schlundes, sowie der obere Teil der Speiseröhre entfernt werden. Die unmittel­baren und späteren Folgen dieser ebenso schwie­rigen wie gefährlichen Operation waren die denkbar günstigsten. Der Kranke, beiläufig ge­sagt, ein Nabob, der geradewegs aus Indien nach Paris gekommen war, um von seinem Lei­den befreit zu werden, ist heute vollständig ge- heilt. Dank einem kraftvollen Apparate ist er nicht nur imstande sich auf natürliche Weise zu ernähren, sondern auch deutliche Stimmlaute hcrvorzubringen.

Aus London, 8. Febr. wird gemeldet: In den hiesigen Westindia-Docks entstand heute eine Feuersbrunst. Der verursachte Schaden wird auf 40 000 Pfund Sterling geschätzt. Zwei große Schuppen mit Jute sind ausgebrannt.

Die Adreßdebatte im englischen Unter- Hause zieht sich in ziemlich einförmiger Weise noch immer von einem Tag zum anderen hin. Am Donnerstag gelangte u. A. auch die Mada- gaskar-Angelegenheit zur Erörterung. Der Par- lamentssekretär des Auswärtigen. Grcy, gab hierbei eine recht matte Erklärung über die Stellung der englischen Regierung zu den gegen­wärtigen kriegerischen Ereignissen auf Madagaskar ab. Aus dieser Kundgebung Mr. Greys erhellt, daß England den Feldzug der Franzosen gegen die Howas zwar keineswegs mit günstigen Augen betrachtet, daß eS aber trotzdem gar nicht daran denkt, den Franzosen auf Madagaskar in den Arm zu fallen; eine andere Haltung dürfte man wohl auch von Albion nicht erwarten! Einigermaßen naiv klingt die Mitteilung, die englische Regierung erwäge mir den Kronjuristen noch die Frage, ob für England die Versorgung der einen oder der anderen kriegführenden Par­teien auf Madagaskar mit Kriegsmaterial zu­lässig sei. Natürlich meint Mr. Gcey lediglich die HovaS, welchen John Bull herzlich gern für klingendes Gold Kriegsmaterial zuschmuggeln möchte, vielleicht wird man aber in London schließlich finden, daß dies doch eine riskante Sache wäre.

Die Berichte über die vollständige Erober­ung von Wei-Hai-Wei seitens der vom Marschall Oyama kommandierten japanischen Armee stellen sich nun doch als verfrüht heraus. Aus Depeschen des Kommandanten des japani­schen Geschwaders vor Wcn-Hei-Wai geht hervor, daß bis zum 3. Februar weder die stark be­festigte Insel Liu-kung-tao, noch die Landforis Aatao, Luchiaotsnoi und Lungmiartsuoi von den Japanern erobert worden waren. Der japanische Flottenbefehlshaber gesteht in diesen seinen Mel­dungen selber zu, daß die Japaner trotz heftigster Kanonade nicht im Stande gewesen seien, die chinesischen Batterien zum Schweigen zu bringen. Aus den nämlichen Depeschen erhellt ferner, daß auch die Nachrichten, denen zufolge die chinesi­schen Kriegsschiffe im Hafen von Wei-Hai-Wei verbrannt sein sollten, nicht zutreffend waren, denn auch diese Reste der chinesischen Flotte leisteten den Japanern bei Abgang der erwähnten Depeschen noch hartnäckig Widerstand. Für die Nacht vom 3. zum 4. Februar war ein neuer Angriff der Japaner auf die chinesischen Kriegs­schiffe mittels Torpedoboote angekündigt worden.

Wei-Hai-Wei, 9. Febr. Am Dienstag unterhielten die japanischen Schiffe ein fortwähr­endes Feuer, um die Bewegung ihrer Torpedo­boote zu decken, in der Nähe der durch Torpe­dos zum Sinken gebrachten und in seichtem Wasser liegenden SchiffeTscheng Auen" und Ting-Auen". Die Beschießung wurde den ganzen Tag aufrecht erhalten. Die chinesischen Schiffe versuchten, durch den westlichen Hafen- clngang zu entschlüpfen. Ein japanisches fliegen­des Geschwader sperrte jedoch den Eingang und verfolgte die fliehenden Torpedoboote stunden­lang. Einige waren schon gesunken, che sie den Hasen verlassen konnten; anderen gelang es bei dem japanischen Geschwader vorbeizukommen. Sie wurden jedoch eins nach dem anderen über­holt und teil» in den Grund gebohrt, teils auf