Militär Verein Uenrnvürg.

Sonntag den 1V. d. Mts., nachmittags 4 Uhr

findet die

jährliche Henerak-Wersammlung

im neuen Verein-lokal (Gasthof z. Bären) statt.

Von abends 7 Uhr au

wozu die HH. Ehrenmitglieder und Mitglieder mit Familien freundlicyst eingcladen werden.

De-'

Schul-Schreibhefte

in allen Lineaturen mit gutem Papier empfiehlt besonders auch in Partien für Wiederverkäufen zu außerordent­lich billigen Preisen.

K- ZKeeh.

(Feuerversicheruna.j Die KenerverfichernngSbank für Deut­schland zu Gotha, welche im Jahre 182t Gegenseitigkeit errichtet ist, hat mit dem Jahre 1894 Bier nnd Tieben- zig Jahre ihrer gemeinnützigen Thätig- leit vollendet.

Im Jahre 1894 waren f. 4 787 418888 Mark (gegen 1893 mehr 135485400 Mark) Versicherungen in Kraft.

! Die Prämieneinnahme dieser Anstalt betrug im Jahre 1894: 14 8»«818 M. 88 Ps. (gegen 1893 mehr 516877 M. 50 Pf.)

Von der Prämieneinnahme wird in jedem Jahre derjenige Betrag, welcher nicht zur Bezahlung der Schäden und Verwaltungskosteu, sowie für die Prämien­reserve erforderlich ist, den Versicherte« zurückgewährt.

Nach dem setzt veröffentlichten Rechnungs­abschlüsse für das Jahr 1894 betrug dieser den Versichterten wieder zufließende lieber» schuß 18 685 782 M. 88 Pf., gleich 73°/g der eingezahlten Prämie.

Im Durchschnitt der zwanzig Jahre von 1875 bis 1894 sind jährlich 75,r«>/, der eingezahlten Prämien an Ueberschuß den Versicherten zurückerstattet.

Deutsches Aeich.

Berlin. 6. Febr. Der Kaiser empfing heute Vormittag 11'/, Uhr den Reichstagspräsi- dentcn v. Levetzow.

Berlin, 6. Febr. Der Reichstagspräs v. Levetzow ist entschlossen, wegen des gestrigen Beschlusses der Geschäftsordnungskommission (Ablehnung der Vorschläge über die Verstärkung der Zuchtmittel) zurückzutreten. da wenig Aussicht ist. daß das Haus diese Entscheidung umstößt. Vielleicht ersolgt der Rücktritt schon vor der entscheidenden Beratung des Hauses. Die Konservativen arbeiten auf die Auflösung hin, falls Levetzow zurücktritt.

Der deutsche Reichstag behandelte in der letzten Berichtswoche verschiedene Fragen bezüglich der Abänderung der Gewerbeordnung und des Gerichtsverfassungsgesetzes u. s. w , end- giltige Beschlüsse hierüber wurden aber noch nicht gefaßt. Der Schwerpunkt des Reichstags liegt gegenwärtig in den Verhandlungen der Umsturzkommission, wobei es manchmal recht hitzig zugeht; doch ist die Hoffnung nicht aus­geschlossen. daß ein brauchbares Umsturzgesetz zustande kommt, andernfalls könnte es leicht zu einer Rcichstagsauflösung kommen. Es ist jetzt Aussicht dafür vorhanden, daß eine ziemlich große Mehrheit des Reichstags die neuen Vor- schlage betr. die Reichsfinanzreform in der Hauptsache genehmigen werde, namentlich auch das Projekt einer höheren Besteuerung des Tabaks.

Berlin, 6. Febr. Der Seniorenkonvent des Reichstags bewilligte die Hergabe der Wandelhalle des Reichstagsgebäudes zur Ver­anstaltung eines Konzerts für die Hinterbliebenen der auf dem DampferElbe" Verunglückten.

Wenn etwas bezeichnend für unsere wirt­schaftliche Lage ist, so ist cs der Umstand, daß über den schlechten Gang der Geschäfte, zu gleicher Zeit aber auch über Geldüberfluß und niedrigen Zinsstand geklagt wird. Wir lesen in dieser Beziehung in derNat Ztg.": Der Geldüberfluß, welcher seit langer Zeit sich in der großen Finanzwelt geltend macht, scheint nicht ohne Einfluß auf den Kleinverkehr zu bleiben. So wird aus der städtischen Spar­kasse berichtet, daß noch niemals die Einzahl­ungen so bedeutend gewesen seien wie in dem jetzt abgelaufenen Monat Januar. Dem Ver­nehmen nach soll der Betrag 5 Millionen Mark überstiegen haben; an neuen Sparkassenbüchern sind 11350 Stück zur Ausgabe gelangt.

Von Herrn Emil Frank aus New-Iork, zur Zeit in Frankfurt, erhält dieFrkf. Ztg." zur Charakteristik des Kapitäns derElbe" folgende Zellen:Es ist nun gerade 8 Tage her, als ich mich von Herrn Kapitän Kurt v. Goessell sowie von den andern Offizieren der Elbe" verabschiedete, um dann frohen Mutes nach Bremen und von da nach Frankreich zu reisen. Als ich seine Kajüte passierte, ries d?r Kapitän mir aus dem Kreise seiner Familie, die Freitag Nacht schon an Bord derElbe", ge­kommen war, nochmals ein herzliches Lebewohl zu. Und nun ist mein teurer Freund nicht mehr. Es war dies meine dritte Reise mit derElbe", und so habe- ich reichlich Gelegenheit gehabt, diesen vortrefflichen Mann kennen zu lernen. Ueber 6 Fuß groß, mit großen blauen Augen, blonden Haaren und blondem Bollbart war Kurt v. Koesscll wirklich der Typus eines richtigen Teutonen. Liebenswürdig und aufmerksam gegen Alle, war er stets auf das Wohl der Passagiere '

bedacht. Gegen leine Untcrihanen war er wie ein Vater, und mußte er einmal gegen einen derselben wegen eines Vergehens einschreilen, so that es ihm leid, cs thun zu müssen. Besonders gegen Frauen und Kinder war er stets so freund­lich, daß es keine Seltenheit war, ihn mit 12 Kindern auf seinen Knieen spielend auf Deck zu sehen. Kam Kapitän v. Goessell nach New-Aork, so war er immer ein beliebter Gesellschafter, und cs war mir oft vergönnt, mit ihm manch' fröhliche Stunde zu verbringen. Sein Tagebuch enthielt viele hübsche Verse, die ihm von Passa­gieren aus aller Herren Länder in allen mög­lichen Sprachen gewidmet waren. Leider ist auch dieses Buch, das er so hoch und teuer hielt, mit ihm auf den Grund des Meeres gegangen. Auf der Kommandobrücke stehend, hat er tapfer dem Tod ins Auge gesehen und sein letzter Befehl galt der Rettung der Frauen und Kinder. Wer wie ich das Glück gehabt diesen Mann näher kennen zu lernen, wird ihn nie vergessen."

Straßburg i. E. Neben der eigent­lichen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung, die am 15. Mai beginnt und auf die Dauer von fünf Monaten bemessen ist. werden verschiedene Sonder-Ausstellungen staltfinden, die das allge­meine Interesse in hohem Grade in Anspruch nehmen dürften. Die Vereinigung vom Roten Kreuz wird während der ganzen Zeit eine sehr umfassende Sammlung aller derjenigen modernen Hilfsmittel ausstellen, die zum Transport uno zur Pflege von Verwundeten und Kranken, be­sonders im Felde dienen; hierbei wird die Militär-Verwaltung in erheblicher Weise vertreten sein. Die deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger wird sich in ähnlicher Weise an der Ausstellung beteiligen.

Münster i. E., 1. Febr. Als der Uhr­macher gestern Abend die Uhr in der katholischen Kirche aufziehen wollte, bemerkte er in der Nähe der Orgel einen Mann, der seinem Leben an dieser Städte durch Erhängen ein Ende gemacht hatte. Der Selbstmörder war ein junger Bursche von 22 Jahren aus Mühlbach, der gestern m starker Betrunkenheit durch die Straßen der Stadt taumelte und so in die Kirche geraten war. Es ist dieses das erste Mal, daß eine Kirche hiesiger Gegend auf diese Art entweiht wurde. Heute Morgen traf Weihbischof Mar­bach aus Slraßburg hier ein, um die Neuem- weihung der Kirche vorzunehmen.

Karlsruhe, ö. Febr. Die weithin be­kannten Inhaber der Nähmaschinenfabrik Junker u. Ruh feierten gestern das 25jährige Jubi­läum des Bestandes ihres aus kleinen Anfängen zu glänzender Entwicklung emporgeblühten Unter­nehmens. Die Fabrik hat gegen eine Million Nähmaschinen hergestellt; daneben besteht nun- mehr in bedeutendem Aufschwung die Fabrikation der gesuchten Junker- und Ruh-Oefen. Fast auf allen großen Ausstellungen wurden die Fabrikate prämiirt. Schon am Vorabend wurde von den Bediensteten der Fabrik den Inhabern ein Fackelzug gebracht. Tue Jubilarc stifteten 15 000 an die Fabrik-Krankenkasse. Ein Bankett in der Festhalle beschloß die Feier.

Württemberg.

Mit Note des k. Staatsministeriums ist nach dem St.A. dem Präsidium des ständischen Ausschusses der Entwurf eines Gesetzes, betr. die Abänderung einiger Bestimmungen der auf das Volksschulwescn bezüglichen Gesetze, zur Einleitung der Beratung in der Ständeversamm­

lung, zunächst der Kammer der SlandeSherren, zugegangen. Der letzte Artikel des Entwurfs jchlägt vor, die Bestimmungen der Art. 15 bis 18 (Mindestgehalte der Unterlehrcr rc.. Eintritt der pensionsberechtigten Dienstzeit nach Vollend­ung des 25 Lebensjahrs, Belastung der Dienst­bezüge bei Krankheit) mit rückwirkender Kraft vom 1. Juli 1894 an in Wirksamkeit treten zu lassen.

Stuttart, 7. Febr. Heute früh ist in der Dobclstraße hier einer Schutzmannspatrouille ein Fuchs begegnet, der wahrscheinlich vom Hunger in die Stadt hineingetricben wurde.

Ausland.

Graz. 6. Febr. Als Ehrengabe der Deut­schen Stciermarts wird eine Abordnung auS Graz dem Fürsten Bismarck zum 80. Ge­burtstage einen großen künstlerisch ausgcführten Pokal überreichen.

Montceau-les-Mines, 6. Febr. In der Grude St. Eugcnie wurden im Ganzen 25 Bergleute getötet, und davon 21 zu Tage ge­fördert. 3 wurden ernstlich verwundet. 5 andere leichter. 8 Bergleute sind verschwunden.

Aus Marsala in Sizilien wird gemeldet: Vorgestern stürzte während des Gottesdienstes die Domkirche San Carlo ein. Fünfundvicrzig Leichen und 35 Schwerverwundctc wurden bis nachts 10 Uhr aus den Trümmern hervorgezogen.

Paris. In der Deputiertenkammer wäre das ckkue Ministerium Ribot um ein Haar zu Fall gebracht worden, weil das letzte Ministerium für die Flußauswärtsschaffung französischer Trup­pen auf der Jnjel Madagaskar weite flachgehende Boote von einer englifchen Rhedereifirma ge­mietet halte, da nur eine einzige französische Rhederci in Havre solche Boote besaß und für deren Vermietung 400 000 srcs. mehr verlangte als die englische Firma. Es bedurfte großer Anstrengungen aller Minister, um die chauvini­stischen Deputierten zu überzeugen, daß das vorige Kabinet nicht habe anders handeln können.

Aus Rußland kommt die Nachricht, daß der Botschafter Baron Staal in London, früher langjähriger russischer Gesandter in Stuttgart, als Nachfolger des Herrn v. Giers zum Minister des Auswärtigen ernannt werden solle. Baron Staal ist ern sehr deutschfreundlich gesinnter Mann und hat dies namentlich während des Krieges von 1870/71 in Stuttgart bewiesen.

Das englische Parlament ist letzten Dienstag durch eine Thronrede wieder eröffnet worden. Letztere besagt, daß die Beziehungen Englands zu allen auswärtigen Mächten freund­schaftliche geblieben seien und bedauert die Fort­dauer des ostasiatischen Krieges mit der ausge­sprochenen Hoffnung, daß die europäischen Großmächte Hand in Hand gehen möchten, um den Frieden zu vermitteln. Nun hat aber ein russisch-offiziöses Blatt dieNowoje-Wremja" die englische Regierung gerade deswegen heftig angegriffen, weil sie in Ostasien eigennützige Zwecke verfolge und deshalb Schuld daran trage, daß die europäischen Mächte bis jetzt nicht einmütig den Friedensabschluß hätten ver­mitteln können. Das ist für die Engländer eine bittere Pille umsomehr, als sich die eng­lische Presse die erdenklichste Mühe giebt, einer­seits Italien vom Dreibund loszureißen, und andererseits mit Rußland auf freundschaftlichen Fuß zu kommen.

In Madrid ist eine marokkanische außer­ordentliche Gesandtschaft erschienen, um von der

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