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Untergang fort und gingen zum Bajonettangriff über, wenn die Chinesen sich zum Widerstand stellten. Die Verluste der Chinesen werden auf 900, die der Japaner auf 50 Mann geschätzt. General Nodzu ist in Hai-Tscheng angekommcn und wird sich unverzüglich nach der Front begeben.
MnlerHattender Mt. Schlechter Leumund.
Kriminal-Novelle von Karl Ed. Klopfer.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
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Zu Ende der Woche, grade als die sieberhafte Erregung auf dem geschäftlichen Markte ihren Höhepunkt erreicht hatte, kam Hügel eines Morgens bleich und zerfahren in sein Bureau. Seine Gedanken waren heute nicht bei der Arbeit. Herr Sendler bemerkte endlich, trotz des Wustes der ihn umdrängenden Geschäfte, die seelische Bewegung im Wesen des sonst so pflichteifrigen jungen Mannes. Er rief ihn in sein Comptoir und interpellierte ihn in seiner milden, vertrauenerweckenden Weise, die für jeden Untergebenen des Hauses so etwas unendlich Wohl- thuendes besaß.
„Ich glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, daß in Ihren Privatvcrhältnissen etwas Widerwärtiges eingetrelen ist, das diese Ihre Niedergeschlagenheit veranlaßt. Sprechen Sie sich nur ganz offen aus!"
„Hügel zögerte einen Moment; er wollte schon überhaupt jede solche Veränderung in seinem Gemütszustände ableugnen, aber die Thräne, die sich ihm unwillkürlich in's Auge drängte, verriet ihn. Endlich nahm er mit einem tiefen Seufzer den Anlauf, die Ursache seiner Bewegung zu bekennen.
Er erzählte, daß sein verstorbener Vater seiner Witwe außer dem Anspruch auf eine kärgliche Pension ein kleines Kapital hinterlassen habe, das, seither in einer öffentlichen Sparkasse angelegt, einen willkommenen-, wenn auch geringen Behelf für die Bedürfnisse der alten Frau gebildet hatte.
„Von dem Wunsche beseelt, dieses kleine Vermögen zu vermehren." fuhr er stockend in seiner Eröffnung fort, „bewog ich meine Mutter, die Summe aus dem bisherigen Depot zu entnehmen. Ich — überredete sie, Spekulations- papiere zu kaufen und —"
„Sie hatten Pech!" ergänzte Herr Sendler langsam, den Blick ernst auf den jungen Mann gerichtet, der mit gesenktem Haupte wie ein reuiger Sünder vor ihm stand.
„Ich weiß, Herr Sendler, daß — daß ich gefehlt habe, daß es mir in meiner Stellung als eine Unkorrektheit angerechnet werden muß, so auf eigene Hand geschäftliche Transaktionen eingeleitet zu haben, aber — ich bin nun auch genug bestraft."
„Weiß Ihre Mutter bereits davon?"
„Das .ist's ja eben; ich fand bis jetzt noch nicht den Mut dazu, ihr diese niederschmetternde Mitteilung zu machen. Der Kummer der guten alten Frau ist es, der mich zur Verzweiflung treibt, oh, ich würde ja gerne Alles aufbieten, noch zehnmal so angestrengt arbeiten als bisher, wenn ich ihr nur diese Nachricht ersparen könnte!"
„Leichtsinniger junger Mann, das hätten Sie eben früher bedenken sollen!" sagte der alte Chef, absichtlich einen strengeren Ton annehmend, als er seiner heimlichen Anschauung entsprach. „Nun, trachten Sie nur, Ihrer Mutter diesen Verlust durch verdoppelte Aufopferung zu ersetzen. Wir werden sodannKschon sehen, was sichln der Sache thun läßt. Jedenfalls will ich hoffen, daß Sie jetzt ein für alle Mal von Ihren Spe- kulationsgelüsten geheilt sein werden, daß Sie dieser erste Schritt vom Wege schon kuriert hat. Sie sehen, was für verhängnisvolle Folgen sich daraus entwickeln könnten. Ihr unumwundenes Geständnis kann mich heute noch zu einer milderen Auffassung stimmen."
Hügel war wirklich froh, sein Herz wenig- stens in etwas erleichtert zu haben und kehrte weniger bekümmert zu seiner Arbeit zurück. —
Herr Sendler nahm am Abend endlich seinen Compagnon bei Seite und berichtete ihm, was Hügel heute Morgen gestanden hatte. Der alte Kaufherr that das mit so ganz leichtem Herzen, denn er bangte davor, daß der geschäftstüchtige, prinzipienfeste Compagnon die Sachlage etwas weniger wohlwollend auffasscn werde, als er selbst in seiner Neigung für den jungen Buchhalter dazu — bereit war. Aber Weller zeigte sich hierin ganz wider Erwarten als ein mindestens eben so milden Chef. Ec begnügte sich mit einem mißbilligenden Kopfschütteln, dann entschuldigte er den jungen Mann selbst, so gut es möglich war, er lobte seine bisher so glänzend bethätigte Pflichttreue und gab schließlich der Hoffnung Ausdruck, daß ihn der schlechte Erfolg dieses ersten Fehltritts für alle Zukunst der Lust zur Wiederholung desselben berauben werde.
Sendler stimmte ihm heiter bei; er war entzückt, daß Weller seine schimpfliche Anschauung teilte und aufrichtig froh, daß die Sache so gut abgelaufen war.
„Sehen Sie, Ferdinand, ich denke auch, daß wir den jungen Menschen durch Güte weit mehr an uns fesseln werden, als wollten wir gleich so scharf Vorgehen, als wir von einem Gesichtspunkte aus eigentlich dazu berechtigt wären. Ich freue mich auch herzlich, daß wir darin übereinstimmen. Und Hügel ist gewiß der Mann, der der weitestgehenden Milde würdig ist."
„Gewiß, gewiß! Ich möchte Ihnen sogar de» Vorschlag machen, dem armen Schelm, schon in Rücksicht auf seine von ihm so zärtlich be- treute Mutter, in seiner Calamität beizustehen, ihm rin wenig aufzuhelsen. Erhöhen wir ihm das Salair, daß die alte Frau den Ausfall ihrer kleinen Rente nicht zu empfinden braucht. Wir können das ja sehr leicht thun. und Sie sagen ja selbst, daß Hügel sich dafür dankbar erzeigen wird. Durch einen Akt der Großmut, der hier so wohl angebracht ist, gewinnen wir uns sicher seine verdoppelte Anhänglichkeit."
„Bravo, bravo!" rief Sendler fröhlich und schüttelte seinem Gesellschafter herzlich die Hände. „Sehen Sie, daran habe ich auch schon gedacht. „Ja, ich bin überzeugt, wir senken dieses Samenkorn von Gnade in einen fruchtbaren Boden!" ^ „Zuversichtlich!" Ich denke aber, da wir doch hauptsächlich die Lage seiner armen Mutter hierbei in Betracht ziehen, und da er doch auch eine kleine Strafe verdient, die ihm ein fühlbarer Merks sein soll, so betreten wir einen Umweg bei der Ausführung. Ich will morgen Vormittag, ohne sein Wissen, bei Frau Hügel vorsprechen und ihr unseren Entschluß Mitteilen. Wenn der Missethäter dann seine Strafe durch das Geständnis seiner Mutter gegenüber eingebüßt hat, empfängt er dann die Nachricht seiner Begnadigung. Dadurch bleibt ihm, wie es in unserer Absicht liegt, der Denkzettel nicht erspart, wohl aber der wackeren Frau der unverdiente Kummer."
„Gut so, sehr gut! — Ferdinand, ich danke Ihnen wirklich von ganzem Herzen für Ihre Seelengüte, Sie wissen ja. der junge Mann ist mir einmal durch seinen sonst so vortrefflichen Charakter so sehr an's Herz gewachsen, daß ich ihm gerne was Liebes thun möchte." — (Fortsetzung folgt.)
Aus Lothringen, 11. Jan. In einem kleinen Städtchen Lothringens erschien vor kurzem bei dem Apotheker, einem vor nicht langer Zeit zugczogencn Sohne des Niederrheins, ein Männlein und bat in dem dem Apotheker noch nicht geläufigen Dialekt um ein Heilmittel gegen eine Krankheit, aus deren näherer Beschreibung nur die Worte „Hühner", „Augen" und „Entzündung" verständlich; ohne viel Besinnen wird Hühneraugentinktur verabreicht. Nach einigen Tagen erscheint mein Bauer abermals in der Apotheke mit der Bitte um eine ganze Anzahl Fläschchen mit dem neulich verabreichten Heilmittel, das ganz vorzüglich geholfen habe, und bei der großen Ausdehnung der Krankheit unter den Hühnern des Dorfes allgemein benützt werden solle. Nunmehr erfährt der Apotheker auf seine weiteren Erkundigungen, daß es sich um eine unter den Hühnern eines nahege.
legenen Ortes epidemisch austretende Augenentzündung handle, gegen die mit Erfolg „Hühneraugentinktur" gebraucht worden war.
Berlin, 16. Jan. Ein überraschendes Resultat hat dieser Tage eine Jagd in Schönwalde bei Spandau gehabt. Die Leute veranstalteten ein Treiben auf der Gemeindefeldemark, dabei wurden erlegt vier Hasen, außerdem aber angeschossen ein Treiber und ein Bauer» letzterem ging ein Schrolkorn durch die Nasenspitze, während dem Treiber eine Schrotkugel in drn Hals drang.
sEin Bombengeschäft.j Reisender: Mein Name ist Blitz; ich reise für die Firma Donnerberg u. Ungewitler. Gewehrfabrik in Knalldorf. — Kaufmann: Angenehm! Be- daure aber, bin mit allen in mein Fach einschlagenden Artikeln bereits versehen!
fJm Junggesellen.Klub.j „Also unser armer Freund Meier ist auch zur stillen Armee übcrgegangcn!" — „„Was? Todt?"" — „Ne — verheiratet!"
fHeimgcschickt.j Geck: Ich denke manchmal so scharf und angestrengt nach, daß mir der Schweiß in Strömen vom Kopfe läuft. — Herr: Hm, dabei soll ja aber doch Stroh ein schlechter Wärmeleiter sein!
(Kein Studiosus j Häuswirtin: „Ich habe jetzt meine Zimmer an einen Studenten vermietet, der pünktlich seine Miete zahlt und niemals kneipen geht, sondern immer hinter seinen Büchern sitzt und arbeitet." — Nachbarin: „Ach, gehen Sie, das ist gar kein Student."
(Verfängliche Frage.) A. (zu B. im Restaurant) : Weshalb war denn eben Deine Frau hier? — B: Ich halte den Hausschlüssel vergessen — A.: Abzugeben?
Telegramme.
H e i d e n h e i m, 21. Jan. Gestern nachmittag */-5 Uhr brach zwischen Schnaitheim und Heidenheim das Eis der Brenz ein, worauf sich fünf Knaben befanden. Zwei der Knaben gehörten einem Bahnwärter; einer derselben ist ertrunken, der andere dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. Ein dritter, der 16jährige Sohn eines Briefträgers, ertrank gleichfalls. Die zwei übrigen konnten sich sofort an's Land retten. Der Briefträger stürzte sich dreimal in Hemdärmeln in's Wasser, um seinen Sohn zu suchen.
London, 21. Jan. Die „Times" meldet Teheran in Persien vom 19. Januar: Die vor 14 Monaten durch ein Erdbeben zerstörte und später wieder aufgebaute Stadt Kusan wurde am 17. Januar wieder durch ein Erdbeben vernichtet. Viele Unglücksfälle sind vorgekommen. In einer Badeanstalt kamen 100 Frauen um'S Leben. In Mcsched wurden während der letzten drei Tage vier ichwächere Erderjchütterungen wahrgenommen.
Newyork, 21. Jan. Zwischen hier und Brooklyn kam es infolge eines Streiks der Omnibusbesitzer zu schweren Reibereien. Auf die Miliztruppen, welche einschreiten mußten, wurde geschossen. Es gab mehrere Tote und Verwundete.
Wir geben hiennt wiederholt die Schluß- zeit für Inserate unseres Blattes bekannt.
Dieselbe ist:
Für das Dwnstagsblatt am Montag vorm. 11 Uhr
„ „ Donnerstagsblatt am Mittwoch „ 11 „
„ „ Samstagsblatt am Zireitag „ 8 „
„ „ Sonntagsblatt am Samstag „ 8 „
Die Aufnahme größerer Inserate ist nur möglich, wenn solche tags zuvor schon übergeben worden sind.
Diese Aufgabezeiten sind unbedingt abhängig von den Postverbindungen des Bezirks, mit welchen ein großer Teil der Auflage versendet wird.
Wir bitten die H.H. Auftraggeber recht dies gef. beachten zu wollen, da wir mit Rücksicht auf die Orte, welche nur Postbotenverbindung (von hier, Herrenalb und Liebenzell aus) haben, oben angegebene Zeiten einhalten müssen. Die Sonntagsnummer würden z. B. diese Orte erst Montags erhalten, wenn das Blatt nicht schon am Samstag vormittag ausgegeben würde.
Redaktion und Verlag des Enzthälers.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh r? Neuenbürg.