Das Wilcoxpflanzenfaserpapier, welches sich durchaus bewährt hat, soll auch fernerhin bei­behalten werden. Die Kosten der zunächst aus die Fünfzigmarkscheine zu beschränkenden Maß­nahme sind auf rund 170000 ^ veranschlagt.

(Ein wahrhafter Emmenthaler am deutschen Kaiserhof.) Nach demEmmenth. Blatt" hat der deutsche Gesandte in Bern, Dr. Busch, für Kaiser Wilhelm II. als Neujahrsgeschenk in einer Käsehandlung in Bern einen alten Emmenthaler Käse bestellt.

Berlin, 25. Dez. Nachstehende Anzeige, die rechttief blicken läßt", befindet sich in Nr. 147 des amtlichenFcicdeberger Kreisblattes": Ich bin Willens, mich mit Herrn Kühl in Wilde- now zu verheiraten, aber in keiner Gütergemein­schaft mit ihm zu leben, da sämtliche Sachen, selbst der Trauanzug, mir gehören und ich auch für keine Kosten auskomme. Ich heirate Herrn Kühl nur, um einen Mann zu bekommen. Alwine Preuß-Hummelstall.

88000 Mark verschwunden sind einem Ehemann in Wiesbaden, der in Begleitung von Kellnerinnen eineBierreise" gemacht hat. Der Rhein. Kur." meldet nun, daß die Summe sich wiedergefunden habe. B. hatte die Wertpapiere in einem gewöhnlichen, einfachen Briefumschläge, ohne sie zu deklarieren, an Verwandte nach Danzig gesandt, wo sie auch wohlbehalten an­gekommen sind. Der Mensch in seinem dunklen Drange ujw.!

Die Lieferung unechten Bieres als echtes ist laut Reichsgerichtsentscheidung stets ein Be­trug. Der Verkauf von nicht echten, nachge­ahmten Bieren als echte (beispielsweise als Pilsener oder Kulmbacher) Biere ist als Betrug zu bestrafen, selbst wenn der Preis dem Werte der gelieferten Ware entspricht und einzelne Käufer mit der Lieferung zufrieden, weitere Be­stellungen gemacht haben.

Selbstmord? Ein reicher Russe namens Bolcslaus Mateski wurde auf dem Wege von Nizza nach Mentone tot aufgefunden. Ein zu­rückgelassenes Schreiben Mateskis spricht von einem amerikanischen Duell.

Der glückliche Gewinner des großen Pana­ma-Loses 500000 Franks ist diesmal, wie wir schon gemeldet, ein Pastetenbäckerjunge, voriges Jahr war es, wie man erst jetzt erfährt, die Fürstin Dolgoruki, die morganatische Ge­mahlin des Kaisers Alexander II., die unter dem Namen einer Fürstin Gurewski mit ihren Kindern in Frankreich lebt. Sie wohnte früher im Faubourg St. Germain zur Miete, hat sich aber jetzt aus der halben Million ein Palais im Viertel der Champs Elysees erbauen lassen. Und so fließt das Wasser immer zum Meere, wie der Volksmund in solchen Fällen sagt.

Von einem originellen Spitzbuben wird aus Wien berichtet: Zu einer braven Fischhändlerin kam neulich ein junger Mann und fragte die Frau, ob sie ihm nicht ein winziges Fischlein in das Genick stecken wolle. Sie möge ob dieses Liebesdienstes nicht döse sein, denn er dürfe sie weder darum bitten noch ihr dafür danken, denn das Mittel wirke nur dann, wenn er mit dem Fischlein im Genick so­fort zu laufen beginne. Als ihr der junge Mann noch weiter erzählte, daß er brustleidend sei, war die Fischhändlerin vollkommen über­zeugt, daß es sich hier um ein Sympathiemittel handele, und auch sofort bereit, das gute Werk zu thun. Nun begann der brustleidende Mensch zu laufen, als habe er eine Lunge von Eisen. Ueber diese Kraftleistung wunderte sich die Frau gewaltig; was aber machte sie erst für Augen, als sie zufällig in die an ihrer blauen Schürze außen angebrachten großen Geldtaschen griff und entdeckte, daß ihr fast die ganze Tageseinnahme fehlte. Jetzt begriff sie alles, und als sie ihre Berufsgenossinnen mit der seltsamen Wirkung dieses Sympathiemittels bekannt machte, erhielt sie von diesen noch den SpitznamenWunder­doktorin".

(Olympische Spiele.) Die weltberühmten olympischen Spiele, die seit fast 1'/- Jahr­tausenden nur in der Erinnerung leben, sollen zu neuem Leben erweckt werden. Vor wenigen Monaten hat der Figaro in einem Artikel den

Gedanken an eine Neubelebung der olympischen Spiele angeregt, und zwar sollen diese Spiele unter Teilnahme aller Nationen alle 4 Jahre abwechselnd in den einzelnen europäischen Län- dern stattfinden. Der Vorschlag hat Beifall ge­funden und thatsächlich zur Bildung eines Komites geführt. Dieses hat den Beschluß ge­faßt, die ersten olympischen Spiele in Griechen­land im Jahre 1896 stattfinden zu lassen. Der Schriftführer dieses Komites, der Franzose Baron Koumberten, weilt augenblicklich in Griechenland, um den Plan zu verwirklichen. Er hat mit dem Komite der griechischen Ausstellung Unterhand­lungen gepflogen und ist mit ihm dahin über­eingekommen , daß diese ersten internationalen Spiele im alten Stadion in Athen stattfinden sollen.

Freibier umsonst. Die Gemeinde­wahl in Rimpar, welche den einen Bürgermeister- Kandidaten 3000. den anderen 4500 vkL für Freibier u.s.w. kostete, ist nach Verwerfung der Revision gegen das Urteil vom Reichsgericht ungültig geworden. Es muß nun ein neuer Bürgermeister gewählt werden, wobei die beiden verurteilten Kandidaten nicht mehr gewählt wer­den können. Dieselben werden in Kürze ihre Strafe absitzen. Beide gehören der ultramontanen Partei an.

(Ein Verfahren zur Herstellung imitierter Smyrnateppiche) ist den Herren Francke und Comp, in Gnadenfrei i./Schl. patentiert worden. Dieses Verfahren besteht nach einer Mitteil­ung des Intern. Patentbureau von Heimann u. Co. in Oppeln darin, daß kurzgeschnittene Wollfäden ungefähr in der Mitte ihrer Länge mittelst Nähfäden mit den Maschen eines als Untergrund dienenden Stoffes durch Festschlingen verbunden und befestigt weiden, so daß die freien Enden aufrecht nebeneinander stehend die Fläche des Teppichs bilden. (Obgengenanntes Patent­bureau erteilt den geschätzten Lesern dieses Blattes Auskünfte und Rat in Patentsachen gratis.)

(Um das lästige Losbrechen der Tapeten,) was öfterer Reparaturen zur Folge hat, zu ver­hüten, soll nach einem patentierten Verfahren des Herrn G. Beaulieu in Hamburg Hamm die Tapete wie das Intern. Patentbureau von Heimann u. Co. in Oppeln berichtet durchlocht werden, zwecks Ermöglichung der Ausdünstung noch feuchter Wände oder der Ventilation durch die Wände. (Obengenanntes Patentbureau erteilt den geschätzten Lesern dieses Blattes Auskünfte und Rat in Patentsachen gratis).

(Die zänkische Frau.) Arzt: Ich finde, Ihr Mann ist zu sehr angestrengt; ich werde ein Schlafmittel verschreiben, damit er etwas zur Ruhe kommt. Gattin des Patienten: Schön, Herr Doktor, wie soll ich ihm das eingeben? Arzt: Gar nicht; es ist nicht für ihn, es ist für Sie! (Zweierlei Kraut.)Donner­wetter, ist das eine miserable Zigarre, die mir Reichstein vorhin gegeben hat!" ---So? Er rühmt sich doch aber immer, daß er sehr feine raucht!""Mag sein, aber ver­schenken thut er keine guten!"

(Gefährliche Aehnlichkeit.) Onkel (zum Neffen, dem er seine Photographie zeigt:Nun, lieber Edgar, wie bin ich getroffen?" Neffe (Studiosus):O, lieber Onkel zum An- pumpen ähnlich!"

(Unverbesserlich) Richter (zu einem schon vielfach abgestraften Wilderer): Sie sind zu einem Monat Arrest verurteilt; haben Sie noch etwas zu bemerken?" Angeklagter: Wenn i' bitten dürft', Herr Richter, i' möcht' die Straf' während der Schonzeit absitzen!"

(Bedingung.) Schneider: Wünsche ein recht frohes neues Jahr, Herr Lieutenant, und hier ist die Rechnung. Lieutenant: Nehmen Sie die Rechnung wieder zurück, Meister, sonst kann Ihr Wunsch unmöglich in Erfüllung gehen.

Habt Mitleid mit den hungernden Vögelein; sie werden Liebesgaben tausend­fach vergelten.

Neufahr 1895.

sEingesendet.j

Verklungen ist nun wiederum ein Jahr!

Zu seinen Brüdern schwand es rasch hinüber,

Und was es Jedem brachte, zieht heut' klar Noch einmal vor dem mnern Blick vorüber.

Dem Einen war's ein Labyrinth der Not,

Dem Andern war's ein kurzer Traum voll Frieden, Gar manches Opfer forderte der Tod,

Und auch das Leben mehrte sich hienieden.

Doch Allen rst's ein Leid, daß die Natur Uns täglich läßt in ihren Spiegel sehen;

Jedwedes Blatt zeigt deutlich uns die Spur Vom ew'gen Werden, Blühen und Vergehen.

Und ob wir auch der Schöpfung Herren sind,

So ist auch uns nur kurze Frist gegeben;

Des Frühlings Pracht verweht des Herbstes Wind, Und neue Zeiten bringen neues Leben.

Nur uns're Werke haben Fortbestand,

Der Nachwelt Segen oder Fluch zu spenden;

Des Schöpfers Wille gab es uns zur Hand,

Wohin wir uns am Scheidepunkt zu wenden.

Zwar ist nur kurz ein Jahr, und doch vermag Des Menschen Geist in ihm die Saal zu streuen,

Ob deren Früchten noch am fernsten Tag Die Enkel sich beklagen oder freuen.

D'rum laßt uns träumend nicht zurück

Nach Tagen, die für immer schwanden, schauen;

Frei vorwärts sei gerichtet unser Blick Mit festem Mut und männlichem Vertrauen!

Was hinter uns als überwunden ruht Im sichern Schooße der vergang'nen Zeiten, Verloren ist's! Des Lebens höchstes Gut Das sind der Zukunft unerforschte Weiten.

8. Id.

Zum neuen Jahre!

sEingesendet.j

Ein neuer Herrscher hat bestiegen Nunmehr den ew'gen Thron der Zeit

Es forscht die Welt in seinen Zügen,

Zu welchem Thun er sei bereit . . .

Doch will sein Antlitz noch nicht künden,

Wie er das Szepter führen wird,

Es läßt sein Blick noch nicht empfinden,

Ob mild, ob streng' er wohl regiert.

Und dennoch jauchzen wir entgegen So frohbewegt dir, neues Jahr

Wir alle hoffen ja, daß Segen Aus dir wird sprießen wunderbar

Daß Du mit Rosen nur bekränzen Wirst unser Wirken früh und spat,

Und wirst mit mildem Licht beglänzen Nun unser aller Pilgerpfad!

Wohlan, so sei uns denn willkommen,

O neues Jahr, in deinem Schein,

Was du auch bringst, es möge frommen Uns stets in unser'm Erdensein

So mög' die Hoffnung uns beleben,

Daß gnädig unser all' Geschick

D'rum sei die Losung ausgegeben:

Ein neues Jahr, ein neues Glück!

8. 8. L.

Telegramme.

Berlin, 1. Jan. In Anwesenheit des Kaisers und der Kaiserin fand heute Vormittag in der Kapelle des hiesigen Residenzschloffes ein feierlicher Gottesdienst statt, daran knüpfte sich die übliche Neujahrsgratulalionscour im weißen Saale des Schlosses; mittags begab sich der Kaiser zu Fuß nach dem Zeughause zur großen Paroleausgabe. Heule nachmittag stattete der Kaiser den Botschaftern der fremden Mächte Besuche ab.

Paris, 2. Jan. Beim Empfang des diplomatischen Korps erwiderte Casimir Perier auf die den Frieden betonende Ansprache des Nuntius: Ein Land, welches Herr seines Geschickes ist und das Bewußtsein seines Wertes hat, ehrt sich selbst, wenn es Friedensliebe be- thätigt und den Willen betont, sich ganz den Werken des Friedens, der Gerechtigkeit und der sozialen Brüderlichkeit widmet. Das sind die Empfindungen und Hoffnungen Frankreichs. Auf die Ansprache des Generals Saussier ant­wortete Casimir Perier: Ich weiß, daß die Armee in Friedenszeiten, wie an dem Tage, da das Vaterland bedroht ist, auf der Höhe seiner Pflicht steht. DaS Vertrauen der Behörden werde dem Heere niemals vorenthalten.

MHimgen ans dmEiiWlkr"

für das I Vierteljahr 1895

wollen noch bei den Postämtern und Postboten gemacht werden.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.