510
der Geschwister ein, tötete zuerst den Bruder durch Messerstiche, worauf er der Schwester mittelst eines Beiles den Schädel einhieb. Der Knabe wurde hierauf flüchtig.
Aufgespicßt. Bei einem Stiergefechte in Madrid wurde der Stierkämpfer Candito Carmano, genannt „LI Oartajano" (Der Karthäuser). von einem Stiere aufgespießt und fünf Meter weit fortgeschleudert. Der Torero blieb mit gebrochenen Rippen und mit einer tiefen Wunde an der Brust am Boden liegen und wurde sterbend in das Hospital geschafft.
Chicago, 2. Aug. Eine Feuersbrunst hat 40 Morgen Bauholzlager an der Blue Island Avenue, Lincolnstreet und Ashland Avenue zerstört. Der Schaden wird auf mehr als l'/r Millionen Dollar geschätzt. Ein Mensch wurde getötet, mehrere verletzt.
Zlnterhattender Ml.
Ein Blick in die Zukunst.
Novelle von C. Schirmer.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Es war gegen die Mittagszeit, pünktlich zur Visitenstunde, als Professor Hubert die Glocke zur Wohnung des Rechnungsrates zog. Er mußte mehrmals schellen und endlich erschien ein Portier, der ihn nach seinen Wünschen fragte.
Hubert erwiderte ihm, daß er den Herrn Rechnungsrat Gebert zu sprechen wünsche.
„Der ist gestern mit der Frau Rätin und dem Herrn Lieutenant nach Düsseldorf gereist. Dort ist nämlich Taufe bei der Tochter der Frau von Stübnitz". fügte er hinzu und als ihn Hubert erstaunt anblickte, fuhr er gesprächig fort: „Sie werden wohl mehrere Wochen fortbleiben, denn sie beabsichtigen, eine Rheinreise zu machen."
„Wie lange ist die Tochter verheiratet?" fragte endlich Hubert.
„Es ist etwas über zwei Jahre her, als die Hochzeit von Fräulein Rosa mit Herrn v. Stübnitz gefeiert wurde."
„Fräulein Rosa!" rief Hubert und plötzlich "fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, er sah auf einmal klar und eine nie geahnte Glückseligkeit zog in sein Herz und lichtete das Dunkel jahrelanger Hoffnungslosigkeit.
„Sie sind gewiß schon lange hier im Hause", wandte er sich wieder an den Portier, „und können mir vielleicht Auskunft geben über Verwandte des Herrn Rat Gebert, ich meine die Familie des Kanzleirat Gebert."
„Ich weiß nur, daß der Bruder des Herrn Geheimrat sowohl als seine Frau vor längerer Zeit gestorben sind. Die einzige Tochter war einige Wochen hier bei den Verwandten, bis sie ihr Grundstück verkauft hatte, dann ist sie als Gouvernante nach England gegangen. Näheres werden Sie am sichersten durch Frau von Stud- nitz in Düsseldorf erfahren, die mit ihrer Kousine sehr befreundet ist."
Hubert dankte dem freundlichen Mann für seine Auskunft und als er heut die Straße betrat, sah er die Welt mit ganz anderen Augen an, als gestern. Der Himmel schien ihm glänzender, die Menschen freundlicher und ihm war zu Mute, als sei er selbst plötzlich ein ganz anderer geworden.
Ec wäre am liebsten sofort nach Düsseldorf gereist, um dort nach Rosas Aufenthalt zu forschen; doch hatte er jetzt keine Zeit zu verlieren. um das Zusammentreffen mit seinem Freunde Hörde nicht zu versäumen, und so verschob er die Reise nach Düsseldorf bis zu seiner Rückkehr nach Bonn, von wo aus er es ja in wenigen Stunden erreichen konnte.
Wir finden Professor Hubert in Jnterlaken wieder, wo er noch vor seinem Freunde antraf. Doch bald erhielt er einen Brief, der ihn dessen Ankunft für die nächsten Tage erwarten ließ. Das Wiedersehen war ungemein herzlich, die beiden Freunde umarmten sich mit Rührung. Hörde war aber nicht der Mann sich solchen Eindrücken lange hinzugeben.
„Ja", rief er aus, „da sind wir nun in dem herrlichen Alpenlande und ein schöneres Fleckchen Erde, als dies liebliche Jnterlaken, kann es wohl kaum geben. Meine Damen hatten auch
keine Ruhe, sondern sind bald nach unserer Ankunft dort hinunter gegangen, um an den Ufern des Sees zu promenieren. Ich habe meiner Frau versprochen, sobald ich Dich getroffen, ihnen nachzukommen."
„Deinen Damen?" fragte Hubert.
„Nun ja," erwiderte sein Freund und blinzelte schalkhaft mit den Augen, „hast Du vergessen, daß ich eine Tochter habe, die bald erwachsen ist?"
Hubert fragte nicht weiter, ihn amüsierte aber der Stolz des Vaters, der das Kind, das kaum 8 Jahre zählen konnte, schon zu den Damen rechnete, das mußte wohl in England Sitte sein. Die Freunde verweilten nicht lange im Hotel, sondern begaben sich bald nach der Promenade, wo sie, wie Herr Hörde sagte, die Damen treffen würden.
Sie hatten sich beide so viel zu erzählen und Arm in Arm gingen sie langsam, oft stehen bleibend, im eifrigen Gespräch.
„Hier wollen wir so lange als möglich verweilen," sagte Herr Hörde, „es ist herrlich und die Luft ist ungemein köstlich. Ich hoffe, daß meine Frau hier wieder rote Wangen bekommt, sie sieht bleich aus und kränkelte viel. Auch Du Benno siehst aus, als hättest Dn eben eine Krankheit überstanden, Du warst zwar stets ernst, aber jetzt scheinst Du das Lachen ganz verlernt zu haben. Das kommt von all den gelehrten Grübeleien," fügte er hinzu. Hubert seufzte und blickte in die Ferne und sah aus, als ob er an etwas ganz anders dächte.
„Sage einmal," nahm Herr Hörde wieder das Wort und blieb stehen, „hast Du denn noch nie daran gedacht. Dich zu verheiraten? Ich glaube, eine vernünftige und liebenswürdige Frau würde Dich . . . ."
„Würde mich auch vernünftig und liebenswürdig machen." unterbrach ihn Hubert lächelnd, „das wolltest Du doch sagen, lieber Freund, ja. sie würde mich auch glücklich machen, wenn es die Rechte wäre."
„So? — also hast Du doch vielleicht schon einmal daran gedacht, diese Rechte Dir zu erwählen?"
„Weshalb soll ich es Dir leugnen, ja! Und ich gestehe Dir. daß der Kummer, sie verloren zu haben, mich jahrelang verzehrt hat. Erst seit einigen Tagen ist die Hoffnung in mein Herz eingekehrt, daß ich sie vielleicht wiederfinden kann und Dir, lieber Freund, ist es vielleicht möglich, mir dabei zu helfen, denn so viel ich in Erfahrung gebracht habe, hält sich Rosa in England auf."
„Hm, hm, also Rosa ist es," sagte Herr Hörde.
„Ja, Rosa Gebert, die ich, seit wir uns vor drei Jahren in Sarnow kennen lernten, mit treuer Liebe im Herzen trage und von der mich das Schicksal auf ganz unbegreifliche Weise getrennt hat."
„Aber, weshalb hast Du über diese Liebe gegen mich, Deinen alten Freund, so vollständig geschwiegen?"
Hubert wurde der Antwort auf diese Frage überhoben, denn eben kamen die beiden Kinder dem Vater entgegengesprungen und auch Frau Hörde folgte gleich darauf und nun ging es an ein herzliches Begrüßen, Hin- und Herfragen und die Freude äußerte sich von allen Seiten wiederholt, daß man den schönen Gedanken, sich hier zu treffen, ausgeführt habe. Mehrmals während der Begrüßung und der nachherigen Unterhaltung siel es Hubert auf, daß Herr und Frau sich geheimnisvoll etwas zuflüsterten. Herr Hörde nickte dann jedesmal und lächelte und seine Frau sah so strahlend aus, als ob sie sich über irgend etwas ganz besonders freue.
(Fortsetzung folgt.)
(Die Tochter eines amerikanischen Finanzfürsten) ist mit dem Kutscher ihres Vaters durchgegangen, und geschah die Entführung in der mit zwei kostbaren Rossen bespannten Equipage des letzteren. Auf die nach der Trauung an den Vater abgesandten Depesche antwortete derselbe sofort: „Alles vergeben, wenn Pferde zurückgeschickt."
(Junger Mann) (im Juwelierladen): „Bitte, zeigen Sie mir einen Ring für meine Braut." — Juwelier: „In welcher Größe?" — Junger Mann: „Ich kenne dieselbe nicht genau, aber meine Braut kann mich um ihren Finger wickeln, vielleicht genügt ihnen das."
(Preiswürdig). Sonntagsjäger: „. .Was, fünf Mark fordern Sie für diesen Hasen?" — Wildprethändler: „Aber sehen Sie doch nur diesen wunderbaren Schuß an!"
Telegramme.
Kassel, 3. Aug. Der Kaiser ist heute Vormittag 8'/i Uhr mit Sonderzug in Wilhelmshöhe eingetroffen und begab sich zu Wagen nach dem Schlosse. Am Bahnhöfe wurde er von der Kaiserin und den kaiserlichen Prinzen empfangen. Die Bevölkerung bereitete ihm Herz, liche Kundgebungen.
Berlin, 3. Aug. Die „Nordd. A. Zlg." teilt mit: Die zur Zeit an der amerikanischen Westküste befindlichen Kreuzer Alexandrine, Arcona und Marie haben Befehl erhalten, sobald sie seeklar sind, sich zum Schutze der deutschen Interessen nach dem ostasiatischen Kriegsschauplatz zu begeben.
Breslau, 4. August. Das Gebäude des Eisenbahnbetriebsamts Oppeln ist völlig niedergebrannt. Eine Beamtenfrau wird mit zwei Kindern vermißt; man befürchtet, daß dieselben verbrannt sind.
Göppingen, 4. Aug. Gestern abend 9 Uhr erhängte sich die Ehefrau des Oekonomen S. im Hausöhrn. Dieselbe soll schon einige Zeit schwermütig gewesen sein.
Paris, 3. Aug. Der Soldat Leblanc behauptete in der heutigen Schlußverhandlung gegen Caserio, dieser habe ihm den Plan zu. der Ermordung Carnots vorher mitgeteilt. Caserio bestritt dies energisch. Der Verteidiger suchte nachzuweisen, daß Caserio geisteskrank sei. In seiner Familie sei die Epilepsie erblich und auch Caserio leide daran. Derselbe sei insofern unschuldig, als sein geistesschwacher Zustand und sein hitziges Temperament von Londoner Anarchisten ausgenutzt worden sei. Als der Anwalt die Mutter Caserios erwähnte, weinte dieser. Die Geschworenen beantworteten beide Fragen, ob schuldig des Mordes und ob mit Vorbedacht gehandelt, einstimmig mit „Ja". Das Urteil lautete auf Todesstrafe. Der Präsident Erklärte, das Urteil werde auf einem von der Stadtbehörde zu wählenden öffentlichen Platze in Lyon vollstreckt werden. Caserio rief bei der Verlesung aus; Es lebe die Anarchie! Es lebe die soziale Revolution! Als ihn die Soldaten ab- führten, rief er nochmals: Mut, Kameraden! Es lebe die Anarchie! Der Anwalt legte Revision wegen der Rede des Präsidenten bei der Eröffnung des Prozesses ein.
Paris, 3. Aug. Cornelius Herz wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
Mailand, 4. Aug. Ein Cyklon wütete gestern über der Stadt; er beschädigte die Ausstellung und richtete auch sonst starken Materialschaden an. Es gab 2 Tote und 4 Schwerverwundete.
Lyon, 4. Aug. Eine Explosion in der Rue de Seuillants ist gestern dadurch erfolgt, daß der Zeichner Traward in die Oeffnung einer kleinen, als Briefbeschwer dienenden Granate, die Travard aus dem Kriege von 1870 mitgebracht hatte, den Rest eines brennenden Streichhölzchens warf.
London, 3. August. Gestern sind von Wladiwostok 8 russische Kriegsschiffe nach Korea abgesandt worden. Sie sind vollständig ausgerüstet und mit vollständiger Bemannung versehen.
Tientsin, 3. Aug. Bei dem Untergange des ^chinesischen Transportschiffes im Kampfe mit dem japanischen Geschwader am 25. Ju/i sind mehr als 150 Chinesen von dem gerade in der Nähe befindlichen deutschen Kanonenboot „Iltis" gerettet wurden. Der Angriff des japanischen Landheeres auf die chinesische Stel^ ung bei Asan wurde von den Chinesen siegreich abgewiesen.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.