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Preisschießen festlich begehen. In drangvoller Zeit 1794, als gerade die Wogen der französi­schen Revolution am höchsten giengen, ist hier eine Anzahl thatkräftiger Bürger, wohl aus Besorgnis vor dem hereinbrechenden politischen Ereignisse, zusammengetreten, wie das noch vor­handene Protokoll wörtlich besagt, daß:Wieder­um wie es ehemalen gewesen ist, eine Schützen­gesellschaft allhier bestehen möchte, damit die Bürger geübt werden, mit Schießgewehren um­zugehen." Dieses 100jährige Jubiläum dürfte wohl zu einer schönen Feier Veranlassung geben.

Liebenzell, 19. Juni. Gestern, Montag vormittag, verunglückte in Hirsau das Fuhrwerk eines hiesigen Wirts, das, von Böblingen zurück­kehrend, die Thälesbachsteige von Althengstett herabfuhr und den letzteren steilen Stich in dem Augenblick passierte, als eben ein Bahnzug über die Brücke bei der Station Hirsau ging. Das Scheuwerden der Pferde wurde aber schon vor­her dadurch veranlaßt, daß. indem derSchild" des Wagens brach, einige abstürzende Bierfässer ihnen unter die Füße rollten. Trotz der ange­wendeten Vorsicht konnte der Fuhrknecht die erschreckten Tiere nicht mehr halten; mit dem schwerbeladenen Wagen rasten sie den Hang unter der Eisenbahnbrücke und am Gasthaus zum Waldhorn herab, und da sie, unten auf der Landstraße angekommen, die Wendung nach rechts Liebenzell zu nicht ausfahren konnten, so erfolgte ein Anprall an dem gegenüberstehenden Hause, der nicht blos den Bruch der Deichsel und Achse, sondern den sofortigen Tod eines Pferdes zur Folge hatte. Das andere Pferd, schon vorher gestürzt und vom abwärtseilenden Wagen eine weite Strecke geschleift, ist so schwer beschädigt, daß es mit Mühe noch hicrhdr gebracht werden konnte. Der Knecht, dem ein Verschulden an dem Unglücksfall dem Vernehmen nach kaum wird nachgewiesen werden können, soll ebenfalls Verletzungen erlitten haben. Er ist entwichen.

ü! An diesem Sonntag den 24. d. Mts. findet in Pforzheim in den Lokalen des Alten Fritz" der Allgemeine Berbandstag des Süddeutschen Verbands Roller'scher Steno­graphen" statt. Der Pforzheimer Roller'sche Stenographen-Verein feiert damit zugleich das Fest seines 10 jährigen Bestehens. Aus diesem Anlaß wird auch ein Preis- und Wettschreiben veranstaltet, das in 3 Abteilungen eingeteilt ist; in der ersten Abteilung wird ein Tempo von 100 Silben per Minute, in der zweiten ein solches von 140150 und in der dritten ein solches von 180 Silben per Minute zum Diktat kommen. An diesem Wettkampf werden sich ca. 8 Vereine mit etwa 2530 Mitgliedern be­teiligen. An dieses Wettschreiben reihen sich die Bcrbandsverhandlungen, während welchen auch über dre Einführung der Stenographie in den Schulen Badens die Rede sein wird. Am Nach­mittag ist ein Besuch des Stadtgartens in Aus- sicht genommen und von abends 6 Uhr findet zur Feier des Stiftungsfestes des Pforzheimer Vereins ein Bankett statt, während dessen die Preisverteilung vorgenommen wird. Zum Besuch ist Jedermann eingeladen und es verspricht die Teilnahme an den Veranstaltungen bei dem z. Z. zutage tretenden allseitigen Interesse für die Stenographie eine lebhafte zu werden.

Deutsches Seich.

Kiel, 20. Juni. Der Kaiser wird nach seiner Rückkehr von der Nordlandreise anfangs August auf der DachtHohenzollern" eine Reise nach England unternehmen.

Berlin, 20. Juni. Die Nat.Z. meldet aus Wien: Die zwischen den deutschen und den österreichischen Vertretern in Prag geführten Verhandlungen betr. einer Telephonlinie Wien- Berlin sind abgeschlossen. Die Eröffnung steht un Laufe des Jahres zu erwarten.

Ratibor, 20. Juni. Das Grundwasser steht in allen Kellern meterhoch; der Wasserstand beträgt 4 Meter. Mehrere Menschen ertranken, wel Vieh ist umgekommen. In Pleß hat das «Lasser in diesem Jahrhundert noch nie so hoch gestanden wie jetzt.

Mainz, 20. Jan. Der Schützentag bewilligte Mainz 25 000 »K für die Festunkosten

und wählte Nürnberg als Feststadt für das Bundesschießen von 1897, des vorletzten in diesem Jahrhundert. Der Antrag, Hannover oder Dresden zu wählen, wurde abgelehnt.

Radolfzell, 19. Juni. Für die hiesige Bürgermeisterstelle sind 7 Kandidaten aufge- treten, darunter ein Rittmeister a. D., der die Stelle sogar um 2400 v/L besorgen würde.

Württemberg.

Ueber das Beffnden I. Maj. der Königin in Wildbad stimmen nun auch die Privat­nachrichten mit den offiziellen Meldungen dahin überein, daß ein merklicher Fortschritt zum Bessern zu konstatieren ist.

Das peinliche Aussehen, welches der sogen. Todesmarsch des in Ulm garnisonierenden preußischen Fußartillerie-Bataillons von Großbottwar nach Waiblingen, wobei ein Ein­jähriger aus Balingen und ein Soldat aus der Provinz Hannover infolge der Marsch-Ueber- anstrengung gestorben sind, hervorrief, dauert fort, und die Erörterungen in der Presse aller Parteien gipfeln darin, daß nicht nur eine strenge Bestrafung des oder der schuldigen Offiziere verlangt wird, sondern auch die Her­beiführung von prinzipiellen Maßregeln, welche derartige Dinge für die Zukunft möglichst ver- hindern sollen. Bei Licht besehen, qualifiziert sich dieser Marsch als fahrlässige Tötung, und wir möchten der Meinung sein, daß eine aller­höchste Kabinetsordre, welche bei ähnlichen Fällen dem Kommandeur der Truppe Degradierung und schimpfliche Ausstoßung aus der Armee an­droht, ein gründliches Mittel zur Abhilfe wäre.

Stuttgart, 20. Juni. (Strafkammer.) Eines Vergehens gegen das Reichsgesetz, betr. den Feingehalt von Gold- und Silberwaren vom 16. Juli 1884 war angeklagt, der 30 Jahre alte ledige Techniker der Metallbranche Th. Fr. Gauß von Pforzheim, wohnhaft in Karlsruhe. Schon im Jahre 1892 trat der­selbe, wie er angab, darlehensweise an einen hiesigen Agenten unter anderem 12 Double- Uhrketten ab, an welchen die Karabiner, Federn und Ketten einige von Gold auf "°/i<>oo abge- stempelt waren, während sie nur '°°/iooo fein waren, was erst später in der hiesigen Pfand- leihanstalt, wo die Ketten versetzt sind, sich her­ausstellte. Eine Anklage wegen Betrugs konnte nicht erhoben werden, weil Gauß selbst die falsch gestempelten Karabiner und Ringe von einem anderen gekauft hatte. Der Wert einer solchen Kette ist 20 -M, eine echte Kette, für welche sie an unerfahrene Leute verkauft werden kann, kostet 90 Nach Z 9 Abs. 1 des obigen Ge­

setzes dürfen Gold- und Silberwaren, die mit unedlen Metallen gefüllt sind, gar. nicht mit einem Stempel versehen werden, bei Geldstrafe bis zu 1000 »lL oder 1 Jahr Gefängnis. Der Angeklagte wurde zu einer Geldstrafe von 200 Mark event. 20 Tagen Gefängnis und in die Kosten des Verfahrens verurteilt, außerdem wurde nach Gesetzesvorschrift die Vernichtung der gesetzwidrigen Bezeichnung angeordnet.

In Heilbronn ist der Friede vorläufig wiederhergestellt. In der Bürgerschaft daselbst machte sich mehr und mehr die Forderung geltend, Oberbürgermeister Hegelmaier möge auf seinem Posten ausharren und so der Stadt die Aus­gabe von jährlich 5000 vlL Pensionskvsten er­sparen. Daraufhin erklärte Hegelmaier am ver­gangenen Donnerstag vor der Gemeinderats­sitzung der bester gesinnten Mehrheit der Ge­meinderäte, daß er auf sein Pensionierungsgesuch nicht mehr zurückkommen und dies auch in der öffentlichen Gemeinderatssitzung erklären werde, dabei aber sich der Hoffnung hingebe, daß wenigstens die um ihn versammelten Herren künftig ehrlich Frieden halten würden. Letzteres wurde von diesen Gemeinderäten auch versprochen, worauf die erwähnte offizielle Erklärung in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats seitens des Herrn Hegelmaier erfolgte.

Tübingen, 20. Juni. Heute Nacht um 2 Uhr wurden wir durch die Feuerglocke ge­weckt. Es brannte in der Neckarhalde in dem Zimmer eines Studenten. Als man das Zimmer öffnete, fand man den Bewohner Fehleisen, (einziger Sohn des Apothekers aus Reutlingen)

bereits tot im Bette. Die Nase und die Hand trugen bedeutende Brandspuren an sich.

Tübingen. Die Einladungen zum hiesigen Kreisturnfest sind nunmehr an alle Vereine ver­schickt. Mit diesem wird zugleich die Feier des 75jährigen Bestehens des Tübinger Turnplatzes begangen, der 1819 von Völker und seinen Turn­ern, insbesondere Burschenschäftlern eingerichtet worden ist. Die Anmeldungen der Vereine zum Feste werden auf 1. Juli erwartet. Besonders ist noch darauf hinzuweisen, daß auf dem Tübinger Turnfeste jeder Turner gegen seine Festkarle von 2 Mk. freie Unterkunft zu beanspruchen hat. Am Samstag, 4 August, geht eine Kampfrichter­sitzung und ein Bankett im Museumssaale voran. Die beiden Vormittage des 5. und 6. August (am 5. von 9 Uhr an) sind dem Weltturnen, der Nachmittag des 5. den allgemeinen Stab­übungen u. den Sonderausführungen der Tübinger und des Achalmgaus gewidmet. Am Nachmittag des 6. finden die Sonderausführungen der anderen Vereine und die Spiele statt. Am Sonntag wird der Festplatz (Kastanieallee) italienisch be­leuchtet. wovon man sich mit Recht eine größere Wirkung verspricht, als von elektrischerBeleuchtung.

Ravensburg, 20. Juni. Bürstenhändler Paul Gumpfer von Saulgau wurde heute vom Schwurgericht wegen Mords zum Tode ver­urteilt.

Die Eßlinger Maschinenfabrik fertigt gegenwärtig für die südafrikanische Eisenbahn- Gesellschaft 10 Lokomotiven, welche demnächst von Amsterdam aus nach Afrika zur Verschiffung gelangen.

Eßlingen, 17. Juni.Herberget gerne!" ist gewiß ein schönes Wort und mancher, der es befolgt, hat wohl im Herzen süßen Lohn gefühlt. Anders aber ists dem biedern Wein­gärtner Haug in Wäldenbronn gegangen. Vor­gestern erbarmte sich derselbe und gewährte einem armen Zugereisten neben Speise und Trank auch Herberge unter dem gastlichen Dach. Gestern nachmittag, als das Haus von allen Bewohnern verlassen stand, kehrte der schlimme Gast zurück und hielt gründliche Umschau. Damit er scheints seine künftigen Herbergsväter bezahlen könne, ließ er eine Hundertmarkroüe, die in einem Kasten verwahrt war mitlaufen. Weitere 320 Mk. in einer Komode hat der Dieb nicht entdeckt. Bis jetzt ist der unentdeckbare Schlingel nicht bei­gebracht.

Ausland.

Brüssel, 20. Juni. Wie die Untersuchung festgestellt hat, ist der durch die letzte Explosion angerichtete Schaden auf 500000 Franken zu berechnen. Ueber die Ursache und den Thäter ist bis jetzt noch nichts bekannt.

Brüssel, 18. Juni. Die am 1. Februar 1892 der Gräfin von Flandern gestohlenen Juwelen, welche einen Wert von mehreren Millionen haben, sind zum größten Teil den Dieben wieder abgejagt worden. Die dingfest gemachte .Diebsgesellschaft ist durchaus inter­national und umfaßt 9 Männer und 6 Frauen.

Troppau, 20. Juni. Der Olsafluß ist ausgetreten und hat weite Länderstrecken ver­wüstet.

T r o p p a u, 21. Juni. DasHochwasser der Olsa zerstörte teilweise eine Bezirksstraßen­brücke. Die Telegraphenverbindung mit Frei­stadt ist unterbrochen. Der Lauf der Weichsel hat sich durch das Hochwasser verändert. Tag- über hielt der Regen gestern an.

Budapest, 20. Juni. Bon Stunde zu Stunde treffen neue Nachrichten von über­schwemmten Ortschaften, eingestürzten Häusern u. s. w. ein, namentlich aus der Gegend von Komorn. Komorn selbst ist sehr gefährdet, das Militär arbeitet auf das Angestrengteste, um den dortigen Damm zu erhalten. Der Badeort Pistyan ist völlig überschwemmt, Szered steht teilweise unter Wasser. Das Komitat Lipto ist fast ganz überschwemmt. Infolge des Damm­bruches bei Szimö sind 20000 Joch Ackerfeld mit den besten Saaten vernichtet. Der Bahn­verkehr im Waagthal dürfte noch eine Woche gesperrt bleiben. Neuerdings ist auch der- küllöfluß ausgetreten und hat Feld und Flur überschwemmt. Die Nachrichten aus dem Alsöld lauten sehr besorgniserregend. Es regnet.