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AwLs- Md ArrzeigeMaLL für den Bezirk Kalw.

76. Jahrgang.

Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Die EinrÄckungSqebÜhr beträgt im Bezirk und in nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, weiter entfernt 12 Pfg.

Tagesneuigkeiten.

^Amtliches aus dem StaatsanzeigerZ Bei der am 17. April d. I. und an den folgenden Tagen vorgenommcnen niederen Eiscnbahndienst- prüfung wurde unter anderen Kandidaten für be­fähigt erkannt: Truck, Robert, von Calw.

In Bcfenfeld schlug am letzten Diens­tag der Blitz in das Rathaus ohne zu zünden, ferner in Urnagold in das Haus des Bauern Schaible, woselbst der Schornstein herabgerissen und die in der Wohnstube versammelten Personen betäubt und zum Teil, glücklicherweise ungefährlich, beschädigt wurden. Feuer ist auch hier nicht ent­standen.

Baiersbronn, 29. Mai. Gestern nach­mittag ging über unserer Markung ein heftiges Hagelwetter, durch das die Gartengewächse, Gemüse und Sträucher, die in Blüte stehenden Obstbäume und die Halmfrüchte erheblich beschädigt wurden.

Alpirsbach, 29. Mai. Gestern und vorgestern zogen mehrere schwere Gewitter über unsere Gegend hin. In den benachbarten Orten Röthenberg und Bezweile.r wurden je ein Wohn- und Oekonomiegcbüude infolge Blitz­schlags eingeäschert.

Rottweil, 29. Mai. Tie Schwurgerichts- sitzungcn im II. Quartal 1901 nehmen am Montag den 17. Juni ihren Anfang. Als Vorsitzender wurde Landgerichtsdircktor Renz bestimmt. Am 19. Juni kommt der Fall des Raubmörders Stein­harter zur nochmaligen Verhandlung. Da der ganze, über 80 Personen umfassende Zeugenapparat nicht mehr vernommen zu werden braucht, sondern nur die wesentlichsten Zeugen, so dürste diesmal die Verhandlung höchstens zwei Tage dauern. Steinhartcr befindet sich jetzt wieder verhältnismäßig wohl, wenngleich noch nicht alle Nachwirkungen des bekannten Selbstmordversuchs vom letzten Verhand­lungstage im ersten Ouartal gehoben sind.

Tettnang, 29. Mai. In Kehlen, hie­sigen Oberarms, wurde vergangenen Sonntag wäh­rend des vormittägigen Hauptgottesdienstcs, im Pfarrhause, in welchem der Pfarrhcrr krank dar- niedcrlicgt, ein frecher Einbruchsdiebstahl verübt und dem abwesenden Vikar aus dessen Woh­nung ein größerer Geldbetrag gestohlen.

8 Heilbronn. (Vom 15. Württem­berg i s ch e n K r i e g e r b u n d e s t a g.) Täglich laufen neue Anmeldungen aus allen Gegenden des Landes ein zu dem schönen Feste vom 8. und 9. Juni, und in weiser Vorsicht hat deshalb die Wirt­schaftskommission ihren Wcinvorrat für diese durstigen Tage auf 15000 Liter erhöht. Die hiesigen Brauer­eien werden ein Bier verzapfen, wie «s wohl treff­licher nirgends zu finden ist; auf dem oberen Neckar werden zu Ehren der Besucher reichbeflaggte Schiffe aller Art zu sehen sein, Rheinschiffe, Schlepper und Schiffe, die direkt vom Meere eine Fahrt bis nach Hcilbronn machen können. In prächtiger Beleuch­tung wird sich am Sonntag Abend unser stolzer Kiliansturm den Gästen zeigen; die Bürgerschaft Heilbronns, dessen rasche Fortentwicklung in wenigen Jahren jedem Besucher in die Augen fallen wird,

Samstag, dm 1. Zürn 1901.

wird cs an Flaggen und Guirlandcn überall nicht fehlen lassen, drei Musikkapellen werden auf dem Festplatz ihre Weisen ertönen lassen kurzum, es wird großartig werden. Der Eintrittspreis zu dem in jeder Beziehung günstig gelegenen Festplatz, dessen Umgebung reich ist an historischen Erinnerungen aller Art, ist für Sonntag den 9. Juni auf 30 e). und für Montag den 10, Juni auf 50 ^ festgesetzt, wobei für die auswärtigen Kriegcrvereinlcr freier Eintritt gilt. Bereits ist die schöne und wirkungs­volle offizielle Postkarte erschienen, die Fcstzeitung geht in glänzender Ausstattung ihrer Vollendung entgegen, beide werden jedem Besucher des Festes eine dauernde Erinnerung sein. Und wenn der Himmel blaut und die Sonne herablacht aufs grüne Neckarthal und seine blühenden Höhen, da muß Freude cinziehen in jedes Herz. Drum auf und schnürt eure Bündel, nehmt Weib und Kind mit und wandert gen Heilbronn, Ihr Kriegerbündler, alt und jung. Allhier ist gut sein und heute schon ein fröhlich und herzlich: Grüß Gott l

Hall. Am 30. Juni und 1. Juli wird in unserer Stadt das 26. allgemeine Liederfest des Schwäb. Sängerbundes stattfinden. Tie Vorbereitungen hiezu sind gegenwärtig in vollem Gang; insbesondere ist eine Wohnungskommission mit Erfolg thätig, um die große Zahl der zu er­wartenden Gäste unterzubriugcn. Als Festplatz sind die in der Nähe der großen Brücke gelegenen Weilerwicsen ausersehcn, wo gegenwärtig emsig an der Aufrichtung der Sängerhalle gearbeitet wird. Das Programm ist folgendermaßen fcstgcstellt: Am Vorabend, Samstag, den 29. Juni, Feier im Fest- zclt auf dem Festplatz. Tie Wirtschaft in diesem ist einem renommierten Geschäftsmann, L. Amann von Laus bei Nürnberg, übertragen. Sonntag, den 30. Juni, nach Ankunft der Morgenzüge, Zug zum Festplatz, Uebergabe der Bundesfahne an die Feststadt und Begrüßungschor durch die Sänger Halls. Das Wcttsingen soll am 9 Uhr beginnen; hicfür sind über 80 Vereine mit mehr als 3000 Sängern angemcldet. Die Gesamtzahl der am Fest überhaupt sich beteiligenden Säuger beträgt über 7000. Für abends 6 Uhr ist Probe für die Teil­nehmer am Kuustgesang anberaumt; zur Aufführ­ung kommenFcstgcsang an die Künstler",Kriegers Gebet" undDas Gewitter". Abends Konzert auf dem Fcstplatz. Montag, 1. Juli, 8 Uhr, Probe für die allgemeinen Gesänge in der Festhalle, hierauf Zug vom Marktplatz auf den Festplatz und Hauptaufführung in der Sängerhallc. Mittags großer Festzug, sodann Preisverteilung in der Sängerhalle mit sich anschließendem Konzert. Für den Dienstag sind die Besichtigungen der Stadt und Ausflüge in die Umgegend vorgesehen. An die K. Gcucraldirektion ist die Bitte um Einrichtung von Extrazügen ergangen; nach von derselben ge­troffener Verfügung tritt für die Mitglieder des Schwäbischen Sängerbunds Fahrpreisermäßigung in der Weise ein, daß nach Ausweis durch das Festzeichen für die Fahrt nach Hall und zurück III. Klasse am 29. und 30. Juni sowie am 1. Juli einfache Karten mit Rückfahrtstempel versehen aus­geben werden. Tie Rückfahrt kann innerhalb 10 Tagen beliebig erfolgen.

o Vierteljährlicher Abonnementspreis in der Stadt Mk. 1.10

ins Haus gebracht, Mk. 1. 1 ü durch die Post bezogen im Bezirk; ^ außer Bezirk Mk. 1. 35.

Rastatt, 29. Mai. Ein großer Scha­den wurde den Fischzüchtern des Walpartbachs in Mals ch in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai zugefügt. Eine ruchlose Hand durchtränkte ganz in der Nähe von Waldprechtsweier die Gewässer mit ätzenden oder giftigen Stoffen, wodurch die in dem Wasser sich aufhaltenden Lebewesen samt und son­ders zu Grunde gingen. Am Pfingstmorgen trieben mehrere hundert verendete Forellen den Bach hinab.

Vom Bodensee, 29. Mai. In großer Gefahr befand sich am Sonntag nachmittag ein von Ludwigshafen nach Sipplingen fahrender Eisen- bahnzug. Von halbwüchsigen Burschen wurden Steine und eine eiserne Lasche auf das Bahngeleise gelegt. Ter Zug passierte jedoch ohne Unfall, in­dem er die Steine zermalmte und die Lasche überfuhr.

Berlin, 29. Mai. Nach einer Meldung aus London explodierte nach einem Telegramm aus Pretoria im dortigen Hause des Komman­danten Schöman eine als Kuriosität aufbewahrte L y d d i t - G r a n a t e, auf welche ein Streichholz gefallen war. Das Haus wurde zertrümmern Schöman, eine Tochter und der zu Besuch anwesende Vater Ben Viljöns wurden getötet. Frau Schöman und zwei andere Personen wurden schwer verletzt.

Berlin, 30. Mai. Der Kaiser verlieh, wie dem Lokal-Anzeiger aus Kiel gemeldet wird, in Anerkennung ihrer bewiesenen Umsicht und Opfer­freudigkeit dem Kapitänleutnant Werner den Roten Adlerordcn 4. Klasse, den Oberleutnants Koch und Roland wurde eine kaiserliche Belobigung zu teil. Oberleutnant Kräh und Bootsmannsmaar Kond erhielten die Rettungs-Medaille.

Berlin, 30. Mai. TerBerliner Lokal- Anzeiger" bringt folgende Nachricht; Nach dem Exerzieren der 2. Garde-Jnfanterie-Brigade fand ein Frühstück im Offizierskassino des 2. Garde-Regiments statt, bei welchem der Kaiser eine Rede hielt, in der er zunächst des Kaisers Friedrich gedachte und dann sagte, er freue sich mitteileu zu können, daß es im fernen Osten zu einem Friedensschlüsse gekommensei, daß ihm aus diesem Anlaß von vielen Seiten Anerkennung und Dank zu Teil geworden sei, darunter auch eine von: Kaiser von Rußland persönlich abgefaßte Depesche, welche der Kaiser verlas. Der Kaiser erwähnte alsdann die An­wesenheit der beiden französischen Offiziere und wies darauf hin, daß deutsche und franzö­sische Truppen in China zum ersten Male gegen einen gemeinsamen Feind in guter Waffen­brüderschaft und treuer Kameradschaft gekämpft hätten. Der Kaiser schloß seine Rede mit einem Hurrah auf die beiden französischen Offiziere und auf die gesamte fran­zösische Armee. General Bonnal dankte als­dann für die ihm erwiesenen zahlreichen Aufmerk­samkeiten und schloß mit einem Hoch auf die deutsche Armee und ihren Soldatcn-Kaiser.

Berlin, 30. Mai. Ter gestrige Trink­spruch des Kaisers wird von einem Teil der Berliner Abendblätter lebhaft besprochen. Ter Reichs-Anzeiger und die Norddeutsche Allge-