Paris, 24. Mai. Wie aus Rom berichtet wird, äußerte König Viktor Emanuel auf die Mitteilung von dem Selbstmorde Brescis:Das war das Beste, was dem Unglücklichen widerfahren konnte."

Paris, 27. Mai. Die Unterhandlungen mit den amerikanischen Kohlenfirmen zur Verpro­viantierung der französischen Eisenbahngesellschaften mit amerikanischer Kohle sollen zu einem günstigen Resultat geführt haben. Der vereinbarte Preis soll gegen englische und deutsche Preise bedeutend vorteilhafter sein. Die amerikanische Kohle dürfte übrigens auch in der französischen Industrie in aller­nächster Zeit die englische Kohle verdrängen.

Paris, 27. Mai. In Lyon fand gestern die erste Sitzung des sozialistischen Parteitages statt. Anwesend waren die hervorragendsten fran­zösischen Sozialistenführer. Von Ausländern waren der Italiener Cipriani und der russische Philo­soph Ropopor erschienen. Der Vorsitzende hielt eine Ansprache, die in der Erklärung gipfelte: Das 20.Jahrhundertsei das Jahrhundert des So­zialismus. Bei der Wahl des Bureaus kam es Zu tumultuösen Zwischenfällen.

London, 20. Mai. Gestern abend kam aus Charleston in Kent die Drahtnachricht, daß ein Sergeant-Major (Feldwebel) von der Artillerie, der vor zwei Tagen anscheinend in bester Gesund­heit aus Südafrika zurückgekehrt war, nachmittags nach einem Spaziergang mit seinen sechs Kindern hinterher zu Hause am Theetisch mit sattem Dienst- rcvolver kaltblütig die sechs Mädchen eine nach der andern niedergeschossen habe. Fünf waren sofort tot, das sechste starb später im Krankenhaus. Der Mörder ließ sich ohne den geringsten Widerstand verhaften und verweigerte jede Aussage über die Gründe zu diesem fürchter­lichen Verbrechen. Es verlautet aber, daß seine Frau ihm während seiner Abwesenheit nicht treu geblieben sei und mit einem Offizier seines Regi­mentes ein Liebesverhältnis angekniipft hatte, so daß also der Mann, der als ein sehr gewissenhafter und nüchterner Familienvater und als ein tüchtiger Soldat gerühmt wird, die schauerliche That in einem Anfall von eifersüchtiger Rachsucht und Verzweif­lung ausgeführt haben könnte. Seine Verhaftung erfolgte noch rechtzeitig genug, um ihn zu verhin­

dern, den frisch geladenen Revolver gegen sich selbst zu richten. Die Militärbehörden haben eine strenge Untersuchung der ganzen Angelegenheit, besonders auch mit Bezug auf den betreffenden Offizier, der einer hochangesehenen Familie angehört, einge­leitet; der Mörder wird nach englischer Rechtspre­chung zweifellos gehängt werden.

London, 24. Mai. Aus Lorenzo Marquez wird gemeldet: Die Distrikte, welche die Delagoa-Bahn berühren, sind in vergangener Woche von den Buren terrorisiert worden. Am vergangenen Donnerstag fand in der Nähe von Dewetsdorp ein Gefecht statt, bei welchem die Eng­länder 61 Tote und Verwundete hatten. Trotzdem traten die Buren den Rückzug an.

London, 27. Mai. In hiesigen liberalen Kreisen weist man auf die zunehmende Zahl von Toten in den englischen Berichten über Kämpfe mit den Buren hin und man glaubt, darin den Beweis zu finden, daß englischerseits der Befehl gegeben wurde, den Buren kein Pardon mehr zu geben. In liberalen Blättern werden bereits Anspielungen auf solche Unmenschlichkeiten gemacht. Eine Inter­pellation über diese Angelegenheit soll im Parlament eingebracht werden.

Aus Newyork, 23. Mai, meldet man der Frkf. Ztg.: Edison hat eine neue hochwichtige Erfindung gemacht, indem er eine Akkumula­torenbatterie konstruirte, die 2'/-mal soviel als die gegenwärtigen Batterien aufzunehmen vermag, mit­hin um soviel leichter und Raum sparender ist. In einer Unterredung über seine neueste Erfindung hat, nach einer weiteren Meldung, Edison folgendes erklärt: Die Stunde der Erlösung des Pferdes vom Ziehen schwerer Lasten wird bald geschlagen haben, da mit leichten Batterien schwere Lastwagen vor­teilhaft fortbewegt werden können; auch für Schiffe, speziell für Luftschiffe ist die Erfindung wertvoll. Während die bisherigen Batterien nur von Sach­verständigen benützt werden konnten, werden die neuen auch von Laien leicht zu handhaben sein.

Vermischtes.

RichardWagner und Fürst Bis­marck. DieMünch. Neuest. Nachr." haben jüngst eine Stelle aus einem Briefe von Richard Waguer abgedruckt, worin derselbe sich beklagt, darüber, daß

er in den 70er Jahren eine Unterstützung des Fürsten Bismarck nicht habe erlangen können. Dazu wird derFreist Zeitung" geschrieben: Anfangs der 70er Jahre wandte sich Richard Wagner an Bismarck und begehrte eine Art Reichsmusikdirektorstelle mit hohem Gehalt. Sein Schreiben schloß:Mit Eurer Durchlaucht an einer Stätte zu wirken, würde mich zu unsterblichen Werken begeistern." Bismarck aber soll erwidert haben, indem er nur auf den Schlußpassus hinwies: er sei nicht in der Lage, seinen Wohnsitz nach München zu verlegen.

Rhabarber. Spricht man von Rha­barber, so denkt man vielfach nur an das bittere Arzneimittel, welches aus der Wurzel der Rha­barberstaude gewonnen wird, und nicht an das wohlschmeckende Kompott, welches man aus den im Frühjahr hervorschießenden Blattstielen bereiten kann. Der Genuß der Rhabarberstiele ist noch bei weitem nicht so gebräuchlich, als es wünschenswert wäre. Es mag auch hier ein kleines Vorurteil herrschen, wodurch der allgemeineren Verbreitung dieses Genußmittels sich Hindernisse entgegenstellen. Jetzt machen sich indeß schon in verschiedenen Ge­genden Deutschlands größere Rhabarberkulturen be­merkbar. Die Führung in dieser Kultur hat zweifel­los die Stadt Frankfurt a. Oder, wo in den letzten 15 Jahren der Rhabarber eine überraschende Be­deutung gewonnen hat. Vor dieser Zeit sträubte man sich ebenso wie anderwärts gegen den Rha­barber. Erst die warme Empfehlung dieses Kom- pots in den Tagesblättern vermochte die Haus­frauen zu einem Versuch zu bewegen, und als dann die Rhabarberstiele auf dem Markte mehr und mehr gekauft wurden, befleißigte man sich des An­baues, der sich so schnell ausdehnte, daß schon gegen­wärtig jährlich etwa 200000 Bund Nhabarberstiele in Frankfurt a. O. gebrochen werden. Allerdings wird nicht die volle Ernte in Frankfurt verbraucht. Ein großer Teil davon wird auch nach auswärts verschickt. Wer sich noch genauer über Ausdehnung und Handhabung der Rhabarberkultur unterrichten will, findet in der neuesten Nummer des praktischen Ratgebers einen rcichillustrierten Artikel. Diese Nummer ist kostenlos vom Geschästsamt des prak­tischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau in Frankfurt a. Oder zu erhalten.

AMjche Ktklmiümchimgen.

K. Amtsgericht Gatw.

In das Güterregister wurde heute bei Johannes Niethammer, Tag­löhner und dessen Ehefrau Marga­rethe geb. Rothfus; in Sommen- hardt eingetragen:

Die Ehegatten haben durch Ver­trag vom 28. März 1901, das zwischen ihnen seither bestandene Güterrecht der landrechtlichen Er­rungenschaftsgesellschaftaufgehoben und die Verwaltung und Nutz­nießung des Ehemanns am Ver­mögen der Ehefrau Ehefrau aus­geschlossen und Gütertrennung ein­geführt.

Den 25. Mai 1901.

Amtsrichter Göz.

Veröffentlicht durch

H.-Grschr. Schlierer.

K. Staatsanwaltschaft Tübingen.

Fahndung.

In der Nacht vom 21. auf 22. Mai d. Js. ist in Unterreichenbach im Hause des Gastwirts Martin Kling daselbst von einem unbekannten Thäter ein schwerer Diebstahl verübt worden.

Gestohlen wurden 350 Stück Ci­garren in Schachteln zu 100 Stück, 2V- Pfd. Rauchfleisch, 1 Pfd. Schinken- Wurst und ein Tranchiermesser.

Äon den Cigarren sind je 50 Stück in einem Bündel beisammen, das durch ein gelbes Bändchen mit dem Aufdruck Luxeiu (Superior?) zusammengehalten wird.

Das Tranchiermesser ist 3035 ow lang, hat ein schwarzes Heft von Holz und eine schmale dünne biegsame Klinge.

Um sachdienliche Mitteilungen über die Person des Thäters hieher oder an die nächste Landjägerstelle wird ersucht. Den 25. Mai 1901. 1.1487.

Roth, H.-A.

Wegen Korrektion der Jnselgasse ist vom 31. ds. an bis auf Weiteres das Befahren derselben von dem Wacken- huth'schen Anwesen an bis zu Restau­rateur Grießler untersagt und der Weg für Fuhrwerke gesperrt.

Stadtschultheißenamt.

Haffner.

Calw.

Der allgemeine monatliche

StkllmilW

findet am

Mittwoch, den 29. Mai 1901,

in der Kanzlei des Stadtpflegers statt.

Nachdem sämtliche pro 1. April 1900/01 angesetzten Steuer- und Pacht­geldsschuldigkeiten rc. vollständig ver­fallen sind und eingezogen werden müssen, werden die noch rückständigen Schuldner ersucht, in Bälde entspre­chende Zahlungen zu leisten.

Stadtpflege.

Schütz.

Röthenbach.

ZLrennhotzverkauf.

Am Mitt­woch, den 29. Mai 1901, vor­mittags 10 Uhr, kommen ausdem Gcmeindewald auf hies. Rat­

haus zum Verkauf:

96 Rm. Nadelholz.

Käufer sind eingeladen.

Den 23. Mai 1901.

Gemeinderat.

Privat-Aiyeige«.

Statt bosouäerer ^ureiZs:

XLUOllHS LvllSI' 1^01113 LOllsr

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Verlobte.

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küoxsteu 1901.

De. 2 slin

ist verreist. Stellvertreter sinä: Nr O.-Lrrt vn.

Ni StaätLirUn.

Liebenzell.

Im Auftrag werden

2800 Mark

gegen doppelte hypoth. Sicherheit auf­zunehmen gesucht.

Stadtschultheiß Mauken.

Ein 16jähriges Mädchen, franz. Schweizerin, aus rechtschaffener, guter Familie,

sucht Stellung

als Zimmer- oder Kindsmädchen, ev. zur Stütze der Hausfrau, bei beschei­denen Ansprüchen.

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Wegen Erkrankung meines bisheri­gen Mädchens suche ich zu sofortigem Eintritt ein jüngeres im Alter von 16 bis 18 Jahren.

Kmma Kemmek, Kameralverwaltcrs Witwe, Bahnhofstraße.