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Welchen Hof?"

Den Großhof!"

Woas hat a mit dem Großhof z'thun, g'hört denn der da Toner! net mehr?

Freili, aber die Tonerl hat a ja grad' jetzt vor zwei Jahren geheirat'."

Ihr lügt!" schrie Lenerl gellend auf.

Madel bist verrückt?" richtete sich der Bauer beleidigt auf.

Aber das Lenerl achtete nicht darauf, es war von seinem Sitz herabgeglitten und lag auf den Knieen» das Antlitz in den Händen verborgen.

Kopfschüttelnd sahen die Bauern auf sie herab. Als der Wagen bald darauf ins Dor^ einbog, ließen sie den Postillon halten und stiegen aus, es paßte ihnen nicht, ihre eigenen werten Persönlichkeiten ferner in so fragwürdiger Ge­sellschaft zu belassen.

Das Lenerl fuhr mit in's Dorf hinein, bei der Schänke vor. Der Herr Postverwalter kam heraus, half dem Postillon die eingelaufenen Sendungen in's Haus tragen und als er hörte, daß im Innern des Kastens noch ein Passagier weile, öffnete er den Schlag und lugte hinein.

Madel bist krank?" traf eine freundliche Stimme Lenerl's Ohr. Mechanisch richtete sie sich auf und wandte dem Fragesteller ihr bleiches entstelltes Antlitz zu.

Der Postverwalter sah sie eine Weile nach­denklich an, dann rief er bestürzt:Jeffas, d'bist ja die Sumpfhauslenerl, wie kommst denn Du hierher, bist etwa 'n entsprungen?" schloß er und sah sich scheu um.

Lenerl hatte sich erhoben.Nein", gab sie tonlos zur Antwort. Dann kletterte sie zum Postwagen heraus, sah sich draußen um, als müsse sie sich erst besinnen, wo sie sei, ehe sie die Straße entlang den Weg zurückschwankte, den sie gekommen war.

I leb! i wach!" rief sie sich selbst zum Bewußtsein und strich mit der zitternden Hand über die wachsbleiche Stirn, auf der große, kalte Tropfen perlten.

Nimm di in Acht, Lenerl, D' bist auf der Straßen, darfst net z'sammenbrechen, no net vorwärts, vorwärts, Lenerl, halt di aufrecht, wann D' di hier hinlegst, is' aus mit dein' Kräften, dann kommst nimmer vorwärts."

(Fortsetzung folgte

Ueber das Thema:Verhaltungs- Maßregeln bei Feuersgefahr" sprach dieser Tage in Stuttgart Herr Brandmeister Jakoby. Einer großen Gefahr, so sagte der Redner, setzt man sich aus. wenn angsterfüllt alle Thüren aufgcriffen werden, wodurch sich sofort ein Kanal für Stichflammen bildet und mit Riesenschnelle das Feuer in weitere Räume übertragen wird. Nur die Fenster auf einer Seite, gegen die Straße, dürfen geöffnet werden, damit Hitze und Rauch Abzug finden. In mit Rauch gefüllten Räumen gehe man nie in auf­rechter Stellung, man versuche nach dem Fenster zu kommen, ist dies nicht mehr möglich, so lege man sich auf die Erde, den Mund auf die Diel- riezen gepreßt, wo noch so viel Luft zum Atmen vorhanden ist, um mit kurzen Atemstößen zu leben. Das Gefährlichste ist es, das schon ver- qualmte Treppenhaus noch passieren zu wollen; meist wird der Versuch mit dem Leben bezahlt. Als letztes Hilfsmittel soll das Sprungtuch be­nutzt werden. Wer beim Abspringen die Beine nach vorn wirft, kommt meist unverletzt aus dem Sprungtuch heraus. Häuser mit mehr als drei Stockwerken sollten eine zweite Treppe haben, damit sich die Bewohner noch retten können.

DieKönigsberger Allg. Ztg." erzählt: Wo sich ein Verein bildet, da kommt auch bald ein Gegenverein zustande dieses Ergebnis hat sich auch bei der eigenartigsten Blüte unseres Vereinswesens, demKreuzottervertilgungs-Ber- ein" gezeigt. (In Ostpreußen ist bekanntlich die Kreuzotter besonders häufig.) Infolge der Sezession eines oder mehrerer Mitglieder hat sich hier ein neuer Kreuzotter-Verein gebildet und sich ebenfalls die Aufgabe gestellt, die Kreuz­otter lebend in Gewahrsam zu bringen. Eine Deputation dieses Vereins erschien heute in

unserem Redaktionszimmer und legitimierte sich durch Vorzeigung von 29 lebenden Kreuz­ottern verschiedener Größe und Farbe, die man am letzten Sonntag eingefangen und in einer Riesenflasche wohl verwahrt hatte.

(Dowes Geheimnis.) Wie Dowe zuerst auf die Idee zu seinemkugelsicheren" Panzer kam, hat er neulich einem Interviewer in scherz­hafter Weise erzählt. Dieser fragte ihn:Wie kamen sie eigentlich auf den Gedanken einen kugelsicheren Panzer zu fabrizieren, Herr Dowe?" Ja. wissen Sie, daran arbeite ich schon seit meinem zehnten Jahre".Nicht möglich". Mein Vater war ein seelenguter Mann, nur sehr jähzornig; wenn ich eine schlechte Zensur nach Hause brachte, prügelte er mich windel­weich. Eines Tages, zu Michaeli, erhielt ich wieder eine sehr schlechte Zensur. Zuerst kam mir der Gedanke, nach Amerika auszurücken; denn ich wußte, was mir zu Hause bevorstand. Schließlich fand ich aber einen anderen Ausweg. Ich polsterte mir den Rücken und andere Körper­teile aus, und zwar mit einem solchen Geschicke, daß ich von den Hieben meines Vaters rein gar nichts spürte; ich amüsierte mich sogar darüber, wie sehr er sich anstrengle. Als ich dann später einmal von einem Pistolenduell hörte, wobei der eine erschossen wurde, dachte ich:Wenn der es gemacht hätte wie du, wäre ihm das nicht passiert!" Und so kam ich denn allmählich dazu, mich mit der Erfindung eines kugelsicheren Panzers zu beschäftigen.

(Zur Geschichte der Tabakspfeife) bringt die Gartenlaube" Nr. 13 einen äußerst interessanten, mit einer verschwenderischen Fülle von Illustra­tionen ausgestatteten Artikel. Es ist geradezu unglaublich, aus was für Geräten auf der Welt geraucht wird! Und mit Erstaunen und zum Teil auchmit Grauen" schaut man sie hier im Bilde alle beieinander, die biederen deutschen Sludentenpfeifen. die Ulmer und Göttinger Maserköpfe, Ruhlaer Meerschaumköpfe, die hol­ländische Thonpfeife, Pfeifen von Sibirien, Japan, Korea, aus Neuguinea, China, Java, Sumatra, Neuseeland, Kriegs- und Friedens­pfeifen der Indianer, vorgeschichtliche Pfeifen aus den nordamerikanischen Mounds, Wasser­pfeifen, Rauchgeräte aus allen Winkeln des raucheifrigen Afrika rc. Ja, selbst eine chinesische Opiumhöhle thut sich auf, wo die bezopften Söhne des Reiches der Mitte dem unheimlichen Mohne fröhnen. Auch aus dem Text erfährt man viel Merkwürdiges über die Geschichte und Verbreitung der Weltbeherrscherin Tabakspfeife.

Eisenbahnverbindung mit Frank­reich. So hochstrebend der britische Geist ist, eins hat er noch nicht fertig gebracht, nämlich England mit Frankreich in Eisenbahnverbindung zu bringen. Der unterseeische Tunnel unter dem Aermelkanal ist technisch längst für möglich er­klärt. Er wird nicht gebaut. Warum? Eines Tages könnten aus dem britischen Tunnelende ein paar französische Armeekorps herausgekrochen kommen, und dann wäre es aus mit der briti­schen Unabhängigkeit. Aber die Ueberbrück- ung des Aermelkanals hat neuerdings wieder Fürsprecher gefunden, und bei dieser ist ja die Gefahr der Ueberrumpelung nicht so groß. Den neuesten Plan für diese Riesenbrücke haben )ie Ingenieure Schneider und Hersent entworfen. Diese erklären die nur 33,45 Kilometer lange Linie von Cap Blanc Nez nach South Foreland ür die geeignetste. In Abständen von 400 bis 500 Metern sollen 72 Pfeiler von 65 Meter größter Höhe aufgemauert werden, die mit ihrer oberen Fläche noch 14 Meter über den Hoch­wasserstand hinausragen. Als Stützen der Brückenträger stehen auf diesen Pfeiler je zwei zekuppelte, 40 Meter hohe Säulen aus Eisen­bau. Die Brückenträger liegen mit ihrer unteren Fläche 56 Meter über den Hochwasserstand, eine Höhe, die für den Durchgang aller Schiffe aus­reicht. Die Baukosten sind insgesamt auf 820 Millionen Franken berechnet. Eine zur Aus­führung des Werkes gegründete Gesellschaft hat iereits dem englischen Parlament das Gesuch um die Genehmigung überreicht. Vielleicht ge­

lingt es diesen Leuten, die Abneigung der Eng^ länd.r gegen derartige Unternehmungen zu über, winden.

Die Hohe Pforte hat einen deutsche, Gelehrten beauftragt, die geheimnisvolle I,. schrisl auf dem unweit Hiffarlik (Troja) ge­fundenen antiken Sarkophag zu entziffern. Ez wird nämlich griechischerseits angenommen, nia, habe es mit dem Grabe von Hektors Gemahlin Andromache zu thun, eine Annahme, die von anderer Seite scharf bestritten wird. Bis jehl? ist eine Entzifferung noch nicht gelungen. M Vas genannte Blatt meldet, befände der deutsch! Sachverständige sich bereits auf dem Wege noch Pera. Auf die Entscheidung ist man in archäo- logischen Kreisen sehr gespannt.

Ein Mittel gegen Schlaflosigkeit Ein englischer Arzt, Dr. Hunley, giebt ein ^ wie er behauptet unfehlbares Mittel zur Bekämpfung der Schlaflosigkeit an.Wenn Ihr« so sagt ereine schlaflose Nacht ahnt, so steckt den Kopf unter das Deckbett und atinil nur die so begrenzte Luft ein. Ihr werdet da. durch die Dosts Sauerstoff verringern und sch augenblicklich einschlafen. Es ist nicht die ge­ringste Gefahr dabei. Denn ihr kennt sich» sein, daß ihr bald nach dem Einschlafen die Decken zurückwerfen und so viel frische Lus! haben werdet, als Ihr nur wollt." Dr. Hunley bemerkt, daß dieses System von Hunden und Katzen befolgt werde, die, nachdem sie zwei oder drei Mal sich um sich selbst gedreht haben, die Schnauze in ihr Fell vergraben, um zu schlafen. Auch die Vögel thun nichts anderes, indem sie Kopf und Hals unter den Flügel stecken.

(Sauer gewordene Fruchtsäfle wieder her­zustellen.) Wenn eingemachte Früchte und Fruchl- säfte in saure Gährung geraten, so kann man sie wieder gut machen, wenn man die Säsle abgießt und wieder auskocht. Fügt man.noch etwas Zucker oder 1 bis 2 Messerspitzen voll doppelkohlenjaures Natron hinzu, so halten sich die Früchte noch besser.

(Ein selbstloser Freund.) Jean:Mir ist die Wahl gestellt, entweder ein armes Mädchen zu heiraten, welches ich liebe, oder eine reiche Frau, die ich nicht liebe. Was würdest du thun?' Alfred:Die Liebe ist das Salz des Lebens, mein Freund. Ohne sie ist alles eitel. Die Liebe, die wahre Liebe, schafft Reichtum aus der Armut, Freude aus Schmerz, den Himmel aus dem irdischen Jammerthal." Jean:Genug! ich werde das arme Mädchen nehmen, welches ich liebe." Alfred:Brav gesprochen und wie ein Mann! Apropos, möchtest du mir vielleicht die Adresse der reichen Frau geben, die du nicht liebst?"

(Statistische Verirrung.) Professor: Maier, wo haben Sie Ihr Aufgabenheft? .. - - Vergessen haben Sie es? So! Denken Sie 'mal, wenn Jeder sein Heft vergessen würde! DaS wären täglich 70, im Monat 2100, im Jahre 25200 Hefte! . . . Die soll ich dann alle über Nacht prüfen?!"

(Nobel.) Prinzipal (dem Lehrling diktierend): Herrn Schulze in Breslau! Lehrling:Ent' schuldigen Sie, Herr Prinzipal, schreibt sich der Schulze mit tz oder blos mit einem z?" - Prinzipal:'s ist 'n guter Kunde bei dem kommts auf das bischen Tinte nicht an ... - Schreiben Se tz!"

(Die beste Vorbildung.) Direktor (einer Fischkonserven-Fabrik): Also Sie wollen bei mir Arbeit als Sardinenpacker? Verstehen Sei denn auch das Geschäft? Bewerber: Gewiß, ich war früher Zugführer bei det Berliner Stadtbahn!

R ätfel.

Trage zur ersten nie dein Gefühl,

Sei nicht die zweite der Leidenschaft. Geh' nach der dritten aus dem Gewühl Menschlichen Treibens und sammle Kraft. Willst von dem allen du etwas seh'n, Brauchst du nur ins Ganze zu geh'n.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.