139

N.

jeder Zeit

^ -

eh umzu­lle.

d. Bl.

k

Ausleihe»

ed. d. Bl.

nicht

nehr

»«Ile»

indernv

eit,

tarrh.

ürg.

rbach.

ce

guttge«,

Zes, v. 22. Sie

ersicherung

ds. N-

Aus Stadt. Bezirk und Umgebung.

X Schwann, 25. Febr. (Unlieb verspätet.) Auf Einladung unseres Pfarrverwesers Dietrich versammelten sich heute eine Anzahl Mitglieder des hiesigen Ortsvereins des evangel. Bundes im Gasthaus zum Löwen. Nach einer Begrüß­ung der Versammelten seitens unseres Pfarrver­wesers, wurde zuerst von demselben der Be­deutung des heutigen Tages als Geburtsfest Sr. Majestät unseres in Ehrfurcht geliebten Königs gedacht und die Verehrung und Königstreue der Versammlung durch Erheben von den Sitzen zum Ausdruck gebracht. Sodann hielt Vikar Dr. Klaiber von Gräfenhausen einen sehr interessanten, leicht faßlichen und anregenden Bortrag über die Waldenser. Nach­dem der Redner die liefe Versunkenheit der Kirche und ihrer Oberhäupter in Italien, nament­lich unter den Päpsten Alexander VI. u. Leo X. in kurzen aber markigen Zügen geschildert halte, ging er auf die Gründung der Waldenserge­meinde und ihre blutigen Verfolgungen um ihres Glaubens willen über. Hieraus sei nur kurz folgendes erwähnt: Bald nachdem Peter Waldus, ein reicher Kaufmann aus Lyon, der aber sein Vermögen unter die Armen austeilte, am Ende des 12. Jahrhunderts seinen apostolischen Verein derArmen aus Lyon", welcher sich in kurzer Zeit zu einer Gemeinde, die nach ihm den Namen Waldensergemeinde erhielt und sich in den Alpenthälern von Piemont sammelte, ge­gründet hatte, brachen, nachdem sie vorher von dem Papste mit dem Bann belegt worden waren, blutige Verfolgungen gegen sie aus. Von Haus und Hof vertrieben suchten sie Zuflucht in Württemberg, Kurpfalz und Hessen, welche sie auch fanden. Im Jahr 1689 erzwangen sie mit Hilfe schweizerischer Truppen unter unsäglichen Mühen und Kämpfen den Eingang in ihre Thäler unter ihrem tapferen, heldenmütigen Anführer, dem Pfarre: Henri Arnaud. Bald aber wurden sie wieder vertrieben und kamen nun zum zweitenmal nach Deutschland. Die meisten Flüchtlinge siedelten sich nun in Würt­temberg an. Der tapfere Anführer Arnaud wurde Pfarrer in Schönenberg bei Maulbronn. Ueber seinem Grabmal wurde dort im Jahre 1881 eine neue Kirche erbaut. Bemerkt sei noch, daß uns die Waldenser die Kartoffel und den Maulbeerbaum brachten. Reichlicher Bei­fall lohnte den Redner. Nachdem noch Pfarr- verweser Dietrich, dem die Mitglieder des evang. Bundes für seine rege Thätigkeit im hiesigen Ortsverein zum Danke verpflichtet sind, warme Worte zu Gunsten der Arbeiter geredet, gingen die Versammelten wohlbefriedigt nach Hause. Möge die nächste, für den Monat Mai geplante Versammlung sich eines zahlreichen Besuches erfreuen.

Pforzheim, 1. März. Heute Nacht kamen wieder vier Typhusfälle zur Meldung. An die hiesige Behörde gelangte eine Mitteilung des Gr. Ministeriums d. I.. wonach der zur Untersuchung des Wassers hierher beordnet ge­wesene Regierungskommissar zu der Ansicht ge­kommen ist, daß das Grötzelthaler Leitungswasser durch längere Zeit einströmendes Bachwasser mit animalischen Stoffen infiziert wurde. Der Beobachter" bemerkt hiezu: Es mag wohl angebracht sein, über die Verhältnisse der oberen Größelthal-Wafferleitung hier Aufklär­ung zu geben. Als nach der überraschenden Häufung von Typhusfällen die Größelthal- Wafferleitung einer genauen Besichtigung unter­zogen wurde, ergab die Untersuchung folgenden Befund. An einer Stelle, an der die städtische Wasserleitung auf eine längere Strecke parallel neben dem Mühlkanal, der die kleine städtische Mühle im Größelthal treibt, hergeht, waren das Zementrohr des Mühlbachs wie das Rohr der städtischen Wasserleitung durchstoßen und vermittelst einer Stauung, wie einer kleinen Rohrverbindung konnte zu Zeiten großen Wasser­mangels Wasser aus dem Mühlkanal in die etwas tiefer liegende Wasserleitung überführt werden. Das Wasser des Mühlkanals läuft in zur Hälfte offenen Zementröhren und kommt direkt aus einem Sammelweiher, der durch Stauung im Größelbach gebildet wird. Den

Zufluß zum Sammelweiher bildet einesteils der Größelbach, andernteils eine Abzweigung, mit der einige in der Nähe liegende Wiesen gewässert zu werden pflegen. Dieses Wasser, welches also auch noch zum Sammelweiher und durch den­selben in den Mühlkanal bezw. in die Wasser­leitung kam, floß über Wiesen, die zeitweise gedüngt werden Außerdem fließt Wasser, das in den oberen Teil des Größelbachs gelangt, über Wiesen, auf denen ein Schafpferch seinen Stand hat, und auf denen öfter Schafe weiden. Auch fließt aus dem Größelthalwirtshaus eine Dohle mit Abwasser direkt in den Größelbach. Das ausgemauerte Größelbachbett zwischen der Sommerwirtschaft und dem Backhaus selbst diente offenbar auch zur Aufnahme der ver­schiedensten Gegenstände. Alles dies hat zur Folge, daß das Wasser in dem Sammelweiher nicht wohl ans vollkommene Reinheit bezw. Reinlichkeit Anspruch machen kann. Wie ver­lautet. vertritt der Medizinal-Referent im Gr. Ministerium des Innern, Herr Ober-Med.-R. Dr. Arnsperger ebenfalls die Ansicht, daß es höchst wahrscheinlich sei, daß durch die Zu­leitungvon ungefaßtem und verunreinigtem Bachwasser" in die Wasserleitung Ansteckungs­stoffe unter die Bevölkerung gekommen seien. Die Untersuchungen sind aber noch nicht abge­schlossen und es muß erst das Ergebnis nament­lich der bakteriologischen Untersuchung qbgewartet werden.

Deutsches Weich.

Berlin, 28. Febr. Wie dieNordd. Allgem. Ztg." meldet wird die Kaiserin mit den kaiserlichen Kindern voraussichtlich am 8. März über BreslauOderberg nach Abbazia reisen. Der Kaiser folgt einige Zeit später nach.

Berlin, 28. Febr. Der Reichsanzeiger veröffentlicht die Ernennung des Württembergs scheu Kriegsministers Schott v. Schottenstein zum Bevollmächtigte» des Bundesrats.

Berlin, 28. Febr. (Deutscher Reichs­tag.) Fortsetzung der ersten Lesung des russi­schen Handelsvertrages. Richter (sreis. Volksp.) polemisiert gegen die gestrige Rede v. Bennigsen's. Zwischen dem preußischen Adel, den letzterer ge­lobt habe und dem anmaßenden Fortschritt und Volkswohl feindlichen Junkertum sei ein großer Unterschied. Gerade Bennigsen u. dessen Freunde wären schuld, daß die Verfassung nicht in liberalem Sinne ausgedaut wurde. An der Zer­fahrenheit der national-liberalen Partei sei Bennigsen am meisten schuld. Maßregeln, die an sich nicht gerechtfertigt seien, wie die Auf­hebung der Staffeltarife dürfe man nicht als Compensation für angebliche Schädigung durch den russischen Handelsvertrag erzwingen. Darin liege der ödeste Partikularismus und für den trete der ehemalige Führer des Nationalvereins ein. Die Aushebung des Identitätsnachweises sei ein Sprung ins Dunkle. Graf Mirbach be­beurteile diesen größten europäischen Handels­vertrag lediglich vom Standpunkte des Früh­stücktisches, wie viel der Caviar koste. Der Bund der Landwirte sei ein brutaler Versuch des junkerlichen Egoismus, das Volk auszubeuten. Die Konservativen wünschen im Grunde ihres Herzens das Zustandekommen des Vertrages, haben sich aber zu sehr in eine Sackgasse ver­rannt. lieber einen bekehrten Konservativen würde im Reichskanzlerpalais mehr Freude sein als über 100 Freisinnige und Sozialdemokraten. (Heiterkeit.) Gegen die Konservativen gewendet ruft Redner: Sie brauchen nicht für den Ver­trag zu stimmen, geben Sie nur ihre national­liberalen Sklaven frei. Haben Sie Mitleid mit den Gewissensängsten dieser Armen. (Anhaltende große Heiterkeit ) Lieber (Zentr.) befürwortet im Gegensatz zu Richter eine gediegene Kom­missionsberatung. Ein großer Teil des Zen­trums mache seine Zustimmung zur Vorlage von der Aufhebung der Staffeltarife abhängig Schultze (Soz.) spricht für den Vertrag, weil dadurch die Ernährung der Bevölkerung sich verbillige und hält eine Kommissionsberatung sür unnötig. Stumm (R.P.) erklärt Richter's Angriffe auf den Bund der Landwirte für un­berechtigt. Letzterer habe nicht immer korrekt gehandelt, aber große Verdienste erworben. Man

überschätze die Wirkung einer Aufhebung der Staffeltarife. Dieselbe würde für tzs» Augen­blick dem Osten schaden, schwerlich aber auf die Dauer. Nach Aufhebung der Staffeltarife und des Identitätsnachweises wird der russische Handelsvertrag für alle Kreise der Bevölkerung einschließlich der Landwirtschaft großen Segen stiften. Bernstorf (Welfe) begrüßt den Ver­trag als ein Werk von höchster kulturieller Be­deutung freudig und zwar als notleidender Landwirt. Redner empfiehlt die Aufhebung des Identitätsnachweises und der Staffeltarife. Mor­gen Fortsetzung.

Im deutschenReichstag dauern die Be­ratungen über den deutsch-russischen Handels­vertrag fort. Sowohl der Reichskanzler als der Staatssekretär des Aeußern. Frhr. v. Mar­schall, verteidigen den Vertrag mit anerkennens­wertem Geschick und es wird wohl nicht wider­legt werden können, daß auch bei einer Ablehn­ung dieses Handelsvertrags der Getreidepreis in Deutschland nicht steigen wird, da eben das russische Getreide dann den allgemeinen Welt- markt aufsuchen und über RumänienOesterreich oder noch mehr über BelgienHolland in das deutliche Reich einziehen wird. Einzelne Blätter glauben heute schon der Freunde und Gegner dieses Handelsvertrags im Reichstag herausrechnen können. Die einen bringen eine gegnerische Mehrheit heraus, die andern eine Mehrheit von nur einer Stimme für den Handelsvertrag, wieder andere rechnen auf eine wesentlich größere Jaziffer beim Zentrum als bisher angenommen wurde. Offenbar weiß niemand etwas Gewisses; man ist deshalb auch allgemein äußerst gespannt auf das Abstimmungsresultat der ersten Lesung, das wohl auch sür die weiteren Lesungen maß­gebend sein wird.

Berlin, 28. Febr. Der Reichsanzeiger macht auf ein hiesiges Witzblatt aufmerksam, das in der letzten Zeit einige hohe Beamte des aus­wärtigen Dienstes in gehässiger Weise angreift. Die Angriffe entbehrten jeder thatsächlicyen Be­gründung und erschienen lediglich als Ausfluß einer unbekannten persönlichen Gegnerschaft.

Berlin, 28. Febr. Nach offiziöser Mit­teilung wird das bürgerliche Gesetzbuch, an dem die hervorragendsten deutschen Juristen 20 Jahre gearbeitet haben, bestimmt im Herbst 1895 vollendet werden.

Frankfurt a. M., 28. Febr. Im be­nachbarten Schwanheim treibt ein Zopfmarder sein Wesen. Der unheimliche Geselle, offenbar ein Geisteskranker, macht unter Ueberwindung der größten Schwierigkeiten fast tollkühne Ein­brüche^ betäubt dann die schlafenden Mädchen oder Frauen mittelst einer Essenz und schneidet ihnen dicht am Kopf das Haupthaar ab. Unter der weiblichen Bevölkerung herrscht eine wahre Panik.

Kehl, 28. Febr. Seit gestern ist der Rhein um einen Meter gestiegen. Auch von den Rhein-Nebenflüssen wird ein Anwachsen des Wassers gemeldet.

Württemberg.

Das Heuer auf einen Sonntag gefallene Geburtsfest Sr. Maj. des Königs ist im ganzen Lande von allen Schichten der Bevölker­ung mit großer Begeisterung gefeiert worden, und die Blätter sind voll von Berichten übeß diese Königsfeiern. Der deutsche Kaiser hat Heuer erstmals zur Beglückwünschung unseres Königs 2 Offiziere, worunter den Kommandeur des GardekürrassierregimentsPrinz Eugen von Württemberg" zu Potsdam, zu dessen Chef unser König voriges Jahr ernannt worden ist, nach Stuttgart gesandt. Diese Aufmerksamkeit des Kaisers ist in ganz Württemberg mit Genugthu- ung ausgenommen worden.

Se. Maj. der König hat die Stelle eines Generalsuperintendenten von Reutlingen und gleichzeitigen außerord. Mitglieds des evang. Konsistoriums dem Generalsuperintendenten von Heilbronn, Prälaten v. Sandberger, über­tragen.

Die Ständeversammlung ist nun richtig auf den 6. März einberusen worden; die dies­malige Tagung dürfte sich voraussichtlich bis gegen Ende Mai ausdehnen. Zur Bildung einer