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Schwimmhalle Deutschlands ein in technischer, hygienischer und statistischer Beziehung reiches Material veröffentlicht. Das eigenartig elegante Aeußere des Merkchens giebt ein Bild des Stiles, in dem das Stuttgarter Schwimmbad erbaut ist.
Altensteig. 22. Febr. Der gestrige Viehmarkt war schwach befahren, woran nicht nicht nur der reduzierte Vichstand sondern auch die Herrende Kälte von. — 16° R. schuld ist. Aufgestellt waren ca. 600 Paar Stiere und Ochsen. 50 Kalbeln und Kühe, meist aus dem hintern Wald, dazu kamen 50 Stück Handelsvieh, das sind Kalbeln und junge Kühe, welche Händler aus dem badischen, aber auch schwäbischen und bayrischen Oberland dem Markte zusührten; außerdem waren noch etwa 30 Stück Jungvieh aufgestellt. Was den Handel anbelangte, so bot der Markt diesmal ein eigentümliches Bild. Die eigentlichen Händler handelten und kauften nur wenig ; desto mehr Vieh. Zug- und Melkvieh, auch jüngeres Einstellvieh wurde von den Bauern der Gegend aufgekauft; sie versuchen, vor dem kommenden Frühjahr ihre Lücken im Stalle wieder etwas auszufüllen. Das Handelsvieh wurde fast alles verkauft und zu guten Preisen. Es würden für die etwas schwächlichen, dazu unrassigen Tiere bis zu 300 »lL bezahlt. Eine Kalbel wurde gar um 350 -/L verkauft. Fettvieh wurde nur wenig aufgekaust; für ein schönes Paar Ochsen wurden 1030 bezahlt. Wie die Preise beim Vieh seit vorigen Herbst gesteigert sind, kann man daraus ersehen, daß ein Bauer, der am letzten Septembermarkt ein Paar Stiere um 347 kaufte, gestern 853 -/L löste, also ein Plus von 506 erzielte. — Der Schweinemarkt war auch nicht stark befahren und wurde fast alles verkauft, was ausgestellt war. Die Preise gingen stark in die Höhe; es wurden 10—15 ^ pro Paar mehr bezahlt, als am letzten Markt. Saugschweine kosteten r0—-35 das Paar, für Läuferschweine mußte man für geringe 50—80 -/iL, für schöne bis zu 120 ^ pro Paar bezahlen.
Nagold, 18. Febr. (Gewerbeverein.) Den Hauptgegenstand der öffentlichen Ausschußsitzung, welche am Sonntag abend im Gasthaus zum Anker unter zahlreicher Beteiligung seitens der Mitglieder gehalten wurde, bildete der Abschluß des deutsch-russischen Handelsvertrags. Der Vereinsvorstand, Hr. Kommerzienrat Sann- wald, gab den Anwesenden an der Hand der amtlichen Veröffentlichung einen Ueberblick über die speziell unfern Bezirk berührenden Ausfuhrartikel. Mit großer Befriedigung wurde vernommen, daß die Zollsätze für nach Rußland eingeführte Waren durchgängig bedeutend herabgesetzt wurden, welcher Umstand auf unsere Industrie vorteilhaft einwirken dürfte. Allerdings muß der fruchtbauende Teil Deutschlands den Nachteil dafür in Kauf nehmen, daß die Korneinfuhrzölle wesentlich herabgesetzt wurden, doch waren die Ansichten bei der sich entspinnenden Debatte sehr geteilt. Hinsichtlich der auf den preußischen Slaatsbahnen bestehende^ Staffeltarife wurde der Wunsch rege, daß solche baldmöglichst aufgehoben werden möchten, da die Beseitigung derselben einigermaßen einen Schutz für die westlichen Teile Deutschlands gegen die Herabsetzung der Kornzölle bedeuten würde. Auf eine Anfrage des Hrn. Fabrikanten Finckh, ob das Elektrizitätswerk bei einer Abgabe von 35 Pferdekräflen an das Klingler u. Bartel'sche Sägewerk noch imstande wäre, die erforderliche Kraft für Motoren und Beleuchtung zu liefern, erwiderte Hr. Barthel, daß es recht wohl möglich sei, und sei für die unterbrochene Kraftabgabe durch eine starke Accumulatoren-Batterie hinreichend gesorgt, welchem Hr. Stadtschultheiß Brodbeck noch beifügte, daß der Unternehmer des Elektrizitätswerks durch Vertrag verbunden sei, der Stadtgemeinde stets den nötigen Strom zu liefern, wie solcher Strom jedoch erzeugt werde, durch Wasser- oder Dampfkraft, das sei Sache des Unternehmers.
Von den Geld- und Warenbörsen.
Stuttgart, 22. Febr. Die günstige Stimmung der Geldbörse aus den schon in voriger Woche angegebenen Gründen setzte sich in der letzten Berichts- moche fort und erhielt einen neuen Anstoß durch die
bekannt gewordenen Billanzen mehrerer größerer Bankinstitute vor allem der Berliner Diskontogesellschaft, welche eine günstige Beurteilung fanden und auch auf die andern Werte eine treibende Wirkung ausübten. Es sind weniger die Bilanzzahlen selbst als die für das laufende Geschäftsjahr signalisierten günstigen Aussichten, welche aus die Börsen eine teilweise schon lange nicht mehr erlebte faszinierende Wirkung äußerten. Dazu kam der fortgesetzt sehr billige Geldstand, welcher die Bank von England veranlaßte, ihren Diskonto abermals um VrVo herabzusetzen nämlich auf 2°/g. Was die Einzelheiten des Verkehrs betrifft, so gewannen österr. Staatsbahnaktien IV«, Gotthardt V-, österr. Kreditaktien 3Vr, Dis.Kom. 8'/r, Berliner Handelsgesellschaft über Darmstädter Bank über 1 > 2 , Deutsche Bank nahezu 5'/,°/g gegenüber dem Schluß der Vorwoche. Von Industrie-Werten stiegen Köln-Rottweiler Pulveraktien um 1^/„ Bochumer Gußstahl um 3, Dortmunder Union 2'/z Laurahütte nahezu Gelsenkirchener 1V«°/„ während Harpener um Bruchteile abgeschwächt blieben. Deutsche Reichsanleihe und andere Deutsche Fonds waren fortgesetzt recht fest und gewannen Bruchteile. Italiener verloren 1°/o auf die offene Darlegung der ital. Finanzverhältnisse durch das Ministerium Crispi. Ungar, und österr. Renten waren ebenfalls gebessert, auch Russen gingen eine Kleinigkeit in die Höhe, dagegen verloren russ. Banknoten Pr. 100 Rubel 65 Der Privatdiskont ging in Berlin von 1*/, auf IV^/o zurück. — Die Getreidemärkte verkehrten wie seit Wochen in recht ruhiger Haltung bei wenig veränderten Preisen. — Auf den Baum- wollmärkten setzte sich die matte Haltung der letzten Wochen in verschärftem Maße fort und die Preise erfuhren abermals namhafte Abschläge. — Auf den Zuckermärkten war auch in der abgelausenen Woche das Geschäft stetig und die Preise für nahe Termine ziemlich gut behauptet, für spätere Termine dagegen abermals niedriger.
Ausland.
Bei der großen Redeschlacht in der franz. Deputiertenkammer über die geplante Getreidezoll-Erhöhung sind die extremen Schutzzöllner geschlagen worden. Ihr Antrag, den neuen Getreidezoll auf 8 Francs festzusetzen, fiel gegen 152 Stimmen. Dafür wurde der von der Regierung vorgcschlagene Zoll von 7 Francs mit 371 gegen 172 Stimmen angenommen und schließlich die gesammte Zollvorlage mit 361 gegen 155 Stimmen genehmigt.
„Kein Tag ohne Bombe!" so könnten jetzt die Pariser recht wohl von sich sagen. Denn kaum ein Tag vergeht mehr, an welchem in der französischen Hauptstadt nicht eine Bombe explodiert oder doch wenigstens aufgefunden wird. Auf die Bombenexplosion in der Rue Sainl- Jacques folgte am nächsten Tage die Auffindung der Bombe im Faubourg St. Martin, am Donnerstag aber wurde schon wieder eine Bombe aufgefunden vor der Thür des Eafö Corazza im Palais Royal. Von dem Urheber des letzteren „Scherzes" hat die Pariser Polizei noch keine Ahnung. Dagegen scheint es ihr gelungen zu sein, die in die Explosions-Affaire in der ruo äes bons enkant8 verwickelten Personen zu ermitteln; es wurden in dieser Angelegenheit eine Kellnerin namens Adrienne Chirillet und ein Schuhmacher namens Bernard verhaftet. Der Chemiker Girard hat festgestellt, daß der Anarchist Henry, der Attentäter vom Terminus-Hotel, für seine Bombe selbstverfertigtes Melinit benutzte. Es geht hieraus hervor, wie wenig wirksam doch eigentlich das neue französische Gesetz gegen die unerlaubte Herstellung von Sprengmitteln trotz seiner drakonischen Bestimmungen ist.
Paris, 24. Febr. Heute wurde bei fünf Anarchisten Haussuchungen vorgenommen. Drei Anarchisten sind verhaftet worden, darunter zwei Jtaiiener, die ausgewiesen werden. In verschiedenen Straßen fand man Sprenggeschosse.
Der Herd der Anarchisten befindet sich, wie jetzt nachgewiesen ist, in London. Die englische Polizei kennt diese Anarchisten und ihre Pläne; sie hat auch der französischen Polizei die Abreise des Anarchisten Henry, des Attentäters vom Hotel Terminus rechtzeitig mitgeteilt und ein anderer französischer Anarchist ist ja in der Nähe der Sternwarte von Greenwich von seiner eigenen Bombe zerrissen worden; aber die englische Polizei darf es nach den englischen Gesetzen über die persönliche Freiheit nicht wagen, Präventivmaßregcln gegen diese Anarchisten zu ergreifen. Zu was hätte man denn die Freiheit. wenn sie nicht von Spitzbuben mißbraucht werden dürste? Erst, wenn die Anarchisten, in England selbst ihre Missethaten verüben, rafft
sich vielleicht das Parlament auf, ein Ausnahme, gesetz zu votieren, wie das seiner Zeit ja auch gegen die Garrotter, denen die Oschwänzige Katze appliziert wurde, mit Erfolg geschehen ist.
London, 23. Febr. Die Verhandlungen zwischen den Mächten führten bereits ein vorläufiges praktisches Einverständnis über sofort zu ergreifende Maßregeln betreffs gegenseitiger Unterstützung in der Ueberwachung und Verfolgung der Anarchisten durch die Polizei der interessierten Länder herbei. Die englische Polizei handelt vollständig gemeinsam mit den hierher gesandten Polizisten der Kontinentalmächte; sämtliche Maßregeln werden gemeinsam beraten und beschlossen.
Aus der Schweiz, 23. Februar. Der Februarwinter hat in der Schweiz ziemlich kräftig eingesetzt. In dieser Woche ging das Quecksilber des Thermometers stellenweise auf 15 Grad und noch tiefer herunter. Verschiedene Seen sind zum zweiten Male zugefroren.
Die Rifkabylen in der Gegend von Me- lilla, welchen der Sultan von Marokko wegen ihrer Angriffe auf Spanien eine hohe Kontribution auferlegt hat, zeigen nicht übel Lust, sich gegen den Sultan mit den Waffen zu erheben. Vorläufig haben sie durchgesetzt, daß der Sultan einen anderen Beamten zur Verteilung und Einziehung der Kontribution zu den Rifkabylen schicken mußte.
Telegramme an den Enzthäler.
Berlin, 26. Februar. Gestern mittag l'/i Uhr fand im königl. Schlosse zu Ehren des Geburtstages Sr. Maj. des Königs von Württemberg eine größere Frühstückstafel statt, zu welcher auch an die Herren der Kgl. württemb. Gesandtschaft Einladungen ergangen waren.
Augsburg. 26. Febr. In die hiesige Domanialkanzlei des Fürsten Fugger wurde heute Nacht eingebrochen und der gesamte bedeutende Baarbestand gestohlen.
Untertürkheim, 26. Februar. Gestern abend wurde ein Schmiedgeselle, welcher seinen früheren Meister besucht hatte, als er abends zu Fuß nach Obertürkheim ging, von 4 hiesigen Burschen überfallen, welche ihn mit Messerstichen schwer verletzten. Der Ueberfallene kannte einen der Thäter und es sind nun sämtl. 4 verhaftet.
Wien. 26. Febr. Bürgermeister Brix ist gestern nachmittag auf der Westbahnstation Reka-Windel plötzlich gestorben.
Aermischtes.
(Um alten Erbsen den Geschmack der grünen zu geben) übergießt man sie mit kaltem Wasser und läßt sie 12—15 Stunden weichen, gießt das Wasser ab und stellt die feuchten Erbsen bedeckt an einen mäßig warmen Ort. Nach zwei Tagen schmecken sie nicht nur süß, sondern kochen sich auch sehr weich. Ein Versuch damit wird sich lohnen.
(Am Kyffhäuser.) Fremder: Also dort drüben in jener Höhle hat Kaiser Barbarossa Jahrhunderte lang geschlafen? —Sommergast: Jawohl! Aber das war auch nur möglich, weil damals nicht jeden Augenblick ein Eisenbahnzug vorbeigesaust ist — sonst hätte er nicht eine Nacht ruhig schlafen können!
(Aus eigener Erfahrung.) Mutter: Aber Du mußt doch endlich einmal lernen, Dich allein anzuziehen. Fritzchen. Wenn Du mal später Soldat bist, wirst Du auch kein Kindermädchen haben! — Der kleine Fritz: O doch, Mama, Soldaten haben immer Kindermädchen bei sich!
(Aus Kalau.) A.: Wo pflegen Sie zu Mittag zu essen? — B.: Im Löwenbräu. — A.: Und Abends? — B.: Auch im Löwenbräu. — A.: Donnerwetter, Mensch. Sie sind ja der reine Löwenbräutigam!
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.