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den Arsenalen keine Waffen bekam, Jagdge­wehre und Revolver in Menge gekauft. Ex­königin Natalie hat eine bedeutende Erbschaft gemacht, wird aber ihrem wieder ausgesöhnten Ehemann Milan voraussichtlich von dem Gelbe nichts sehen lassen.

Paris, 7. Febr. Die Wachen auf dem Friedhof Jvry sind verstärkt worden, da man eine Entführung des Leichnams Vaillants durch die Anarchisten befürchtet.

Telegramme an den Enzthäler.

Berlin, 8. Febr. DieNordd. Allgem. Ztg." vernimmt, der Entwurf über die Auf­hebung des Identitätsnachweises habe die allerhöchste Sanktion erhalten und werde alsbald dem Bundesrat zugehen.

Berlin. 8. Febr. DieNordd. Allg. Ztg." bestätigt die Meldung der Zeitungen von der Umarbeitung der Weinsteuervorlage im Reichsschatzamt.

Berlin. 8 Febr. Die wirtschaftliche Vereinigung des Reichstages hat heute nach kurzer Diskussion den Antrag Kardorff nach den Vorschlägen der Subkommission mit allen gegen 3 Stimmen angenommen.

Berlin, 8. Febr. Die Stempelsteuer­kommission beschloß eine lOprozentige Lotterie- nnd Totalisatorstempelsteuer.

Berlin, 8. Febr. In der Budgetkom­mission sagte die Regierung strengste Untersuch­ung und Ahndung der Meuterei in Kamerun zu.

Wien, 8. Febr. Der deutsch-russische Handelsvertrag und das lebhafte Eintreten des Kaisers Wilhelm finden in den hiesigen Blättern die freundlichste Beurteilung.

Unterhaltender Heil.

In dm Höllengrund.

Novelle von Reinhold Ortmann.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung 18 .)

Nun wohl, so beweisen Sie ihm, daß er die Unwahrheit gesprochen, daß er Sie und mich und alle unsere Standesgenossen verleumdet hat. Lassen Sie uns in die Hütten der Typhuskranken gehen! Lassen Sie uns die Armen und Elen­den aufsuchen, für die er eingetreten ist! Und lassen Sie uns ihm zeigen, daß wir auch etwas anderes verstehen, als Pferde zu bändigen und mit der Pistole zu schießen! Er muß gezwungen werden, uns Abbitte zu thun, und wäre es auch nur in der Stille seines eigenen Herzens!"

Nun war ihre Sprache nicht minder leiden­schaftlich geworden als die seinige, und ihre verzweifelte Niedergeschlagenheit schien plötzlich einer seltsamen entschlossenen Festigkeit gewichen. Und wenn ihn schon der veränderte Ton ihrer Worte überraschte, so war es noch mehr der Inhalt dieser Worte selbst.

Komtesse," sagte er.was Sie da sprechen, sind unbedachte Eingebungen einer nur zu be­rechtigten Erregung! Ich beschwöre Sie: lassen Sie keinen anderen solche Worte hören. Das sind ungesunde Phantastereien, denen Sie sich nicht hingeben dürfen, schon um des Namens willen, welchen Sie tragen."

Sie würden sich also weigern, mich auf einem solchen Wege zu begleiten?"

Gewiß! Ich will ein Viertel meines Ver­mögens den Armen opfern, wenn Sie es als einen Beweis meiner Hingebung für Sie ver­langen, aber"

Ich bedarf solcher Beweise nicht. Graf Trotha," unterbrach sie ihn stolz,der Beweise so wenig als der Belehrungen! Bin ich denn wirklich noch so sehr ein Kind, daß jedermann sich das Recht herausnimmt, mich zu schulmeistern und zu unterweisen?"

Nicht, weil ich Sie für ein Kind halte,, nehme ich mir dieses Recht, Elfriede, sondern weil ich Sie liebe, weil Sie mir der Inbegriff

alles Schönen und Vollkommenen sind, und weil ich . nicht das winzigste Stäubchen dulden kann auf diesem göttlichen Bilde!"

Graf Trotha!"

Nein, lassen Sie mich ausreden! Nicht eine zufällige Aufwallung ist es', welche diese Worte auf meine Lippen drängt! Mich dürstet vielmehr nach der Entscheidung, die doch heute oder morgen hätte erfolgen müssen, nach der Entscheidung über das Glück meines Lebens! Vielleicht haben Sie es für einen Scherz ge­nommen, als ich bei jenem Ritt in den Höllen­grund davon sprach, daß ich mich später um den herrlichen Lohn bewerben würde; aber ich schwöre Ihnen, daß es mir heiliger Ernst darum gewesen ist, hätte jenes Abenteuer nicht einen so unglück- lichan Ausgang genommen, so würde ich wohl kaum bis heute gewartet haben, jetzt aber haben sich Dinge ereignet, welche es mir zur Pflicht machen, zu sprechen. Auch in den Augen der Welt muß ich ein Recht haben, für Sie einzu- tretcn, und Sie allein vermögen mir dieses Recht zu verleihen mit einem einzigen, kleinen, beglückenden Ja!"

Elfriede erbebte, während sie ihm zuhörte. Er hatte heiß und eindringlich gesprochen, die Worte ln rascher Folge hervorsprudelnd. Sie aber hatte kaum die Hälfte verstanden von dem, was er sagte. Es war ihr gewesen, als komme er näher und näher auf sie zu, und ein Gefühl namenloser Angst überwog jede andere Empfin­dung in ihrem Herzen.

Lassen Sie uns in das Schloß zurück­kehren, Herr Graf!" bat sie.Es ist hier nicht der Ort, von solchen Dingen zu sprechen! Da hören Sie nicht? Das ist die Stimme meines Vaters, der nach mir ruft!"

Ihr Ohr hatte sie in der That nicht ge­täuscht. Graf Recke hatte die Abwesenheit seiner Tochter bemerkt, und nachdem er vergebens auf ihr Zimmer geschickt, war er selbst in den Park hinausgetreten. Sein Ruf klang der Komtesse wie eine Erlösung und sie machte einen Versuch, an Trotha vorüber den Ausweg aus ihrer von grünem Laube gebildeten Zufluchtsstätte zu ge­winnen. Aber der Graf war nicht gesonnen, sich an seinem bisherigen, mehr als zweifelhaften Erfolge genügen zu lassen. In dem Augenblick, da sie an ihm vorüberhuschen wollte, fing er­ste in seinen Armen auf und preßte sie ungestüm an seine Brust.

Und wenn eine Welt sich zwischen uns werfen wollte ich lasse Dich nicht mehr! Mein bist Du. und keiner soll Dich mir ent­reißen, denn ich weiß es auch ohne Dein Ge­ständnis, daß Du mich liebst!"

Zitternd wie ein gefangenes Vögelchen lag sie in der Umschlingung seiner eisenstarken Arme. Was da innerhalb einer winzigen Spanne Zeit auf sie eindrang, war zu viel, als daß ihre junge biegsame Seele dem Ansturm so verschieden­artiger Empfindungen noch länger hätte stand­halten können. Sie hatte nicht mehr Kraft genug, sich gegen die dämonische Gewalt zu wehren, welche von der glutvollen Leidenschaft des schönen Offiziers ausging, und sie versuchte nicht, sich dieser Gewalt zu entziehen. Matt und kraftlos ruhte ihr Köpfchen an seiner Brust, aber über ihre Wangen rannen heiße Thränen, denn ihr war zum Sterben weh.

So ließ sie's auch geschehen, daß er nach einer kleinen Weile ihren schlanken Leib umfaßte und daß er sie hinwegführte dem Schlosse und der rufenden Stimme ihres Vaters entgegen. Als sie in den beleuchteten Hauptweg hinaus­traten, wurde Graf Recke ihrer ansichtig, und die Situation, in welcher er sie erblickte, ließ ihm nur eine einzige Deutung zu. Aber diese Deutung war ganz danach angethan, ihn all den heftigen Aerger vergessen zu lassen, welchen ihm der heutige Tag gebracht. Ganz unerwartet sah er einen Lieblingswunsch erfüllt, der ihn beschäftigt hatte, seitdem Graf Trotha seinen Fuß über die Schwelle des Schlosses gesetzt, und er war nicht der Mann, der erst viele Er­klärungen abgewartct hätte, ehe er seiner Freude einen lauten Ausdruck gab.

Potz Taufend, mein verehrter Herr Graf, das sind schöne Geschichten, denen ich da auf

die Spur kommen muß." rief er in scheinbare,» Zorn.Hätte ich vielleicht gar für meine eigenen Gäste eine Tafel aufstellen sollen mit der In­schrift: Verbotene Wege?"

Wir fühlen uns schuldig." erwiderte Troth» . lächelnd, ohne Elfriede los zu lassen,und wir sind bereit, jede Buße auf uns zu nehmen, wän es auch eine Verurteilung zu ewiger Gefangen, schüft in den Ketten der Ehe."

Und auf nichts Geringeres dürfen Sie sich gefaßt machen, Herr Stallmeister. Nun, nun, Kind, warum denn so stürmisch? DnS mußte früher oder später ja doch einmal kommen und so wenig ich mich auch auf Herzensgeschichten verstehe, in diesem Falle bin ich denn doch nicht so ganz ahnungslos gewesen. Aber was hast Du, Elfriede? So beruhige Dich doch! Mein tapferes Mädchen wird sich doch nicht benehmen wie ein zimperliches Pensionsfräulein!"

Die Komtesse schien in der That fast außer sich. Sie hatte sich von Trotha losgerissen und sich laut aufweinend an die Brust ihres Vaters geworfen. Graf Recke war kein Freund von Weiberthränen. Sie erregten jedesmal seine» Aerger und selbst in diesem freudigen Augenblick hatte er angesichts der Fassungslosigkeit El. friedens Mühe, eine unwillige Aeußerung zu­rückzuhalten.

Geh auf Dein Zimmer," sagte er endlich, ich darf mich meinen Gästen nicht länger ent­ziehen, ünd ich habe auch mit Trotha noch einigt Worte zu reden. In einer halben Stunde, denke ich, wirst Du Dich soweit in Dein Glück gefunden haben, daß sich das junge Brautpm der versammelten Festgesellschaft mit der ge­hörigen Würde vorstellen kann:"

(Fortsetzung folgt.)

(Der Gigerlstift.) Den vielen schönen Equipierungsgegenständen des echten Gigerl - dem mächtigen Knüppel, den thalergroße» Manschettenknöpfen, der fingerdicken Uhrkette - ' hat sich neuerdings ein besonderer Bleistift an- i gereiht, der bei keinem Angehörigen der feinen Zunft fehlen darf. Dieser Bleistift ist von so mächtigem Umfange, daß einer der bekannten großen Zimmermannsstifte sich im Vergleich zu ihm zu einem wesenlosen «Schemen verflüchtigt, Der neue Stift istgesetzlich" geschützt und trägt in Goldbuchstaben die Devise:

Gigerl sein, das ist fein,

Jeder kann nicht Gigerl sein "

Man sieht jetzt diese Riesenstifte einen halben Fuß aus der Brusttasche der schön ge­putzten Jünglinge hervorragen.

Eine sehr interessante Kraftüber- tragungs-Anlage ist soeben im Kanton Waadt in der Stadt Orbe vollendet worden, Durch die Wasserkraft des gleichnamigen Flusses werden zwei Turbinen von jo 3000 Pferdestärken betrieben. Dieselben setzen Dynamomaschinen in Bewegung, deren elektrische Energie zur Be­leuchtung der Stadt Orbe, zum Betriebe einel großen Mühle und zur Beschickung einer elek­trischen Gerberei Verwendung finden. Außer-E dem ist noch eine elektrische Eisenbahn in Bor- s bereitung. welche gleichfalls durch die gespendeten ^ Ströme ihre Energie empfangen soll. Der' Wasserfall, welcher zum Antriebe der Turbinen! dient, ist 3 Kilom. vom Orte entfernt. !

(Jenny ein Taufname?) Ein Apotheker in Barr im Elsaß wollte sein Töchterchen auf den Namen Jenny taufen lassen. Sein Antrag wurde sowohl seitens des Bürgermeisteramtes Barr als seitens der Kreisdirektion unter dem Hinweis! abgelehnt, der Name Jenny sei ein Fremdwort. Der Zufall will cs, daß Jenny einer der Vor­namen ist. welche die deutsche Kaiserin führt.

(Gut ausgedrückt.) Lehrer: Was wissen Sie mir über die Entdeckungen von Kolumbus zu sagen? Schüler: Gar nichts! Lehrer: Ünd weshalb nicht, Sie unaufmerksamer Mensch- Schüler: Weil sie jedenfalls während meiner sechswöchentlichen Krankheit stattgefunden haben!,

Auflösung des Homonym in Nr. 21. ,

Löffel.

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Nr. 23.

Erscheint Dienst vierteljährlich

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Am Montag aus dem Staat: grund (Hut Dok Nadelholzwellev zu Streureis gi Zusammenki morgens 9 Uhr ebene-Hütte, V dem Rathaus i,

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Am Dienstag vormitt im Waldhorn Distrikt I. Wan 34, II. Dieter- Hirschkopf. Abt. Wald, Abt. 14: 8 eichene, 30 Holz-Derbstan Ausschuß, 34 291 dto. A Ausschuß, 1 71 dto. Prü Ausschuß un! Prügel.

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Stamm-Nr. mit 163 Fm. ( Stamm-Nr. t mit 156 Fm. S Jede Auskun erhältlich.

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Am Donnerst« vormitta im Gasthof zur aus den Schläl Meistern und l 12, 6. II. 2 u.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.