London, 6. Febr. Nach einer Meldung der'Daily News" aus Odessa hat die Mutter des serbischen Königs, Frau Natalie, durch den Tod einer Tante, der Prinzessin Murusi, eine große Erbschaft gemacht.

ZLnterHattender Heil.

In dm Höllengrund.

Novelle von Reinhold Ortmann.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung 17.)

Der junge Geistliche senkte das Haupt. So freundlich und liebevoll der Vorwurf aus­gesprochen war. so schmerzlich schien er ihn zu treffen. Auf ihrem kurzen Heimwege sprachen sie nichts weiter mit einander; aber daheim in seinem Arbeitszimmer vertauschte Rohden un­verzüglich den schwarzen Gesellschaftsrock mit einem anderen.

Willst Du noch ausgehen, Bernhard?" fragte die Pastorin, die ihn unausgesetzt mit ihren klugen, freundlichen Augen verfolgte.

Ich muß zu den Dependahls, Mutter," entgegnete er.Mit dem armen Mädchen geht es zu Ende. So leicht auch der Typhusanfall war, ihr schwacher, gebrechlicher Körper vermochte ihm nicht mehr zu widerstehen. Vielleicht kann ich ihr in ihrer letzten Stunde ein Wort des Trostes und der Ermutigung sagen, obwohl sie, wie mir's scheint, der Ermutigung zu dem letzten Wege kaum bedarf. Leb' wohl, Mutter, und erwarte mich nicht. Ich weiß nicht, wie lange es mich unten im Dorf festhalten wird."

Er ging, und die Pastorin schaute ihm nach, so lange sie seine Gestalt auf dem vom Pfarr­haus« herabsührenden Wege verfolgen konnte. Gedanken eigener Art mochten es sein, welche sich dabei hinter ihrer Stirn kreuzten, denn ganz gegen ihre Gewohnheit bewegte sie die Lippen und jagte halblaut vor sich hin:

Es will mir doch nicht gefallen! Seine Teilnahme für diese kleine Komtesse ist eine zu große, der Himmel gebe, daß er zur rechten Zeit aus einen anderen Platz gerufen werde!"

Dann legte sie sehr säuberlich und bedächtig ihr seidenes Staatskleid ab, und eine Viertel­stunde später stand sie mit zurückgeschlagenen Aermeln am Herde, um eigenhändig in einem umfangreichen Topfe eine kräftige Krankensuppe für die vielen Patienten im Dorfe zu bereiten.

7.

Eilig und scheu, als fürchte sic, verfolgt zu werden, war Komtesse Elsriede in den däm­mernden Park hinaus geflüchtet. Erst als in die tiefe Stille um sie her kein Laut vom Schlosse mehr zu dringen vermochte, machte sie mit fliegendem Atem Halt und ließ sich auf die nächste Ruhebank fallen, welche sich ihren Blicken bot. Da preßte sie zuerst beide Hände gegen die schmerzenden Schläfen, in denen es so stür­misch pochte und hämmerte, als wenn es die Adern-zersprengen wollte, und dann drückte sie die überströmenden Augen in ihr Taschentuch, während ein wildes, leidenschaftliches Schluchzen ihren schlanken Leib erschütterte.

Welch eine Wendung hatte für sie das Fest genommen, das doch allein ihr zu Ehren veran­staltet war! Wie tief gedemütigt, wie namenlos erniedrigt fühlte sie sich vor aller Welt und wieder war es dieser stille, ernste, furchtbare Mann gewesen, der ihr mitleidlos ein so un­sägliches Herzeleid zugefügt! In ihrem Kopfe war für nichts anderes Raum als für diesen einzigen Gedanken, und nur wie die dumpfen Töne einer fernen Kirchenglocke erklangen ihr dazwischen die ernsten, mahnenden, strafenden Worte, welche mit so vernichtender Wucht auf sie niedergefallen waren. Sonst gab es nichts, das in diesem Augenblick eine Bedeutung für sie gehabt hätte. Daß man sie vermissen würde, daß ihr auffälliges Fernbleiben die peinliche Nachwirkung des Vorfalls verlängern müsse, und daß man wahrscheinlich schon jetzt im Be­griff sei, nach ihr zu suchen, das alles kümmerte sie nicht im mindesten. Wenn sie eine Möglich­keit gehabt hätte, zu entfliehen weit, weit hinweg von ihrem Vater und seinen Gästen, so

würde sie vielleicht nicht eine Sekunde gezögert haben, sich dieser Möglichkeit zu bedienen. Nur keines Menschen Stimme hören nur keinem ins Gesicht sehen müssen das war alles, wo­nach sie begehrte, und es galt ihr gleich, wie viele Rücksichten sie durch ihr Beginnen verletzte.

Sie hatte sich nicht bemüht, einen besonders versteckten Platz zu wählen. Planlos war sie dahin geeilt, wohin ihr das Tageslicht nur noch am schwächsten zu dringen schien, und so war es dem hoch gewachsenen Offizier, welcher scharf ausspähend vom Schlosse daherkam, nicht allzu schwer gemacht, sie zu finden. Ihr weißes Kleid war es, das sie verriet, und kaum halte Graf Trotha dasselbe durch das dunkle Laubwerk schimmern sehen, als er seinen ohnedies schon vorsichtigen Schritt bis zur Unhörbarkeit dämpfte, um sich ihr ganz unbemerkt nähern zu können.

Nun stand Trotha so hart neben der leise Weinenden, daß ihr Gewand ihn streifte, und noch immer ahnte Elfriede nichts von seiner Anwesenheit. Trotha betrachtete sie mit einem langen, heißen, funkelnden Blick, dann beugte er sich herab, und während seine Hand ganz leise ihr seidenes Haar berührte, flüsterte er dicht an ihrem Ohr:

Weinen Sie nicht. Komtesse! Es bricht mir das Herz!"

Sie fuhr mit einer heftigen Bewegung empor und sah zornig in sein schönes, ausdrucks­volles Gesicht.

Sie haben mich erschreckt, Graf Trotha," sagte sie, die Thränenspuren von ihren Wangen tilgend.Ich hatte gehofft, für eine kleine Weile allein zu bleiben."

Und Sie zürnen mir wegen meiner Zu­dringlichkeit! Aber ich muß Ihren Unwillen auf mich nehmen, ohne Reue zu empfinden. Kein anderer durfte Sie so finden, als ich keiner, außer mir, durfte diese Aeußerung eines Schmerzes sehen, welcher Ihrer nicht würdig ist, Elfriede!"

Er sprach leise und hastig, mit heißem Atem und mit kaum verhaltener Leidenschaft, Elfriede wich vor ihm zurück, soweit es der eng begrenzte Raum gestattete.

Und warum keiner außer Ihnen?" fragte sie, während sich eine seltsame Beklemmung auf ihre Brust legte, eine Beklemmung wie damals, als er sie auf seinem Arme aus dem Höllen­grunde getragen.

Weil ich Sie rächen will an diesem Wicht, der die Stirn hatte, Sie zu beleidigen! Weil ich allein das Recht dieser Rache für mich in Anspruch nehme!"

Und wie wollten Sie das anfangen, Graf? Worin sollte Ihre Rache bestehen?"

Noch weiß ich es nicht; aber jedes Mittel gilt mir gleich, dessen sich ein Edelmann be­dienen kann. Der soll nicht leben, der von sich sagen könnte, daß er diesen Augen Thränen erpreßt habe!"

Ueber die Gestalt der Komtesse ging es wie das Zittern eines Fieberschauers.

Ich verstehe Sie nicht, Graf Trotha. Sie denken doch nicht daran, ihn ihn zu töten?"

Ja, bei meiner Ehre, das denke ich! Ich werde ihn vor meine Pistole zwingen, und wenn er sich weigert, wenn er sich feige hinter seinen Priesterrock verkriecht, so werde ich ihn vor der versammelten Gemeinde von der Kanzel herab­reißen, werde ihn züchtigen wie einen vermessenen Buben."

Es war zu dunkel, als daß er hätte wahr­nehmen können, wie ihre Brauen sich zusammen- zogen und ihre Lippen sich spöttisch kräuselten.

Und das ist es, was Sie eines Edel­mannes würdig halten?" sagte sie.Durch ein solches Beginnen glauben Sie zu wiederlegen, was er gesprochen? Nein, Graf Trotha, wie auch immer ein solcher Zusammenstoß enden könnte, sicherlich würden Sie in jedem Falle der Unterliegende sein."

Sie sprechen in Rätseln, Komtesse. Aber wenn Sie den Wunsch hegen, auf eine andere, wirksamere Weise an ihm gerächt zu sein, wenn Sie wissen, wie ich ihn bis ins innerste Herz treffen kann, so zögern Sie nicht, es mir zu offenbaren. Ich schwöre Ihnen, daß ich thun

will, was Sie verlangen, > und wäre cs auch i geradezu gegen meine Natur."

(Fortsetzung folgt.) !

Pest, 29. Jan. Unter den zahlreiche» Personen, welche dieser Tage in der Ofener Hos. bürg von dem Kaiser Franz Josef in Audienz empfangen wurden, waren auch zahlreiche den bäuerlichen Klassen angehörende Leute. Unter diesen erregte, wie Wiener Blätter melden, eine » Bäuerin besonderes Aufsehen. Die Frau wollte in irgend einer Prozeßangelegenheit sich die Gnade des Kaisers erbitten, und um sich seine Gunst zu erwerben, war sie mit einem Span- ferkelchen im Arm erschienen, welches sie dein l Kaiser verehren wollte. Die Hofbeamten er- t kannten wohl den guten Willen der loyalen Bäuerin an, allein das Erscheinen im Audienz- jaale mit einem Spanferkel konnte doch nicht gestattet werden. Es kostete keine geringe Mühe, der Frau begreiflich zu machen, der Kaiser nehme > keine Geschenke an; sie wollte nicht recht ein- sehen, warum der Kaiser sich ein so gut ge­nährtes , von ihr eigens zu diesem Zweck be­stimmtes Ferkel, das einen ausgezeichneten Braten abgeben müsse, nicht solle munden lassen. Schließ­lich mußte sie doch nachgeben, um zur Audienz zugelassen zu werden. Der Kaiser empfing die Bäuerin auf die leutseligste Weise, und als sie, überglücklich darüber den Kaiser gesehen und das Bittgesuch überreicht zu haben, sich ent­fernte, trübte nur der einzige Umstand ihre Glückseligkeit, daß sie ihr Spanferkel wieder mit­nehmen mußte.

Eine eigentümliche Strafe verhängte jüngst, wie dieTägl. Rundsch." erzählt, ein Hauptmann eines Garde-Regiments. Der Feld­webel seiner Kompagnie hatte einen Korb Cham­pagner erhalten und ihm davon Meldung ge­macht. Der Hauptmann läßt die Einjährig- Freiwilligen seiner Kompagnie antreten und sagt k einem das Dienstvergehen auf den Kopf zu. s Der Einjährige gab denn auch alsbald zu, der Wein sei von seinem Vater an den Feldwebel gesandt worden. Der Hauptmann verhängte nun folgende, jedenfalls noch nicht dagewesene Strafe: Der Einjährige mußte alle Tage 3mal, morgens, mittags und abends bei ihm mit feld- ' marschmäßigem Gepäck antreten und bei jedem Antreten ein Glas von dem eingesandten Cham­pagner trinken, bis der Korb leer war.

Der Frühling kommt! In der Schweiz die Störche, in Paris die Schwalben! In der That will man am 2. Februar in Paris m der Rue des Marais die ersten Schwalben gesehen haben.

Wann schmecken die Fische am bestens Nach den Aufzeichnungen einer bekannten Auto­rität auf dem Gebiet: des Fischfanges sollen der Lochs in den Monaten März bis September, die Forelle vom April bis September, der Karpfen in den Monaten Januar bis März und August bis Dezember, zur gleichen Zeit Schleie und Bars gegessen werden. Hechle schmecken am besten vom Juni bis in den Januar hinein, Zander im Januar bis März ? und August bis Dezember, ebenso die Neschen, j während in den übrigen Monaten der Fisch, i vom Laichgeschäft geschwächt, ein blasses, trockenes und ungesundes Fleisch besitzt.

(Was ein Häkchen werden will.)Ihr i Sohn ist jetzt Kassierer in einem großen Bank­haus?"Ja, er hat schon als Junge immer gern Jndianergeschichten gelesen! I"

(Schnell entschlossen.) Kaufmann (zu dem stellesuchenden Kommis): Ich nehme grund- jätzlich nur verheiratete Leute! Haben

Sie vielleicht 'ne Tochter?

Homonym.

Häschen, wenn's ihm deucht nicht richtig. Horcht mit uns in alle Winde,

Unser zwölf und vollgewichtig Sind ein nettes Angebinde.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.