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Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Ober- u. Unterniebelsbach, 6. Febr. Am 2. ds. Mts. schied unser Lehrer Conrad nach 9jähriger Wirksamkeit. Ihm zu Ehren wurde im Gasthaus zurTraube" eine schöne Abschiedsfeier veranstaltet, welche einen in jeder Weise gelungenen Verlauf nahm. Es waren dazu auch mehrere Freunde und Kollegen aus der badischen Nachbarschaft erschienen. In mehreren Trinksprüchen, worunter namentlich auch ein solcher des Hm. Schultheißen Keßler von Ottenhausen hcrvorgehoben werden muß. wurden dem Scheidenden und seiner werten Familie die aufrichtigsten Wünsche für ein ferneres Wohlergehen aus den Weg gegeben; es ging auch daraus hervor, welche Liebe und Achtung, welch allseitiges Zutrauen Hr. Conrad sich als Lehrer und menschenfreundlicher Gesell­schafter in der Gemeinde und bei allen näheren Bekannten erworben hat. Diese Wertschätzung und Anhänglichkeit bekundete sich auch noch durch eine zahlreiche Begleitung auf den Bahnhof Neuenbürg, wo der scheidenden Familie vor ihrer Abreise nach Au enstein (Bezirk Marbach) noch ein herzliches Lebewohl Hugerufen wurde.

Kapfenhardt, 5. Febr. Bei der heutigen Schultheißenwahl haben die meisten Stimmen erhalten I. Friedr. Dürr 37, Jakob Burk­hard. Schmiedmstr. 19 Stimmen. Somit ist als gewählt zu betrachten I. F. Dürr, Gold­arbeiter.

Pforzheim. 5. Febr. Der heutige Vieh­markt war mit etwa 300 Pferden, 400 Stück Großvieh und Kälbern befahren. Der Handel war ziemlich lebhaft, die Preise für sämtliche Tiergattungen halten etwas angezogen.

Deutsches Weich.

Berlin, 5. Febr. In Hofkreisen verlautet, daß der Kaiser dem ottomanischen General Schakir Pascha an den Sultan ein Handschreiben mitgegeben hat, in dem er für die verliehene hohe Auszeichnung wärmstens dankt und die Hoffnung ausspricht, in absehbarer Zeit wieder Konstantinopel besuchen zu können. Der Brief ist in den freundschaftlichsten Ausdrücken ab­gefaßt.

Berlin, 6. Februar. Von konservativen Abgeordneten wurde gestern Abend dem Kaiser, nachdem er den russischen Handelsvertrag aus wirtschaftlichen Gründen empfohlen hatte, erwidert, die schlechte Lage der Landwirtschaft lasse den Vertrag als schädlich erscheinen. Hierauf hob der Monarch sehr entschieden die politische Seile der Angelegenheit hervor, indem er auf die Gefahren der Zukunft bei dauerndem Zoll­krieg und vertragslosem Zustand hinwies.

Berlin, 2. Febr. Die französischen Dele­gierten, welche zu den Verhandlungen über die deutsch-französische Grenzfrage vom Hinterland Kamerun nach Berlin gekommen waren, haben sich gestern nach Paris zurückbegeben.

Berlin, 5. Febr. (Deutscher Reichs­tag.) Zweite Lesung des Etats. Beim Spezial- Etat des Reichskanzlers fragt Universiläts-Prof. Friedberg in Bezug auf die Doppelstellung des Herzogs von Koburg, ob die verbündeten Regierungen es für zulässig halten, daß ein deutscher Bundesfürst fremder Unterthau ist. Reichskanzler Caprivi führt aus, der Herzog von Koburg sei deutscher und berechtigter Sou­verän von Koburg. Das schließe jede Abhäng­igkeit von England aus. O.Landesgerichtsrat «Spahn (Zentr.) tadelt das Vorgehen Friedbergs in dieser Frage, weil es zu einem Ausnahme­gesetz führen wolle. Richter (freis. Volksp.) ist der Ansicht, die Angelegenheit sei unwichtig und man habe sie unnötigerweise aufgebauscht. Der koburgische Bevollmächtigte v. Bonin erklärt, der Herzog von Koburg stehe als souveräner Bundesfürst in keinem Unrerthansverhältnis zu einem fremden Staat und habe auch England gegenüber keinerlei Verpflichtungen, die seiner jetzigen Stellung entsprechen. Belm Etat der Reichskanzlei beantragt v. Stumm (R.Part.) die Wiedereinstellung der von der Kommission gestrichenen zweiten Direktorsstelle. Staatssekre­

tär v. Bötticher befürwortet den Antrag, eben­so Bebel (Soz.) Letzterer wegen der großen Kulturaufgaben, die dieses Amt zu erfüllen bade. Bei der Fortsetzung der Etatsberatung geht Wurm (Soz.) ausführlich auf die Fabrikinspek­toren ein und erklärt die Konservativen sollten lieber am Militäretat sparen als bei dieser Po­sition. Holleuffer (kons.) erklärt seine Partei werde jetzt, da sie die Notwendigkeit eingcsehen habe, für die zweite Direktorstelle stimmen. Möller (natl.) stimmt ebenfalls dieser Position zu. Bachem (Clr.) wünscht eine weitere Ausdehn­ung der Sonntagsruhe für Reichsbeamte und den industriellen Betrieb. Staatsjekr. v. Bötticher sagt die Prüfung dieser Sache zu. Stumm (R.P.) hält eine nochmalige Prüfung der be­stehenden Bestimmungen für ergebnislos. Er betont, er werde in seinem Betriebe die Sonn­tagsruhe schärfer handhaben als es das Gesetz verlangt. Bebel (Soz.) bedauert, daß die Re­gierung nicht mehr für die Durchführung der Sonntagsruhe bedacht ist und weist auf die Sonntagsruhe in England hin. Staatssekretär v. Bötticher erklärt, daß die Umfrage in den einzelnen Industriezweigen betr. der Sonntags­ruhe voraussichtlich am 5. Januar 1895 be­endigt sein wird. Nach kurzen Bemerkungen Roesikes (lib.) wird der Stumm'sche Antrag auf Bewilligung beider Direktorstellen angenommen. Morgen Fortsetzung der Etatsberatung. 6. Febr. Die zweite Lesung des Etats des Reichsamts des Innern wird bei dem Kapitel der Reichskommissariate fortgesetzt. Bebel (Soz.) macht den Kommissar für das Auswanderungs­wesen auf die fortgesetzten Mädchentransporte nach dem Auslande aufmerksam und empfiehlt ein strafgesetzliches Vorgehen gegen den Sklaven­handel. Statlssekretär v. Bötticher sagt zu, daß die Regierung der Frage näher treten wolle. Professor Hasse jn.l.) wünscht eine Aenderung der Aufsicht über das Auswanderungswescn. Es sei dringend nötig, daß das Reich das ganze Auswanderungswesen übernehme. Staatssekretär v. Bötticher erwidert, in dieser Session sei es unmöglich, einen diesbezüglichen Gesetzentwurf vorzulegen. Professor theol. Huepeden (kons.) befürwortetet eine erhöhte Fürsorge für unjere Seeleute in fremden Häfen. Staatssekretär v. Bötticher erwidert, die Bundesregierungen seien bemüht, die hilfsbedürftigen Seeleute in fremden Häfen thunlichst zu unterstützen. Nach einer kurzen Bemerkung Försters (Antis.) zum Mäd­chenhandel wird diese Debatte geschlossen. Bei dem Titel Arbeilerstatistik zählt Bebel eine Reihe von Mängel im Bäcker-, Müller-, Kon­ditorei- und Fleischergewerbe auf, ferner rügte er die lange schwere Arbeitszeit in den Verkehrs­gewerben. v. Bötticher glaubt, lokale und Bezirksanordnungen würden sich hier mehr em­pfehlen, als Anordnungen seitens des Reiches. Bebel (Soz.) beharrt auf der gemeinsamen An­regung zur Abhilfe seitens der Bundesregier­ungen. Hierauf wird auch diese Debatte ge­schlossen. Beim Kapitel statistisches Amt ver­langt Schönlank (Soz.) wirkliche parlamentar- risch Enqueten mit contradiktorischem Verfahren wie in England. Hasse unterstützt den Wunsch des Vorredners, v. Bötticher entgegnet, die Erweiterung der Aufgaben des statisstischen Amtes würde die Zahl und die Rubriken auf den Fragebogen vermehren. Dem wird im Lande wenig Neigung entgegengebrachl. Beim Kapitel Gesundheitsamt enljpinnt sich eine längere Debatte über die Resolution betreffend die Zu­lassung der Frauen zum Studium der Medizin. Das Kapitel wurde erledigt. Morgen: Jnitiativ- Anträge.

An das hocherfreuliche Ereignis der Wieder­aussöhnung des Kaisers Wilhelm mit dem Fürsten Bismarck werden in einigen aus­ländischen Blättern recht wundersame Spekula­tionen und Mutmaßungen angeknüpft. So läßt sich dieTimes" aus Wien melden, der Berliner Besuch des Fürsten Bismarck sei als die Ein­leitung zu einer nachhaltigen Wiederannäherung Deutschlands und Oesterreichs an Rußland zu betrachten und dieselbe Melodie pfeifst auch ein Berliner Berichterstatter im BrüsselerPalriote", nur mit noch schärferer Betonung. Diese merk­würdigen Commentare zu dem Besuche des Alt­

reichskanzlers am Berliner Hofe wollen also ge- wissermaßen eine neue Auflage des längst in die Brüche gegangenen Dreikaiserbündnisses als die eigentliche politische Folge der Berliner Vorgänge konstruieren; darüber, was alsdann - aus dem jetzigen Dreibunde werden würde, s schweigen sich jene Zukunftspolitiker allerdings t wohlweislich aus. Natürlich handelt es sich aber bei einer solchen Auslegung der etwaigen poli- ! tischen Wirkungen der Aussöhnung zwischen dem j Kaiser und dem ehemaligen Kanzler nur um f ein Phantasiegebilde, das bei selbst ganz ober- s flächlicher Betrachtung rasch vor den bestehenden j realen Verhältnissen zerschmilzt. Für ein aber- ! maliges Dreikaijerbündnis ist nun einmal nach Lage der Dinge in Europa kein Platz vorhanden, und gewiß denkt man in Berlin wie in Wien ! und Petersburg stlbst am wenigsten an die s Wiederauffrischung eines derartigen Verhältnisses; im klebrigen läßt sich auch ohne ein solches ganz gut wieder ein besserer Faden von der Spree und Donau hinüber zur Newa spinnen.

Berlin, 6. Febr. DieNordd. Allgem. Ztg." vernimmt, daß die Unterzeichnung des deutsch-russischen Handelsvertrages in den näch­sten Tagen beabsichtigt ist.

Beelin, 6. Febr. DieNordd. Allgem. Ztg." veröffentlicht ein Schreiben des Bundes der Landwirte mit der Unterschrift des Abge­ordneten Ploetz an den Reichslagsabgeordneten Uh den. Letzterer wird in dem Schreiben auf­gefordert, sein Mandat niederzulegen, weil er sich für den russischen Handelsvertrag erklärt hat.

Aus der Pfalz, 5. Febr. Der Prinz­regent hat genehmigt, daß das für die Pfalz geplante Denkmal Kaiser Wilhelms I. mit dem auf dem Werderberg bei Edenkoben in der Nähe der königlichen Villa Ludwigshöhe zu errichtenden bahr. Sieges- undFriedens- denkmal vereinigt und die Frist zur Vornahme von Geldsammlungen weiterhin verlängert werde. Hierdurch erhält die Vereinigung von bayerischen und gesamtdeutschem Patriotismus den glück­lichsten Ausdruck.

Saargemünd, 1. Febr. Der hier wohn­ende Schuhmacher Brücker hat dieSaarge- mündcr Ztg." um Veröffentlichung nachfolgender Zeilen ersucht: Hierdurch erkläre ich, daß ich mich von der sozialdemokratischen Partei voll­ständig losgesagt und auch die Unterstützung, welche mir vom Zentralkomite in Straßburg als Entschädigung für die verbüßte Strafe an­geboren war, abgelehnt habe. Ich bin zu der Einsicht gekommen, daß die sozialdemokratische Partei mich als Werkzeug für ihre Zwecke miß­braucht hat, ohne mir irgend etwas zu nützen, im Gegenteil, sie hat mir nur Schaden gebracht. Auch warne ich meine Kollegen, sich so, wie ich es gelhan, ausnutzen und sich die sauer er­worbenen Groschen abholen zu lassen, damit die sozialdemokratischen Agitatoren vom Schweiße des Arbeiters ein gutes Leben führen. Ich wünsche, daß meine Kollegen, welche noch der Partei angehören, sich zu ihrem und zum Wohle ^ ihrer Familien ebenfalls lossagen und sich nicht ' ferner als Werkzeuge gebrauchen lassen.

Württemberg.

Se. Maj. der König hat die Direkiorstelle i bei dem Medizinalkollegium mit der Dienststell- j ung eines Regierungsdirektors dem Direktor ' der Lebensversichcrungs- und Ersparnisbank in Stuttgart, Oberrcg.-Rat a. D. v. Geßler, übertragen.

Für die kirchliche Feier des am 25. Febr. zu begehenden Geburtsfestes Sr. Maj. des Königs ist von demselben folgende Bibelstelle gewählt worden: 1. Sam. 22, 2, 3: Der Herr ist mein Fels und meine Burg und mein Er­retter. Gott ist wein Hort, auf den ich traue.

Für den allgemeinen Landesbußtag am Sonntag Jnvocavit, 11. Febr., sind vom Kgl. Konsistorium folgende Predigttexe den K. Pfarr­ämtern ausgeschrieben worden: Für die Vor­miltagspredigt Jes. 48. 18, 22; für die Nach­mittagspredigt Luc. 13, 89.

In der Reichstagssitzung am 1. Februar § nahm, wie berichtet, bei der 3. Lesung der ! Novelle zum Unterstützungswohnsitz der j Abg. v. Gültlingen (Württ. Reichsp.) das

Wort. Seine R kann mich den A Rembold gemacht Standpunkt zu früher dargelegt, ergreife, so geschi einen persönlichen der Abg. Dietz ( Weinsteuergesetzes Abg. Dietz hat ei Lesung des vorln habe, aus dem Z rissen und Benu einen persönlich l Dietz bezeichnet c art. welche der L müsse, daß ich m Wirtschaft werde enlwurf eine Scho denselben noch werden würden; ihrer ländlichen , und deren Berloc mit Bezug darauf Arbeiter m den ihnen vorzuwerfei führen. Aus n doch nicht heraus Man sollte sich d ung aufzustellen, Seile Beschimpf»! nng ausgegangen Art sind. In wird der Bauer vertierter Mensch sucht alle anderer anderes als tieris gar nicht vor, h Organ; der Gru als seine Familie, werden müsse, so darum, weil er müsse. In der s Nr. 214 vom Ja prämiiere jetzt n Hunde und Katzen Warum auch ni doch die Dreue d der Katze verlang rufe rechts.) Da der ländlichen Bi nicht gedacht wer einem Glashause werfen. Der Zwe gegen die Kamp sie von sozialden rechts.)

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