Mannheim, 10. Mai. Ueber das Eisen­bahnunglück in Ludwigshafen wird noch ge­meldet: Der um 9?' Uhr fällige BaselBerliner Schnellzug Nr. 43 fuhr vermutlich wegen Versagens der Luftbremse durch die Bahnhofhalle über das Lokalbahngeleise und die Geleise des Hafengebiets direkt auf den LudwigShafener Winterhafen zu. Die Maschine stürzte die Böschung hinab und bohrte sich in das Hafenbett ein. Einen Gepäck­wagen, einen Postwagen und einen Personenwageu riß die Lokomotive mit sich, als sie über die Dreh­scheibe hinausfuhr; die anderen Personenwagen waren innerhalb des Bahnhofs abgerissen und zu­rückgeblieben. Der vordere Teil der Maschine ist völlig unter Wasser, von sämtlichen Wagen sind die Puffer abgedrückt und die Anhängeketten losgerissen. Die Frau des Bankdieners Kilthau, die ihren Mann auf dem Bahnhofplatz erwartete und von der heransaußenden Zugsmaschine zur Seite ge­schleudert wurde, war sofort tot. Wie Augen­zeugen versichern, wurde beim Sturz der Maschine in den Hafen die Umgebung durch einen blitzartigen Strahl erleuchtet, herbeigeführt durch das Aus­löschen des Feuers durch das Wasser. Auch war der Sturz von einem donnerähnlichen Schlag be­gleitet. Von allen Seiten eilten Nachen herbei, um das B ed i e nun g s p ers o n al der Lokomotive, welches in die Fluten geschleudert war, zu retten. Dies gelang auch. Gerettet wurden 1 Führer und 1 Heizer. Der Lokomotivführer Matern wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Sein Zu­stand gilt als bedenklich. Der Lokomotivführer Karl Bauer wurde leicht verletzt.

Griesheim, 10. Mai. Das Bürger­meisteramt veröffentlicht eine amtliche Mitteilung, worin bestimmt erklärt wird, daß weitere Opfer der Katastrophe nicht zu beklagen sind. Es wurden 22 Leute vermißt und 22 Leichen sind gefunden worden.

Bremerhaven, 11. Mai. Der Ste­wart des Lloyd-DampfersKaiser Wilhelm der Große", der seinerzeit die gestohlenen drei Goldbarren wiedergefunden hat, ist seit gestern mittag verschwunden, er wollte heute heiraten.

Haag, 10. Mai. In der Umgebung Krü­gers wird versichert, daß dieser die Lage der Buren immer noch als befriedigend betrachtet. Er erklärt, die Telegramme des englischen Kriegsamts entstellten die Ereignisse zu Gunsten der Engländer.

London, 10. Mai. Nach einer Depesche aus Iohannisburg ist von heute ab die Stadt unter eine Municipal-Verwaltung gestellt und wird

von 12 Municipalräten verwaltet werden. Be­richten aus Clarksdorp zufolge beschlossen die Eng­länder, die Stadt Hartebeestfontein zu schleifen. Präsident Stein und Dewet befinden sich augen­blicklich im westlichen Teile Transvaals.

London, 11. Mai. Aus Peking wird berichtet: Li-Hung-Tschang habe eine kaiserliche Botschaft empfangen, worin ihm mitgeteilt wird, daß die Entschädigung, welche den Großmächten gezahlt werden soll, durch die Zolleinnahmen gedeckt werden muß. Li-Hung-Tschang antwortete, daß die Zolleinnahmen hiefür vollständig ungenügend seien.

Vermischtes.

Der württembergische Schwarzwald­verein bringt im laufenden Monat an seine Mitglieder ein weiteres Blatt seines ausgezeichneten neuen Kartenwerks, nämlich das Blatt Freudenstadt, von nun an das Neueste und Beste, was der Wanderer für die ganze Gegend zwischen Freudenstadt und Hornisgrinde benützen kann. Der Schriftleiter des Vereins, Professor Völker in Stutt­gart, hat das Seinige gethan, um noch auf Pfingsten dieses längst ersehnte Blatt gebrauchsfertig zu liefern, vor allem aber darf man dem Verein selbst in der That zu der gelungenen neuen Karte gratulieren, mit der den Mitgliedern wieder ein Zeichen des stetigen Fortschreitens des Werkes gegeben ist. Die Karte ist nach der Vorlage der neuen Höhenkurven­karten gemacht, und zwar im Maßstab von 1 : 50 000, so daß jedes Blatt vier Blätter des staatlichen Kartenwerks wiedergiebt; entsprechend dieser Vorlage ist sie auch mit Höhenkurven versehen, in Abständen von je 20 m; es ist aber von größter Wichtigkeit, daß man auch eine leichte Schummerung angebracht hat, die besonders dem Ungeübten die Uebersicht und Einsicht in die Gliederung der Ge­birgslandschaft sehr erleichtert. Das neue Blatt Freudenstadt ist gezeichnet vom Kupferstich­institut Petters und auf Stein gedruckt von Max Seeger, also aus den bewährtesten Händen hervor­gegangen; es enthält das gesamte Stromgebiet der oberen Murg oberhalb Schönmünzach, somit zu­gleich die Kammhöhen des Gebirgs von der Hornis­grinde über Ruhstein und Kniebis bis Freudenstadt- Loßburg, nebst den zugehörigen Gebirgsausläufern, endlich zur Rechten noch einen breiten Streifen des Gebiets diesseits der Murg, von Urnagold im Norden bis Loßburg und Wittendorf im Süden und östlich bis Dornstetten reichend, und zur Linken die Wander­gebiete uni Allerheiligen, Petersthal, Griesbach und Nippoldsau, westlich sogar bis Oppenau und Otten- höfen reichend. Die Karte wurde vor dem Druck noch von einer größeren Zahl von Kennern des Ge­biets durchgesehen (auch badische Forstämter haben freundlichste Beihilfe geleistet); es ist also alle Sorg­

falt angewendet, um ja ein zuverlässiges Wegnetz zu bekommen. Es sind auch eine Menge von Fuß­wegen, Wegweisern, Hütten und Aussichtspunkten eingezeichnet (letzteres ist sehr wichtig, da in so stark bewaldeter Gegend der Wanderer sonst nicht weiß, wo er einen freien Ausblick findet). Selbstverständlich fehlt die neue Bahn nach Klosterreichenbach nicht, auch nicht z. B. die neue Fahrstraße Allerheiligen- Ruhstein. Die beiden bis jetzt veröffentlichten Karten treffen nun in einem Eckpunkt zusammen. Kommt aber übers Jahr das schon in Arbeit befind­liche Blatt Hohloh hinzu, so haben wir vom württ. Schwarzwald bereits 3 zusammenhängende neue Karten, die dem Wanderer für das weite Ge­biet von Liebenzell-Calw-Wildberg übers Enzthal hinüber bis Baden-Baden und Hornisgrinde und in südlicher Ausdehnung weit über Rippoldsau herun­ter, also fast für den ganzen nördlichen Schwarzwald mit Ausnahme der oberen Nagold und des Kinzigthals einen zuverlässigen Führer an die Hand geben, der allen gerechten Anforderungen genügt und das Neueste bietet. Wir können demnach nur jedem Freund des Schwarzwalds, der noch nicht beigetreten ist, raten, seine Mitgliedschaft beim nächsten Bczirksverein oder der Geschäftsstelle in Stuttgart, Schellingstraße 15, anzumelden. Mit­glieder erhalten alle neuen Blätter oder Karten gratis als Vereinsgabe. Im Buchhandel kostet ein Blatt aufgezogen in Taschenformat 2 Mark.

Argyroty pie-Photographie Eine bedeutende Erfindung wurde unlängst von Herrn Hofphotographcn G. Sternitzki in Bamberg gemacht, welche sowohl für die Photographie wie auch für das Kunstgewerbe und die Industrie von weittragendster Bedeutung werden wird. Der Er­finder liefert den Nachweis, daß durch Beobachtung molekülarer Vorgänge bei Herstellung photographi­scher Schichten, die das Bild wiedergebenden Silber­teilchen, den einzelnen Zwecken entsprechend gelagert werden können. Dieselben werden dadurch politur­fähig und nehmen die so hergestellten Bilder fein­sten Metallglanz an, der sich bis zu Spiegel­glanz steigern läßt. Das Silberbild läßt sich in ein solches aus Gold überführen, wie auch das Ueber- sührcn und Ueberziehen mit anderen Metallen und Oxiden möglich ist. Die Bilder sind eine voll­ständige Neuheit mit geradezu wunder­vollem Aussehen und verbinden sich mit dem Untergrund so, daß sie absolute Haltbarkeit besitzen. Weiters sind diese gegen atmosphärische Einflüsse geschützt und sind auf jeder glatten Fläche, wie z. B. Glas, Porzellan, oxydirte Metallplatten, Celluloid, Lackwaaren, Marmor, Holz, Elfenbein etc. etc. anzubringen, wobei der Oberflächencharakter des betreffenden Gegenstandes völlig gewahrt bleibt. Das Verfahren eignet sich für Combinationsdrucke, ist patentirt und kann die Ausnützung von In­teressenten erworben werden.

Amtliche Lekamitmchmlgcn.

Prnmt-AriMM.

' K. Amtsgericht Calw.

Gerichtstag

in Ncuweiler wird am Montag, den 2V. ds. Mts., vormittags 10 bis 12 Uhr, auf dem dortigen Rathaus abgehalten.

Calw, den 13. Mai 1901.

H.-Gerichtsschreiber S chlierer.

Missmsseß in «m

am HimmrlfahrlsfeS, 16. Mai, nachm. 2 Uhr. Redner: Wfarrer Schott, Missionare Körte und Schürte. Dekan Hioos.

Zugleich Ordination des Miff.-Zögl. K. Stahl aus Ostelsheim.

Fmmlllge FkllkMkhr Calw.

Die Haiiptübnng mit Musterung

findet nächsten Montag, den 20. Mai, abends 6 Uhr,

statt.

Die Mannschaft erscheint in voller Ausrüstung.

Nach der Uebung

Generalversammlung

imBadischen Hof".

Tagesordnung:

Rechenschafts- und Kassenbericht.

Calw, 13. Mai 1901.

Das Kommando.

K. Amtsgericht Calw.

Im Konkurs

über den Nachlaß des Johann Georg Kappler, gewes. Schneiders in Ober­reichenbach, ist zur Beschlußfassung der Gläubiger über einen von der Witwe eingereichten Zwangsvergleichsvor­schlag Termin auf Dienstag, den 28. Mai 1901, nachmittags 4 Uhr, hieher anberaumt.

Ter Vergleichsvorschlag ist auf der Gerichtsschreiberei des Amtsgerichts zur Einsicht der Beteiligten niedergelegt. Den 13. Mai 1901.

H.-Grschr. Schlierer.

Arandschadeus-

Kinzng.

Der Brandschadensbeitrag zur Ge- bäude-Brandversicherungsanstalt ist für

das Jahr 1900 auf 10 Pfennig

von 100 Mark Umlagekapital festgesetzt.

Nachdem die Umlage infolge der durch die Schätzung eingetretenen Ver­zögerung erst in letzter Zeit gefertigt werden konnte, die Beiträge aber als­bald abgeliefert werden müssen, findet der Einzug am 14. und 15. ds. Mts. statt und wird um baldige Be­zahlung ersucht.

Die Steuerbüchlein wollen mitge­bracht werden.

Stadtpflege.

Schütz.

Calw.

SotzbeifuHr-

AMorö.

Die Beifuhr des Besoldungsholzes, des Holzbedarss für städtische Gebäude und des Magazinholzes, sowie das Spalten und Aufsetzen des Letzteren wird am Mittwoch, den 15. Mai 1901, vormitt. 8 Uhr, auf dem Rathaus im öffentl. Abstreich ver- akkordiert.

Stadtpflege.

Schütz.

iurnverein Lslw.

Am Himmelfahrtsfest gemein­samer Turngang mit den Vereinen von Altburg, Hirsau und Liebenzell.

Abmarsch präzis 0 Uhr vom Hause des Vorstandes.

Marschroute: Röthenbach, Agen-

bach, Calmbach (Mittagspause), Schöm­berg, Oberlengenhardt, Zainen, Hirsau.

Der Turnrat.

A^.-V.

Mittwoch abend 8 Uhr

Zusammenkunft

bei Kopf.

Um vollzähliges Erscheinen bittet

der Borstand.