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Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.
N e u e n b ü r g, 28. Jan. Das Geburtsfest Kaiser WilHelms II. wurde gestern abend durch ein zahlreich besuchtes Bankett im „Gast- Hof zur Sonne" gefeiert. Den Saal schmückte die Büste des Kaisers auf dekoriertem Postament und das von Draperien in den Reichssarben umrahmte Bild des Fürsten Bismarck. Der Vorsitzende, Stadtschultheiß Stirn. wies in der Begrüßungsrede auf die Bedeutung des Festes hin. Noch nie sei ein Geburtstag des jetzigen Kaisers mit solch freudigen Gefühlen gefeiert wor- den, wie der diesmalige, habe sich doch der Kaiser mitdemAltreichskanzlerversöhnt. Weltpolitische Folgen diese Versöhnung habe, bleibe abzu- warten, aber daß das Vertrauen zur kaiserlichen Regierung und die Liebe zum Kaiser gewachsen, das sei gewiß. Nach dem allgemeinem Gesang: „Deutschland, Deutschland" ergriff Präzeptor Calmbach das Wort, um etwa folgendes auszuführen: Die heutige Festfeier hat durch verschiedene Umstände, durch das 25jährige Militär- Jubiläum des Kaisers, durch das Erscheinen einiger Bundesfürsten und vor allem durch die Einladung des Fürsten Bismarck nicht nur für die kaiserliche Familie eine erhöhte Bedeutung, londern gewiß auch für das ganze deutsche Volk. In solch erhebenden Augenblicken schweift der Gedanke gerne aucy zurück in jene große Zeit 1870/71, wo durch schwere Kämpfe das neue deutsche Reich ausgerichtel wurde. Wir gedenken all der glücklichen Ereignisse, die seitdem in der Geschichte unseres Vaterlandes vorgekommen sind. Schon 23 Jahre dauert der Friede, aber immer gewaltigerer Anstrengungen bedarf es, denselben zu sichern. Je länger der Friede schon gedauert hat, desto näher sind wir dem Krieg. Wir stehen noch unter dem frischen Eindruck der Heeresverstärkung, welche im letzten Jahre durchgesetzt worden ist, „zur Sicherung des Friedens". Nichts wird in der Ausbildung des Heeres versäumt, cs so schlagfertig als möglich zu machen. Auch unser Kaiser scheut keine Mühe, durch den Krieg im Frieden dieselbe zu prüfen und zu erhöhen. Aber überall wird Tüchtiges geleistet, und so hat auch unser würl- lembergisches Heer im letzten Herbst rühmlich bestanden. Auf unserem Heere beruht nicht am wenigsten die Zukunft unseres Vaterlandes. Welcher Art aber wird die Zukunft sein? Sind wir auf dem rechten Wege, dieselbe zu sichern? Ist nicht unsere wirtschaftliche Zukunft unsicherer, als unsere politische? Auf die Zeit der gewaltigen Kämpfe folgte eine solche des Aufatmens. Alles Hoffen der Väter schien in Erfüllung gegangen, man hatte Großes erreicht und man glaubte, alles erreicht zu haben, und mit Stolz betrachtete man das neue Werk. Dabei vergaß man, daran weiter zu arbeiten, lag ia die äußere Politik in den festen Händen des Reichskanzlers. Das eben erst wieder so mächtig erwachte Nationalgefühl drohte in seinen ersten Anfängen zu verschwinden, lieber ein Jahrzehnt hatte sich das deutsche Volk in dem Zustand einer Art Winterschlafs befunden, bis mit dem Entstehen der kolonialen Bewegung neues Leben ihm zugeführt wurde und es in neue Bahnen positiven Schaffens führte. So erlebten wir jene ausländische Besitzergreifungen. Schon hört man auch Stimmen von einer Zusammenfassung sämtlicher deutscher mitteleuropäischen Stämme als der Nächstliegenden Kolonien. Diese sind em so bedeutender Bestandteil unserer Volkskraft, daß wir derselben zur Erringung einer dauernden Weltmachtsstellung und zur Bekämpfung des Slaventums nimmer entralen können. Stellen wir neben das aufstrebende Rußland und das mächtig sich entwickelnde Nordamerika unser Deutschland, das höchstens 100 Millionen Menschen zu ernähren im stände ist, was etwa schon bis 1950 erreicht sein könnte, während die beiden elfteren bis dorthin ihre Volkskraft bedeutend vermehrt haben werden, ohne schon übervölkert zu sein. Die slavischen Bestrebungen in Oesterreich, das Vordringen der Franzosen in der Schweiz, das der Polen, der Russen in den Ostseeprovinzen zielen nur darauf hin, das Deutschtum zusammenzudrängen. Unsere
Aufgabe ist cs, dies zu verhindern. Es gilt die Erhaltung des Germanentums. Verteidigen und unterstützen wir Oesterreich, der Zug nach dem Osten ist wieder zu beleben, der Balkan zu gewinnen und unser Ziel muß sein: Alldeutschland von der Rhein- bis zur Donaumündung. Hat nicht schon das h. römische Reich deutscher Nation diese Gebiete umfaßt und wäre es so etwas sonderbares, wenn, wie 1870 durch die Not gedrungen sich süddeutsche Staaten unter den Filtigen des Hohenzollerntums zum deutschen Reiche vereinigten, so früher oder später andere süd- und westdeutsche Staaten durch die Not gezwungen sich unter dem Schutz desselben Herrscherhauses zu einem Alldeutschland zusammenschlössen? Eine solche Vereinigung muß angestrebt werden, nicht von der Regierung zunächst, sondern vom Volk. Sorgen nur recht viele dafür, daß dieses Idealbild der Zukunft in allen deutschen Ländern gepredigt werde, daß Erkenntnis mehr und mehr durchdringe, daß nur durch dieses Aufraffen aller deutschen Eölker der Bestund des Germanentums gewahrt werden könne und daß-deutsche Kultur und Gesittung berufen sei. den Völkern voranzuleuchten, dann wird auch der Glaube an die alte Kraft deutschen Volkstums bei allen von neuem erwachen. Dann mag, wie einst das Haus Habsburg, so in Zukunft das der Hohenzollern, deren Stammburg im Schwabenlande liegt, Alldeutschland und die Welt beherrschen. Bcgeisterungstrunken von dieser größeren Zukunft gedenken wir heute auch der großen Gegenwart auf unfern hochherzigen, pflichtgetreuen Kaiser, den hohen Freund unseres Königs, ein dreifaches Hoch! — Mit lebhaftem Beifall wurde diese gedankenreiche, echt patriotische Rede ausgenommen. Dann sang der Liederkranz: „Mein Kaiser hoch!" In ansprechenden wohlgeformtcn Versen brachte Stadtvikar Mader der Kaiserin seine Huldigung dar. Daß dieselben zu Herzen gegangen, bewies die begeisterte Aufnahme, die sie fanden. Dem wieder neu auflebcnden „Schleswig Holstein meerumschlungen", ließ der Liederkranz das wuchtige: „Alldeutschland auf!" folgen, das Schullehrer Schramm aus dem Klavier begleitete. Fabrikverwalter Loos brachte die Freude derAnwefenden zum Ausdruck, daß, soweit die deutsche Zunge klingt, heute neben dem Kaiser der Fürst Bismarck gefeiert werden dürfe, der Mann, der das Große, was wir erlebt haben, in die Wege geleitet mit dem hochsel, Kaiser Wilhelm und Moltke. Ihm daher den herzlichsten Wunsch, daß ihm noch lange Jahre der Gesundheit beschützen sein möchten! Meister W. Kade ließ es sich nicht nehmen, des Fürsten noch einmal zu gedenken. Bismarcks Wort: „Wir Deutsche fürchten Gott und sonst niemand" hat jeder echte Deutsche mit stolzer Freude vernommen. Die Worte passen ganz auf die Persönlichkeit des Altreichskanzlers. Seinem Wahlspruch: „Recht und Gerechtigkeit übet auf Erden", ist er trotz aller giftigen Pfeile treu geblieben und wird es bleiben. Auch diese herzlichen Worte fanden Anklang bei der festlichen Versammlung. Bahnmeister Rubens- 'dörfser erfreute diese durch das immer gern gehörte: „Was glänzt dort vom Walde," dem der Liederkranz „Die Wacht auf den Vogesen" folgen ließ. Den Uebergang zur gemütlichen Unterhaltung machten die auf Wunsch von dem genannten Verein vorgetragenen Volkslieder. Amtsrichter Schwabe glaubte noch eine Dankesschuld abtragen zu sollen, dadurch, daß er der Ausführungen der heutigen HH. Festredner in launiger und origineller Weise gedachte und dem Liederkranz mit seinem Dirigenten, Hrn. Schramm, für die Mitwirkung an der so gelungenen Feier Dank darbrachte. — Die ganze Feier verlief in angeregtester Stimmung.
Neuenbürg, 26. Jan. Wie schon berichtet, findet am Freitag den 2. Februar in Stuttgart die Beratung des Sommerfahrplans im Sitzungssaal der K. Generaldirektion der Staalseisenbahnen statt. Der Staatsanz. veröffentlicht nun die Anträge in Bezug auf den Sommerfahrplan, welche die K. Generaldirektion bei dem K. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Abt. für die Verkehrsanstalten gestellt hat und welche in obenerwähnter Sitzung zur Beratung kommen. Wir bringen
nachstehend die Anträge, soweit solche die Enz. und Nagoldbahn betreffen, zum Abdruck:
Hör b—C a l w—P forzheim.
1) Der Personenzug 182, Horb ab 2.57 nachm., Pforzheim an 4.58 nachm, soll beschleunigt werden und um 4.48 in Pforzheim eintreffen, mit Anschluß in Brötzingen nach Wildbad.
2) Der Personenzug 184 soll, infolge der Späterlegung des Zugs 174 Stuttgart—Calw, später gelegt werden:
bisher: künftig:
Calw. . ab 8.25 nm. 9.30 nm. Pforzheim au 9 08 „ 10 13 „
Wildba d—P forzhe im.
1) Der Personenzug 140 soll, wie im vorigen Sommer, wieder ausgesührt werden:
Wildbad . . ab 11.15 vorm.
Pforzheim . . an 12.05 nachm.
2) Die Schnellzüge 142 und 141 sollen — mit verändertem Kurs — wieder ausgeführt
werden, und zwar:
Wildbad . . . Pforzheim . . Pforzheim . Mühlacker . Stuttgart . Pforzheim . . Durlach. . Frankfurt . Karlsruhe . .
Frankfurt . Karlsruhe . .
Durlach. . Pforzheim . Stuttgart . . Mühlacker. . Pforzheim . . von Calw . Pforzheim. . . Wildbad . . .
142
ab 3.45 nachm,
an 4.25 „
ab 4.35 „
an 4 53 „
an 6.22 „
ab 4.53 „
an 5.45 „
an 8.20 „
an 6.— „
141
ab 11.35 vorm,
ab 3.10 nachm,
ab 5.35 „
an 4.23 „
ab 2.30 „
ab 4.19 „
an 4.45 „
an 4.43 „ in Brötzingen
ab 4.50 „
an 5.30 .,
3) Der Personenzug 142, Wildbad ab 1.10 nachm., Pforzheim an 2.00 nachm., soll wie im vorigen Sommer ausfallen.
4) Der Personenzug 144 soll, behufs Kürzung der Uebcrgangszeit nach Mühlacker und Calw, später gelegt werden:
bisher:
künftig:
Wildbad . . ab
5.40 nm.
6.15 nm.
Pforzheim . . ab
6.35 „
7.10 „
nach Calw . ab
7.20 „
7.20 .,
nach Mühlacker ab
7.38 „
7.38 „
nach Karlsruhe ab
6.40 .,
7.48 „
5) Der Arbeiterzug 141a, Werktags, soll vorgerückt werden:
Pforzheim . . ab
bisher:
künftig:
6.50 nm.
6.40 nm.
Neuenbürg. . an
7-16 „
7-06 „
6) Der Güterzug 654 soll für Personenbeförderung eingerichtet werden:
Wildbad ... ab 2.00 nachm. Pforzheim . .an 3.40 „
Ferner soll wie im vorigen Sommer Sonn- und Feiertags im Anschluß an den um 9.00 abends in Wildbad abfahrenden Personenzug der Güterzug 617
Mühlacker . . ab 10.40 abends
Stuttgart . . an 1.05 früh für Personenbeförderung eingerichtet werden.
Der Enzlhal-Fahrplan würde sich also gestalten:
Züge 136 138 140 142 144 146 Wildbad ab 5.50 8.30 11.15 3.45 6.15 9.05 Pforzh. an 6,45 9.15 12.05 4.25 7.10 10.—
Züge 135 137 139 141 143 145
Pforzh. ab 7.40 10 05 2.53 4.50 8.—^C2Ö
Wildbad an 8.29 11.02 3 53 5.30 8.57 11.20
Dazu kommen noch der Güterzug Nr. 654
mit Personenbeförderung ab in Wildbad 2 Uhr und der Lokalzug 14la ab in Pforzheim 6.40 an Neuenbürg 7.06.
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Wenn hienach züge und die Ei ab Wildbad 2 ! ferner die Später meine Zustimmun ebenso der allgem zug 139 früher Früherlegung ist im Hinblick auf i erwünscht, aber a durch Fahrgelegei Mitte zwischen i dem Schnellzug treffen ja währen und 2 Uhr zusau in Pforzheim ein, Beförderung ins
Was die Fr so hofft man. oo entsprechend, in di und begründeten Unter allenUmstä dindung mit dem als eine unabwei
Pforzheia Erwerbszweige is ungen und Unter in der Bijoute durch den großen die verhältnismä desselben, nachdei ist. Es handelt sog. „Goldschnipf abgeliefert, sonde „verkümmelt" we daß diese Unredli, einigermaßen mit sehr einträgliche Glück hatte, nich auf diese Weise Manche aber, un fallen auch der ! Hände, wie die der Karlsruher haben. In letzte! Verhaftungen un! vorgekommen, u ganze, aus Vater, Familie festgenom sollen noch bevor um Diebstähle, soi Wären die Hehle Stehler nicht so
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