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Telegramme an den Enzthäler.

Berlin. 12. Jan. (Deutscher Reichs­tag.) Ohne weitere Debatte wird in dritter Lesung das Ueberemkommen der internationalen Dresdner Sanitätskonfercnz genehmigt. Hierauf folgt die Fortsetzung der Beratung über die Tabakssteuer. Der badische Bundesratsbevoll- mächtigte Jag ermann giebt die Erklärung ab, daß Baden der Vorlage zugestimmt habe. Redner vertritt sehr energisch den Standpunkt der ver­bündeten Regierungen und spricht dann die Er­wartung aus, daß es doch noch zu einem Aus­gleich kommen werde. Die Behauptung, daß die Vorlage von den badischen Tabakpflanzern all­gemein verurteilt werde, sei falsch; ebenso sei die Schwarzmalerei in Betreff des Konsumrück­gangs übertrieben. Er polemisiert sodann gegen die Ausführungen Bassermann's und sucht die­selben im Einzelnen zu wiederlegen. Frese- Bremen (freis. Ver.) hebt die schädlichen Folgen im Falle der Gesetzwerdung der Vorlage hervor. Die Tabaksteuer werde den Konsum zurück­drängen. die Arbeitslosigkeit vermehren, die In­dustrie schädigen. Es werde der Regierung nicht gelingen, die erhofften Summen aus dem Tabak herauszupresien. Redner wendet sich sehr scharf gegen den Frhrn. v. Stumm, der gestern das Monopol in Vorschlag brachte und giebt die Erklärung ab, seine Parteifreunde würden die Vorlage ablehnen. Der elsaß-lothringische Unter­staatssekretär Schraubt spricht für die Re­gierungsvorlage, welche namentlich das Inter­esse der Tabaksbauern vertrete. Ein Konsum­rückgang werde wohl kaum eintrelen. Gescher (kons.) erklärt, daß die Mehrzahl seiner Partei­freunde der Vorlage sympathisch gegenüberstände, wenn sie auch nicht in allen Punkten der Vor­lage mit der Regierung übereinstimmte. Meister- Hannover (Soz.) polemisiert gegen die Tabak­steuer. Morgen Fortsetzung.

Berlin, 10. Jan Der Seniorenkonvent des Reichstags hat beschlossen, die Tabak­steuervorlage derselben Kommission zu überweisen, welche mit der Borberatung der Börsenstcuer beauftragt ist.

Berlin. 10. Jan. Die Kommission des Reichstages zur Vorberatung des Gesetzentwurfs wegen Abänderung des Gesetzes betr. Erhebung der Reichsstempelabgaben tritt morgen Vormittag zur ersten Sitzung zusammen.

Berlin, 12. Jan. DerReichsanzeiger" veröffentlicht die Verleihung des schwarzen Adler­ordens an den Fürsten Schaumburg-Lippe.

Berlin, 12. Jan. Grafjv. Mirbach telegraphierte der hier tagenden schlesischen Pro­vinzialversammlung des Bundes der Landwirte, die ostpreußischen Landwirte würden so lange gegen den russischen Handelsvertrag stimmen, bis die Doppelwährung gesichert sei.

Fulda, 12. Januar. Bischof Weyland starb hier gestern Abend.

Offen bürg, 12. Jan. Heute Nacht ist aus dem Postwagen ein Beutel mit Einschreibe- Briefen gestohlen worden.

Unterhaltender Heil.

In den Höllengrund.

Novelle von Reinhold Ortmann.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung 5.)

Elsriede hatte ihn mit keinem Laut unter­brochen. Sie war sehr blaß geworden und ihre Augen suchten den Boden.Das ist entsetzlich!" sagte sie leise.Und wer sorgt nun für diese armen Leute?"

Nur der da oben!" entgegnete der Pfarrer ernst.Und er allein weiß, warum die harte Zeit der Prüfungen für diese Elenden ihr Ende noch immer nicht erreicht hat. Der Herr Graf zürnt dem Manne, und er hat gewiß ein gutes Recht dazu, denn Dependahl ist gestern von dem gräflichen Förster auf frischer That ergriffen worden, als er sich anschickle, einen Wilddieb­stahl zu begehen. Kraft der polizeilichen Gewalt, die er auf seinem Gute ausübt, hat ihn der Herr Graf vorläufig im Schlosse gefangen setzen lassen. Morgen soll er in dre Stadt transpor- liert werden, und da er ein rückfälliger Ver­

brecher ist, wird es unzweifelhaft eine schwere Strafe sein, welche seiner wartet. Seine Fa­milie wird auf lange Zeit des Ernährers beraubt sein, und nur der Herr, der die Vögel unter dem Himmel nicht Hungers sterben läßt, kann auch ihnen die Möglichkeit gewähren, sich zu nähren und sich zu kleiden."

Ohne Pathos und ohne Empfindsamkeit hatte er gesprochen, nicht im Predigerton. son­dern einfach und herzlich, und doch war der Komtesse jedes seiner Worte wie ein Stich in das Herz gedrungen. Sie dachte gar nicht mehr daran, daß es der verhaßte Pfarrer von Rothen­feld war, welcher da an ihrer Seite ging, und sie wußte selbst nicht, wie es ihr in den Sinn kommen konnte, ihm zu sagen:

Vielleicht könnten Sie sich bei meinem Papa für den Mann verwenden. Wenn er von der Not der Leute erfährt, wird er ihm noch einmal verzeihen!"

So hoffte auch ich, Komtesse, und es war mir ein herber Schmerz, zu erkennen, daß ich mich getäuscht habe. Eben jetzt, als ich die arme, Johanna von Ihrem Hunde befreite, kam ich von dem Herrn Grafen. Meine schwache Beredt- samkeit war ohnmächtig gegenüber seinem Un­willen und seinem unbeugsamen Grundsatz: Das Gesetz über Alles! Ich habe kein Mittel mehr, diesen Unglücklichen beizustehen! Möge der All­mächtige sie in ihrem Jammer trösten!"

Während ihres Gesprächs hatten sie die lange, schattenlose und um diese Tagesstunde fast ganz menschenleere Dorfstraße durchschritten, und nun erhob sich zu ihrer Linken auf einem sanft ansteigenden Hügel das kleine Kirchlein, hinter dem auch das einfache, von Bäumen überschattete Pfarrhaus lag. An dem Kreuzweg blieb der Pfarrer stehen:

Hier gebe ich Ihrem Hektar die Freiheit zurück, Komtesse," sagte er.Es ist ein böses Tier, dem wohl eine strengere Hand nötig wäre, als die Ihrige."

Er wird seine Strafe erhalten," erwiderte ie, ohne Rohden anzusehen, und dann fügte ie nach einem kleinen Zögern mit sichtlicher Selbstüberwindung hinzu:

Ich danke Ihnen für Ihre Dazwischenkunst, Herr Pastor, und ich werde in Zukunft besser auf ihn achten, wenn er mich begleitet. Adieu!"

Leben Sie wohl, Komtesse!" erwiderte er ruhig und freundlich wie bisher. Mit einer leinen Verbeugung lüftete er seinen Hut. Dann wendete er sich ab und schlug langsam, ohne noch einmal nach ihr umzuschauen, den Wiesen- psad ein. der zum Pfarrhause führte.

3.

Schweigsamer als sonst halten Graf Recke und seine Tochter ihr Mittagsmahl eingenommen. Der Graf machte ein verdrießliches Gesicht und Elfriede, die es sonst meisterlich verstand, mit ihren übermütigen Einfällen und ihrem liebens­würdigen Geplauder die Schatten von seiner Stirn zu verscheuchen, schaute heute meist still vor sich hin und ließ die Speisen, welche sie sich auf ihren Teller gelegt hatte, fast unberührt wieder abtragen. Sie harte sich nicht veran­laßt gesehen, ihrem Vater von dem Begegnis des Vormittags Mitteilung zu machen, denn sie hatte bereits vorhin aus dem Munde des Arztes die Versicherung erhalten, daß die Biß­wunde am Arm des Mädchens von ganz unge­fährlicher Natur sei, unv sie wußte genau, daß der Graf angesichts eines solchen Resultats dem ganzen Vorfall nicht die mindeste Bedeutung beimessen würde.

Trotzdem mußte sie noch etwas auf dem Herzen haben, das auszusprechen ihr augen­scheinlich einige Ueberwindung kostete, denn als Graf Recke das große silberne Zigarrenetui aus der Tasche seiner Joppe zog, sagte sie nach einem tiefen Atemzuge:

Ich habe eine Bitte an Dich, Papa, aber Du mußt mir von Vornherein versprechen, sie zu erfüllen."

Die scharfen Augen des Grafen sahen unter den buschigen Brauen Elfriede verwundert an. Er war bei seinem kecken selbstbewußten Töchter- chen weder an einen so sanften Ton. noch an eine so schüchterne Einleitung gewöhnt.

Du solltest wissen, daß ich solche Blanko­versprechungen niemals mache," sagte er kurz, doch ohne Unfreundlichkeit.Wer kann denn im Voraus wissen, auf wie abenteuerliche Ideen ein Querkopf von Deinem Schlage geraten mag. Aber nur heraus mit der Sprache, es wird ja nicht gleich ganz Rothenfeld kosten."

Nein, es ist im Gegenteil fast bedeutungs­los sagte Elsriede, sich zu einemsehr gleichmütigen Ausdruck zwingend.Wolltest Du nicht den Dependahl morgen in die Stadt und in das Gefängnis bringen lassen?"

Graf Recke runzelte die Stirn. Er war überrascht, denn er wußte nicht, worauf das hinaus sollte.

Nicht morgen, sondern noch an diesem Nachmittag," erwiderte er rauh.Der Spitz­bube hat da in unserem Herrn Pfarrer einen Fürsprecher gefunden, von dessen rührseligem Geschwätz ich nicht gern noch einmal belästigt werde» möchte! Ich will der Sache kurzweg ein Ende machen. Aber was hat das mit Deinem Anliegen zu schaffen?"

Sehr viel, Papa! Denn ich wollte Dich bitten, noch einmal Nachsicht gegen den armen Menschen zu üben!"

Der Graf legte die Zigarre, welche er eben angezündet hatte, auf den Tisch und fuhr mit der Hand über seinen Schnurrbart.

Fängst Du etwa auch an, Dich um An­gelegenheiten zu kümmern, welche Dich nichts angehen? Durch wen bist Du denn überhaupt von dieser Angelegenheit unterrichtet worden, wenn ich fragen darf?"

Elfriede sah ihm voll ins Gesicht. Sie hatte ihren Vater noch niemals belogen.

Pastor Rohden hat mir davon gesprochen, und ich glaube, daß diese Leute wirklich sehr unglücklich sind."

Ah. dachte mir's doch! Also wieder der Herr Pastor. Und auf solchen Umwegen sucht er menschenfreundlichen Ideen durchzusetzen! Nun, es ist gut, daß ich ihm gleich beim ersten­mal auf die Schliche gekommen bin. Ich werde mich veranlaßt sehen noch etwas deutlicher mit ihm zu reden, als ich es vorhin gethan."

Er war aufrichtig zornig und über El- friedens Antlitz flog eine rasch verschwindende Röte.

Du bist im Irrtum, Papa! Ich traf nur zufällig mit dem Pastor zusammen, und ein Zufall nur war es, der unser Gespräch auf diesen Gegenstand brachte."

So? Weißt Du das so genau? Ich hätte von meiner Tochter wahrhaftig etwas Andres erwartet, als daß sie sich von dem ersten besten Schwarzrock zum Werkzeug überspannter Ideen machen läßt!"

(Fortsetzung folgt.)

Einen Winter-Distanzmarsch gedenkt derDistanzmarschverein Berlin-Wien" Ende dieses oder Anfang nächsten Monats zu Heran- stalten. Die Veranstaltung soll bezwecken, die Marschfähigkeit unter den erschwerenden Ver­hältnissen eines Winters kennen zu lernen. Es sind bisher im Vorstand zwei Touren in Er­wägung gezogen, nach Grobbeeren über Teltow und zurück und nach Alt-Landsberg über Hoppe­garten und zurück. Beide sind ca. 60 Kilometer lang, die letztere Tour wird bevorzugt.

(Sein Standpunkt.)Vaterleben, war der Brehm ein Jude?"Warum Jude? Er war Katholik!""Warum schreibt er hernach .Tierleben'?" (Edle Rache.) Gestern habe ich den Mitgliedern derStimmritze" gesagt, ihr Gesangverein bestehe nur aus dummen Jungen und heute haben sie mich einstimmig zum Ehren-Mitgliede gewählt.

Die Hölle.

Die Höll' ist voller Zank und Streit.

Und darum, leicht könnt Jhrs erraten, Versorgt der Teufel sie von Zeit zu Zeit Mit neuen Advokaten!

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.

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