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Amis- und ArrzeigeölaLL für dm Bezirk Galw.

76. Jahrgang.

Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und in nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, weiter entfernt 12 Psg.

Samstag, de» 11. Mai 1901

Vierteljährlicher Abonnementspreis in der Stadt Mk. 1.10 ins HauS gebracht, Mk. 1. IS durch die Post bezogen im Bezirk; nutzer Bezirk Mk. 1 . 35.

Amtliche Aekanntmachvngen.

Dis Ortsbehorden

werden auf den Erl. des K. Minist, des Innern vom 12. April d. I., Min.-Amtsbl. Nr. 7 S. 116, aufmerksam gemacht, wonach sämtliche Post­sendungen ini Verkehr der Württemb. Ge­meinde- und Körperschaftsbehörden aus­nahmslos von -er absendenden Stelle zu frankieren sind.

Ties bezieht sich jedoch nicht ans die Korre­spondenz dieser Behörden mit Privatpersonen.

Calw, den 8. Mai 1901.

K. Oberamt.

Voelter.

An die Gemein sch. Aemter.

Tie Jahresberichte derjenigen Kleinkin-er- pstegen, für welche um einen Beitrag von der Zemralleitung des Wohlthätigkeitsvcreins nachge­sucht werden will, sind bis spätestens 20. Mai hierher vorzulegen.

Calw, den 9. Mai 1901.

K. gem. Obcramt.

Stv. Amtm. Münz, Schmid. ges. Stv.

Tagesneuigkeiten.

Calw. Am Sonntag, den 5. Mai, fand in Altburg die Ganversammlung des Nagold- gausängerbundes statt. Der Bund zählt jetzt 13 Vereine, die sämtlich vertreten waren. Mehr als 200 Sänger fanden sich im Saal des Gasthauses zum Hirsch zusammen. Der Gauvor­stand Herr Zahntechniker Bayer von Calw be­willkommnet«: die Sänger in zündender Rede und konstatierte mit beredten Worten, daß der Verein im verflossenen Jahr einen erfreulichen Fortschritt zu verzeichnen habe, er forderte die Sänger auf, stets mit Lust und Liebe deutschen Gesang zu pflegen. Der Vorstand des Liederkranzes Altburg begrüßte die Sänger im Namen des Vereins, wo­rauf dieser das Lied vortrug:Brüder zu den fest­lichen Gelagen." Als neue Vereine wurden aus­genommen Liebenzell, Schellbronn und Würzbach. Ten Jahresbericht erstattete der Schriftführer, während der Gaukasficr den Stand der Gaukasse humorvoll zur allgemeinen Kenntnis brachte. Als Festort für die nächstjährige Gauversammlung wurde Tiesenbronn und für das zu haltende PreiSwctt- singen die Oberamtsstadt Calw gewählt. Die Konkordia Calw, Liederkranz Reichenbach und Licder- kranz Altburg brachten noch einige Lieder zu Gehör und'zeigten, daß sie den Gesang mit großer Liebe Pflegen. Nur zu bald schieden die Sänger, um den Zug zur Heimfahrt zu erreichen, mit dem Scheidc- gruß: Fröhliches Wiedersehen in Tiefenbronn!

Nagold. Der Verband der Uhrmacher von Calw, Herrenberg, Freudenstadt, Neuenbürg, Nagold hielt am letzten Monntag hier seine 8. Jahres­versammlung ab. Von den gefaßten Beschlüssen ist von allgemeinem Interesse die Bestimmung, an jeden, der einen mit Uhren, Gold und optischen Waren umherziehcnden Hausierer so zur Anzeige bringt, daß derselbe polizeilich belangt werden kann, fünf Mark aus der Bundeskasse zu zahlen,

Stuttgart, 8. Mai. Die Vorbereitungen zum 400jährigen Jubiläum der Stutt­garter Schützcngilde sind in vollem Gange. Der große Volksfestplatz vor dem Schützenhaus ist

nahezu hcrgerichtet. Für Volksbelustigungen aller Art ist Sorge getragen und die Wirtschaftsfrage ist in befriedigender Weise gelöst. Die Kommission für die Festausführung ist in regster Thätigkeit und täg­lich laufen prächtige Gegenstände als Ehrengaben ein.

Tübingen, 7. Mai. Gestern beging der verdiente Dirigent unserer Militärkapelle Schnecken­burger das Jubiläum seiner 25jährigen Wirksamkeit in unserer Stadt. Die Kapelle brachte dem Jubilar in der Morgenfrühe ein Ständchen; in seiner Wohnung erschien sodann Oberst Frhr. v. Hügel und überreichte ihm die Glückwünsche des Regiments. Im Kasino übergab ihm der Regimentskommandeur im Beisein des gesamten Offizierskorps mit einer warmen An­sprache einen kostbaren Ehrenbecher. Auch von seiten der hiesigen Musikvcreine wurden dem beliebten Dirigenten Auszeichnungen zuteil.

Tübingen, 7. Mai. (Strafkammer.) Eine schwere Folge hätte das Aufwärmen einer Wasserleitung in einem Hause der Metzger­straße in Reutlingen nach sich ziehen können. Am 23. Februar entstand dort über die Mittagszeit ein Brand, der durch das rasche Eingreifen der Feuer­wehr wieder erstickt werden konnte. Die MetzgerS- witwc B. hatte sich deswegen heilte vor der Straf­kammer zu verantworten. Dieselbe hat zugestandener­maßen an jenem Mittag, um die gefrorene Wasser­leitung aufzuwärmen, einen mit Erdöl getränkten Wattebausch angezündet und fuhr damit der Röhren­leitung entlang längere Zeit hin und her. Durch eine Lücke an der Decke schlugen die Flammen durch und ergriffen herumliegendes Futter und dann den Heustock. Urteil: 40 ^ Geldstrafe bezw. 8 Tage Gefängnis.

Biberach, 6. Mai. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag brannte inWarthause n die Bierbrauerei Neher und Sohn nieder. Es liegt Brandstiftung vor, an fünf Stellen bemerkten einige wach gewordene Nachbarn die Flammen empor­lodern. Ungefähr um 1'/»Uhr wurden die Bewohner des großen Gasthauses, sowie das zahlreiche Dienst- und Arbcitspersonal, die alle ihre Habe den Flammen preisgebcn mußte, geweckt. Die Feuerwehr, das Dorf wurde alarmiert, doch war es nicht möglich, den Brand zu dämpfen. Durch Radfahrer und tele­phonisch wurde in Biberach gegen 3 Uhr um Hilfe gebeten. Eine Viertelstunde nach dem Signal eilten die Landbrandmannschaft, der Steigerzug, drei Spritzen­züge und viele freiwillige Feuerwehrmänner der vier Kilometer entfernten Brandstätte zu. Aber die Glut war zu stark, «ls daß man sich dem Brandherd hätte nähern können. Brauerei, Mälzerei, Siedhaus, Gasthaus liegen in Asche und Trümmern. Der Pächter Roth und seine Familie haben nur wenige Kleidungsstücke gerettet. Alles Mobiliar, sämtliche Gersten- und Malzvorräte, sogar der Weinkeller sind verbrannt. Die Dienstknechte und Brauer ver­loren ihren erst gestern ausgezahlten Lohn. Die Brauereieinrichtungcn und Maschinen sind zerstört. Der Schaden wird auf 250 000 geschätzt.

Baden-Baden, 9. Mai. Die Kaiserin empfing heute den Besuch des Großherzogs und der Großherzogin von Baden. An der Früh­stückstafel nahmen das großherzogliche Paar, der Herzog von Sachsen-Altenburg, Großfürst Mi­chael und die Fürstin-Mutter von Lippe, Prinz Moriz von Sachsen-Altenburg, Prinzessin Wilhelm, Prinz Karl von Baden und Erbprinzessin von An­halt teil.

Radolfzell, 8. Mai. Vor einigen Tagen wurde eine 73jährige Frau durch den Bahnarbeiter

Bch von Markclfingen mit einem Fahrrad über­fahren. Sie erlitt mehrere kleine Verwundungen. Es gesellte sich Blutvergiftung hinzu und nun ist die Frau ihren Wunden erlegen. Beh wurde ver­haftet.

Bochum, 9. Mai. Zu den Erwerbungen des Bergfiskus im Ruhrbezirk erfährt der Bochumer Anzeiger, daß es sich um ausgedehnte sehr günstig gelegene Grubenfelder handelt, die vom Dortmund- Ems-Kanal sowie von den Flüssen Lippe und Stevcr durchflossen und von 2 Eisenbahnlinien be­rührt werden, so daß der Versandt sowohl per Eisenbahn als aus dem Wasserwege erfolgen kann. Der Ankauf sei so geheimnisvoll betrieben worden, daß selbst die Besitzer der Grubenselder nicht er­fuhren, wer der Käufer sei. Die bisherigen Bohr­ungen zeitigten sehr günstige Resultate. Der preußische Staat, der mit dieser Erwerbung einen guten Griff gethan hat, wird den Privatgruben des Ruhrbezirks dereinst zweifellos eine nicht zu unterschätzende Concurrcnz machen.

Berlin, 9. Mai. In der Commission zur Vorberatung der Schaumwein-Steuer hat der Staatssekretär Freiherr von Thiclmann erklärt, man müsse auf dem höheren Steuersätze bestehen und jeden Pfennig Zusammenhalten, denn das De­fizit im nächsten Reichshaushalts-Etat werde sich auf 70 bis 80 Millionen Mark belaufen.

Berlin, 9. Mai. Nach einem Telegramm des Kleinen Journals aus London wird aus Peking depcschirt: Es gilt für ausgemacht, daß die Haupt­macht der Franzosen (gegen 8000 Mann) sofort in die Heimat zurückkehren und nur die tonkinesischen Marine-Soldaten in China verbleiben werden. Tie Franzosen sprechen sich nun für eine Räumung Chinas aus und gedenken selbst ihre Stadt-Abtei­lung in Peking an die chinesischen Behörden abzu­treten. Die Chinesen nehmen indessen Anstand, die ihnen hiermit zufallende Verantwortlichkeit ohne ge­hörige militärische Unterstützung zu übernehmen.

Berlin, 9. Mai. Ter Lokal-Anzeiger meldet aus Madrid: In Barcelona befanden sich unter den Verhafteten, wie von Seiten der Regierungs-Partei behauptet wird, zahlreiche aus­ländische Anarchisten, bei denen Dolche, Feuerwaffen und Aufrufe zur Brandstiftung beschlagnahmt sein sollen. Den Verhaftungen setzten sich allenthalben sehr starke Gruppen entgegen und Militär und Gen­darmerie mußte wiederholt von der blanken Waffe Gebrauch machen. Zwischen den Anarchisten in Barcelona und ihren in der Schweiz, London und anderwärts lebenden aus Spanien flüchtig gewor­denen Genossen, herrscht, wie es heißt, ein leb­hafter Geheim-Vertehr. Der Kriegsminister er­klärte mit äußerster Strenge Vorgehen zu wollen.

Haag, 8. Mai. Nach Meldungen, die an Präsident Krüger gelangt sind, beträgt die Zahl der augenblicklich im Felde stehenden Buren 24000, darunter 7000 Kapholländer. General Tewet in dessen Lager sich Präsident Steijn befindet, wird nun wieder die Offensive im Oranje-Freistaate aufnehmen. General Delareh hat das Korps des englischen Generals Robington derart zugerichtet daß es für längere Zeit nicht mell aktionsfähig sein wird.

Rom, 9. Mai. Ein Schreiben Königs, der sich anläßlich der bevorl' Niederkunft der Königin alle kostbaren G und Feste verbittet und die Ssn lhätigen Anstalten Angewiesen zu l