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gleist. Ein Personenwagen ist umgefallen. Ver­letzt wurden 6 Reisende, worunter 2 erheblich, und ein Bahnbediensteter. Der Materialschaden und die Gleisbcschädigung ist unbedeutend, der Ver­kehr ist nicht gestört.

Karlsruhe, 6. Mai. Heute Nachmittag 3 Uhr 05 Min. ist der Kaiser nach Hornberg im Schwarzwald abgereist, wo er im Salonwagen übernachten und dort in Gemeinschaft mit dem Fürsten von Fürftenberg auf die Auerhahnjagd gehen wird. Die Kaiserin und der Kronprinz fuhren um 3 Uhr 10 Min. nach Baden-Baden, wo heute wegen der Geburtstagfeier des Kronprinzen im Schlosse ein Diner stattfinden wird. Der Prinz­regent Alfred von Braunschweig traf Mittags gleich­falls zur Begrüßung des Kaisers hier ein und be­suchte später die Glasmalerei-Ausstellung.

Hornberg (Schwarzwald), 7. Mai. Nach­dem der Kaiser gestern Nachmittag 5. Uhr hier eingetroffen, fuhr er mit dem Fürsten von Fürsten- Lcrg zur Jagd in das Reichenbachthal, wo er vier Auerhühne erlegte. Heute Morgen um 7 Uhr reiste der Kaiser mit dem Fürsten von Fürstenberg nach Donau-Eschingen.

T Mannheim, 7. Mai. (Mord.) Wegen verschmähter Liebe ermordete heute der 21jührige ledige Friseur Martin Lösch eine Kellnerin in ihrem Schlafzimmer der Wirtschaft zum Rodensteiner. Ter Mörder, der sich unter dem Bett versteckt hatte, überfiel das Mädchen mit einem Rassiermesser und brachte ihr solch gräßliche Schnittwunden am Halse bei, daß der Tod sofort eintrat. Lösch wollte sich noch selbst töten indem er sich in den Hals und in das linke Handgelenk schnitt, nach Anlegung der Notver­bände wurde er zunächst ins Krankenhaus verbracht.

München, 7. Mai. Vor einigen Tagen erhielt ein Hotel in Stuttgart eine in München aufgegebene Postkarte eines angeblichen Direktors B. L. aus Köln, worin der Schreiber ankündigte, daß er am andern Tage mit dem Nachtschncllzuge in Stuttgart ankommen werde, und zugleich bat, ihm ein Zimmer in guter Lage zu reservieren und falls für ihn eine Nachnahmesendung eiutreffen sollte, dieselbe einzulösen, er werde den Betrag nach seiner Ankunft zurückerstatten. Thatsächlich traf auch ein kleines schweres Packet mit 65.50 Nachnahme unter der angegebenen Adresse ein und wurde der Nachnahmebetrag im Hotel ausgelegt. Da der an­gekündigte Hotelgast nicht eintraf, wurde das Packet geöffnet. Dasselbe enthielt Ziegelsteine. Am 6. Mai abends wurde in München der Betrüger bei dem Versuche, die Nachnahme bei dem Postamt zu holen, in der Person eines 25jährigen Kaufmanns aus Frankfurt a. Nt. verhaftet. Derselbe war dieses und eines zweiten gleichartigen Betrugs geständig und wurde in polizeiliche Haft genommen. Um Mitternacht, kurz nachdem das Arrestwärterpersonal kontroliert und den Verhafteten auf seinem Lager liegend anscheinend schlafend getroffen hatte, hängte sich der Genannte an seiner Halsbinde, einem sogen. Selbstbinder, am Kegel der Thürangel auf. Die an- gestellten Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.

Berlin, 6. Mai. Eine Extra-Ausgabe des Reichs-Anzeigers veröffentlicht die nachgcsuchte Ent­lassung des Ministers von Miguel, Hammerstein und Brefeld aus ihren Aemtern. Von Miguel ist auf Lebenszeit ins Herrenhaus berufen. Hammer­stein erhielt die königliche Krone zum Großkreuz des Noten Adlerordens und Brefeld das Großkreuz

des Roten Adlerordens mit Eichenlaub. Es wurden ernannt: Freiherr von Rh einh ab en zum Fi­nanzminister, Staatssekretär von Podbielsky zum Landwirtschaftsminister, der Bezirkspräsident von Metz, Freiherr von Hamm er st ein, zum Minister des Innern und der Geheime Kommerzien­rat Ntöller zum Handelsminifter. Endlich wurde der Direktor im Reichspostamt Dr. Krätke zum Staatssekretär des Reichspostamts ernannt.

Berlin, 7. Mai. Die Vossische Zeitung meldet aus London: Aufsehen erregt ein Brief, den die Times unter dem 28. April aus Kronstadt erhalten hat und der die Lage des britischen Heeres in Südafrika in düsteren Farben schildert. Der Versuch, die Oranje-Kolonie von Buren zu säubern, sei, wenn auch nicht gänzlich gescheitert, so doch nicht besonders erfolgreich gewesen. Nicht weniger als 75 000 Mann seien zur Bewachung der Eisen­bahn erforderlich, außerdem erheischten die Haupt- städtei an den Verbindungs-Linien starke Bedeck­ung. Folglich sei nur ein Drittel der aktiven Armee für die Operationen gegen den Feind verfügbar. Dieses Drittel sei durch Krankheiten geschwächt. Die Truppen seien durch den langen Feldzug er­müdet, apathisch geworden. Ueberdies seien sie nicht mobil genug. Die Arniee bedürfe der Ruhe. Wenn ihr dieselbe nicht gegönnt werden könne, müsse sie durch frisches Blut ergänzt werden.

London, 7. Mai. Das Kriegsamt ver­öffentlicht die englische Verlustliste bis zum 1. Mai. Darnach belaufen sich die Verluste ins­gesamt auf 63,498 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften. In dieser Zahl sind weder die Kranken noch die Verwundeten, welche sich augen­blicklich in den südafrikanischen Hospitälern befinden, einbegriffen. Die tägliche Verlustliste für gestern beläuft sich auf 4 Tote, 18 Verwundete, 11 Ver­mißte und 12 an Krankheit Verstorbene. Außerdem sind 189 Schwerkranke vorhanden.

London, 7. Mai. Aus Blinkwater wird gemeldet: Zwei Tage nach der Räumung von Sene- kal durch den Obersten Pulteney hat ein Buren- Commando den Ort wieder besetzt. Infolgedessen mußte der englische Oberst einen neuen Angriff unter­nehmen, um die Buren zurückzudrängen. Die Buren hatten 3 Todte, einen Verwundeten und 9 Gefangene.

vermischtes.

Warnun g. Es liegt uns, so schreibt der Staatsanz., eine Mitteilung aus Amerika über das Treiben eines dortigen Advokaten vor, der es darauf anlegt, Erblustige zu fangen und auszubeuten. Wir wollen dieselbe als eine Warnung der Oeffentlichkeit nicht vorenthalten. Der Betreffende sammelt aus deut­schen Amtsblättern die Namen der Personen, welche von den Behörden als verschollen aufgerufen werden, und nimmt dieselben in von ihm ergehende Aufrufe auf, welche in der Regel so dunkel gehalten sind, daß daraus nicht zu ersehen ist, ob die darin auf­geführten Personen gestorben sind und ihre Erben gesucht werden oder ob sie selbst als Erben irgend eines Nachlasses zu betrachten sind. Thatsächlich ist ein Nachlaß nur in sehr wenigen Fällen vorhanden. Diese Aufrufe werden in den verschiedensten ameri­kanischen Zeitungen veröffentlicht. Jede Anfrage in Bezug auf dieselben wird mit einer nicht unbedeu­tenden Kostenvorschußforderung beantwortet. Bezah­len die Fragesteller den Vorschuß so erhalten sie gewöhnlich die Antwort, daß sie nicht erbberechtigt seien. Oesters auch, wenn aus den Darstellungen

der Leute und den eingesandten Papieren hervorgeht, daß sie möglicherweise Ansprüche auf irgend einen Nachlaß erheben könnten, werden von dem Advoka­ten allerlei Urkunden zur Erhebung eines solchen ausgefertigt und den Erblustigen hiefür hohe Gebüh­ren, sowie außerdem ein Vorschuß für die Betreibung der Angelegenheit abgenommeu. Wenn daun nach Ablauf einer längeren Frist die vermeintlichen Erben nichts von der Sache zu hören bekommen und auf Klarstellung dringen, wird ihnen erklärt, der gelei­stete Kostenvorschuß sei nicht zureicheud gewesen. Die Geprellten wollen nun in Anbetracht des bereits aufgewendeten Geldes die Angelegenheit nicht ruhen lassen und entrichten den zweiten Vorschuß, erreichen aber auch damit nichts, denn gewöhnlich verläuft die Sache im Sande.

Weintrauben am Hause, wer möchte sie nicht haben? Wie traulich sieht ein Haus aus mit Reblaub umranket die Fensterlein!" Wie selten aber sieht man ein"solch Haus; es giebt leider einen fest eingewurzelten Glauben, daß Reben am Hause nur unter besonders günstigen Verhältnissen gedeihen. Im praktischen Ratgeber im Obst- und Gartenbau bespricht in den laufenden Nummern einer der besten Kenner des Rebbaues in Nord­deutschland, Pastor Seippe lAlvensleben, woher die vielen Mißerfolge kommen. Unsere Zeit ist eine kritische; mit dem so sehr gesteigerten Verkehr weht ein erfrischender Wind durch die deutschen Lande und fegt manches alte Vorurteil hinweg. Pastor Seippel weist nach, daß in sehr vielen Fällen der Mißerfolg in den Rebsorten liegt. Wer hätte vor einigen Jahren es auszusprechen gewagt, daß der Frühe Malinger oder die Llackoleins LmAsvlus, jene weitverbreiteten Spaliersorten, nichts oder wenig taugen! Und hier spricht es Pastor Seippel aus einer langen und reichen Erfahrung aus: Fort mit diesen Sorten, sie taugen nichts, sie sind es, die so viel gerühmten, denen die Mißerfolge zuzu­schreiben sind. An ihrer Stelle empfiehlt Pastor Seippel andere, erprobte Sorten. Das Geschäftsamt des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau in Frankfurt a. Oder versendet auf Wunsch gern eine Probenummer des Blattes.

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und Schönheitspflege, das beste und wirkungsvollste nimmt, wo es sich bietet, hat s. Z. die Patent- Myrrholin-Seife bei ihrem ersten Erscheinen sofort in Gebrauch genommen. Tie Pat. Myrrholin-Seife wird heute in diesen Kreisen als das Ideal einer- hygienischen Toiletteseife zum täglichen Gebrauch hochgeschätzt. Die antiseptischen, conservierenden, neugebildeten und heilenden Eigenschaften desMyrr- holins, welche keiner anderen Toiletteseife inue- wohnen, befähigen die Pat. Myrrholin-Seife zur Verhütung und Beseitigung von Hautstörungen ver­schiedenster Art; von ärztlicher Seite wird sie als beste Seife für die zarteste Kinderhaut wärmstens empfohlen. Ueberall, auch in den Apotheken, erhältlich.

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Wollen Sie nicht daran denken, wie jung und wie arm ich war? Ueberall er­schien es mir bester, als in unserem Hause, in unserer Armut. Erst als ich hierher kam. Sie kennen lernte"

Und erfuhren, daß Dates-Hall und sein Einkommen besser seien als der Preis, welchen Sie zuerst errangen!" unterbrach er sie mit zornigem Ton und Blick.

Das war es nicht," stöhnte sie;das nicht. Wenn Sie arm gewesen wären

Wieder ertönte das harte, höhnische Lachen von seinen Lippen. Angstvoll suchten ihre Augen die seinen und in dieselben blickend sah sie, daß alles vorbei, daß sie seine Liebe verloren. Fortan würde er nur Verachtung und Zorn für sie haben. Dennoch konnte sie eine letzte Bitte nicht Unterlasten, und den trüben Blick mit unendlicher Innigkeit auf ihn heftend, mit einer Stimme, in welcher ihr ganzes Empfinden lag, sprach sie:Wollen Sie mir nicht wenigstens ver­zeihen? Mein Unrecht war groß, aber größer ist meine Reue. Ich weiß, daß ich falsch, feige und schlecht gehandelt habe, daß ich Ihre volle Verachtung ver­diene, aber verzeihen, vergeben Sie mir!"

Vergeben!" wiederholte er bitter.Welchen Nutzen würde meine Ver­gebung für Sie haben? Würde Sie Ihnen die Wahrheit und Treue, die Sie für immer verloren haben, wiederbringen?"

Sie wollen mir nicht verzeihen?" klagte sie:Und Sie meinten, Sie liebten mich!"

Liebte Sie! Ich that mehr als das, ich glaubte, ich vertraute Ihnen.

Mir geschah recht; ich stellte mir ein Götterbild auf! Ich hätte wisten können, daß es thönerne Füße hatte!" In seiner Stimme war unbeschreiblicher Schmerz und Zorn, jeder Funken seiner großen Liebe war erloschen durch ihre Falschheit. Die Enttäuschung war zu bitter, die letzten Wochen waren so glücklich gewesen, es war hart, alles zu verlieren, wieder in die alte Oede und Leere zurückzukehren, bitter hart, aber er schwankte keinen Augenblick. Wie konnte er die falschen Lippen nochmals berühren, seit er wußte, daß sie willig die Küste eines andern empfangen? Wer bürgte ihm dafür, daß nicht auch er einen Nachfolger fand!

Soll ich Sie zum Hause zurückführen?" fragte er kalt.

Wie kann ich jetzt zur Gesellschaft zurück?"

Sie sind eine gute Schauspielerin, Ihre Kunst wird sie nicht im Stich lassen."

Wie grausam Sie sind!" schluchzte sie.

Grausam zu Ihnen, die Sie mein Herz gebrochen, mein Leben zerstört haben? O, es steht Ihnen gut an, von Grausamkeit zu reden! Die einzige Hoff­nung, der einzige Wunsch meines Lebens ist, daß ich sie nicht wieder sehe."

Verzweiflungszoll schrie sie auf, erhob die Hände, wie um einen Schlag abzuwehren; dann ohne ein weiteres Wort ging sie an seiner Seite ins Gewächs­haus zurück. Es war noch leer, das Esten war noch nicht vorüber, sanft tönte die Musik herüber. Kraftlos sank Jane in einen Stuhl.

Lasten Sie mich hier; ich fühle mich nicht wohl."

Ohne ein Wort, ohne einen Blick verließ er sie und ohne ein Wort, ohne einen Ruf ließ sie ihn gehen.

(Fortsetzung folgt.)