845

Aus Stadl. Bezirk und Umgebung.

<L>e. Maj. der König hat die Stelle des Vorstands des Wagenkontrolebureaus der Generaldirektton der Staalseisenbahnen dem Belriebsinspektor Huzenlaub in Calw, seinem Ansuchen entsprechend, unter Verleihung des Titels und Rangs eines Rechnungsrats über­tragen.

Calmbach. (Einges.j Bei der am 2l. Dezember stattgefundenen Gemeinderatswahl wurden die drei seitherigen G.-Räte Chr. Barth. PH. S.. I. Barth, Ankerwirt und G. Kiefer, Holzhändler, mit großer Mehrheit wiedergewählt und als neues Mitglied wurde Ferd. Bott, Maurermeister, gewählt. Ein Vorschlag von anderer Seite, einenStrohmann" auf den Wahl­zettel zu schreiben, um die Stimmen zu zer­splittern, ist also nicht vurchgedrungen.

Deutsches Deich.

Berlin, 23. Dez. Die gestrige Sitzung des Staatsministeriums, an welcher der Reichskanzler Graf Caprivi und der Kriegs- Minister Bronsart v. Schellendorff teilnahmen, dauerte 5 Stunden. Heute Nachmittag findet eine abermalige Sitzung des Staatsministeriums statt.

Coblenz, 22. Dez. Der Generaloberst v. Loe reist in den Weihnachtstagen nach Wien, um dem kürzlich zum Feldmarschall ernannten Erzherzog Al brecht im Auftrag des Kaisers den Marschallstab zu überreichen.

Die Massen-Pelition durch ganz Deutsch land gegen den Entwurf eines Tabaksteuerj- gesetzes hat bis heute 995000 Unterschriften aus allen Gesellschaftsklassen und allen Gegenden Deutschlands erreicht; sie wird, in 80 Folio- Bänden von je 1200 Seiten, in den ersten Tagen des Januar n. I. dem Reichstage ein- gejandt werden. Außerdem sind mehr als 1000 Einzelpetttionen eingegangen.

Berlin. 21. Dez. Ein in der kommunalen Verwaltung äußerst seltener Fall hat sich in der heutigen Stadtverordnetenversammlung ereignet. Es wurde beschlossen, einen Kaufmann Langen- scheidt, weil er sich beharrlich geweigert hatte, rin kommunales Amt zu übernehmen, auf drei Jahre r/» stärker zu den kommunalen Steuern heranzuziehen.

Aus Stargard i. Westpreußen wird ge­meldet: Auf der märkisch-friedländer Straße wurde der Bauer Gustav Kotte aus Berlin mit 3 Stichwunden am Kopf ermordet aufgefunden. Die mutmaßlichen Thäter, zwei reisende Hand­werksburschen sind verhaftet.

Zweijährige Dienstzeit. Denjenigen Mannschaften, welche nach zweijähriger aktiver Dienstzeit in die Reserve übertreten, kann von nun an im ersten Jahre nach ihrer Entlassung die Erlaubnis zur Auswanderung verweigert werden.

Reichsgericht. Die deutsche Sprache ,st nach Z 13 des Gesetzes über die Konsulargerichts, barkeil vom 10. Juli 1879 auch die Gerichts­sprache vor den deutschen Konsulargerichten im Auslande. In Bezug auf diese Bestimmungen hat das Reichsgericht. IV. Zivilsenats, durch Beschluß vom 2. Oktober 1893 ausgesprochen, daß die an diese Gerichte gerichteten Schriftsätze in deutscher Sprache abgefaßt sein müssen und daß in einer anderen Sprache abgefaßte Schrift­sätze wirkungslos sind.

Württemberg.

Se. Maj. der König hat, an der Stelle des mit Tod abgegangenen Staatsministers v. Schmid den Staalsminister v. Pischek zum Vorsitzenden der Verwaltungskommission der König Karl Jubiläumsstiftung ernannt.

Auf der im nächsten Jahre in Stuttgart stattfindenden allgemeinen deutschen Lehrerver­sammlung wird dem Vernehmen nach die Mili­tärdienstpflicht der Bo lkssch ullehrer einen der hauptsächlichsten Verhandlungsgegcnstände bilden. Die Klagen, die vor Jahresfrist noch über die schlechte Behandlung der zur Ableistung ihrer Dienstpflicht eingezogenen Lehrer von überall her ertönten und sogar im Reichstage Wiederhall fanden, sind neuerdings verstummt.

Man hört sogar vielfach aus Lehrerkreisen aner- « kennende Stimmen über die neuerdings seitens der meisten Vorgesetzten gerade den Lehrern gegenüber beobachtete Haltung. Daß aber auf beiden Seiten, auch auf der militärischen, noch immer hinreichender Grund zur Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Form der militärischen Dienstleistung unserer Bolksschullehrer besteht, ist unzweifelhaft. Nur ist es außerordentlich schwer zu sagen, wie die Erfüllung dieser Mili­tärdienstpflicht unter der sorgfältigen Erwägung der in Betracht kommenden Interessen anders und besser als gegenwärtig geregelt werden könnte. Es bleibt abzuwarten, ob die Stutt­garter Versammlung brauchbare Vorschläge machen wird.

Stuttgart, 22. Dez. Strafkammer. Ein hiesiger Metzgermeister, der einem Arbeiter ein geräuchertes Rippenstückchen etwa '/« Pfund wiegend, um 20 Pfg. verkaufte, das in Fäulnis übergegangen, übelriechend und mit Würmern behaftet war. aber sich damit entschuldigte, daß er wegen vieler im Laden anwesenden Leute keine Zeit gehabt habe, das Fleisch näher zu unter­suchen, auch habe damals eine außergewöhnliche Hitze geherrscht, wurde wegen fahrlässigen Ver­gehens wider das Nahrungsmittelgesetz zu der Geldstrafe von 15und den Kosten des Ver< fahrcns verurteilt. Als Sachverständige waren Stadtticrarzt Saur und Sladtdirektionsarzt Dr. Köstlin geladen.

vermischtes.

(Der Einfluß des Waldes aus die Witter­ung.) Hierüber fagt Oberförster Dr. Danckel- mann in einem in Eberswalde gehaltenen Bor­trage:Der Einfluß des Waldes auf die Witter­ung liegt besonders darin, daß er das Klima mildert. Vom Walde strömt des Nachts wärmere Luft in's freie Land, weil er in seinem Humus­boden die Wärme länger zurückhält und sie abends nicht so schnell der Luft abgiebl. So schützt der Wald auch die Nächstliegenden Kulturen vor Spätfrost (Obstbäume, Reben). Er mildert die Hitze, indem er an heißen Tagen kühlere Waldluft ins Freiland hinausströmt, denn der feuchte Boden und die Blättermasse dunsten viel Wasserdunst aus, der die Luft abkühlt. Er zieht , Thau und Nebel an und verdunstet wieder viel Wasser zur Bildung von Niederschlägen. In wälderarmen Gegenden kann es auch große Regenmengen geben, aber nie anhaltendes Regen- wetler, auf welches dann anhaltende Trockenheit folgt. Der Wald bricht die Gewalt der Stürme, Wolkenbrüche. Gewitter und Hagelschläge. Die bewaldeten Berge und Hügel schützen wie eine Mauer gegen die Orkane; sie schützen auch gegen die rauhen Nord- und Nordostwinde. Bei Wolkenbrüchen auf Hügeln und Bergen hält der Wald das Wasser auf, damit es nicht so schnell in die Tiefe strömt, Rinnen in den Boden gräbt und Kulturland mit Geschiebe überführt. Ge­witter und Hagelschläge erfahren oft über dem Wald die erste Abkühlung und haben dann an rasender Macht für Feld und Dorf verloren.

Im Walde. Ein tragikomisches Abenteuer begegnete, wie die Scheidemühler Zeitung er­zählt, jüngst einem Nimrode in der Nachbar­schaft von Filehne. Nach Sonnenuntergang geht er, in einen warmen Mantel gehüllt, dem schweigenden Walde zu, wo ihm beimersten" Schnee gewiß eine sichere Beute entgegenlacht. Sein scharfes Auge erspäht bald einen dicken Baumstamm als den geeignetstenStand." Angelehnt an denselben lugt er vorsichtig um­her! Zeit verrinnt und traumesschwer schließt sich das geübte Jägersauge. Da flattert ern Vogel im Gezweige. Eilig greift der schlaf­trunkene Sonntagsschütze nach seiner Büchse; da fühlt er sich am Mantel festgehalten. Gleich ist er seiner gefährlichen Lage bewußt:Räuber fliehe!" Und schneller wie der biblische Joseph ist er seiner Hülle entschlüpft, windes­schnell entfernt er sich von dem unheimlichen Orte. Am nächsten Morgen wird in Gegenwart der Polizei die gefährliche Stelle ausgesucht. Doch wurde nichts gesunden als der am Baume fest gefrorene Mantel.

ZZranddienst im Winter.

Bei einem Brande im Winter, namentlich wenn Eis und Schnee die Erde bedeckt, ist für die Feuerwehr große Vorsicht notwendig. Das Ausfahren nach dem Brandplatze soll nur mit mäßiger Schnelle geschehen, um Ausgleiten und Ueberfahreo zu vermeiden. Bei strenger Kälte bildet sich um die Spritze herum durch ver­schüttetes Wasser eine Eisdecke. Man bestreue daher diese Eisdecke mit Sand oder Asche.

Verbleibt die Spritze voraussichtlich längere Zeit an einem Standorte, dann empfiehlt es sich, Stroh aufzulegen, um der Pumpmannschaft das Stehen zu erleichtern.

^ Die Steiger haben mit großer Vorsicht zu Mike zu gehen, sie sollen daher zum Aufstellen der Leiter mehr Leute wie sonst verwenden und besonders darauf achten, daß ein Rutschen der Leiter nicht Vorkommen kann. Die Dachleitern sind mit Vorsicht zu betreten.

Um bei großer Kälte ein Einfrieren der Spritze und der Schläuche während der Arbeiten bei einem Brande möglichst zu verhindern, muß. auch wenn der Strahl augenblicklich nicht ge­braucht wird, langsam fortgepumpt werden. Auf alle Fälle verlange man. daß in einigen Häusern in Kesseln heißes Wasser bereitet werde» um im Falle des Einfrierens warmes Wasser nachgießen zu können. Nach gelöschtem Brande müssen die Schläuche sehr sorgfältig behandelt werben. Gefrorne Schläuche dürfen nicht ge­knickt werden, weil sie sonst brechen, sondern sie müssen früher mit warmem Wasser aufgetaut und dann in einem erwärmten Lokale getrocknet werden. Nach Rückkehr vom Brandorte ist die Spritze sofort wieder in Ordnung zu bringen. Ist das Spritzenhaus nicht zu Heizen, so muß die Reinigung womöglich in einer passenden Werkstätte oder einem heizbaren Magazine vor­genommen werden. Sind Reserveschläuche vor­handen. so sind dieselben aufzupacken, denn man weiß ja nicht, ob nicht in der nächsten Stunde wieder das Alarmsignal zu neuer Arbeit ruft.

(Deutsche Feuerwehrztg.)

Eine sächsische Zigarrenfabrik bietet den freisinnigen Parteigenossen Eugen Richter- Zigarren in 6 verschiedenen Marken an unter Angabe der einzelnen Qualitäten, z. V.Eugen Richter 4 angenehm mild". AuchEugen Richter 2 fein aromatisch" ist nicht übel. Die Germania" vermißt eine QualitätEugen Richter-Zigarren kräftig und grob", ebenso eine QualitätKulturkampfeinlage mit freisinnigem Deckblatt." Andere dagegen bitten um die Sorte: Freisinnige Einlage mit Zentrumswickel."

In der Kirche zu Schmöllnitz (Böhmen) wurde ein Mord und ein Selbstmord begangen. Der 22jährige Jurist Stephan Ortvai, der Sohn des Präsidenten des Miskolczer Gerichtshofes, überfiel in der Kirche eine wunderschöne von ihrem Manne getrennt lebende Frau Namens Zahrndsky, welche er schon seit Längerem mit seinen Liebesanträgen verfolgte. Die Frau jedoch wollte den Anträgen, welche er in der Kirche erneuerte, kein Gehör schenken, worauf der junge Mann einen Revolver aus der Tasche zog und auf die Frau abseuerte. Während sie noch mit dem Tode rang, zog er einen Dolch aus der Tasche und versetzte ihr in bestialischer Weise Stiche in den Hals und die Schulter. Hierauf jagte er sich selbst eine Kugel in Kopf. Sowohl die Frau als der junge Mann ver­schieden nach kurzer Zeit.

Der größte Diamant derWelt. Der Excelsior, der größte Diamant der Welt, ist jetzt in der Bank von England untergebracht worden. Ec wurde im letzten Juni in den Minen von JagerSfonleln in der Kapkolonie vom Kapitän Jorganson, dem Inspektor des Bergwerkes, ge­sunden. Seiner Meinung nach ist ein Stein vom reinsten Wasser, und sein Wert ist rund eine Million Pfd. Sterl. Außergewöhliche Vor­sichtsmaßregeln wurden getroffen, um den Stein nach der Küste zu bringen. Der Stein wurde an Bord des Kanonenbootes Antilope nach London gebracht. Er ist drei Zoll groß und beinahe drei Zoll breit. Er wiegt 971 Karat.