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erscheint ihr diese weitgehende Ausnahme Heuer wohl besonders erwünscht, insofern diesmal der letzte Sonntag vor Weihnachten mit dem heiligen Abend zusammenfällt, so daß dieser nicht als voller Geschäftssonntag gelten kann. Dieser Umstand ist nach ihrer Ansicht auch fernerhin zu berücksichtigen. Diese Anregung hat die Polizeiabteilung auf Antrag des Gemeinderats Fischer noch dahin erweitert, daß der Geschäftsbetrieb an den genannten 3 Sonntagen nicht blos bis nachmittags 4 Uhr, sondern bis abends 7 Uhr gestattet sein solle.
Von den Geld- und Warenbörsen.
Stuttgart, 23. Nov. Der Ministerwechsel in Oesterreich hat zunächst auf die Wiener und weiterhin auf sämtlichen europäischen Geldbörsen insofern einen günstigen Eindruck ausgeübt, als die österreichische und ungarische Hochfinanz im Vertrauen auf die energische Durchführung der Valuta-Regelung ihre Kassen öffnete. Dies hatte einen scharfen Rückgang des Goldagios und damit auch eine Steigerung der Bankkurse zur Folge, weshalb alle übrigen Spekulationswerte höher gingen. Von Bahnen gewannen österr. Staatsbahnaktien nahezu 3 Lombarden I'/i, Galizier ebenfalls 1'/-, Dux Bodenbacher 2'/2°/o; auch deutsche Bahnen gingen höher, während Gotthardaktien infolge des letzten Monatsausweises eine Kleinigkeit abgeschwächt wurden. — Die Getreidemärkte verkehrten wohl infolge der anhaltenden Trockenheit und der den Saaten fehlenden Winterfeuchtigkeit in fester Haltung bei mehr oder weniger erhöhten Preisen. — Auch die Baumwollbörsen scheinen eine festere Haltung nunmehr annehmen zu wollen, nachdem die ziemlich matte Stimmung fast den größten Teil der abgelaufenen Berichtswoche noch angehalten hatte. Amerikanische und brasilianische Sorten gingen für effektive Ware Vis höher und auch die Terminpreise für Amerikaner erhöhten sich gegenüber dem Schluß der Vorwoche um 2 Points. — Die schon in der Vorwoche eingetretene Mattigkeit auf den Zuckermärkten setzte sich auch in dieser Woche fort und die Preise erfuhren weitere Abschläge. — Ebenso hat sich die Reaktion auf den Kaffeemärkten fortgesetzt. Die Umsätze sind überall auf den notwendigsten momentanen Bedarf beschränkt und soweit die Spekulation in das Geschäft eingreift, scheint sie mit Leerverkäufen zu operieren.
Ausland.
Antwerpen, 24. Novbr. Wahrend des Sturmes in den letzten Tagen kamen hier im Ganzen 161 Personen um.
Unterhaltender Heil.
In letzter Stunde.
Eine Dorfgeschichte von E. Eibe.'n.
I.
Es war im Spätsommer. Die ersten Strahlen der Morgensonne umglänzten die schwingenden Wipfel der Bäume, huschten durch das Laub und gaukelten auf dem Boden. Die Blätter vergilbten schon und losgerissen wirbelte manches wie ein goldig schillernder Falter im Winde und taumelte aufs Gras.
Neben dem rauschenden Sturzbach schritt der Förstrr Stolzenberg dahin, ein in der schönsten Blüte der Jahre stehender Mann. Das gebräunte Antlitz mit den links und rechts schweifenden lebhaft funkelnden Augen umrahmte ein fuchsiger Vollbart. Gar keck nickte eine Reiherfeder von seinem kleinen runden Filzhut Die blank gewichsten langen Stulpenstiefel knarrten bei jedem Schritt. Ein prächtiger Neufundländer sprang vor ihm her.
Ein ferner Flintenschuß verhallte. Der Hund spitzte die Löffel, blieb eine Sekunde, in die Luft schnüffelnd, stehen und schoß dann wie toll vom Wege ad, mitten durch's Gestrüpp.
Der Förster stutzte. „Leo, was hast du?"
Er bog vom Wege ab und verfolgte die von dem Hunde eingeschlagene Richtung. Der stieß nach einer Peile ein klägliches Geheul aus und kehrte, mit mächtigen Sätzen durchs Gebüsch brechend, zurück. Er sprang an seinen Herrn mit jenen, den Hunden eigentümlichen, ungeduldig Hülfe heischenden Geoerden empor, wedelte mit der Rute und stürzte voraus, jeden Augenblick den Kopf wendend und mit den funkelnden Lichtern gleichsam zur Eile mahnend.
Den Förster ergriff eine fieberhafte Aufregung. Aus dem Benehmen seines vierfüßigen Begleiters schloß er, daß etwas Außergewöhnliches geschehen sein dürfte — aber was? — Der Flintenschuß — hm! wer mochte den ab- geseuert haben? — Ein Wilddieb? —
So vergingen mehrere spannungsvolle Minuten. Das Gekläff des Hundes verstummte.
Der Förster blieb, mit den Augen ringsum suchend, stehen. Da — nah' vor ihm — sah er in einer von dichtem Brombeergesträuch umwachsenen Lichtung einen anscheinend leblos daliegenden Mann, dem der Hund das Antlitz leckte.
Er bahnte sich einen Weg durch die Brombeerranken. welche ihm mit ihren scharfen Nadeln das Gesicht und die Hände ritzten. Er achtete in seiner Erregung nicht darauf. Er beugte sich zu dem Bewußtlosen nieder. Er taumelte entsetzt zurück, als er einen Blick in dessen Antlitz geworfen hatte — sein Todfeind war's.
Da lag er vor ihm, zu seinen Füßen, der ihm das Liebste auf der Welt geraubt, sein Glück zertreten und ihn darob noch verhöhnt hatte — kalt und starr, ein Bild des Todes — der Mühlhofbauer Paul Jensen!
Sie waren einst Jugendfreunde, aber da kam die Liebe und entzweite ihre Herzen . . . Annaliese, die Schulmeisterstochter, schön wie eine Nixe mit ihrem glanzbraunen Haar und dem brennenden Augenpaar, hatte es Beiden angethan — und sie — sie bevorzugte den schmucken Forstgehülfen, was Kurt Stolzenberg damals noch war.
Sie träumten von einem seligen Leben da draußen in dem einsamen Forsthaus. Umrauscht von tausendjährigen Eichen und verwittert wie diese wars, aber auch gar heimlich und lieb wie eine ehrwürdige Matrone, die mit stillem Lächeln ihre Enkel auf den Schoß nimmt und ihnen goldene Märchen erzählt, wenn die Dämmerung den Schleier der Nacht spinnt. . . . Dort sollte die Liebe ihnen ein Paradies bereiten. . . . Doch Paul Jensen träumte auch — nicht von Glück und Seligkeit — von verwelkten Hoffnungen träumte er . . . Der Neid über den glücklichen Nebenbuhler erfaßte sein Herz und der Haß schlug seine Wurzeln darin ... Ja, der Haß — eine grimmige Flamme, die leicht alles Bessere verzehrt, was im Herzen lebt — der Haß mit seinem glühenden Rachedurst und der finsteren That!
Es war eine zu leidenschaftliche Natur, als daß er ruhig das Glück der Liebenden hätte mit ansehen können. Je unerreichbarer ihm Annaliese geworden war, desto ungestümer wurde sein Verlangen nach ihrem Besitz. Die Welt erschien ihm wertlos ohne sie und er beschloß, sie sich dennoch zu erringen, koste es, was es wolle. Sollte sie ihn auch hassen, war sie erst sein, werde sich ihr Haß schon in Liebe verwandeln — so dachte er. Das Wohlwollen ihres Vaters, des Schulmeisters, besaß er. Diesem war der reiche Bauerssohn ein willkommenerer Schwiegersohn, als der karg besoldete Forstgehilfe. Aber so verlockend auch der Schulmeister seiner Tochter die Zukunft, die ihr als reiche Mühlhofbäuerin winkte, ausmalen mochte — sie hatte nur eine Antwort darauf: „Ich liebe Zeusens Paul nicht!" — Zankte er dann, schwieg sie und ging nachher mit verweinten Augen umher.
Und doch — doch — sie wurde Mühlhofbäuerin! —
Wie das gekommen war, wußte der Förster heute noch nicht. Ein Geheimnis mußte vorhanden sein, wodurch Annaliese gezwungen worden war, dem ungeliebten Manne die Hand zu reichen.
Als ihm der Schulmeister damals ihre Verlobung mit Paul mitteilte, wollte er es nicht glauben — als es ihm aber Annaliese bestätigte und mit zuckenden Lippen hinzufügte: „Ich muß, Kurt, ich muß, es giebt keine andere Wahl! Verzeih' mir!" — da mußte er es wohl glauben. Aber so sehr er auch in sie um nähere Erklärung drang, sie schüttelte das Köpfchen: „Nein, Kurt," sagte sie, „das darfst Du nicht wissen! Es nützt nichts, wenn ich's Dir sage! Lebe wohl! Wir dürfen uns nie wieder allein treffen." Und sie huschte fort.
Paul Jensen heiratete das liebe Mädchen, während der Forstgehilfe mit dem Tod im Herzen umherschlich — er triumphierte und verhöhnte im Kruge den „Grünrock."
Zwischen Beiden wars von der Zeit an aus, jede Freundschaft verschwunden.
War Annaliese glücklich? Ach nein! Ihre traurigen Augen erzählten von einem tiefen geheimen Leid. Der Förster sah sie mehrere Male flüchtig und empfand unsägliches Mitleid mit ihr. Welche dunklen Bande fesselten die Arme an den Mühlhofbauer? — Sollte er cs jemals erfahren? —
(Fortsetzung folgt.1
Reichsgericht. Nach Z 211 der Konkursordnung sind Schuldner, welche ihre Zahlungen eingestellt haben, mit Gefängnis bis zu zwei Jahren zu bestrafen, wenn sie, obwohl sie ihre Zahlungsunfähigkeit kannten, einem Gläubiger in der Absicht, ihn vor den übrigen Gläubigern zu begünstigen, eine Sicherung oder Befriedigung gewährt haben, welche derselbe nicht oder nicht in der Art oder nicht zu der Zeit zu beanspruchen hatte. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, IV. Strafsenat, durch Urteil vom 22. September 1893 ausgesprochen: Der „Absicht" ist gleichzustellen das Bewußtsein des Thäters, daß seine Handlung die Benachteiligung der übrigen Gläubiger zur notwendigen Folge haben müsse; dagegen genügt das Bewußtsein des Schuldners, durch seine Handlung die übrigen Gläubiger mögliches weise schädigen zu können, nicht zur Bestrafung wegen Gläubigerbegünstigung aus Z 211 der Konkursordnung.
Abergläubische Leute — u. deren giebt es bekanntlich nicht wenig — bezeichnen die Zahl 13 als Unglücksnummer. Diese übel beleumundete Zahl hat jedoch in einer Ziehung der 1860er Lose zu Wien eine glänzende Rehabilitierung erfahren; denn es sielen folgende Haupttreffer auf die Nummer 13 und zwar: der Haupttreffer von 300000 Gulden auf Serie 10490 Nr. 13, der zweite Treffer von 50000 Gulden auf Serie 6466 Nr. 13, ein Treffer von 10000 Gulden auf Serie 11176 Nr. 13, endlich zwei Treffer zu 1000 Gulden auf Serie 4129 Nr. 13, und 10 988 Nr. 13. Nun dürfte cs uns kaum mehr überraschen, wenn der Haupttreffer der erwähnten Ziehung einer der dortigen Losgesellschaften zufiele, die aus 13 Personen besteht.
Maler (zu einem Herrn, dessen Portrait er soeben vollendet hat): „Wie gefällt Ihnen ihr Bild und ist nach Ihrer Meinung vielleicht noch eine kleine Umänderung daran zu machen?" — Herr (nachdem er sein Konterfei lange angesehen): Das Bild ist ganz hübsch gemacht, und was das Umändern anbetrifft, so würde es mir recht sein, wenn Sie eine Landschaft daraus machten."
(Liebeslogik,) Ich wünsche Dir Glück zu Deiner Verlobung! Wie bist Du eigentlich zu Deiner Braut gekommen? Ich meine, Du wolltest ledig bleiben?" — „„Ja, gewiß! Aber neulich treffe ich ein junges, hübsches Mädchen, wir kommen in's Gespräch, und denke Dir, sie gesteht mir, daß sie auch ledig bleiben will. Eine schönere Harmonie kann's doch gar nicht geben, und da haben wir uns verlobt."
(In der Vorschule.) Lehrer: „Beschreibe mir ein Zebra und sage, zu was dasselbe nützlich ist." Knabe (nach langer Ueberlegung): „Das Zebra sieht wie ein Pferd aus, aber sein Fell ist gestreift und es ist beim Buchstaben „Z" in der Bilderfibel nützlich."
(Boshaft.) Es giebt sehr viele dumme Menschen — sogar häufig einen mehr, als ein jeder glaubt.
Briefkasten d. Red. II. II. Ihrer Anfrage
zufolge können wir heute nur Mitteilen, daß gemas der Verfügung des Kgl. Oberamts vom 31. Mai 1892 im diesseitigen Oberamtsbezirk an den Atzten drer Sonntagen vor Weihnachten der Geschaftsbetrteo in allen Verkaufsstellen und die Beschäftigung von Gehilfen, Lehrlingen und Arbeitern in allen Handeis- gewerben während 8 Stunden und zwar m der Z von 8—S Uhr vormittags und von 11 Uhr ' bis 8 Uhr abends gestattet ist. Diese 3 Sonntage s nach dem Kalender der 2. 3. und 4. Advent.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.