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Kalnoky in Anwesenheit des italien, Ministers des Auswärtigen Brin und des italien. Bot­schafters in Wien, Ritter Nigra. Schon letzterer Umstand weist darauf hin, daß dieser Besuch des Grafen Kalnoky einen politischen Zweck ver­folgt, der leicht zu erraten ist, da regierungs­freundliche italien. Blätter kürzlich Andeutungen machten, daß Italien mit Rußland in freund­schaftliche Beziehungen zu treten wünsche.

London, 14. Nov. Eine Meldung des Bureau Reuter aus Aokohama vom 27. Oktbr. beziffert die Zahl der bei der letzten Ueber- schwemmung Ertrunkenen auf 532; 477 Per­sonen werden vermißt, 3772 Häuser sind zer- stört, 34 Brücken weggeschwemmt, 144 Schiffe und 194 kleinere Boote verloren.

In England wird der nun schon so lange andauernde Streik von vielen tausenden Kohlen­grubenarbeitern beigelegt, nachdem sowohl die Streikenden als die Grubenbesitzer die Inter­vention des Ministeriums angenommen haben.

London. 7. Nov. Der Rentner Georg Samuel, welcher am 12. September 1893 in Parc-Crescenl 29 starb, hinterließ etwa 100 Millionen Mark an Wertsachen. Seine beiden Schwestern und seine Nichten erhielten bedeutende Vermächtnisse in barem, Häusern, Pferden und Wagen; Hauplerbe ist sein Neffe Baron Henry de Worms.

Aus Serbien, 13. Nov. Ein Räuber, namens Pupitsch, hat vier Kinder wohlhabender Eltern geraubt und fordert ein hohes Lösegeld.

Telegramme an den Enzthäler.

Berlin, 17. Vov. Das Zentrum brachte den Antrag auf Außerkraftsetzung des Jesuiten­gesetzes ein. Die freisinnige Volkspartei brachte den Antrag wegen Entschädigung unschuldig Verurteilter ein.

Berlin, 17. Nov. Der Ausschuß des deutschen Handelstags beschloß gestern die Be­rufung der Plenarversammlung des Handelstags- zum Dezember, um zu den vorgelegten Handels­verträgen Stellung zu nehmen.

Berlin, 16. Nov. Der Fürst zu Für­stenberg hat im Reichstage seinen Platz unter den Nationalliberalen eingenommen. Auch der Abgeordnete Fenk, der bisher Hospitant war, ist der nationalliberalrn Fraktion als Mitglied beigetreten.

Pest, 16. Nov. Die deutsche Thron­rede macht hier den besten Eindruck. Alle Blätter erkennen ihren friedlichen Charakter an und sind voll des Lobes für Kaiser Wilhelm II.

Graz, 16. Nov. Graf Hartenau, der frühere Fürst Alexander von Bulgarien, ist heute Nacht plötzlich schwer erkrankt.

London, 17. Nov. Aus Airdrie in Schottland wird gemeldet: Die Kohlengrube Summerny Kickwood ist in Brand geraten, 52 Arbeiter sind dadurch von der Oberwelt abge­schlossen. Es wird befürchtet, daß dieselben be­reits ums Leben gekommen sind.

Unterhaltender Heil.

Vier Wochen unter Elefanten.

(Schluß.)

(Nachdruck verboten.)

Die lieullmeu wurden nun zusammengerufen und um ihre Meinung gefragt. Zum Glück waren auch sie der Ansicht, daß ihre Ehre auf dem Spiele stände, wenn die Operationen mit einem Fiasko geschloffen würden und befür­worteten einstimmig sofortige Entsendung von Kundschaftern, um den Standort einer anderen Herde festzustellen. Das geschah und schon nach einigen Tagen kamen Meldungen aus verschie­denen Richtungen, durch welche eine Herde von 18 und eine zweite von ca. 30 Haupt bestätigt worden sei. Die letztere sollte sich nur etwa drei Meilen von unserem Lager aufhalten.

Ohne Zeitverlust wurden nun die Mann­

schaften ausgeschickt, um die Herde zu umstellen und vier Stunden später erhielten wir die Bot­schaft, daß die Einschließung gelungen sei und man mit dem Aufbau der Kheddah begonnen habe.

.Dieses Mal werden Sie aber etwas er­leben," meinte Mr. Savi, der seinen Humor wieder gefunden hatte,zum zweiten Mal soll uns eine Herde nicht wieder durch die Lappen gehen, oder der Teufel müßte in die Elefanten gefahren sein."

Als wir am frühen Morgen auf unserem neuen Lagerplatz ankamen, fanden wir die Kheddah schon nahezu vollendet. Gegen Mittag war evertlliug ullriAÜb", um 12 Uhr nahmen wir unsere Prosceniumslogensitze in den Maischams ein und eine halbe Stunde später begann das Treiben.

Da das Gelände durchweg dichter bewaldet war, als dasjenige der letzten Einschließung, so konnte ich von den Elefanten und Treibern wenig sehen, dis es inzwischen mochte etwa eine halbe Stunde vergangen sein plötzlich unweit des Kheddahmundes krachte und zwölf mächtige Tiere aus dem Dickicht traten. Sie stutzten einige Sekunden und sahen sich stumm ringsum, als überlegten sie, welchen Weg sie einschlagen sollten. Ich konnte vor Aufregung kaum mein Fernglas vor den Augen halten, so gespannt war ich auf den Entschluß der Tiere. Machten sie Kehrt, so wurde zum mindesten ein neues Treiben notwendig, verfolgten sie da­gegen die eingeschlagene Richtung, so waren sie sicher gefangen.

Als ich gewahrte, daß sie sich zum letzteren entschlossen, hätte ich laut ausjubeln mögen, aber ich hütete mich und jubelte still in mich hinein. Bedächtigen Schrittes gingen sie in's Verderben, den zwölfen folgten weitere fünfzehn und als der letzte Trupp die Oeffnung des Kheddahmundes passiert hatte, loderte sofort hinter ihnen eine mächtige Lohe auf, Feuer­werkskörper explodierten, Schüsse knallten und aus Hunderten von Menschenkchlen ertönte ein infernalisches Geschrei, so daß die zu Tode er­schreckten Tiere mit aller Macht vorwärts drängten und im nächsten Augenblicke in der Kheddah saßen. Das Tau wurde mit einem Dhahiebe gekappt, das Gatter fiel krachend nieder und der laute Schall eines Gongs zeigte den auf ihren Posten verbliebenen Wächtern an, daß die Herde gefangen war. Sehr belustigend war der Um­stand, daß ein Nachzügler, der sich noch außer­halb der Kheddah befand, als das Gatter ge­schlossen wurde, letzteres selbst bei Seite schob und auf diese Weise zu seinen gefangenen Kame­raden gelangte. Erst zu spät sah er ein, daß er besser daran gethan hätte, draußen zu bleiben und daß das Gatter sich zwar nach innen, keines­wegs aber nach außen öffnete.

Von allen Seiten stürzten nun jubelnd in Hellen Haufen die Treiber und Wächter herbei, die Menschen schienen geradezu aus dem Boden zu wachsen und nach wenigen Minuten drängten sich nahezu tausend Menschen, denn auch aus den entferntesten Dörfern waren Garos herbei­geströmt, um dem Fange beizuwohnen, schwätzend, lachend und diskutierend um die Kheddah, in der unter den Füßen der gefangenen, wie wahn­sinnig herumtosenden und nach einem Ausweg suchenden Elefanten die künstlich eingepflanzten Bambus bereits in Atome zermalmt waren. Siebenundzwanzig Tiere waren erbeutet. Tiere in allen Größen von einem Baby im jugend­lichsten Alter bis zum stärksten Bullen, der je in Assam gesehen worden war.

Die Elefanten tobten in ihrem engen Ge­fängnis umher, daß man glauben konnte, sie würden sich gegenseitig zerdrücken oder die ganze Kheddah auseinander sprengen. Mehrfach ver­suchten sie die Wände einzurennen, sobald sie aber mit ihren Rüffeln gegen die Pallisaden prallten, erhielten sie von außenstehenden Wäch­tern Sperrstiche in den Rüssel oder blinde Schüsse ins Gesicht, worauf sie sich brüllend, pustend und fauchend zurückzogen. Besonders hatten sie es auf den schwächsten Teil der Kheddah, die Fallthür, abgesehen. Sie schienen wie Mephistopheles zu denken,wo sie hinein­geschlüpft, da müssen sie hinaus," aber sie

hatten ihre Rechnung ohne Mr. Savi gemacht, der jeden Rammversuch mit einer Gewehrsalve wirksam abschlug.

Stundenlang konnte ich dem Treiben der ihrer Freiheit beraubten Könige der Wälder zu­schauen, es war ein Stück Dante'scher Hölle, welches sich da unter mir in dem engbegrenzten Raume abspielte, ein Bild von schauerlicher Großartigkeit. Abends herrschte im Lager lauter Festesjubel; die Garos hatten sich Bambusflöten geschnitzt und bildeten ein 200 Mann starkes Orchester. Raketen und Leuchtkugeln erhoben sich zischend und puffend über die sonst so stillen Wälder der Wildnis und von der Kheddah herauf tönte das furchtbare Gebrüll der mit ihrem Schicksal hadernden Gefangenen.

Die Tragweite des Mannlichergewehrs ist in Miskolcz im ungarischen Komitat Borsod in unerwünschter Weise erprobt worden und bildet den Gegenstand einer strengen Untersuch­ungen. Während der großen Herbstschießübungen der dort konzentriert gewesenen Kaschauer Bri­gade hat ein Infanterist über das Ziel hinaus­geschossen. Die Kugel durchbohrte den Brust­korb eines jungen Bauernburschen, der hinter der Schießstätte in einer Entfernung von 2000 Metern in einem Weingarten vor einer Lehm­hütte saß. Dann durchlöcherte das Geschoß auch die Wand an der Hütte und grub sich dahinter im Flugsande ein. Der Aufichrci des Getroffenen machte die Offiziere stutzen und man fand den verwundeten Burschen bewußtlos in seinem Blute liegen. Sofort wurde die Schießübung einge­stellt, da in dem benachbarten Weinberge auch andere Bauern arbeitend gesehen wurden.

Kleider für die russische Kaiserin. Französische Blätter geben folgende, gewiß jedes Frauenherz berückende Beschreibung der zwölf Kleider, die von der Stadt Lyon der Zarin zum Geschenke gemacht wurden: 1) Ein Kleid aus gerissenem Sammet, im Stile Heinrichs II., dessen knospengrüner Grund mit schwarzen Federn bedeckt ist; 2) ein Kleid aus himmelblauem Atlas, das mit lilafarbenen Blütenzweigen und dem dazu gehörigen Blattwerke bestickt ist;

3) ein Kleid aus heliotropfarbenem Sammet;

4) ein Kleid aus himmelblauem Moire, das mit geknickten Rosen besäet ist; 5) ein Kleid aus rahmfarbenem, fassonniertem Sammet auf mal- venfarbenem Grunde; 6) ein Kleid aus elfenbein­farbener Seide; 7) ein Kleid aus wahrhaft bewundernswertem Atlas vonSonnenunter- gangs"-farben; 8) ein Kleid aus schneeweißem Atlas; 9) ein Kleid aus Brokat, dessenmorgen- rötefarbener" Grund mit Mimosen- und Ane­monenzweigen bestreut ist; 10) ein Kleid aus demselben Stoffe mit Feldblumen; I I) ein Kleid aus prachtvoller, sammetartiger,morgenröle- farbener" Seide, das mit goldenen Sternen durchsteppt ist, und endlich 12) ein Kleid aus schillerndem Seidenstoffe von der herrlichsten Arbeit, die man sich denken kann.

(Kein Zweifel.) Major (zu einem Sol­daten):Können Sie schwimmen?"Soldat: Ja. Herr Major!" Major:Wo haben Sie es gelernt?" Soldat:Im Wasser, Herr Major!"

(Zur Orientierung.) Der Pedell einer Universität brachte bei seiner Wohnung zu ebener Erde folgende Ankündigung an:Nehme Herren Studenten in Kost und Wohnung auf. Uni­versität im Hause."

Citat-Rätse l.

(Aus jedem Citat ist ein Wort zu nehmen, sodaß ein neues Citat entsteht.)

1. Wer will unter die Soldaten.

2. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten. ,

3. Wer wagt es Rittersmann oder Knapp.

4. Der Abend küßt mit Gold die See, sem

wildes Kind.

5. Es ist nicht alles Gold, was glänzt,

6. Wer, holdes Kind, dein Herz gewinnt, Als Preis in dem Turnei.

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Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.