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„Und wann's mi gleich auf der Stelle umbringen — i Hab' kan nöd g'segen! — Da müaßt grad eini kommen san, daweil i drüben a Schachtel Zündhölzer g'holt Hab!"
„Da ließen Sie wohl das Haus offen, Sie nichtswürdige Person?"
„Na, wegen dö zwa Minuten a no zu sperre, wann ma nöd was, wo am der Kopf steht vor Arbeit! Was wird's denn sei? Halt a Präsent was aner bracht hat.
„Ein Präsent?" lachte Herr Mopler in verzweiflungsvollem Hohn. „Ja, ein Präsent, welches mir Franz Hecht macht!" Deckenhoch werden Sie springen, deckenhoch!" drohte er. — Ich begreife nun was er meinte. In dieser Kiste ist Dynamit. Ein Funke — oder eine unvorsichtige Berührung und wir fliegen alle miteinander in die Luft."
„Jesus, Maria und Josef!" kreischte Rest in die Küche flüchtend, während die beiden Damen sich kraftlos in die Arme sanken.
(Fortsetzung solgt.l
Aus Preßburg wird geschrieben: Was der Erlaß des Bischots Boldizsar an die Seelsorger der Umgebung, die Kanzelpredigten der Letzteren, ja sogar die Behörde und die Gen- damerie nicht erreichen konnten, das hat dieser Tage ein guter Einfall des Malaczkaer Obcr- stuhlrichters Nagy bewirkt. Der Gairinger Wunderbrunnen halte seit Monaten den Behörden viel Kopfzerbrechens bereitet, weil aus Niederösterreich Mähren und Ungarn wöchentlich Tausende von Menschen in großen Prozessionen zu dem Wunderbrunnen kamen, um dort Heilung von allen möglichen Leiden zu suchen und zur Muttergottes, welche im Brunnen angeblich wiederholt gesehen wurde, zu beten. Oberstuhlrichter Nagy kam nun dieser Tage auf den glücklichen Einfall, ein ganzes Faß Kreolin in den Brunnen gießen zu lassen. Gleichzeitig ließ er die Heiligenbilder und Gebettafeln, welche an den Bäumen um den Wunderbrunnen angebracht waren, entfernen und übergab dieselben dem Ganinger Pfarrer zur Aufbewahrung. Zugleich mit dem Oberstuhlrichter war ein Gendarmerie-Lieutenant mit zwanzig Mann in Gairing erschienen. Die Gendarmerie besetzte sämtliche nach Gairing führenden Straßen, um die von allen Seiten kommenden Prozessionen abzuhalten. Trotzdem waren in der vergangenen Nacht abermals gegen 700 Menschen beim Brunnen. Da aber das durch Kreolin schmutzig gewordene Wasser ungenießbar und überdies dem Brunnen ein fürchterlicher Geruch entströmte, so war es bei den Slovaken mit der Schwärmerei für den „Wunderbrunnen" bald vorbei und das Volk nennt ihn seit jenem Tage den „Teufels- brunnen".
(Ein „Distanz-Rauchen.") In der Zeit der Distanzleistungen aller Art dürfte schließlich auch ein Wettrauchen nicht fehlen, und so ist ein solches auch von dem Rauchklub, welcher den geschmackvollen Namen „Giftnudel" führt, veranstaltet und am Samstag abend im Vereins- lokal, einer Schankwirtschalt in der Manteuffel- straße in Berlin, zum Austrag gebracht worden. Den Preis, bestehend aus einem Zigarren-Etui und 200 Stück Zigarren, sollte derjenige erhalten, der während der festgesetzten 2stündigcn Rauchzeit die meisten Zigarren aufraucht. Die bei dem Preisrauchen konsumierten Zigarren wurden vom Klub geliefert und waren selbstverständlich von gleicher Sorte. Den Preis gewann ein Schlosser namens Knopf, der innerhalb der vorgeschriebenen zwei Stunden nicht weniger als 10 Zigarren in Asche verwandelte. — Einigen der Herren schien aber das Preisrauchen nicht gut bekommen zu sein, denn einer nach dem anderen retirierte aus dem Lokal, und alle kehrten nach einiger Zeit mit leichenblassem Gesicht zurück. — Unsinnige Wetten.
Aus dem Elsaß, 31. Okt. Das „Mühl. Volksbl." erzählt folgende originelle Jagdgeschichte: Es war Mondschein. Zwei Jäger lauerten auf Füchse. Einer der Jäger, ein erfinderischer Geist, hatte aus einer Nußschale
und einigen Pferdchaaren ein Lockinstrument verfertigt, womit er das Geschrei des Hasen genau nachzuahmen vorgab. Der andere war schußfertig, um den ersten Fuchs niederzuknallen, der sich heranwagen würde, durch das vermeintliche Hasengeschrei angezogen. Der Erfolg blieb nicht aus, nur war er etwas eigenartiger Natur. Ein Uhu nämlich — das Vieh ist ebenfalls Liebhaber von Hasenfleisch — hörte und erblickte den musikalischen Jäger, sah dessen Pelzmütze für einen Hasenpelz an, stürzte sich auf das vermeintlich schreiende Langohr und flog stolz mit des Jägers Pelzmütze davon.
Ein ergötzlicher Gaunerstreich wurde dieser Tage in Worms verübt. Von zwei fremden Burschen fehlte cs dem Einen an Fußbekleidung, Mittel zum Ankauf waren auch nicht vorhanden und so kamen Beide nach längerer Beratung auf den Gedanken, folgendes Stückchen auszuführen. Der Eine begab sich in einen Schuhladen, ließ sich Stiefel vorlegen und probierte sie an. Als er eben ein Paar paffende an den Füßen hatte, trat der Andere eiligst in der, Laden, versetzte ihm rechts und links ein paar tüchtige Ohrfeigen und ergriff wieder die Flucht. Diese schmähliche Beleidigung konnte sich der zum Tode erschrockene Geschlagene doch nicht ohne weiteres gefallen lassen. Er besann sich nicht lange und rannte dem Miffethäter sofort auf dem Fuße nach. In wilder Flucht sprangen die Beiden die Straße entlang, während der Ladenbesitzer — neugierig darüber, ob der Beleidigte den Thäter einholen würde — ihnen nachschaute, bis sie in einer Seitengasse verschwunden waren. Der Ladenbesitzer wartet noch heute auf die Rückkehr der Burschen.
Einen Geschäftsbrief mit einer Fülle unfreiwilligen Humors sandte kürzlich ein biederer ostpreußischer Viehzüchter an einen Fleischermeister in Königsberg. Das Schreiben lautet mit Beibehaltung aller orthographischen und stilistischen Lizenzen nach der Mitteilung der „Köln. A. Ztg." wörtlich folgendermaßen: „Da Sie Lieber Freund ein Schlechter sind, so habe ich mich einen Ochsen für Sie angekauft, auf den wir woll handeln. Da ich nicht interessant bin und Sie so feines Gefühl haben, daß er so gut bei Leibe ist gesund wie meine übrige Familie, die bestens grüßen läßt. Unter 70 Thalern kann ich mich aber von dem Vieh trennen und sollen sie für den Preis auf Michaeli noch zwei Ochsen in einem Briefe erhalten. Es giebt zwar noch andere Ochsen genug, die wohlfeiler sind, aber die sind keinen Schuß Pulver wert. Kürzlich sind auch Kälber fertig geworden. Meine fetten Hammel sind dies Jahr etwas mager, weil es tn die große Trockenheit nicht geregtnet hat. Noch bitte ich, ob ich in der Wurstzeit nicht eine Partie von ihren Gedärmen bekommen kann, denn ich gebe mich nicht mehr mit Schweinen ab. Schreiben Sie mir nur, ob die Ochsen noch früher kommen sollen als Michaeli kommt, dann mache ich mit Ihnen auf den Weg, sonst bleiben Sie so lange bei mir auf ein ehrliches Gewissen in Fütterung, denn was ich nur so im Kopfe habe, sind an die 10 Fuder Haberstroh und ich habe mich auch anders tüchtig Dreschen lassen. Bis auf weitere Beantwortung verbleibe ich bis auf meine Ochsen der Ihrige."
Vergiftung durch Hühnereiweiß. Die Berliner klinische Wochenschrift teilt einen Ber- giftungsfall durch Hühnereiweiß mit, der den Hausfrauen zur Warnung dienen kann. Es handelt sich um die Vergiftung einer aus sechs Personen bestehenden Familie durch den Genuß einer Puddingsauce, die aus Hühnereiweiß bereitet war, das man etwa 8 Tage aufbewahrt hatte; das zugehörige Eigelb hatte zuvor andere Verwendung gefunden. Schon beim Schlagen des Eiweißes zu Schaum war der fade Geruch und die trübe Farbe der in einem reinen Glas- gcfäsfe an einem kühlen Orte aufbewahrten Masse ausgefallen. Da sich diese durchaus nicht zu Schaum schlagen lassen wollte, nahm die allzu sparsame Hausfrau dos Eiweiß von einigen frischen Eiern mit zu Hilfe, und nun gelang die
Schaumbildung einigermaßen. Pudding samt Sauce wurden mit Genuß verzehrt, aber etwa 15 Stunden später traten bei allen Familienmitgliedern, die von der Sauce genossen halten, heftige Vergistungserscheinungen auf, die sich in lehmungsartiger Schwäche der gesamten Muskulatur des Körpers, beschleunigter Herzthätigkeit, starkem Uebelbefinden und dergleichen kundgaben und erst nach energischer ärztlicher Behandlung der Kranken verschwanden. Diese Erscheinungen gleichen denen, die sich nach Wurst-, Fleijch- und Fischvergiftungen zeigen. In all diesen Fällen entstehen durch eine faulige Zersetzung von Eiweiß starkgiftige Stoffe. Auch die vielbesprochene giftige Wirkung der Miesmuschel ist auf Bildung von Zersetzungsprodukten des Eiweißes zurückzuführen. Es ist nachgewiesen worden, daß gefundene Muscheln, in stagnierendes Wasser gebracht, giftig wurden, ihre giftigen Eigenschaften aber verloren, sobald sie sich wieder längere Zeit in fließendem Wasser befanden.
Schatzbedürftige Mädchen. Dem „Bezirksanzeiger" von Goßau ist zu entnehmen, daß der Regierungsrat aus dem Alkoholzoll 800 Fr. an das „Asyl für schatzbedürftige Mädchen in St. Gallen" vergabt hat. Vermutlichin das Asyl für „schutzbedürstige Mädchen" bestimmt. Wollte der St. Galler Regierungsrat die schatzbedürftigen Mädchen subventionieren, so müßte er ein ganzes Heer Schreiber engagieren, um die zahlreichen Anmeldungen beantworten zu können, meint der St. Galler Stadtanzeiger.
(Selbst widerlegt.) „Was doch diese Blätter immer über die Zerstreutheit der Professoren witzeln!" sagt Professor Moppel im Kaffeehause, indem er die Zeitung weglegt und seine Brille putzt. „Sag' mal, Nike, hat Du mich schon jemals zerstreut gesehen?" — „Aber, Herr Professor," 'bemerkt eine neben ihm sitzende befreundete Dame, „Sie haben ja Ihre Frau schon vor einer halben Stunde nach Hause geschickt!"
(A u!) „Na, Arthurs Heirat, das ist auch die reine Telephon-Heirat." — „Telephon- Heirat? Was ist denn das? Sag' nur, wieso denn?" — „Nun eine Heirat, bei der der „Draht" die einzige Verbindung bildet."
(Zerstreut.) „. . . Also a ch t Kinder haben Sie jetzt, Herr Professor? Als ich Sie in früheren Jahren 'mal besuchte, waren's wohl noch nicht so viel?" — „Das mag sem . . . aber unter vier sind's nie gewesen!"
(Aus der Schule geplaudert.) Literatur- Lehrerin: Welche Ode ist Ihnen neben den Horazischen die liebste, Fräulein Emma? — Fräulein Emma: Die Ode-Cologne.
Auf dem Felde zurückgelassene kranke Kartoffeln bilden für Engerlinge und Larveneinen geeigneten Schlupfwinkel, wo diese sicher der Verpuppung entgegen gehen. Anderenfalls finden namentlich Feldmäuse daran hinreichende Futterstoffe, wodurch deren Erhaltung und Vermehrung Vorschub geleistet wird. Daneben muß besonders des Umstandes gedacht werden, daß durch angefaulte Kartoffeln eine Ueber- tragung des Kartoffelpilzes für die nächste Ernte vorbereitet wird. Wer der Ausbreitung der Kartoffelkrankheit entgegenarbeiten will, der lasse keine verfaulten oder angefaulten Knollen auf dem Felde liegen, sondern sammle diese zu Haufen, die dann in ein tief gegrabenes Loch geschüttet und mit Kask übergossen werden. Desgleichen ist erforderlich, daß die nach dem Auslesen der Kartoffelhaufen sich zeigenden Engerlinge vertilgt werden.
Auflösung des Rätsels in Nr. 173.
Wartburg.
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