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diugs ein Plan für die Gefangennahme der Kaiserin- Witwe ausgearbeitet worden. Hierbei seien dem General Bailloud und dem Oberstleutnant Marchand hervorragende Aufgaben zugedacht gewesen. Diplomatische Bedenken hinderten aber die Ausführung des Planes.
Berlin, 28. April. Der Lokal-Anzeiger meldet aus Houotschou vom 26. vormittags: General Bailloud meldet, die Vicckönige von Schansi hätten ihn benachrichtigt, daß der Kaiser von China dem General Liu befohlen habe, fünf Regimenter, die die am weitesten vorgeschobenen Stellungen inne hatten. Zurückzuziehen und die weitere Regelung der Angelegenheit einer persönlichen Unterredung mit Bailloud zu überlassen. Er habe jedoch die nachgesuchte Unterredung abgelehnt. — Heute erreichten die deutschen «nd französischen Truppen die große Mauer an verschiedenen Thoren. In Huolou entdeckten die Franzosen verschiedene Minen und zerstörten sie. Gestern ereignete sich hier eine Pulver-Explosion. In einem verlassenen chinesischen Hause fanden vier Mann von der 5. Compagnie des 3. ostasiatischen Infanterie-Regiments offene mit Pulver gefüllte Gefäffe. Um den Inhalt zu untersuchen, zündeten die Soldaten Streichhölzer an, worauf die Explosion erfolgte. Getötet wurden: Johann Schubert aus Wegeleben, schwer verwundet Friedrich Beck. Tie beiden andern trugen leichte Brandwunden davon.
London, 27. April. Es wird bestätigt, daß die Engländer sich 16 Kruppscher Geschütze, welche sich in vortrefflichem Zustande befanden, bemächtigt haben. Außer diesen Geschützen nahmen sie noch 77 mit Munition beladene Wagen in der Nähe von Kai-Pin fort. KastPin befindet sich zwischen Taku und Shanhaikwan. Die Engländer haben den Eingeborenen, welche das Vorhandensein dieser Geschütze entdeckt hatten, zwei mit Silber gefüllte Wagen als Geschenk überwiesen.
London, 27. April. Die amerikanischen Vertreter telegraphieren, daß, wie bereits berichtet wurde, die Kaiserin-Mutter einen nationalen Verwaltungs-Ausschuß ernannt hat, der von ihr beauftragt wurde, die Regierung zu übernehmen. Man glaubt in dieser Haltung der Kaiserin-Mutter ein Zeichen zu sehen, daß sie auf ihre autokratischen
Rechte verzichtet. Jedenfalls wird dieser Regierungs- Ausschuß die Unterhandlungen zwischen den Mächten und China erleichtern.
Für Lehrmeister mid Lehrlinge.
Aus einem Bericht, welchen der mit mit dem Fortbildungsschulwesen vollkommen vertraute Herr Professor Haug in Calw an die Handelskammer erstattet hat, teilen wir Folgendes mit:
Der Unterrichtsbetrieb an den gewerblichen Fortbildungsschulen, der schon durch die Vorschriften von 1892 auf die notwendige enge Fühlung mit dem Handwerk hingewiesen worden war, hat durch die Schulausstellung von 1899 eine ne«e Förderung erfahren. In dem am Ende des vorigen Jahres ausgegebenen zusammenfassenden Urteil der K. Kommission für die gewerbl. Fortbildungsschulen über diese Ausstellung ist mit Recht hervorgehoben, daß die Entwicklung der Schulen sich im allgemeinen in den durch jene Vorschriften vorgezeichneten Bahnen gehalten habe und daß die zu Tage getretenen Mängel in der Hauptsache darin ihre Erklärung finden, daß eben diese Vorschriften nicht überall die gebührende Beachtung gefunden hätten. Nicht auf schablonenhafte Einförmigkeit und theoretische Gelehrsamkeit ist das Ziel der Fortbildungsschulen gerichtet, sondern in freier Ausgestaltung jeder einzelnen Schule nach den örtlichen Bedürfnissen und in praktischer Arbeit mit ihren Schülern sollen sie dem Handwerke dienen. Ein wirklicher Erfolg wird aber nur da erzielt werden können, wo nicht allein die Lehrer ihre eigenartige Aufgabe an der Fortbildungsschule mit vollem Verständnis auffassen, sondern auch die Handwerksmeister der Schule Interesse entgegenbringen und dadurch ihre Bestrebungen unterstützen. Jeder Fortbildungsschüler sollte aus seiner Werkstättc die Ueberzeugung mitbringen, daß sein Lehrherr ein wachsames Auge auch auf den Fortgang seiner Schularbeiten hat und daß es ihm nicht gleichgiltig ist, ob der Lehrling in Zeichnen, Geschäftsaufsatz, Rechnen und Buchführung sich die für sein späteres Fortkommen unentbehrlichen Kenntnisse erwirbt oder nicht. Diese Ueberzeugung wird dem Schüler schon dann beigebracht werden, wenn er seinen Meister dafür besorgt sieht, daß er rechtzeitig, womöglich nach einer kleinen Ruhepause aus der Werkstatt
zur Schule kommt, ferner wenn sich der Meister von Zeit zu Zeit einmal bei dem oder jenem Lehrer nach seinem Lehrling erkundigt und auch an den kleinen öffentlichen Schulfeiern, den Preisverteilungcn u. s. w. teilnimmt. In diesem Sinne auf die Meister einzuwirken, wäre insbesondere auch eine Aufgabe der Gewerbevereine, die ja nunmehr in den Handwerkerkammern eine centrale Vertretung haben, bei welcher man das Verständnis für solche Wünsche voraussetzen darf. Wenn aber der Lehrling, abgehetzt und müde, direkt von der Arbeit weg, oft mit ungewaschenen Händen und zu spät das Schulzimmer betritt, wo soll da die für den Abendunterricht doppelt nötige Lernfreudigkeit Herkommen? Da gestaltet sich die Unterrichtszeit der Abendschule häufig zur Qual für Lehrer und Schüler und erleichtert atmen beide Teile aus, wenn die Stunde der Erlösung schlägt. Aus den kläglichen Resultaten aber, die an solchen Schülern bei der Lehrlingsprüfung in den Schulfächern zu Tage treten, läßt sich dann häufig schon der berechtigte Schluß ziehen, daß es der betreffende junge Alaun trotz aller in der Werkstatt erworbenen Handwerksfertigkeit als selbständiger Meister später einmal nicht besonders weit bringen wird. Möchten die mit der Neuordnung der Lehrlingsprüfung beauftragten Handwerkerkammern nicht versäumen, ihr Augenmerk auch auf diesen Punkt zu richten. Möge überhaupt bei dieser Neuordnung der Prüfung in den Schulfächern ihr Platz gewahrt bleiben und der junge Handwerker immer mehr einsehen, daß ein für das Leben unentbehrlicher Fond von Kenntnissen in der Fortbildungsschule erworben werden muß.
Lrmdw. KrzirlrsVers!» Calw.
Am nächsten Gonntag, '5. Mai, nachm. 2'/, Uhr, findet ein Vortrag über Nadelreis- stren von Hrn. Landesökonomierat Länderer von Kirchberg im Badischen Hof in Calw statt.
Ein zahlreicher Besuch ist erwünscht.
Die HH. Ortsvorsteher wollen die Vereinsmitglieder hierauf aufmerksam machen.
Calw, den 29. April 1901.
Der Vereinsvorstand: Voelter, Reg.-Rat.
Amtliche KrkiiimtimchiMii.
Al Amtsgericht (Lalw.
In das Handelsregister für Einzelfirmen wurden am 19. April 1901 als neue Firmen eingetragen:
Nr. 181. Carl Schnanffer; Sitz in Calw; Inhaber: Carl Schnauffer;
Konditorei mit Spezereiwarenhandlung und Cafö.
Nr. 182. Carl Costenbader ; Sitz in Calw; Inhaber: Carl Costen- bader; Konditorei und Spezereiwarengeschäft.
Nr. 183. Ludwig Kemps, I. C. Mayer s Nachf.; Sitz in Calw;
Inhaber: Ludwig Kempf; Gemischtes Warengeschäft.
Nr. 184. Georg Pfau; Sitz in Calw; Inhaber: Georg Pfau; Weinhandlung.
Nri 185. Gottlob Wörner; Sitz in Calw; Inhaber: Gottlob Wörner; Färberei.
Nr. 186. Gustav Schlatterer; Sitz in Calw; Inhaber: Gustav Schlatterer; Petroleumhandel sn Fi'os.
Nr. 187. Carl Prahler; Sitz in Teinachthal, Gemeinde Altbulach;
Inhaber: Carl Praß! er; Marmorwarenfabrik.
Nr. 188. Friedrich Hubel; Sitz in Gechingen; Inhaber: Friedrich Hubel; Gemischtes Warengeschäft, Handel mit Eisen und Farbwaren.
Nr. 189. Christian Straile; Sitz in Althengstett; Inhaber: Christian Straile; Gemischtes Warengeschäft.
Nr. 190. Friedrich Schönle«; Sitz in Liebenzell ; Inhaber: Friedrich Schönten; Gemischtes Warengeschäft.
- Nr. 191. Louis Bader; Sitz in Unterreichenbach; Inhaber: Louis Bader; Leder- und Rohwarenhandlung.
Stv. Amtsrichter
Dinkelaker.
Fahrnis-Verkauf.
Die in der Verlassenschaftsmasse des zu Rödelheim bei Frankfurt a. M. verstorbenen
Heinrich Christian Beiher, led. Metzgers von hier, vorhandene Fahrnis, nämlich
1 filb. Cilinderuhr samt Kette, Kleider und Leibweitzzeug, 1 größerer Koffer und ein Reisehand
koffer, sowie etwas Metzgerhandwerkszeug
wird am
Dienstag, den 3«. APrU 1901, von nachm. '/'3 Uhr an, in der Wohnung des Bäckermeisters Gehring, Lederg. Nr. 176, im öffentlichen Aufstreich verkauft, wozu die Liebhaber eingeladen werden.
Calw, den 27. April 1901.
K. Bezirksnotariat. G.-Notar Karl ein.
Calw.
Kisaenschafts-
Perkauf.
Das in der Verlassenschaftsmasse des verst. Wilhelm Kaag, gewes. Küfers und Straßenwärters hier, vorhandene Grundstück Parz. 2018: 38 s, 55 gw willkürlich gebauter Baumacker an der Sausteige,
bis jetzt angekauft zu 610
wird am
Donnerstag, den 2. Mai ds. Js., vormittags 11 Uhr,
wiederholt und letztmals im öffentlichen Aufstreich verkauft, wozu die Liebhaber eingeladen werden.
Calw, den 27. April 1901.
K. Grundbuchamt. Karlein.
Urr. Helle
Malzkeime
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