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Birkenfeld, 27. Okl. Heute Freitag nachmittag wurde das Pumpwerk zur hiesigen Wasserversorgung in Betrieb gesetzt und lieferte dasselbe das Wasser nach kurzer Zeit ohne legliche Störung ins Hochreservoir, wo es von den Anwesenden unter großer Freudenbezeugung empfangen wurde. In Folge dessen wird nun die hiesige Einwohnerschaft in den nächsten Tagen in den Genuß des schon längst ersehnten Wassers kommen, was derselben herzlich zu gönnen ist.
Pforzheim, 27. Okt. Das Wahl- Ergebnis der heute vorgenommenen Ergänzungswahl für den badischen Landtag ist folgendes: Für Pforzheim Stadt: Wittum (nat.-lib.) 113, Roller (soz.-dem.) 29 Stimmen; für Pforzheim Landbezirk: Frank (nat.-lib.) 116, Schüler (soz.-dem.) 39, Stadtrat Beltmann (ultr.) 1 Stimme.
Pforzheim, 27. Okt. Gestern Abend eröffnete der Kunstgewerbeverein im Gasthof zum „Schwarzen Adler" seine Wintervorträge mit der I. öffentlichen Berichterstattung derjenigen Herren, die im Aufträge der großh. Regierung die Weltausstellung in Chicago besucht haben. Es sprachen zunächst Hr. Direktor Waag und Hr. Kabinetmeister Schmerle über ihre in Chicago gemachten Erfahrungen; das die hiesige Geschäftswelt in höchstem Maß anziehende Thema hatte auch so viel Zuhörer an- gelockt, daß sämtliche Räume dicht besetzt waren.
Neuenbürg, 28. Okt. Weißkraut findet zu 7—11 ^ Pr. 100 St. raschen Absatz.
Deutsches Weich.
Dem „N. Tgbl." schreibt man aus Berlin, 25. Okt.: Wer zufällig einmal nach Spandau kommt, eine Garnisonstadt, in der sonst nicht eben viel zu sehen ist, dem wird mit besonderem Stolze der „Julius-Turm" gezeigt. Liegen doch in dessen Gewölben nicht weniger als 120 Mill. Mark in Doppelkronen. Es ist der Reichs- kriegsschatz, dessen Bestimmung dahin geht, im Falle eines Krieges ausgeschüttet zu werden, um die Kosten der Mobilmachung zu bestreiten, überhaupt die Militärverwaltung vom Kapitalmärkte unabhängiger zu machen. Freilich wird der Fonds für diesen Fall nicht weit reichen. 1870 kostete jeder Tag der Mobilmachung 6 Millionen; jetzt, wo ein so viel größeres Heer vorhanden ist, rechnet man kaum zu hoch, wenn umn den täglichen Bedarf aus 20 Millionen Mark anschlägt. Der Kriegsschatz wird also im Ernstfälle schon in der ersten Woche zerschmolzen sein. Es wurde deshalb auch wiederholt der Vorschlag gemacht, den Kriegsschatz entweder ganz aufzuheben oder ihn so auszu- stallen, daß er thatsächlich zur Mobilmachung hwreicht. Das letztere erfordert indessen sehr bedeutende Summen, und da ist nicht allein guter Rat teuer. Das erstere scheint wenig empfehlenswert. Man darf das moralische Element nicht unterschätzen. Diese 120 Millionen
sind für den Kredit des Reiches von Bedeutung, namentlich dann, wenn der Eintritt eines Krieges eine Panik auf dem Geldmärkte herorrufen würde. Daß es in letzter Linie nicht allein auf die Höhe eines Kriegsschatzes, sondern auf geordnete Finanzen ankommt, wenn ein so gewaltiger Anprall, wie es eine Mobilmachung ist, überstanden werden soll, liegt auf der Hand. Es ist gelegentlich einer Beratung über die neue preußische Vermögenssteuer regierungsseitig angedeutet worden, daß man vielleicht einmal zu besonderen Zwecken eines Ueberblickes über das im Lande befindliche Vermögen bedürfen könnte. Also im Notfälle, wenn die Unterbringung von Anleihen versagte, würde das Reich eine Art Kriegssteuer von dem Privatvermögcn erheben. Nun bestehen aber Vermögenssteuern, die den einzig sicheren Anhalt gewähren, nur einzelnen Bundesstaaten. Schon aus diesem Grunde würde eine Reichs-Vermögenssteuer angezeigt sein, abgesehen davon, daß diese Steuer, selbst unter Freilassung der kleinen Vermögen wirklich nur die tragfähigcn Schultern belastete und genug, ja mehr Erträge lieferte, die Kosten der Militärvorlage zu decken. Was in den Einzelstaaten an Vermögenssteuer gezahlt wird, daß ist verhältnismäßig so geringfügig, daß die Weitererhebung neben der Reichssteuer durchaus keine „Konfiskation" der Vermögen bedeuten würde.
Berlin, 26. Okt. Der „Reichsanzeiger" schreibt: Im Reichseisenbahnamt fand gestern unter Beteiligung von Vertretern mehrerer Bundesregierungen eine Vorbesprechung statt, um im Interesse des Verkehrs und der Erhöhung der Betriebssicherheit einheitliche Vorschriften für den Fahrdienst der Eisenbahnen Deutschlands durchzuführen. Weitere Verhandlungen sollen folgen.
Die Vorlage des sogenannten „Bankdepotgesetzes" ist nunmehr soweit gediehen, daß wohl noch im Laufe des nächsten Monats der Entwurf an den Bundesrat zur Beschlußfassung gelangen wird. Die Arbeit, wie sie jetzt vorliegt, entspricht durchaus dem Bilde, das sie bereits in der vorigen Legislaturperiode bot. Es werden Vorschriften über strenge Absonderung der in Depot gegebenen Effekten von den eigenen Beständen des Bankiers getroffen, sowie über die Pflicht, die Nummern sofort aufzugeben und im Falle einer Einkaufkommission die betreffenden Werte sofort einzulragen. Eine besondere Erweiterung enthält der neue Entwurf gegenüber dem alten durch die Bestimmung, die den Zeitpunkt genau fixiert, in dem die eingekauften Wertpapiere von dem Kommissionär an den Auftraggeber eigentümlich übergehen; dieser Termin ist der Augenblick der Ausführung des Kaufauftrages.
München, 26. Okt. Die Kammer der Abgeordneten nahm in zweiter Lesung einstimmig und endgtltig die Regierungsvorlage betreffend Maßnahmen zur Abhülfe des Futternolstandes an. Der Minister des Innern stellte die baldige Aufhebung des österreichischen Futterausfuhr- verbotes m Aussicht. Der Fiuanzminister Frhr.
v. Riedel legte einen Gesetzentwurf betr. einen Grundsteuernachlaß für das Jahr 1893 vor.
Die Weltfirma Gebr. Stollwerck in Köln hat abermals einen großen Erfolg erzielt. Die Chicagoer Ausstellung hat derselben nämlich den 1. Preis auf Qualität, Haltbarkeit und Wohlgeschmack der Schokolade und Kakao, Herz- Kakao sowie Puder-Kakao, erteilt.
Auf dem bad. Schwarzwald haben die Vorboten des Winters schon Einzug gehalten. Auf mehreren Gipfeln liegt, wie von dort gemeldet wird, bereits Schnee.
Württemberg.
Stuttgart. Wie aus Berlin gemeldet wird, bleibt es dabei, daß S. M. der Kaiser am 7. Nov. zum Besuch S. M. des Königs in Bebenhausen cintrifft, ohne daß Stuttgart auf der Reise berührt wird. Im Gefolge des Kaisers werden General v. Hahnke, Oberhof- marichall zu Eulenburg, der Chef des Zivil- kabinets Dr. v. Lucanus, Oberstabsarzt Leuihold, General v. Plessen und 2 Flügeladjutanten sein.
Bekanntmachung der Zentralleitung des Wohlthätigkeitsvereins, betreffend die Ehrenzeichen für weibliche Dienstboten.
Die Bewerberinnen um das von Ihrer Majestät der Höchstseligen Königin Olga gestiftete Ehrenzeichen für weibliche Dienstboten werden aufgeforderl, ihre Gesuche mit einem Zeugnis der Dienstherrschaft über Jahr und Tag des Diensteintritts, über die Art der Dienstleistung, über etwaigen Uebertritt zu einer anderen Dienstherrschaft auf demselben Anwesen, über etwaige Unterbrechung des Dienstverhältnisses, über den Lebenswandel und das Verhalten des Dienstboten, unter Bezeichnung besonders hervorragender Leistungen — bei dem gemeinschaftlichen Amte einzureichen.
Spätestens bis zum 1. Dezember ds. I. sind diese Gesuche von dem gemeinschaftlichen Amt mit einem Zeugnis über Sittlichkeit und I Leumund der Bittstellerin unter Beurkundung der Angaben derselben und der Dienstherrschaft und Bezeichnung des Alters, der Konfession und des Heimatsorts der Bittstellerin der Zentralleitung des Wohlthätigkeitsvereins vorzulegen.
Für das Ehrenzeichen können weibliche Dienstboten vorgeschlagen werden, welche im Umfange des Königreichs nach zurückgelegtem vierzehnten Lebensjahre in Einer Familie oder in demselben Anwesen ununterbrochen wenigstens 25 Jahre lang treu und in Ehren dienen.
Ist das Dienstverhältnis durch äußere Verhältnisse. wie Krankheit von Angehörigen und dergleichen, ohne Verjchulgen des Dienstboten unterbrochen worden, so kann die vor Eintritt der Unterbrechung zurückgelegte Dienstzeit der nachfolgenden hinzugerechnet werden.
Stuttgart, 25. Okl. 1893. Köstlin.
Stuttgart, 24. Okt. Heute vormittag fand in der Kapelle des K. Zuchthauses hier eine Feierlichkeit statt, wie sie in den Annalen der Strafanstalten selten verzeichnet sein dürfte. Nach beendigter Firmungsfeier in der Marienkirche begab sich nämlich der hochw. Hr. Bischof