lkricheint DienSta gs, Donnerstags und Samstags. >> Dre lrinrückungSgebühr beträgt rin Bezirk und in nächster o Umgebung S Dsg. die Zeile, weiter entfernt 12 Psg. !?
Dienstag» den 30. April 1901
Vierteljährlicher Abonnementspreis in der Stadt Mk. 1.10 i' ins Haus gebracht, Mk. 1. 15 durch die Post bezogen im Bezirk; ! außer Bezirk Mk. 1^ 35.
Amtliche SeLarmtmachimgen.
Bekanntmachung.
In Lberhaugstctt ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.
Calw, den 29. April 1901.
K. Oberamt.
V o e l t e r.
Bekanntmachung.
Das diesjährige Jnvaliden-Prüfuugs- geschäft findet im Oberamt Calw am 22. Mai ds. Js., vormittags 8 Uhr statt.
Bei demselben haben sämtliche Invaliden pp. deren Pensionen mit dem 31. Oktober d. Js. ab- lanfen, zur Vorstellung zu gelangen.
Die betreffenden Mannschaften haben sich daher am 22. Mai er., vormittags 7'/- Uhr, auf dem Rathause in Calw einzufinden.
Sollte einer der vorstehend bezeichnten Invaliden diesem Befehl nicht Folge leisten, so wird er nicht weiter als pensionsberechtigter Invalide betrachtet; eine weitere Prüfung seiner Ansprüche kann außerdem erst bei der nächstjährigen Aushebung stattfinden und bleiben dieselben bis dahin unberücksichtigt.
Calw, 27. April 1901.
Königl. Bezirks-Kommando.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle für -ie Landwirtschaft und des K. Statistischen Landesamts, betreffend die Aufstellung und Berbreitung von Witterungsnachrichten und Witterungsvorherfagen.
1) Die telegraphische Wettervorhersage der K. meteorologischen Zentralstation auf den nächstfolgenden Tag, bestehend einschließlich der Adresse aus höchstens 8 Schlagworten, wird in diesem Jahr wieder, wie in den Vorjahren, in den 4 Monaten
Juni bis September, erstmals am 31. Mai auf den 1. Juni, letztmals am 29. September auf den 30. September, täglich um 10'/«—10'/- Uhr vormittags ausgegeben werden.
Diese Wettervorhersage, die als dringendes Telegramm mit Vorrang vor Privattelegrammen behandelt wird, kann gegen Vorausbezahlung
von 10 auf 1 Monat,
„ 24 für 3 zusammenhängende Monate,
„ 32 für alle 4 Monate
durch Vermittlung des nächstgelegcncn Telegraphen
amts bei der K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen bestellt werden.
Landwirtschaftliche Bezirksvereine, welche die telegraphische Wettervorhersage zu beziehen wünschen und diesen Wunsch rechtzeitig bei der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft anbringen, sowie die landwirs chaftliche Anstalt Hohenheim erhalten diese Wettervorhersage auf Kosten der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft unter der Bedingung öffentlichen Anschlags des Textes an geeigneter Stelle und gegen die Verpflichtung, eine fortlaufende Beobachtung über die Treffsicherheit der Vorhersagen cin- zurichten und die Ergebnisse dieser Beobachtung an die meteorologische Zentralstation mitzuteilen.
2) Neben dieser wird von der meteorologischen Zentralstation eine ausführlichere Wettervorhersage aus den nächstfolgenden Tag für öffentliche Blätter und sonstige Interessenten täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, um 10'/, Uhr vormittags ausgegeben. Tie Bezugsbedingungen sind bei dem K. Statistischen Landesamt zu erfragen.
3) Ferner wird eine Wetterkarte nach Einlauf sämtlicher Witterungsdcpeschen werktäglich, die auf Sonn- und Festtage fallenden je am nächsten Werktag, um 4 Uhr nachmittags ausgegeben. Tie. Wetterkarte enthält die Verteilung des Luftdrucks, Angaben über Wind, Wetter und Temperatur von
gegenwärtig 56 Stationen Europas, sowie die end- giltige, auf Grund der auf der Karte verzeich- neten Angaben abgeleitete Wettervorhersage für den nächstfolgenden Tag.
Tie Wetterkarte kostet: a. im Abonnement als Zeitung durch die Post bezogen (ohne Bestellgeld)
im Orts- und Nah- im sonstigen
verkehr Verkehr
vierteljährlich 2 90 Pf. 3
monatlich 1 — Pf. 1 ^.,
d. bei täglicher Abholung in der Druckerei des K. Statistischen Landesamts, Büchsenstr. 51 p., vierteljährlich .... 2 75 Pf.,
monatlich.— 95 Pf.
Stuttgart, den 24. April 1901.
K. Zentralstelle K. Statistisches
für die Landwirtschaft. Landesamt.
v. Ow. Zeller.
Tagesneuigkeiten.
Calw, 29. April. In Anbetracht der herrschenden Strcunot wird Landesökonomierat Länderer am nächsten Sonntag, nachm. 2'/, Uhr, im badischen Hof einen Vortrag über Nadelreisstreu halten. Bei der Wichtigkeit der Sache sollten die beteiligten Kreise nicht verfehlen, diesen Vortrag zu besuchen. Länderer, welcher als sehr tüchtiger Oekonom bekannt ist, wird bereit sein, auf Wunsch auch in anderen Fragen Auskunft zu erteilen. Derselbe ist zugleich Bezirks-Direktor der Norddeutschen Hagelversicherung sür den Schwarzwaldkreis.
Calw. In Deckenpfronn ist der Ausbruch von Geflügelcholera unter einem Bestände von 22 Hühnern konstatiert worden. Es erscheint unzweifelhaft, daß die Seuche durch um- herziehcnde Geflügelhändler dorthin verschleppt wurde.
LUlljkölO Tk. Nachdruck vcrbcten.
Gin Mädchenschicksal.
Frei nach dem Englischen von A. Wendt.
(Fortsetzung.)
II.
Jane mar nun bereits drei Wochen in Dates-Hall und hatte sich in dieser Zeit vortrefflich in die neuen, glänzenden Verhältnisse hineingefunden. Zuerst empfand sie etwas Heimweh, schrieb täglich nach Hause und war glücklich, einen Brief aus der Heimat zu erhalten; doch kaum merklich, nach und nach, verlor sich dies Interesse, wenigstens hatte sie heute die Entdeckung gemacht, daß mehrere Briefe von Robert und Willy sich uneröffnet auf ihrem Schreibtische befanden — bei all den Zerstreuungen und Abwechselungen in ihrem jetzigen Leben hatte sie nicht Zeit gefunden, dieselben zu lesen; auch jetzt noch hielt ein unbestimmtes Etwas sie davon zurück. Trotz alledem hatte sie heute einen lustigen Brief an Willy geschrieben und ihm von all dem Schönen erzählt, das sie hier sah und erlebte; aber niemals hatte sie bisher Sir Harry in ihrem Schreiben erwähnt, obgleich dieser all ihr Denken beherrschte. Lady Dates war für ein paar Tage nach London gereist, um Bestellungen und Einkäufe zu einer größeren Festlichkeit zu machen, welche eine begüterte Familie der Nachbarschaft zur Eröffnung der Wintersaison arrangieren wollte und die natürlich mit einem Balle endigen sollte. Jane hatte Kopfweh vorgeschützt und war froh, daheim bleiben zu dürfen; es that ihr wohl, nach all dem Trubel ein paar Tage still und ruhig zu verbringen. Den gestrigen Tag hatte sie fast ausschließlich in der Bibliothek zugebracht, ab
und zu lesend, doch auch oft in tiefes Nachdenken versunken, den Kopf sinnend in die Hand gestützt. Heute hatte sie musiziert und ungestört und unbehelligt ihre einfachen, schottischen Balladen gesungen. Sir Harry war schon feit früh zur Jagd abwesend, die Dienerschaft war beschäftigt und Jane sich völlig allein überlasten.
Die Dämmerung war hereingebrochen, das junge Mädchen schloß den Deckel des Instruments und trat an das Fenster, das bekannte „IViiere ars Z'vu xoivA wz- prsttz' waiä" leise vor sich hinsummend. Lange stand sie dort, das Gesicht gegen die Scheiben gelehnt und beobachtend, wie am dunklen Firmament immer klarer und deutlicher Stern um Stern erschien, bis der ganze Himmel wie besät war von diesen milden, freundlichen Lichtern, unfern steten Begleitern in Leid und Freud'. Ein Frösteln überkam sie; beim Umwenden bemerkte sie, daß das Feuer im Kamin fast erloschen war; sie entzündete eine Kerze und begab sich nach ihrem Zimmer. Dort nahm sie den an Willy geschriebenen Brief, um ihn in die in der Vorhalle befindliche Posttasche zu thun. In diesem Moment ertönte die Hausglocke laut und schallend; das junge Mädchen schrak jäh zusammen, dennoch trat sie selbst zur Thür um sie zu öffnen.
„O, Sir Harry, Sie sind schon zurück, so zeitig?" rief sie erstaunt, die Augen auf ihn richtend.
„Ja, ich wurde müde und kam heim in der Hoffnung, daß ich den Thee mit meiner Mutter und Ihnen trinken würde."
„Mit Ihrer Mutter ?" Haben Sie vergessen, daß Lady Dates in London ist?"
„Ja, das hatte ich vergessen. O, dies unleidliche Fest, warum auch gehen wir hin! Dieser Mr. Brown mit seinen häßlichen Manieren, seiner Eingebildetheit ist mir unausstehlich! Warum nur besucht meine Mutter diese Leute?"
„Wahrscheinlich denkt Lady Dates, mit den Nachbarn freundlich verkehren