burger und Söhne in Mannheim durch Kauf auf Hrn. B. Nettenmeyer, Bierbrauereibesitzer in Siuttgart-Heßlach über.
Pforzheim. 7. Okt. Einen eigenartigen aber hochinteressanten religiösen Vortrag hatte man unlängst hier zu hören Gelegenheit. Der Chinese Hu Chi-Bin sprach in der Zions- kapelle über Religion und Sitte seiner Heimat. Der Redner trat in Nationaltracht auf und beherrschte das Deutsche ziemlich gewandt, wenn auch mit fremdländischen Accent. Das Publikum füllte dichtgedrängt den Zuhörerraum wie den Korridor und war über das Gebotene sehr befriedigt.
Deutsches Weich.
Berlin, 9. Okt. Die Kaiserin erschien heute am Totenbette des kommandierenden Ge- „erals des III. Armeekorps v. Versen und legte einen kostbaren Kranz nieder. Ob der Kaiser von Hubertusstock kommt, steht dahin.
Berlin, 10. Okt. Gegenüber de» mehrfach in der Presse aufgetauchten Nachrichten über besonders hohe Anforderungen für Marinezwecke im Staatshaushalt für 1894/95 kann die Nordd. Allgem. Ztg. auf Grund an zuverlässiger Stelle ungezogener Erkundigungen mitteilcn, daß die Mehrlorderungen das durch die planmäßige Fortentwicklung der Marine bedingte Maß nicht überschreiten werde.
Berlin, 10. Okt. Die „Nordd. Allg. Ztg." weist an der Hand der Vergleichung mit der Tabakbesteuerung anderer Länder nach, daß die Besteuerung des Tabaks in Deutschland verhältnismäßig leicht sei. In viel weniger wohlhabenden Ländern sei der Tabakverbrauch im Zusammenhang mit einer stärkeren Besteuerung nicht zurückgegangen. Ein besonderer Vorzug der vorgeschlagcnen Tabaksabrikatsteuer bestehe darin, daß dieselbe die Landwirtschaft entlaste und der Entwicklung des einheimischen Tabakbaues freien Spielraum verschaffe. Ein weiterer Vorzug gegen die heutige Besteuerung sei die Wertbesteuerung statt der Gewichtssteuer.
Berlin, 10. Okt. Zu dem Angriff des Generals v. Kirchhofs auf den Redakteur des „Berliner Tageblattes" Dr. Harich bemerken die „M. N. N." was folgt: Die Handlungsweise des Offiziers kann man nicht billigen; sie verdient entschieden Zurückweisung und wirb vor Gericht wohl auch ihre Strafe finden. Wohl aber erscheint die furchtbare Erregung, welche den Offizier zu der bedauerlichen Thal veranlaßt, menschlich begreiflich, ja entschuldbar, wenn man die näheren Umstände der ganzen Geschichte ins Auge faßt. In einem Blatte, das sich der weitesten Verbreitung rühmt, erscheint eine hämische Notiz, welche der Ehre eines jungen Mädchens zu nahe tritt. Die intimsten Vorgänge des Familienlebens werden da vor das Forum der Oeffentlichkeit gezerrt, die nicht nur das geringste Interesse an der Angelegenheit hat, selbst wenn sie Wort für Wort wahr wäre, sondern der auch jede Möglichkeit fehlt, eine Kontrolle über die Richtigkeit der Aachricht zu üben. Wir haben hier also Klatsch, und zwar der gemeinsten Art, verschlimmert durch die weite Verbreitung, deren sich das Blatt rühmt. Das Verfahren eines Blattes aber, das in dieser Weise der niedrigsten Sensationslust dient, ist nicht Preßfreiheit, sondern Preß- frechheit, und gegen diese Art der Preßthätigkeit soll und muß die gesamte anständige Presse schon im Interesse ihres Standes scharfe Verwahrung Anlegen.
In der bayerischen Abgeordnetenkammer hat es gleich vom Beginn der eigentlichen Verhandlungen an lebhafte Debatten gegeben. Zuerst wurden die bekannten Massenerkrankungen, die teilweise zu einem tödlichen Ausgange führten, im bayerischen Leibinfanterie- Aegimenle infolge einer Interpellation von liberaler Seite in breitester Weise erörtert und gestaltete sich die Diskussion hierüber vielsach lehr animiert. Anlaß zu bewegten Debatten gab auch der Antrag des Zentrumsabgeordneten Dr. Ratzinger auf Erlaß einer Adresse an die Krone, welcher Antrag lediglich agitatorische Absichten verfolgte; Aussicht auf Annahme besitzt
I er jedenfalls nicht. Zu einer längeren Erörterung führte dann am Samstag die von den Sozialdemokraten Angebrachte Interpellation über neue Soldatenmißhandlungen in der bayerischen Armee, die Debatte über dieses bedauerliche Thema, welches aus unseren Parlamenten anscheinend nicht mehr verschwinden will, wurde am Montag fortgesetzt.
Die in Hessen stattgefundenen Erneuerungswahlen zur zweiten Kammer haben in ihrer Gesamtheit eine Schwächung der nationalliberalen Fraktion zu Gunsten der anderen Parteien ergeben, immerhin besitzen die National- liberalen auch in der neuen hessischen Bolksver lretung wieder die entschiedene absolute Mehrheit. — Am 19. Okt. folgen nun die Landtagswahlen in Baden, und darf man gespannt darauf sein, ob cs der gemäßigt liberalen Partei in diesem Lande gelingen wird, ihre bisherige knappe Zwei Slimmen-Mehrheit in der zweiten Kammer zu behaupten. Sollte dies nicht der Fall sein, dann würde künftig in der badischen Volksvertretung das bedenkliche Aushilfssystem einer Mehrheit „von Fall zu Fall" Platz zu greifen haben.
Mannheim. 10. Okt. Nachdem nunmehr die Gefahr der Einschleppung der Cholera beseitigt ist, wurden die sämtlichen zwischen Mannheim und Düsseldorf bestehenden Schiffs- Beobachtungsstationen aufgehoben.
Vom Kaiserstuhl, 6. Okt. Ein trauriges Geschick erreichte den Bruder des Dekan Beuchert in Oberrothweil. Derselbe war wie alljährlich aus Walldürn gekommen, um im Herbst seinem Bruder behilflich zu sein. In der Nacht erhielt er den Stich eines Insektes am Fuß; trotz aller angewandten ärztlichen Hilfe trat Blutvergiftung ein, welcher B. unterlag. Die Ehefrau kam, um den toten Vater den Kindern heimzuholen.
Württemberg.
Stuttgart, 10. Okt. Zum heutigen Gell urtsfe st Ihrer Maj. der Königin Charlotte vereinigen sich die Glückwünsche des ganzen Landes. Zum erstenmal kann Königin Charlotte den Tag in ungetrübter Freude an der Seite ihres königlichen Gemahls feiern. Am Sonntag ist im ganzen Land das Fest durch feierlichen Gottesdienst begangen worden. In Stuttgart sind alle öffentl. Staats- und städt. Gebäude, die kql. Schlösser, die Kirchen, Kasernen rc. beflaggt.
Stuttgart, 9. Okt. (Königl. Spende.) Dem Verein zur Hilfe in außerordentlichen Not- standssällen auf dem Lande ist aus der Privatkaffe Ihrer Maj. der Königin für die Aerm- sten der vom Futtermangel Betroffenen die reiche Gabe von 3000 ^ überwiesen worden. Damit hat Ihre Majestät in den Tagen ihres Geburtsfestes einen neuen Beweis warmer landesmütterlicher Teilnahme und inniger Verbundenheit mit dem Württemberger Volk gegeben, der das Echo wärmsten, ehrfurchtsvollen Dankes und herzlichster Segenswünsche weithin wachrufen wird.
Staatsminister Dr. v. Ri ecke hat sich vergangenen Freitag zum Besuche des Präsidenten ^es großh. badischen Finanzministeriums Dr. Buchenberger nach Karlsruhe begeben.
Stuttgart, 9. Okt. An den Fürsten Bismarck ist heute folgendes Telegramm abgegangen: „Die Stadtgemeinde Stuttgart sendet ihrem ruhmreichen und hochverehrten Ehren- bürg er durch ihre Vertreter die herzlichsten Glückwünsche zur Wiedergenejung mit dem Wunsche, die Gesundheit Euer Durchlaucht möge in der gewohnten Häuslichkeit der Heimat sich rasch weiter kräftigen und befestigen. Oberbürgermeister Rümelin. Bürgerausjchuß - Obmann Schott."
Stuttgart. Am Samstag mittag wurde eine in großem Umfang gehaltene kupferne Dampfbraupfanne, Durchmesser ca. 4 m, Höhe ca. 3 m. Gewicht 140 Ztr., für die Aktienbrauerei Nettenmeyer in Heslach bestimmt, durch die Königsstraße mit 6 Pferden befördert. Der Kessel wurde in der Maschinenfabrik u. Kupferschmiede von A. Ziemann in Feuerdach-Stuttgarl ganz aus Kupfer gebaut.
> Stuttgart. sLaildesproduktenbörse. Bericht vom 9. Okt. von dem Vorstand Fritz Kreglinger.j Am Weltmärkte haben die Weizenpreise in abgelausener Woche einen Tiefstand erreicht, wie kaum jemals zuvor: nur Gerste und Hascr verkehrten in fester Haltung und werden gute Qualitäten hoch bezahlt. Die süddeutschen Märkte melden gute Zufuhren und schlanken Absatz. Der Hopfenmarkt ist mit 200 Ballen beschickt. Umsatz 150 Ballen. Preise 190—210 Mk. für geringe, 215 bis 225 Mk. für mittlere, 228—230 Mk. für prima Ware. Die Börse ist ziemlich gut besucht. Umsatz ca. 14 000 Mk. Wir notieren per 100 Kilogramm: Weizen, Kansas 17 Mk. 75 Pf. La Plata 17 Mk 40 Pf. bis 17 Mk. 75 Pf., Land 17 Mk. kränk. 17 Mk. bis 17 Mk. 25 Pf., Kernen 18 Mk., Dinkel, beregnet 11 Mk. 40 Pf./ unberegnet 12 Mk., Gerste, Nördl. 18 Mk. 75 Pf. bis 19 Mk., Ungar, la. 20 Mk. 25 Pf., württ.
17 Mk. 75 Pf. Heilbronner 17 Mk. 50 Pf., Hafer,
19 Mk. bis 19 Mk. 50 Pf., dto. Alb 17 Mk. 70 Pf.,
bis 18 Mk. 20 Pf., Mais, Donau 12 Mk. 50 Pf. —
Mehlpreise per 100 Kilo. inkl. Sack bei Wagenladung: Mehl Nr. 0: 29 Mk. bis 29 Mk. 50 Pf., Nr. 1: 27 Mk. bis 28 Mk., Nr. 2: 25 Mk. 50 Pf. bis 26 Mk., Nr. 3: 23 Mk. bis 24 Mk., Nr. 4 : 19 Mk. bis 19 Mk.
50 Pf. Suppengries: 30 Mk. Kleie mit Sack 10 Mk.
per 100 Kilo je nach Qualität.
Obstpreisezettel.
Calw. Obstmarkt am 4. Okt. Zufuhr 105 Ztr. Preis für Aepfel 2 -1L 80 bis 3 -L 35 Pf., Birnen 1 20 ^ bis 1 50 — Am 7. Okt. Zufuhr 300
Zentner. Preis für Aepfel 2 -4L 20 bis 3 Mk. 20 Birnen 1 50 ^ bis 2
Stuttgart, 7. Okt. Güterbahnhof: Zufuhr 5 Waggon württ., 1 bahr., 24 Hess. Mostobst 6000 Zentner. Preis per Waggon 500—560 Preis per Zentner 2 60 ^ bis 3 Cannstatt, 7. Okt.
Zufuhr: 14 Wagen Mostobst, Preis 3 Mk. 30 Pf. bis 3 Mk. 50 Pf. per Ztr. Heilbronn, 7. Okt. Gemischtes Obst 3 Mk. bis 3 Mk. 30 Pf., Aepiel 3 Mk. 50 Pf. bis 3 Mk. 80 Pf., Birnen 3 Mk. 70 Pf. bis 3 Mk. 80 Pf., Odenwälder Obst 2 Mk. 60 Pf. bis 3 Mk. 20 Pf. Dettingen a. Erms, 8. Okt. Die besten Mostäpfel, Luiken, Bihlmaier, Schneideräpsel kosten zur Zeit 2 bis 2 ^ 40 ^Z., noch großer Vorrat. Ravensburg 7. Okt. Zufuhr 5000 Säcke Mostobst, alles verkauft, Preise 1 Mk. 60 Pf. bis 2 20
pr. Ztr. — Stuttgart, 10. Okt. Wilhelmsplatz: 16000 Ztr. württ. Mostobst, Preis pr. Zt. 3 Mk. 20 Pf. bis 3 Mk. 50 Pf. — 9. Okt. Güterbahnhvf. 88 Waggon Mostobst (9 württ., 12 bahr., 47 Hess., 2 östr.,
18 schweiz.) —. 17 600 Ztr., Preis pr. Waggon 480 bis 550 vtL, pr. Ztr. 2 vtL 50 bis 2 -4L 90
Stuttgart, 10. Okt. Kartoffel- und Krattt- martt. Zufuhr am Leonhardsplatz: 400 Ztr. Kartoffeln, Preis per Ztr. 2 Mk. 80 Pf. bis 3 Mk. 20 Pf. — Zufuhr am Marktplatz: 4200 Stück Filderkraut, Preis per 100 Stück 18—20 Mk.
Weinpreiszettel.
Fellbach, 9. Ok. Mittelgewächs 150—165 Mk. Bergwein 190—200 Mk. Rothenberg. Käufe von 160, 165, 175, 180, 185 und 190 Mk. Verkauf lebhaft. Heilbronn. Preise steigend, Trollinger 187—200 Mk, Weißwein 135—160 Mk. Helfenberg. Heute wurde mit Frühlese in den herrschaftlichen Weinbergen begonnen. Kleinbottwar. Käufe zu 150, 154, 160 und 195 Mk., fast alles verkauft. Oberstenfeld. Alles verkauft bis auf den Gesellschaftswein. Winzerhausen. Einige Reste, r. 30 Hktl., noch feil, Preise gestiegen. Neuffen. Beginn der Lese Donnerstag. Schorndorf. Käufe zu 120 und 125 Mk. Schnaith. Bei steigenden Preisen alles verkauft. Strümpfelbach i. R. Käufe zu 140—150 Mk. für Rißling 155 Mk., für Rotwein 160 Mk. für 3 Hktl. llnlertürk- heim. Lese in vollem Gang, Käufe von 190—200 Mark für 3 Hktl., noch einiger Vorrat.
Aus Elsaß-Lothringen, 9. Okt. Marlenheim: roter Most 96—105 Grad, weißer 80—93 Grad; Preis für elfteren 22—24 Mk., für letzteren 12—14 Mk. die Ohm zu 50 Liter. Barr, das einen alle Erwartungen übertreffenden Herbst gemacht hat, hat vorgestern einige Posten zu 11 Mk. 50 Pf. bis 12 Mk. abgesetzt. Aehn- lich sind die Preise in den gleichwertigen Lagen zu Hciligcnstein, Eichhofen, Gertweiler und Bergheim, Ottrott klagt über Mangel an Käufern und Geschäftsflauheit. Kleinere Partien weißer gingen zu 10 Mk., roter zu 20 Mk. ab. In Kleedurg haben sich in den letzten Tagen zahlreiche württemb. und Pfälz. Käufer eingefunden; der Absatz vollzieht sich glatt. Der Rote ist zu 14—15 Mk. zum größten Teil adgcsetzt worden, der Weiße ging anfangs zu 10 Mk. ab, in den letzten Tagen ist er auf 8 Mk. zurückgegangen, da es an Fässern fehlte. Auch hier hat die Menge alle Erwartungen übertroffen.
Ausland.
Innsbruck, 9. Okl. Zur Begrüßung des Kailers war, wie mau den „M. N. Rache " schreibt, auch eine Abordnung aus dem Larn- lhale erschienen. Der Sprecher legte dem Kaiser die Verhältnisse Sarnihals, insbesondere die ungenügende Straße von Bozen ins innere Sarnihal, var und betonle. daß die Anwohner des Thales zu arm seien, um auf eigene Kosten bauen oder einen namhatten Zuichuß zum neuen Straßenbau leisten zu können. Der Kaiser erwiderte in leutjeligstee Weise und riet den wackeren Landleuien, ein Bittgesuch einzureichen.