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auf die Kultur zu beschränken und den unmittelbar anliegenden Hochwald zu retten. Nach einer Stunde mühevoller Arbeit war der Brand bewältigt. Die Entstehungsursache desselben ist noch nicht ermittelt.
Karlsruhe, 23. April. Am Freitag, den 27. ds. Ai., begeht Groß Herzog Friedrich von Baden die Feier seines 60jährigen M il i t är-D i e nstjubiläums. Der Jubeltag wird indessen ohne offizielle Festveranstaltungen vorübergehen, da für das im nächsten Frühjahr stattfindende 50jährige Regierungs-Jubiläum des Großherzogs größere Feierlichkeiten in Aussicht stehen.
Mannheim, 21. April. Ein großes U n - glück ereignete sich heute früh zwischen 6 und 7 Uhr auf dem Rhein in der Nähe der Oppauer Fähre. An einen im Anhang des Schraubenbootes Nr. 7 der Mannheimer DampfschiffahrtSgesellschaft befindlichen Kahn hatte sich, der „Bad. Ldsztg" zufolge, ohne daß es der Kapitän bemerkte, ein mit 7 Personen besetzter Nachen angehängt; als das Schraubcnboot, das auf badischer Seite lag, drehen wollte, um die Thalfahrt anzutreten, kippte der Nachen infolge des großen Wellenschlags um und die 7 Personen fielen in den Rhein. Vier davon ertranken, während die andern von der Mannschaft des Schraubenbootes gerettet werden konnten. Tie 7 Personen, welche vermutlich Flößer sind, wollten in den Floßhafen fahren und die Gelegenheit benützen, durch Anhängen an das Boot schneller ihr Ziel zu erreichen.
Köln, 22. April. Zu der Beisetzung des General v. Groß gen. v. Schwarzhoff meldet die „Köln. Ztg." aus Peking, vom 20. d. M.: Die Beisetzung bot ein ungewöhnlich glänzendes Bild. Alle fremden Generäle, Diplomaten und etwa 100 Offiziere waren anwesend. Es fand eine große Parade von Abteilungen der acht Mächte statt. Die Leiche wurde einstweilen in dem Budda- tempel am Lotossee beigesetzt.
Berlin, 23. April. Die Budget-Commission des Reichstages beendete heute die erste Lesung des Gesetzes betreffend die Versorgung von Kriegs-Invaliden und deren Hinterbliebenen und beschloß folgende zwei Zusätze; 1) Die auf Grund dieses Gesetzes gewährten Verstümmelungsund Allerszulagen bleiben bei der Veranlagung zu Staats- oder öffentlichen Abgaben außer Ansatz. 2) Dieselben unterliegen weder einer Pfändung noch einer Zwangsvollstreckung. Tie zweite Lesung wird Freitag, den 26. ds. beginnen.
Berlin, 23. April. Wie die Norddeutsche Allgemeine Zeitung hört, ist die Feier der Enthüllung des National-Denkmals für den Fürsten Bismarck in Berlin, die für den 10. Mai in Aussicht genommen war, bis auf einen noch näher zu bestimmenden Tag gegen Ende Mai oder Anfang Juni verschoben worden, da der Kaiser, der während der ersten Hälfte des Mai in Süd- und West- Deutschland weilen wird, an der Feier teilzunehmen wünscht.
Berlin, 23. April. Das Berliner Tagblatt meldet aus London. Im nordöstlichen Teile der Oranje-Kolonie wurde eine Höhle entdeckt, welche geraume Zeit hindurch als Arsenal der
Buren gedient hatte. General Dewet hat drei Mal seine Waffen und Munition ergänzt.
London, 22. April. Aus Kapstadt wird gemeldet: 13 neue Pestfälle darunter 7 bei Europäern, sind gestern festgestellt worden. 3 Leichen von Personen wurden gefunden, deren Erkrankung der Behörde nicht angezeigt war. Seit Beginn der Epidemie sind 456 Personen erkrankt und 185 gestorben.
London, 22. April. Lord Kitchener meldet aus Pretoria vom 20. ds. 6 Uhr abends: Seit dem 16. April haben mehrere Kolonnen 81 Buren gefangen und 100,000 Patronen, 200 Pferde, zahlreiche Wagen und eine große Menge Vieh erbeutet.
London, 23. April. Kopenhagens Meldungen berichten, der Zar habe der englischen Spezial-Gesandtschaft eröffnet, daß er beabsichtige, im Spätsommer oder Frühherbst in Kopenhagen einen Kongreß aller europäischen Monarchen abzuhalten behufs persönlicher Rücksprache über alle wichtigen internationalen Fragen
Die t« «hi»«»
Berlin, 22. April. Dem Lokalanzeiger wird über die Ermordung zweier deutscher Soldaten in China aus Huailon vom 21. April folgendes gemeldet: Am 18. besetzte ein kleines Detachement der Kavallerie in Niunchuang eine kleine Flußbrücke 5 Km von Lincho entfernt. Am Abend gingen drei Reiter unbewaffnet über die Brücke in eines der benachbarten Häuser. Zwei von ihnen, der Gefreite Kunz und Schmidt wurden, als sie den Hof betraten, angegriffen und von Chinesen getödtet. Man vermutet eine scharfe Bestrafung des ganzen Dorfes für diese Mordthat. Die Leichen der Getödteten wurden nach Niunchuang gebracht.
Berlin, 22. April. Der Lokal-Anzeiger meldet aus London: Aus Paotingfu wird vom 17. April telegraphirt: General Bailloud mit seinem Stabe marschierte heute Morgen nach Süden ab. Mit den letzten französischen Truppen wird auch der Commandeur der Expedition, General v. Lessel und General v. Kettler abgehen. Viele der deutschen Truppen müssen wegen Mangel an Eisenbahnwagen und Lokomotiven die ganze Strecke bis Tingschau marschieren. Die französische Kolonne besteht aus 6 Bataillonen. Diese gehen südwärts bis Schin- tingfu und von da ostwärts nach den Schansi-Pässen Die deutsche Kolonne umfaßt die zweite Brigade, eine Schwadron Kavallerie, eine Batterie Artillerie, eine Batterie Gebirgsartillerie. Im Ganzen marschieren 4000 Mann nach Tingschau diesseits von Schintingfu und von da westwärts nach Pingschan. Der Treffpunkt beider Kolonnen ist der Kukuan- Paß. Es ist aber kein Angriff vor dem 22. April zu erwarten, wo mindestens 8000 Mann bereit sein werden, den Feind anzugreifen.
London, 23. April. Aus Peking wird gemeldet: Li-Hung-Tschang hat ein kaiserliches Edikt erhalten, worin er getadelt wird, weil er die deutsche Expedition nicht verhindert hat, während Frankreich und die meisten übrigen Mächte sich verpflichtet haben, gewisse Grenzen des chinesischen Reiches nicht zu überschreiten. Li-Hung-Tschang wird weiter getadelt, weil er die Mahnung der ihm zugeteilten
chinesischen Friedensvermittler außer Acht ließ. Li- Hung-Tschang wird in dem Edikt aufgesordert, in Zukunft über keine wichtige Frage mehr zu verhandeln ohne die Meinung der ihm beigegebenen chinesischen Friedensvermittler anzuhören.
Landw. ZZezirksverein Gakw.
Sekanntmachirrrp.
betr. Aufforderung zur Anmeldung für den Auftrieb von Jungvieh auf die Jungviehweide in Unterschwandorf.
Die Viehbesitzer werden hiemit aufgefordert, ihre Rinder und Farren, welche sie in diesem Jahr auf die Jungviehweide in Unterschwandorf auftreiben wollen, spätestens bis 30. April d. I. bei Herrn Hugo Rau in Calw anzumeldeu.
Für die Berücksichtigung ist die Zeit der Anmeldung maßgebend.
Die Eröffnung der Weide findet voranssicht- wie im Vorjahr wieder Ende Mai statt. Der Termin des Auftriebs wird den Anmeldern besonders bekannt gegeben.
Das Weidgeld beträgt in diesem Jahr:
») für ein Rind bis zu 200 KZ Gewicht 34
d) „ „ „ „ „ 300 „ „ 36
o) ,, ,, ,, ,, ,, 350 ,, ,, 38
-- „ ,, /, „ 400 ,, ,,
und darüber 40 o) „ einen Farren.40
Fohlen werden in diesem Jahr noch nicht auf die Weide zugelassen. Es soll als Regel nur zur Zucht geeignetes und nicht unter 7 Monate altes Vieh aus die Weide gebracht werden.
Die Versicherung der Rinder und Farren gegen Umstehen oder Notschlachten derselben während der Weidedauer erfolgt durch den landw. Verein gegen Entrichtung einer Versicherungsprämie von 0,5"/» des Versicherungswertes, jedoch nicht unter 1
Die näheren Bedingungen für den Auftrieb auf die Weide können von Herrn Hugo Rau bezogen werden.
Die Herren Ortsvorsteher werden ersucht, auf Vorstehendes die Viehbesitzer ihrer Gemeinde aufmerksam zu machen.
Calw, den 24. April 1901.
Der Vereinsvorstand:
V 0 elter, Reg.-Rat.
Hlekfarneteil.
Schmlsk Skid.-KsbkiR.mv
und höher — 12 Meter! — Porto- Mid zollfrei zugesandt! Muster umgehend; ebenso von schwarzer, weißer u. farbiger „Henneberg-Seide" von 85 ^ bis 19.65 p. Met.
6. ffünnebeng, S^eii-kiirÜLNt il. u. k. Seils rüiflok.
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KN R.f/r7.
„Für die Frauen- und Kinderpraxis ist sie die Beste, welche ich bis jetzt kennen gelernt habe", wird von ärztlicher Seite geschrieben. Die Patent-Myrr- Holin-Seife ist überall, auch in den Apotheken erhältlich.
opferfreudige Menschenliebe waren der Welt in seinem Sohn erhalten geblieben. Die reiche, vornehme Lady hatte der einfachen Doktorsfrau bis zu deren Tode ihre Freundschaft treu bewahrt und für Jane eine besondere Vorliebe gefaßt; ja, sie hätte dieselbe nach dem Tode ihres Gatten am liebsten ganz zu sich genommen, da ihr einziger Sohn, Sir Harry, sich meist auf Reisen befand. Robert liebte im Grunde seines Herzens Lady Dates nicht; ihre Freundschaft hatte nach seiner Meinung stets etwas Gönnerhaftes; er erinnerte sich ihrer als einer sehr weltlich eigennützigen und vergnügungssüchtigen Dame, welche sich auf ihrer schönen Besitzung Dates-Hall meist sterblich langweilte und die Saison ausschließlich in London verlebte. Im Herbst besuchte sie gewöhnlich das Seebad Ramsgate, liebte überhaupt die Veränderung und Zerstreuung so sehr, daß es nur erklärlich erschien, wenn sie Roberts ernstem, schlichtem Wesen wenig sympathisch war. — Er wußte, daß der Einfluß der Lady auf Jane kein günstiger sein würde, wenn diese auf längere Zeit bei ihr wäre, und dennoch war er nicht imstande, der Schwester etwas zu verweigern, wenn diese ihn, wie eben jetzt, mit ihren großen, dunklen Augen bittend ansah.
„Du sagst Ja, Robert, 0 gewiß. Du thust es, nicht wahr?" sagte sie schmeichelnd. „Ich möchle so gern gehen, ich erinnere mich der alten, schönen Besitzung so gut, trotzdem ich noch ein Kind war, als ich das letztemal nach Dates-Hall geschickt wurde. Ich will auch immer gut zu Dir sein, wenn ich zurückkomme; ja, ich will nie mehr mit Willy schmollen."
„WaS wird aber Willy sagen?" warf der junge Doktor bedenklich ein.
„vear me! wenn du es erlaubst, kann er doch nichts dagegen haben!"
„Meinst Du? Wäre ich mit so einem kleinen, leichtfertigen Mädchen verlobt, ich würde es nickt gern sehen, wenn dasselbe fortginge."
„O, Willy ist nicht böse darüber!"
„In diesem Punkt bin ich denn doch nicht ganz sicher," sagte Robert, „er ist zwar ein ziemlich phlegmatischer Mensch, aber —" Jane verzog den Mund und bewegte den breiten, goldenen Ring an ihrem Finger. „Mir scheint, Willy bekommt viel zu sehr seine Wünsche erfüllt, viel mehr, als ihm gut ist," sagte sie.
„Wirklich? Armer Willy! ich bezweifle, daß er weniger haben könnte." Unwillkürlich mußte Robert daran denken, daß seine Schwester gewöhnlich den Freund unbarmherzig tyrannisierte.
„Wir werden sehen!" rief Jane lachend. „>Voll, ich darf gehen, Robert, nicht?"
„Wenn Du so gern willst, wz- äarlinx," antwortete er. „Ich muß dann suchen, eine zeitlang ohne Dich fertig zu werden. Langsam, langsam!" setzte er lachend hinzu, als das Mädchen ihn stürmisch umarmte und mit ihren Küssen fast erstickte. „Gieb nicht alle fort, mein Mädel, spare einige auch für Willy!"
Lachend, mit von Freude geröteten Wangen sprang Jane davon um Lady Dates Zeilen zu beantworten. Doch eine Stunde später, als Robert zum Thee heraufkam, fand er sie zu seinem Erstaunen vor dem Kamin sitzen, trübe und regungslos in das fast erloschene Feuer starrend.
„Was ist geschehen, was fehlt Dir?" fragte der junge Mann.
Jane sprang auf. „Ach, Du bist es, Robert; geschehen ist nichts; aber — aber ich denke, ich bleibe doch lieber zu Hause."
Die roten Lippen zitterten, und es klang ein Beben aus der jugendlichen Stimme, wie von verhaltenem Weinen.
„Warum, mein Liebling?"
„Ich weiß es selbst nicht, ein eigentlicher Grund ist nicht vorhanden."
(Fortsetzung folgt.)