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dem Trünke ergebenen Mann während des Schlafes durch Beilhiebe getötet und dann in den Garten vergraben. Hunde scharrten den Leichnam auf. Die Frau wurde von den Geschworenen zum Tote durch den Strang verurteilt, aber der Gnade des Kaisers empfohlen.
Eine Feuersbrunst wütete am Sonntag nacht am Rottefluß in Holland. Vierzig Personen wollten mit einer Kettenfähre den Fluß überfahren; die Kette brach, die Fähre schlug um, 13 Personen ertranken. — Ein vierfacher Frauenmord wurde am Samstag in O o sitz urg verübt. Man fand die vier Ermordeten mit zerschnittenen Hälsen auf. Der Mörder, sowie die Ursache der That sind unbekannt. Die Leichen waren furchtbar verstümmelt.
Telegramme an den Enzthäler.
Metz, 6. Aug. Der Trinkspruch des Kaisers bei der gestrigen Festtafel für die Zivilbehörden lautet: „Mein heutiger Trinkspruch gilt den Reichslanden und von den Reichsländern zunächst den Lothringern. Meinen wärmsten. Herzlichsten Dank sage ich den Lothringern für die warme und freundliche Aufnahme. Brausender Jubel, freudige Gesichter und freudig bewegte Worte wurden mir entgegengebracht. sie verpflichten mich zu herzlichem Dank. Ich sehe aus den Ovationen und aus der Festesstimmung der Bevölkerung von Metz, sowie der Landbevölkerung, eine Bestätigung dafür, daß Lothringen sich wohl beim Reiche fühlt. Vor den Augen der hiesigen Einwohner zieht ein Stück der deutschen Größe und der deutschen Einheit vorbei, das Haupt des Reiches und mit vereint in treuer Freundschaft und in festem Bunde meine hohen durchlauchtigsten Verwandten und Vettern: die Regenten deutscher Länder. Mit Genugthuung ersehe ich, daß Lothringen Verständnis für des Reiches Größe und für seine Stellung im Reiche gewonnen hat. „Wir Lothringer sind loyal, durch und durch konservativ; wir erstreben im Frieden unsere Arbeit zu thun, unser Feld zu bauen und ungestört zu genießen, was wir verdient", so klang es mir beim Empfang in Kürzel entgegen. Nun, meine Herren, um Ihnen dies zu ermöglichen- und den Beweis zu geben, daß es mir am Herzen liegt. Ihre Gedanken kennen zu lernen, habe ich mir ein Heim unter Ihnen gegründet. Wohl fühle ich mich unter meinen Nachbarn in Urville; sie mögen daraus die Versicherung entnehmen, daß sie ungestört ihre Wege gehen und ihren Erwerbszweigen nachhängen können; das geeinte deutsche Reich sichert ihnen den Frieden. Deutsch sind Sie und werden Sie bleiben; dazu helfe uns Gott und unser deutsches Schwert. Ich trinke auf das Wohl der deutschen Reichslande und der treuen Lothringer. Sie leben hoch, hoch, hoch! und nochmals hoch!"
Metz, 6. Sept. Der Statthalter Fürst Hohenlohe dankte auf den Trinkspruch des Kaisers namens der Bevölkerung Lothringens und sagte: Dieselbe wird daraus die freudige Ueberzeugung schöpfen, daß ihr die weise und gerechte Fürsorge Eurer Majestät allzeit gesichert ist, sie wird sich derselben würdig erweisen. Welche Gefühle Eurer Majestät entgegengebracht werden, hat der herzliche Empfang in der reich geschmückten Stadt Metz, dies haben die brausenden Jubelrufe gezeigt, die Eurer Majestät beim Eintritt in das neue Besitztum aus der ländlichen Bevölkerung entgegen schallte. Ich bitte die Lothringer Landsleute einzustimmen in den Ruf: Seine Majestät der Kaiser lebe hoch!
Ulm, 6. Sept. Vom hiesigen Schöffengericht wurde heute der Redakteur der Ulmer
Schnellpost, Hans Kleemann, wegen Beleidigung der Firma Oskar Sieb in München durch die Presse zu der Geldstrafe von 30 Mark und die sämtlichen Kosten verurteilt. Das Urteil ist auf Kosten des Beklagten in verschiedenen Blättern zu veröffentlichen.
London, 6. Sept. Reuter meldet aus Barceley: Tausende von Bergarbeitern plünderten die Kohlengruben von Silkstone und Ayland, sie verwundeten den Direktor und mehrere Beamten und zündeten das Grubenbureau in Rockingham an. Die Behörde von Barceley beschloß die Herbeirufung von Truppen aus Chester- field. Die Streikenden mit Eisenstangen bewaffnet, beherrschten die Kohlengruben und forderten die Polizei heraus, die unter dem Schutze der Truppen unter Schwierigkeiten sich den Weg bahnte. Die Behörde erließ die gesetzmäßige Aufforderung, worin sie ankündigte, daß nach 20 Minuten die Truppen Feuer geben würden, worauf die Bergarbeiter sich zurückzogen.
Unterhaltender Heil.
Verloren und Gewonnen.
Novelle von C. Martin.
(Fortsetzung)
(Nachdruck verboten.)
Wieder kamen Stunden, wo alle Weichheit sich auslöste in unbändigen Trotz.
„Ich bin kein Kind mehr: auch von ihm lasse ich mich nicht Hofmeistern: Warum mich mit Leuchen beschäftigen, auch für das Kind noch sorgen und denken? Er soll meine Welt sein — nach anderen frage ich nicht! Mögen die dummen Menschen mich für hochmütig halten, wenn ich ihm nur Demut zeige. Durch Demut will ich über ihn herrschen! So sehr muß er mich lieben, daß ich ihm alles bin! Eifersüchtig werde ich darüber wachen, damit kein Teilchen seines Herzens mir entzogen wird — er soll mir ganz gehören, oder ich will ihn überhaupt nicht besitzen!"
Eine Einladung zum Diner riß Mela aus ihrem Brüten. Sie schmückte sich, um Rodach zu gefallen und hatte den Aerger ihn nicht zu sehen. Hauptmann Blumenreich saß neben ihr und suchte ihre Zerstreutheit auf sich zu beziehen. Er sprach später, als der Kaffee genommen und etwas Musik gemacht ward, so feurige Worte, daß Mela doch aus ihrer Versunkenheit erwachte, ihm schärfer antwortete, als sie noch vor Kurzem gethan. „Nur jetzt keinen Heirats-Antrag", dachte sie.
„Wie günstig spricht Leonie von dem Hauptmann, wie empört wäre sie, wenn sie ihm einen Korb gäbe!" ,
Man studierte bei Professor schon seit Wochen ein kleines Festspiel ein zu des Vaters Geburtstag.
Außer dem Theaterstück sollten lebende Bilder gestellt werden.
Mela war bei den letzten Proben nicht recht bei der Sache. Wohl hatte sie ihre Heiterkeit wieder, aber das Uebermaß derselben störte oft den schönen Eindruck, den diese sonst auf alle geübt. Es war etwas Gezwungenes in ihrem Wesen, man tadelte mit Recht wieder ihre Launenhaftigkeit.
So kam der Abend der Aufführung heran. Mela, die erst im letzten Bilde stand, war merkwürdig besangen und still. Sie hatte bald nach ihrem Kommen die Bühne betreten und durch den bekannten „Auslug" die Zuschauer gemustert. Als ihr Blick auf Graf Rodach siel, der mit ernstem Gesicht in einer Fensternische lehnte, zitterte sie merklich. Sie wußte mit einem Mal, daß er sie nicht vergessen in den letzten Wochen, er wollte ihr nur eine Prüfungszeit lassen und sie — hatte dieselbe nicht benützt!
„Keine seiner Lehren hast Du befolgt", flüsterte eine innere Stimme. „Du bist schlimmer gewesen denn je. Ist dies die Macht der Liebe, der Du Dich beugen wolltest?"
Sie konnte in die Scherzreden der Anderen
nicht mit emstnnmen; ernst und schweiß wartete sie ihr Auftreten ab. ^
Das letzte Bild kam.
Rodach sah den Vorhang sich h^n das „Mädchen aus der Fremde" dort s-in- Gaben austeilen.
So mußte es in der Phantasie des Dichterz gelebt haben: Im duftigen weißen Gewände umflossen von den wallenden Haarmassen, die nur eine halbgeöffnete Rose schmückte, stand Mela da, angelacht von den beglückten Kindern denen sie Blumen und Früchte bot, bestaunt von dem jungen, beschenkten Paar, mit sehnsüchtigem Entzücken betrachtet von dem Greis der in ihr die verlorene Jugend schaute.
Ja. sie war schön! Der Zug von Schwermut, der um ihre Mundwinkel lag, die Glut ihrer Augen machten ihre Erscheinung noch fesselnder.
Dieses Mädchen aus der Fremde weilte gern auf der armen Erde, es schien zu sprechen:
„O, daß ich wieder scheiden muß, nachdem Ihr mich lieben gelehrt habt; haltet mich in Eurer Mitte, laßt mich glücklich unter Euch sein!"
Rodach seufzte. Wie tief schon hatte sich das schöne Wesen in sein Herz geschmeichelt! Armselig kamen ihm seine Bedenken vor.
„Sorge sie gut und weise zu machen, wenn sie Dein Weib ist", sprach sein Herz. „Laß ihr jetzt noch die glückliche Gedankenlosigkeit der Jugend, die Dich so sehr entzückt."
Unter dem Beifall der Zuschauer mußte der Vorhang noch einmal sich heben — dann war Melanie erlöst.
Sie wußte, wie Rodach gestanden, sie hatte seinen Blick gefühlt. Wäre er jetzt mit einem Liebeswort an sie herangetreten, sie hätte ihm geantwortet:
„Nimm mich hin! beseele mich, wie Huldbrand Undine beseelte.
Aber ein Menschenstrom trennte die Beiden, Komplimente schwirrten um Mela's Ohr. und als er endlich neben ihr stand, hatten sich die hochgehenden Wogen in ihrer Brust schon ge- sänftigt, seine Worte, obgleich ein inniger Ton hindurchbebte, klangen ihr wie Schmeichelei, Sie entgegnete kühl, und auch später fanden Beide nicht den rechten Ton. Es blieb ein unerquickliches Begegnen.
Da Mela spät in der Nacht in ihrem Stübchen die verwelkten Rosen von Brust und Haaren nahm, warf sie sich leidenschaftlich auf einen Stuhl und weinte, als müsse ihr das Herz brechen.
Er liebt mich ja doch", schluchzte sie.
„Warum quält er mich so mit seinen ernsten Augen?"
Wieder ging am anderen Morgen Mela zur Kirche, um die Lehren dessen zu vernehmen, der an ihrem Konsirmationstage segnend die Hand auf ihr junges Haupt gelegt und gesagt hatte:
„Sei getreu bis in den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben!"
Wieder saß Rodach an dem Pfeiler ihr gegenüber, und Beide vernahmen Worte, die ein tausendfaches Echo in ihrer Brust weckten.
„Wenn ich mit Menschen- u. Engelszungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle."
Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blähet sich nicht, sie stellt sich nicht ungebärdig, sie suchet nicht das ihre, sie läßt erbittern, sie trachtet nicht nach Schaden.
Sie freuet sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freuet sich aber der Wahrheit.
Sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie hoffet alles, sie duldet alles. Die Liebe hol nimmer auf.
(Fortsetzung folgt.;
Mindestens Mk. 5«
id noch mehr, spart Jedermann, der bei Bedar aer Aussteuer die Bettfedern, Bettbarchent. P and, Kölsch. Tischtücher. Handtücher. Kle der
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Redaktion, Druck und Verlag von Thrn. Meeh in Neuenbürg.