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großes Aufsehen. — Präsident Cleveland soll am Krebs im Munde leiden, angeblich ist ihm von den Aerzten bereits ein Teil des Kinnbackens abgenommen worden.
Telegramme an den Evzlhäler.
Metz, 4. Sept. Der Kaiser und der Kronprinz von Italien sind gestern Vormittag 10 Uhr 45 auf dem Bahnhof äevavt le xouts eingetroffen. Der Kaiser trug die Uniform der Gardehusaren, der italien. Kronprinz diejenige des 13. Husarenregiments. Am Bahnhof waren anwesend, der Großherzog von Baden, Prinz Albrecht von Preußen, Prinz Leopold von Bayern, der Reichskanzler, der Statthalter Fürst Hohenlohe und die Generalität. Der Kaiser und der Kronprinz schritten 2 mal die Front der Ehrenkompagnie ab, sodann erfolgte deren Vorbeimarsch. Der Kaiser bestieg hierauf mit dem Kronprinzen den Wagen und fuhr mit den andern Herrschaften unrer den Hochrufen der Menge zum Feldgottesdienst.
Metz, 4. Sept. Der Kaiser verlieh dem Statthalter Fürsten v. Hohenlohe die Krone zum Großkreuz des roten Adlerordens.
Metz. 4. Sept. Kurz vor 11 Uhr fand auf dem Exerzierplätze ein Feldgottesdienst statt. Etwa 8000 Mann waren hiezu feldmarschmäßig im Viereck aufgestellt. Inmitten des Vierecks, gegenüber dem Kaiserzelt, war der Altar errichtet. Der Kaiser und die Fürstlichkeiten wohnten dem Gottesdienst — im Kaiserzelt stehend — an. Die Fürstlichkeiten fuhren alsdann zur Stadt, der Kaiser setzte sich an die Spitze der Truppen und hielt beim herrlichsten Wetter unter dem Geläute sämtlicher Glocken seinen Einzug in die schön geschmückte Stadt. 7000 Schulkinder, 4000 Vereinsmitglieder bildeten Spalier. Eine dichtgedrängte Menschenmenge bereiteten dem Kaiser allenthalben begeisterte Ovationen. Die städtischen Behörden nahmen auf dem Platze am Südende der Pariser Straße Aufstellung, um dem Kaiser beim Einzuge namens der Stadt den Willkomm-Gruß zu bieten. Seine Majestät beehrte die Vertreter der Stadt durch eine Ansprache und legte dem Bürgermeister der Stadt Metz die verliehene kostbare Kette persönlich um. Darauf führte der Kaiser die Truppen bis zur Esplanade und nahm den Vorbeimarsch ab. Beim Einzug des Kaisers hielt der Bürgermeister eine Begrüßungsansprache. Er sprach den Dank der Bevölkerung für das Kommen des Kaisers und gleichzeitig die Hoffnung aus, daß der Kaiser bald wiederkehren möge, um Ihrer Majestät bas Schloß Urville zu zeigen. Der Kaiser dankte für die Ansprache. Metz und sein Armeekorps sei ein Eckpfeiler in der militärischen Macht Deutschlands, dazu bestimmt, den Frieden Deutschlands, ja ganz Europas, dessen Erhaltung sein fester Wille sei, zu schützen.
Metz, 4. Sept. Der König von Sachsen traf vom Kaiser begrüßt eine Stunde später ein als Prinz Ludwig von Bayern eingetroffen. Der Kaiser, welcher um 4 Uhr in Courcelles anlangte, fuhr in Begleitung des Statthalters nach Urville. 10 000 Landleute aus Lothringen standen längs der Straße, die Landesausschuß- Mitglieder, der Kreistag, alle Bürgermeister, die Geistlichkeiten aller Konfessionen, die Schüler, Feuerwehren und Vereine. An der Ehrenpforte vor dem Bahnhof hielt der Kaiser. Fabrikant Jounez aus Saargemünd,^Präsident des Bezirkstags von Lothringen, hielt eine Willkomm-Ansprache. Der 85 jährige Bürgermeister Dory aus Ogy-Pache redete den Kaiser in französischer
Sprache an und drückte die Gefühle treuer Anhänglichkeit der Lothringer Bevölkerung aus. Der Kaiser dankte, sodann erfolgte eine Ansprache von Bischof Fleck. Bei der Weiterfahrt des Kaisers erscholl lauter begeisteter Jubel.
Paris, 4. Sept. Ämtl. Mitteilung zufolge wird ein russisches Geschwader unter dem Oberbefehl des Admirals Avelane am 13. September in Toulon eintreffen, um den Besuch von Kronstadt zu erwidern.
Unterhaltender Heil.
Verloren und Gewonnen.
Novelle von C. Martin.
(Fortsetzung)
(Nachdruck verboten.)
Bestürzt von der Heftigkeit des jungen Mädchens ergriff Rvdach die kleine Hand, die an dem Fächer riß.
„Ich danke Ihnen für ihr Vertrauen, Mela, ich will Ihnen zeigen, daß ich desselben nicht unwert bin. Sie sind so jung noch! Es erscheint natürlich, wenn Sie die Welt als Ihnen gehörig betrachten, wenn Sic sich nicht genügen lassen, an einem Tropfen Glück, verteilt in ein ganzes Menschenleben — Sie möchten nichts entbehren — besonders nicht Liebe entbehren, und doch heißt es im Erdendasein so oft: Entsagen — Aufgeben! — sich bescheiden!
Lernen Sie es frühe. Mela. daß nur der das rechte Glück findet, der seine Pflicht erfüllt, ohne nach Lohn zu fragen, daß das eigene Herz besiegt sein will, wenn es allzu unbändig nach Erfolg und Anerkennung verlangt! Wer demütig um Liebe wirbt, wird sie auch ernten; Göthe's Wort gilt für alle Frauen:
„Dienen lerne das Weib bei Zeiten, nach seiner Bestimmung; denn durch Dienen allein . gelangt es zum Herrschen, zu der verdienten Gewalt, die doch ihm im Hause gebühret."
Wie im Fieber hatte Mela seinen Worten gelauscht, aber sie wollte ihm nicht Recht geben.
Sie wollte die Macht nicht anerkennen, welche er schon über sie besaß.
„Sie meinen es gut mit mir, Graf, antwortete sie, leidenschaftlich die Hände zusammcn- pressend, „aber Sie wissen ja schon, daß ich störrisch und eigensinnig bin. Ich kann nicht so ohne Weiteres mich bescheiden, ich verlange nach Glück!
Es ist so schön auf Gottes Erde. Diese Schönheit ist auch für mich.
Warum sich mühen und plagen für andere und doch Undank ernten? Ich bin Erzieherin von Beruf, bald vielleicht stößt man mich hinaus in die Fremde, aber auch in der Dienstbarkeit wird die glühende Sehnsucht nach Freiheit, nach unnennbarer Seligkeit nicht verlöschen."
Graf Rodach schüttelte traurig den Kopf. „Fräulein Mela, ich hoffe zu Gott, daß meine Worte, dennoch ein Echo in Ihnen finden, daß ein Teil ihrer Selbstsucht zu Grunde gehl! Sie verlangen nach Glück und — stoßen es von sich!"
„Wir wollen darüber nicht streiten, wir sind eben verschiedener Ansicht, wie in so vielen Dingen", sagte sie hart.
„Gut, so warten wir ab. welche Ansicht sich einst als die Richtige beweisen wird. — Auch Ihnen muß die Liebe die beste Lehrmeisterin sein!"
Ein Mann, der ein ganzes, volles Herz verschenkt, verlangt auch von dem Weibe Opfer. Nur ein selbstloses Gemüt wird voll beglücken können! Da herrscht kein Zweifel, keine Launenhaftigkeit, man giebt sich ganz und für ewig: — Solch unnennbares Glück wird aber nicht Jedem zu Teil. Kämpfen muß man darum und danach streben, als nach dem höchsten auf Erden: Wehe dem aber, der es in Händen hatte und doch nicht festhiklt!"
Melanie schwieg. Was sollte sie auch antworten? Sie wußte ja nun, daß auch sie kämpfen mußte, kämpfen mit ihre Launen, ihrem Hochmut! Würde sie das Höchste erreichen? —
L->der kam für sie nach dem blendenden Znnn, strahl die tiefe Nacht?
Der Walzer war zu Ende: Graf erhob sich.
Noch einmal ergriff er Mela's Hand- „Verzeihen Sie mir meine ernste Unterhaltung und — werden Sie glücklich!"
Sie schaute ihm träumerisch nach „Nimm Du mich an Dein Herz und ich will nichts mehr verlangen vom Leben!" dachte sie. Sie dachte es wieder, ehe sie einschlief m sie lächelte noch im Traum. ' '
*
*
Mela war einige Tage wie von einem seltsamen Bann befangen. Ein Druck lag auf ihr. den alles verständige Prüfen nicht wea- nehmen konnte. ^
Was sollte sie thun? Wie konnte sie ihn gewinnen? so fragte sie sich oft. um im nächsten Augenblick wieder trotzig das Haupt zu heben, sich zu geloben:
„Ueber ihn will ich herrschen, in Liebe herrschen!' Seine Sklavin mag ich nicht sein!"
Sogar Leonie, deren Beobachtungsgabe nicht groß war, sprach mit ihrem Mann über das ungleiche Wesen des jungen Mädchens.
„Du solltest sie verheiraten, lieber Benno. Man sorgt sich so viel um die Kleine und hat nicht einmal Dank, warum entzieht sie mir ihr Vertrauen? Habe ich ihr nicht immer die Mutter ersetzt?" —
„Ja. aber — liebes Kind. Mela hat viel Gerechtigkeitsgefühl. Ich glaube, sie empfindet es schwer, daß sie seit Lenchcns Geburt in den Hintergrund getreten ist. Meinst Du nicht auch?"
„Bewahre", rief Frau von Rosen. „Wer hat sie jemals hart angelassen? Bin ich nicht immer bereit, mich ihren Stimmungen zu fügen, leide ich nicht oft selbst genug unter ihren Launen?"
„Nun, nun", sprach Rosen. So schlimm ist doch Mela auch nicht. Sie verlangt im Grunde so wenig."
„Freilich, Du nimmst ihre Partei!" sagte die Dame heftig. „Auch Leuchen soll sich nach der Schwägerin richten! Du als Vater rätst dies: Mein armes, liebes Kind, sogar Deine Mutter soll Dich vernachlässigen, damit nur Mela keine trübe Stunde hat."
Lconie's Thränen flössen reichlich, bei diesem Ausbruch tiefen Gefühls, Herr von Rosen, der keine Frau weinen sehen konnte, beschwichtigte den Sturm durch tausend Entschuldigungen.
Endlich war die kleine Frau beruhigt, und der Gemahl entfernte sich schweren Herzens, denn er hatte versprochen, dem nächsten Bewerber um Mela's Hand seine kräftige Fürsprache bei der Schwester zu leihen.
Melanie dachte kaum daran, daß ihr Benehmen den Geschwistern auffallen könne. Sie nahm nie viel Rücksichten auf andere. Mochte Leonie doch wieder für Laune erklären, was so mächtig in ihr stürmte, ihr oft allen Lebensmut entzog.
Bolle acht Tage waren verflossen und sie hatte den Grafen nicht wieder gesehen. Oft stand sie am Fenster, die Vorübergehenden musternd. Kam er nie hier vorbei, zog ihn nichts in ihre Nähe? — Ach! sollte das tiefe Mitleid, welches aus seinen Worten gesprochen, so schnell vorüber sein? Und sie hatte an Liebe gedacht, ^hatte schon gejubelt, wie alle Einsamkeit, alle Sehnsucht nach Glück nun bald ein Ende haben mußte. Denn wo war das Glück anders, als an seinem Herzen?
(Fortsetzung folgt.)
(Im Heiratsbureau.) „Ich wünsche, mich mit einer ehrbaren Dame zu verheiraten. „Wünschen der Herr Baron mehr Ehr oder ! mehr Baar?!" !
(Variante.) „Nun. wie ist Ihnen das Bad bekommen?" — „Gut. Das Moor hat Schuldigkeit gethan — ich konn geh^n.
«L" Niemand, der nach Pforzheim kommt,
versäume die bei Ludwig Becker vorm. Ehr. Hardt in den Schaufenstern ausgestellten S b mit den unglaublich billigen Preisen anzus^Y^
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.