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90, Gerste 85. Hafer 85. Norwegen: Weizen: , Roggen 95, Gerste 99, Hafer 90. Schweiz: Weizen 80. Roggen 70, Gerste, Hafer 65. Holland: Weizen 87, Roggen 92, Gerste 77, Hafer 72. Belgien: Weizen 87. Roggen 95, Gerste 77. Hafer 50. Frankreich: Weizen 82, Roggen 85, Gerste 86, Hafer 86. England: Weizen 90, Roggen, Gerste 75. Hafer 80. Rußland: Weizen 75150, Roggen 70120, Gerste 70115, Hafer 75130. Rumänien: Weizen 111, Roggen 130, Gerste 108, Hafer 130. Serbien: Weizen 180, Roggen 75, Gerste 90, Hafer. Bulgarien: Weizen 74, Roggen 61, Gerste 77. Hafer 80. Aus dieser Zusammen­stellung erhellt u. A., daß von den in ihr auf­gezählten Ländern Rußland und Rumänien im Durchschnitt die beste Ernte in allen vier Haupt­getreideorten verzeichnen.

Der französische Vertreter Le Myre de Villers in der siamesischen Hauptstadt geht mit den Siamesen um wie die Katze mit der Maus. Obgleich Siam die Forderungen des französischen Ultimatums in allen Punkten angenommen hat, stellt Le Myre jetzt immer neue Forderungen und sucht Zustände zu schaffen, aus welchen künftig immer neue Konslickte mit Frankreich entstehen müssen. Unter anderem verlangt er auch die Ensernung aller europäischen (fast aus­nahmslos dänischen) Offiziere in siamesischen Diensten, ferner ein franz. Monopol für sämtliche öffentliche Arbeiten auch auf dem rechten Mekong­ufer. Wie nun bestimmt verlautet, wird die russ. aus Amerika zurückkehrende Flotte den Franzosen einen offiziellen Besuch im Hafen von Brest abstatten und sich erst von dort aus in's Mittelmeer nach Toulon begeben.

Der russische Finanzminister befindet sich wegen des Zollkriegs mit Deutschland in tausend Aengsten und Nöten. Er sieht jetzt ein, daß russisches Getreide über Oesterreich-Ungarn nach Deutschland schon auA dem Grunde nicht eingesührt werden kann, weil es sowohl, an der österr. als an der deutschen Grenze Eingangs­zölle zahlen mußte. Er hat jetzt die Fracht­tarife für Getreide nach den Stationen an der deutschen Grenze so bedeutend herabgesetzt, daß die Eisenbahnen hiebei bei weitem nicht mehr auf ihre Selbstkosten kommen, andererseits will er den russischen Bauern eine große Menge Roggen ubkaufen und in die Militärmagazine legen. Der schlaue Herr Witte merkt bei diesen Maßregeln, wie es scheint nicht, datz er das Geld von der einen Hosentasche in die andere steckt, ohne dem russische Volkswohlstand auch nur eine Kopeke zuzuführen. Er läßt in Paris wieder eifrig wegen einer Anleihe verhandeln, bis jetzt aber wie es scheint ohne Erfolg, da die großen jüdischen Bankfirmen auch in Frankreich der russischen Regierung wegen ihrer Juden­verfolgungen mit Recht gram sind.

Gerade letztere Ankündigung veranlaßt die englische Regierung ihre Mittelmeerflotte um mehrere weitere Kriegsschiffe zu verstärken und eine größere Anzahl neuer Torpedoboote bauen zu lassen.

In Spanien gärt es wieder einmal. Um aus der ewigen Finanzot herauszukommen, hat das Ministerium Sagasta bei den Cortkes ein Gesetz durchgesetzt, wodurch die Steuerhinter­ziehungen der rächen Leute in Spanien, welche bisher der Staatskasse alljährlich viele Mill. hinterzogen, künftighin möglichst eingeschränkt oder gänzlich unmöglich gemacht werden. Die von dem neuen Gesetz bedrohten Steuerzähler lassen es sich ziemlich viel Geld kosten, um das Volk zu Demonstrationen gegen die Regierung aufzu­reizen, und so kam es auch, daß in San Sebastian, wo gegenwärtig die Königin- Regentin mit ihrem Sohne dem kleinen König weilt, eine Straßenkundgebung gegen die Re­gierung veranstaltet wurde. Sagasta scheint aber entschlossen zu sein, mit den Demonstranten wenig Federlesens machen und sein Regierungs­programm energisch durchzusetzen. Ein nach San Sebastian gesandtes spanisches Kriegsschiff scheint aus die dortige Bevölkerung eine ziemlich beruhigende Wirkung ausgeübt zu haben. Die Königin.Regentin kehrte alsbald nach Madrid zurück. Nach telegr. Meldung vom 1. September

hat dieselbe dem Ministerrat ihr vollständiges Vertrauen ausgesprochen.

Aus Shanghai wird gemeldet, daß die chinesische Regierung aufs höchste aufgebracht sei über die weiteren Forderungen Frankreichs gegen­über Siam. Der siamesische Vertreter halte fort­während Beratungen mit Li Hung Tschang ab, welcher energische Instruktionen an den chine­sischen Gesandten in Paris telegraphiert haben soll.

New-Iork, 1. Sept. Aus Springfield in Massachussetts wird gemeldet: Vier Wagen des Expreßzuges der Boston-Albany-Eisenbahn stürzten gestern Nachmittag von einer gerade in Ausbesserungsarbeit genommenen Brücke in den Westfieldfluß bei Chester. Die Brücke -stürzte ein, als die Lokomotive und drei Wagen bereits hinübergefahren waren. Man zählt 15 Tote: 36 Zuginsassen sind verwundet, davon 6 tätlich.

Telegramm an den Enzthäler.

Koblenz. Der Trinkspruch, welchen der Kaiser beim gestrigen Festmahl der Rhein­provinz ausbrachte, lautet:Wenn dem Herrscher von treuen Unterthanen jubelnder Empfang bereitet wird, so geht das immer zu Herzen; manchen derartigen Empfang habe ich stets durchlebt; ganz besonders aber dringt der Em­pfang der Rheinländer zu meinem Herzen; an diesen Gestaden des Rheines, sagenumwoben von der Geschichte begleitet, wo jeder Berg zu uns redet und jedes Gotteshaus seine hohe Sprache spricht, muß jeder Empfang, muß jedes ge­sprochene Wort einen besonderen Zauber auf das Menschenherz ausüben. Der Reiz der Poesie versöhnt hier alles, vor allem aber gilt dies der Stadt Coblenz, die so besonders reich ist an Andenken geschichtlicher und persönlicher Natur. So danke ich den Coblenzern und Ihnen allen meinen treuen Rheinländern für den der Kaiserin und mir bereiteten Empfang. Mit tiefbewegtem Herzen danke ich Ihnen von dieser Stelle und von diesem Hause, das so eng verknüpft ist mit der Geschichte meines dahin gegangenen Groß­vaters und der Persönlichkeit meiner verstorbenen Großmutter. Erinnerungen feierlicher, wahrer, schöner und lieblicher Natur sind es. die unsere Herzen durchziehen; jedoch das Gesamtbild, das sich vor unseren rückblickenden Augen entwickelt, zeigt uns ein Leben voller Segen, eine Thätigkeit, reich gekrönt wie je ein Menschenleben. Wir fühlen das Walten der hohen Frau, die in diesen Räumen meist gewohnt, wir spüren noch die segnende Hand der Kaiserin Augusta in allen Teilen der Provinz. Dieselbe Liebe und die­selbe Anhänglichkeit, welche die Provinz für meine Großeltern empfand und welche diese für die Provinz hegten, verbindet auch uns. Mir ist es gleich meinem seligen Vater vergönnt ge­wesen, zwei herrliche Jugendjahre an der XIniu water, in Ihrer Mitte unvergeßliche Zeiten zu verleben. So fasse ich denn Alles, was ich fühle und denke, zusammen in einem Segenswunsch für das Gedeihen der Provinz, zu gleicher Zeit auch aus dem Rückblicke die Lehre schöpfend, daß durch das feste Zusammenhalten von Volk und Herr­scher die größten Thaten geschehen sind, daß auch die Rheinprovinz memem Großvater zur Seite stand, als er den Nibelungenhort der deutschen Einheit unserer Reiche wieder gewann. So hoffe ich denn, daß in fester Treue der Rheinländer zu mir und in treuer Gesinnung meinerseits zu meinen Rheinländern es uns vergönnt sein möge, unsere Wege zu wandeln zum Wohle Rheinlands und zum Wähle unseres geeinten, großen, teuren, deutschen Vaterlandes. Ich erhebe mein Glas und trinke auf das Wohl der Rheinlande und ihrer Bewohner. Sie

leben hoch'. Nochmals hoch und zum driw» Mal hoch!"

Thorn. In Schulitz sind 2 Arbeiter welche nachts in der Weichsel fischten, an der Cholera erkrankt.

Vermischtes.

Dem aufmerksamen Naturbevbachter dürfen in diesem heißen Sommer die günstigen Wirkungen der Waldesnähe auf die um­liegenden Ländereien und deren Vegetation nicht entgangen sein. Während inmitten der Fluren namentlich an Sommerwänden und auf der Ebene Klee und Sommerfrucht, auch aus besten Böden, einen kläglichen Eindruck machten, er­freuten sich diese Erzeugnisse in der Nähe des Waldes eines wesentlich besseren Aussehens. Diese günstige Einwirkung des Waldes wird (so schreibt man der Franks. Ztg.) in der Haupt­sache durch folgende Erscheinungen herbeigeführt: Der Wald, auch schon ein schmaler Waldstreifen verminderte die stark aushagernde Wirkung der monatelang anhaltenden, heißen, trockenen Ost­luft und zwar auf der Luvseite (der dem Wind ausgesetzten Seite) durch Stauung des Luftzugs, wodurch Windstille erzeugt und das völlige Austrocknen des Bodens und zu starke Tran­spiration der Pflanzen vermieden wurden, auf der Leeseite durch gänzliches Abhalten der Ost­luft, wodurch die gleiche Wirkung erzielt worden ist. Ferner wird aber durch die, in Folge des benachbarten Waldes verursachte Windstille naturgemäß auch die nächtliche Ausstrahlung begünstigt, die relative Feuchtigkeit erhöht und die Taubildung befördert. Die relative Luft­feuchtigkeit erreicht aber, wie ombrometrisch nach­gewiesen, in der unmittelbaren Nähe des Waldes, insbesondere während Heller klarer Nächte, wie sie dieser Sommer zahlreich brachte, einen hohen Grad, dem eine günstige Einwirkung auch auf die weitere Umgebung nicht abzusprechen ist. Ganz besonders auffällig war diese Einwirkung in der Feldumgebung der dem Winde zugäng­lichen Waldthäler. Während endlich in kalten, nassen Sommern die waldanliegenden, landwirt­schaftlichen Grundstücke und ihre Vegetation durch die, je nach Höhe und Dichtigkeit des Waldbestandes starke und breite Beschattung entschieden leiden, trägt diese in heißen, trockenen Jahren zur Erhaltung der Bodenfeuchtigkeit wesentlich bei. Der Wert der klimatischen Funktionen des Waldes in Jahren wie das laufende, dürfte also für seine nähere Umgebung groß sein, während seine klimatische Fernwirk­ung, welche durch Vermittlung der Winde haupt­sächlich vom Kronendache ausgeht, wenig be­langreich ist. In dieser Beziehung sind Gcbirgs- oder Meeresnähe ungleich wirkungsvoller.

Das Eldorado der Frauenenmanzipation ist gefunden, es ist Neuseeland. Das Repräsen­tantenhaus hat dort am Freitag das Gesetz ge­nehmigt, welches auch Frauen, und zwar sowohl Weißen als Maoris (Eingeborenen), das Wahl­recht giebt.

Alles oder nichts. Inder,, Schlesischen Zeitung" findet sich folgendesstreng reelle" Heiratsgesuch:Witwer mit einem Vermögen von 200 000 Thalern, 38 Jahre, 1 Kind, sucht eine tadellose, liebenswürdige, lustige Dame zur Frau, entweder mit viel oder direkt gar keinem Vermögen. Gefl. Off. (wennmöglich mit Photo­graphie und ollts Nähere) bitte ich mir ver­trauensvoll unter X hauptpostlagcrnd einzusen­den und verspreche auf Ehrenwort strengste Diskretion." Dieliebenswürdigen, jungen Damen mit direkt gar keinem Vermögen" werden wohl die Mehrheit unter den Bewerberinnen bilden.

SS» Niemand, der nach Pforzheim kommt,

versäume die bei Ludwig Becker vorm. Che- Hardt in den Schaufenstern ausgestellten VW mit den unglaublich billigen Preisen anznjeye.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.