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Versteck zu Deiner Mama; Du mußt schlafen gehen."
„Ach wie schade. Mit Dir könnt ich immer schwatzen, Du verstehst es."
Graf Rodach hatte schon bei seinem Kommen Mela um einen Walzer gebeten, nun war derselbe an der Reihe. —
Melanie's Laune blieb die beste, sie hatte ihrer Schwägerin nach Kräften bei der Anordnung des Festes geholfen, sie war liebenswürdig gegen alle Gäste gewesen.
Graf Rodach tanzte sehr gut. dem schönen Paar folgten viele bewundernde Blicke, als es durch den Salon schwebte.
Rodach führte Mela zu einem kleinen Etablissement, welches von Treibhauspflanzen umgeben, ein lauschiges Plätzchen bildete.
„Wenn es Ihnen recht ist, plaudern wir hier. Sie haben schon so viel getanzt, daß Ihnen eine kleine Pause ganz notwendig ist."
Mela ließ sich, noch hochatmend vom Tanzen auf dem grünumrankten Sessel nieder. Ein seltsames Gefühl beherrschte sie — halb Furcht, halb Jubel. Wie sicher er sie gehalten! — O, so fort zu schweben — ewig — ewig — es mußte Wonne sein!
Er sah so ruhig, so kühl — er wollte plaudern, wie man mit jedem Andern plaudert.
Wie verschieden waren doch ihre Naturen, wie wenig Gleichklang fand sich! Nein er würde sie nie lieben!
Da sprach er so weich und liebevoll, daß sie bebte:
„Sie sind nicht so glücklich, als ich annahm, Fräulein Mela."
„Woher wissen Sie", fuhr Mela heftig auf.
„Ja. Fräulein Mela, ich weiß, daß jeder Sterbliche seine Achillesferse hat, die man nicht berühren darf, ohne ihm Schmerz zu bereiten. Manchmal aber ist solcher Schmerz heilsam — die Sonde trifft den rechten Punkt, man gesundet. Warum also suchen Sie nicht das Vertrauen des lieblichen Kindes zu gewinnen, welches Ihnen auch verwandtschaftlich nahe ist? Sie entbehren selbst wohl am meisten durch Ihre Schroffheit, deren Grund mir unklar ist."
„Ah, man hat Ihnen bereits gesagt, daß ich eine Tante bin, die nicht jede Unart der kleinen Nichte als Genialität preist! — War meine Schwägerin selbst so gütig. Ihnen darüber Mitteilung zu machen?"
„Keineswegs", sprach der Graf ernst. „Aus dem Geplauder der Kleinen merkte ich, sie sei Ihnen nicht zugethan. Das schmerzte mich, ich möchte es gern anders.
„Es steht wohl kaum in meiner Macht eine Aenderung herbeizuführen!" Mela sagte dies mit zuckenden Lippen.
„Liebe läßt sich nicht gebieten! — Ist es denn so schmerzlich, daß der verzogene Liebling meiner Geschwister bei einer Person keine Vergötterung findet? Das Kind erfreut sich so zärtlicher Fürsorge, daß es die Teilnahme, welche ich ihm spenden könnte, kaum vermissen wird! O, warum rühren Sie an Dinge, die ich vergessen wollte? War ich nicht selbst einst der Vorzug dieses Hauses — bis Lenchen kam, mich beinah' aller Liebe beraubend! — Ich bin eifersüchtig auf sie, das sagt alles! —"
„Also von dieser Zeit her schreibt sich der Anfang aller Bitternisse, die nun ihr Gemüt bedrücken?"
„Ja. und weil Sie mich so hart beurteilen, sollen Sie wissen, was ich bisher Niemand mich zu sagen getraute — daß ich sie täglich — stündlich herbeisehne, die Liebe einer Mutter, die auch dem verstockten, unlenksamen Kinde eine sanfte Mahnerin ist zu allem Guten und Edlen. O, ich entbehre ja nichts nach der Ansicht der Menschen! Ich werde ja so gut behandelt im Hause meines Bruders, ich kann von Glück sagen, daß die reiche Schwägerin mich behält, nicht wahr?"
(Fortsetzung folgt.;
In Eppingen kam kürzlich folgendes lustige Manöverstücklein vor. Ein Tambour des Mannheimer Grenadier-Regiments war bei zwei nicht mehr der Jugend angehörigen Witt
frauen einquartiert. Wie es nun die Manöver- Ordnung vorschreibt, ist das Quartier eines Spielmanns durch einen Strohkranz kenntlich zu machen und unterließ es der junge Batcr- landsverteidiger nicht, dieser Vorschrift pünktlich nachzukommen. Die beiden Witwen glaubten nun, der Soldat treibe einen Scherz mit ihnen und hatten nichts Eiligeres zu thun, als das Symbol zu entfernen, indem sie unserem Vaterlandsverteidiger bedeuteten, sie brauchten keinen Jungfernkranz vor ihrem Hause, denn sie würden doch nicht mehr heiraten und von Soldaten ließen sie sich noch lange nicht utzen.
Einen recht netten Vorschlag zur Unterstützung der notleidenden Landwirtschaft machte die in Hildburghausen (Sachsen-Meiningen) erscheinende „Dorfzeitung": „Die Lehrer Sachsen- Meiningens möchten auf die ihnen bewilligte Gehaltserhöhung von 100 Mk. für nächstes Jahr zu Gunsten der notleidenden Landivirte verzichten." Donnerwetter, müssen die Meininger Lehrer Gehälter beziehen, wenn man ihnen solches anmuten kann! Arme Würltemberger! Das könntet Ihr nicht aushalten.
Aus Schlesien, 19. Aug. Aus Reichenbach wird folgende spaßhafte Begebenheit gemeldet: „Bei dem vor einiger Zeit hier abgehaltenen Silesia-Bundesschießen war gegen die Ausrufung des besten Schützen zum Schützenkönige Einspruch eingelegt worden, weil der Schütze bei Abgabe des Schusses nicht vorschriftsmäßig schwarze Beinkleider getragen halte. Trotz des Einspruchs war vorläufig die Ausrufung erfolgt, jedoch der Streit damit nicht endgiltig beigelegt; zur Entscheidung dieser überaus wichtigen Frage hat man es vielmehr für notwendig erachtet, für den 29. d. M. einen besonderen Delegiertentag nach Freiburg einzu- berusen. zu welchem die fünf beteiligten Gilden Vertreter senden werden." Das können teure Hosen werden, die der unglückliche Schützenkönig nicht angehabt hat.
In dem nicht weniger als 208 Druckseiten enthaltenden Ausstellungskatalog der Gußstahlfabrik Krupp an der Weltausstellung in Chicago ist u. a. eine 24 Cm. Küstenkanone aufgeführt, die mit einem Geschosse zu 215 Kg. auf eine Entfernung von 20 Kilometer wirft. Bei einer Elevation 44° würde dieses Ungetüm, in Pro St. Didier in den Alpen aufgestellt, 2730 Meter über den Montblanc (4810 Meter) hinwegschießen und das Geschoß mit einer Schußweite von 20206 Meter die Gegend von Cha- mounix erreichen.
Paris. 27. Aug. Ein Nichtsnutz ohne Gleichen, man sagt Lehrbube in einer Fahrräderfabrik, hat den Besuchern der Josephkirche einen frevelhaften Streich gespielt, indem er eine Flasche Tinte in das Weihwasserbccken goß. Er erreichte denn auch seinen Zweck; alle Gläubigen erschienen mit schwarzbefleckten Gesichtern, Händen und Kleidern in der Messe. Der Frevler sieht einer gehörigen Strafe entgegen. (Str. P.l
Der großen Schaar der Briefmarkensammler steht eine besondere Freude bevor. Nächstes Jahr wird in Portugal das 500- jährige Gedächtnis Heinrich des Seefahrers (geb. 4. März 1394) gefeiert und außerordentlich begangen. Um die Freude zu erhöhen, hat die portugiesische Regierung mit Genehmigung der Kortes beschlossen, der Stadtverwaltung von Oporto, wo Heinrich geboren wurde, die Ausgabe besonderer Jubiläumsbriefmarken zu gestalten, die während der Festtage (4. u. 5. Mai, event. ein paar Tage länger) verkauft werden sollen. Der Staat läßt sich nur den Wert der Marken bezahlen; was darüber hinaus erlöst wird, kann die Stadt zu den Kosten ihrer Jubi- läumssestlichkeiten verwenden. Es werden sämtliche Marken angefertigt; die von 5 bis 100 Reis in 500 000. die übrigen in 30 000 Exemplaren. Bezüglich der Ausführung dieses Planes wäre es, so meint die „Frkf. Ztg.", vielleicht gut. wenn die portugiesische Regierung
sich zuvor mit der Postverwaltung der Sch^n ins Benehmen setzen würde, welche mit der Aus- gäbe solcher Jubiläumswertzeichen etliche M uninteressante Erfahrungen gemacht hat. Bx. kanntlich wurden zur internationalen Postwerv zeichcn-Ausstellung in Zürich im vorigen Monat 36 000 extra zu diesem Zwecke angefertigte Juki- läums-Postkarten zum Preise von 5 Centimes ausgegeben; es gab dabei die wüstesten Szenen und Gewaltthätigkeiten, und der Zwischenhandel wußte sich der ausgegebenen Karten so erfolgreich zu bemächtigen, daß sie in wenigen Lagen auf 40 Fr. per Stück im Preise stiegen und - nachgemacht wurden. Wenn die portugiesische Regierung keine neue vermehrte Auflage des Züricher Briefkarten-Skandals haben will, wird sie besondere Vorsichtsmaßregeln ergreifen müssen.
(Hexenglaube.) Der Hexenglaube ist immer noch nicht ausgestorben. Welch sonderbare Blüten dieser hirnverbrannte Wahnglaube, der Jahrhunderte lang die Menschheit unheilschwanger beherrschte, noch treibt, zeigt schlagend folgender Fall. In einer Droguenhandlung zu Straß- durg erbat sich ein Bauer zwei Toncabohnen mit der ausdrücklichen Bemerkung, daß die eine derselben männlichen, die andere weiblichen Geschlechts sein müsse. Auf die erstaunte Frage des Handlungsgehilfen. wozu denn die Bohnen Verwendung finden sollten, erklärte der Landwirt mit altkluger Miene, daß seine Kuh die Milch erhalte, und daß dies daher komme, weil dos sogenannte „Rätzerle" oder „Letzel" das Tier verhext habe, und daß eben diese Bohnen das einzig wirksame Mittel seien, um dem Bösen beizukommen; denn dieselben würden in ein Säckchen gethan und dies in dem Stalle befestigt, wodurch dann der Bann des Bosen gebrochen werde. Gegen diesen blöden Aberglauben war nicht anzukämpfen und der Bauer erhielt das Gewünschte. Nach einigen Tagen aber erschien des Bauern Weib und erklärte, daß wohl eine Verwechslung stattgefunden und daß ihrem Mann entweder zwei Bohnen männlichen ober zwei weiblichen Geschlechtes verabfolgt worden seien, denn das Mittel sei erfolglos gewesen. Zu solchen lächerlichen Hausmitteln anstatt zm Kunst des Tierarztes nehmen die Landleute zu Ende des neunzehnten Jahrhunderts vielfach ihre Zuflucht. Traurig aber wahr!
(Boshaft.) Sonntagsjäger (den erlegten Hasen triumphierend in die Höhe haltend): Der erste Hase, den ich in dieser Saison erlegt habe! Aus Freude darüber möchte ich etwas Wohl-
thätiges ins Werk setzen-Förster:
Gründen Sie doch ein Krankenhaus für ange- schossene Treiber.
(Das Einzige!) Marktfrau (die durchgesessenen Beinkleider ihres Mannes betrachtend): „Schämst Du Dich nicht, Deine Sachen so zu ruinieren?!" — Mann: „Du lieber Gott, das ist ja noch das Einzige, was ich durchsetzen kann!"
(Gewagter Superlativ.) „Ist das Pferd auch fromm?" — „Man kann schon sagen: bijott, Herr Baron!"
Auflösung des Silben-Rätsels in Nr. 132.
Malaga. Eisenhut, Apsilanti, Erato, Rüben, Salis, Kartoffel, Oboe, Nix, Vinci, Erek, Romeo, Samojeden.
Meyer s Konversations-Lexikon.
Silbenversteck-Rätsel.
Es soll ein Sprichwort gefunden werden, dessen Silben in nachstehenden Wörtern enthalten sind (z. B. Nacht in Nachteil, F« m Feigheit).
Oranjefluß, Oder, Haushälter. Wohlsein, Kustos, Opferlamm, Fürstentum, Goldregen
SS- Niemand, der nach Pforzheim kommt,
versäume die bei Ludwig Becker vorm. Chr. ' Hardt in den Schaufenstern ausgestellten sl ff mit den unglaublich billigen Preisen anzusch^
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.