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Stück. Erlös 1501 Mk., Schmalvieh 12 Stück, Erlös 498 Mk.; im Gesamt 71 Stück, Gesamterlös 9339 Mark.
Von den Geld- und Waren-Börsen.
Stuttgart, 24. Aug. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika zerren mit ungeheurer Anstrengung an der bekanntlich viel zu kurzen Golddecke, und cs ist ihnen, wenn auch mit beträchtlichen Opfern gelungen, aus Europa wieder größere Goldbeträge zurückzubekommen. Die Wirkung dieser Anstrengungen zeigt sich in einer bedeutenden Versteifung des Geldstandes, unter dem alle kreditbedürftigen Leute von ganz Europa zu leiden haben, was die Segnungen der reinen Goldwährung recht drastisch kennzeichnet. Die Bank von England hat ihren Diskonto mit 5°/o erhöhen müssen und die deutsche Reichsbank wird wohl ebenfalls zu einer wiederholten Diskonterhöhung schreiten müssen. Der Segen der Goldwährung kann möglicherweise noch so groß werden, daß ein allgemeiner finanzieller Wirrwarr daraus entsteht, wenigstens geben sich sämtliche Börsen in dieser Beziehung ernsthaften Befürchtungen hin und der vormalige Reichstagsabgeordnete Ludwig Bamberger hat für seine geängstigten Freunde an der Börse nicht einmal einige Trostworte übrig. Der italienisch- französische Zwischenfall wegen der Vorkommnisse in Aigues-Mortes beeinflußte die Börse nur vorübergehend. — Köln-Rottweiler Pulverfabrik gierig abermals etwas zurück, wohl auf die Nachricht, daß der Generaldirektor jener Gesellschaft zwar nicht selbst ein neues Pulver erfunden, wohl aber von zwei Engländern die Erfindung eines neuen Pulvers abgekauft und in der belgischen Regierung hiefür keine Abnehmer gesunden habe. — Die Getreidemärkte verkehrten in lustloser Haltung bei gedrückten Preisen. Weizen pr. Septbr.—Oktbr. fiel in Berlin von 156.50 auf 152.50, pr. Oktbr.—Novbr. von
157.70 aus 154.—, Roggen pr. Septbr.—Oktbr. von 140.25 auf 133.— , pr. Okt.—Nov. von 140.75 auf 135.—, Hafer pr. August stieg von
162.70 auf 164.50, fiel dagegen pr. Sept.— Okt. von 155.50 auf 153.—, Weizenmehl loco Nr. 0 fiel von 17.50 auf 17.20, Nr. 00 von
19.70 auf 19.50. Der Mais fiel in Wien von 5 fl. 15 auf 5 fl. 8. Auf den Baumwoll- märkten ist nach der mehrwöchigen Depression endlich eine etwas ruhigere Stimmung einge- treten. — Auf den Zuckermärkten dauerte die matte Haltung der Vorwoche an und bei schleppendem Geschäft erfuhren die Preise eine weitere Abschwächung. Rübenzucker 88°/viges Rendement fiel in Hamburg pr. August von 15.72 '/» aus 14.85, stieg pr. Okt. vermutlich auf Deckungskäufe von 13.90 auf 14.— und pr. Dez. von 13.80 auf 13.90. — Auf den Kaffeemärkten ist nach der mehrwöchigen matten Haltung endlich eine Besserung eingetreten, da allenthalben die Käufe für die Winterversorgnng begonnen zu haben scheinen.
Ausland.
Die Frist für die Einlösung der österreichischen Vereinsthaler ist neuerdings bis zum 1. April 1894 verlängert worden. Bis dahin werden sie noch von allen unseren öffentlichen Kassen in Zahlung genommen
Antwerpen, 25. Aug. Der Precnoseur zufolge sind im Augustmonat in den hiesigen Spitäler 26 Erkrankungen, 14 Todesfälle als choleraverdächtig festgestcllt.
Telegramme an den Enzthäler.
Berlin, 26. Aug. Die Morgenblätter melden aus Prag: Nach der Urteilspublikation im Sozialistenprozeß demonstrierten etwa 1000 Arbeiter vor dem Gerichtsgebäude. Die Wache zerstreute die Menge mit den Waffen.
Berlin. Aus Rom wird gemeldet, die Behauptung, daß der Maire von Aigues-Mortes die Italiener beschützt habe, wird als lügenhaft erklärt.
Knteryalterrder Heil.
Verloren und Gewonnen.
Novelle von C. Martin.
(Fortsetzung)
(Nachdruck verboten.)
Nur wenige Schritte hatte sie gethan, als sie erstaunt aufblickte. Ein Schirm war es, der über ihrem Haupte schwebte und eine klangreiche Männerstimme neben ihr sprach: „Ich sehe mein gnädiges Fräulein, daß sie für diesen Regenguß nicht eingerichtet sind. Erlauben Sie mir daher, Sie dem nächsten Droschkenstand zu- zusühren. Schon im Laden wollte ich Ihnen meinen Schirm anbieten, aber Sie verließen denselben, ehe ich meine Rechnung beglichen hatte."
Eine Laterne, die eben ihr von der Nässe getrübtes Licht auf sie und ihren Beschützer warf zeigte der Dame ein stolzes, anziehendes Antlitz, eine hohe ebenmäßige Gestalt.
Mela fühlte sich unsicher. Von Kindheit an war sie daran gewöhnt worden, jede Annäherung eines Herrn auf der Strbße als Unverschämtheit zu betrachten, auch jetzt konnte sie kaum anders denken. Zudem hatte sie im Laden, ganz in das Anschauen der geschmackvollen Fächer vertieft, die anderen Käufer nicht beachtet Aber es mußte ein sonderbarer Zauber in dem Wesen des Mannes neben ihr ihr liegen, denn sie fand, trotz der berühmten Zungenfertigkeit, kein passendes Wort, diese Zudringlichkeit gebührend abzufertigcn. Leise klang es von ihren Lippen: „Sie sind sehr gütig, der Regen hätte mir wohl nichts gethan!"
„O nein", lachte der Fremde, „Ihnen gewiß nicht, aber Ihr Rembrandt wird ein wenig Fürsorge nicht übel nehmen! — Doch sehen Sie, da sind wir schon!"
Aufatmend schaute Melanie auf den müden Gaul, dessen Decke der diensteifrige Kutscher schon eilig entfernte. Hastig zog sie ihr Portemonnaie hervor und reichte dem Rosselenker ein Geldstück. Er wollte davon herausgeben, aber sie winkte abwehrend mit der Hand und sprang schnell in den von dem Fremden geöffneten Wagen. Er hatte mit stillem Lächeln ihr zugeschaut und sagte jetzt gleichmütig:
„Sie vergaßen dem Kutscher Ihre Wohnung zu nennen, darf ich es thun?"
„O bitte — Ernststraße 7 und", setzte sie zögernd hinzu, „meinen Dank."
„Keine Ursache", erwiderte er. den Hut lüftend und sich tief verbeugend.
Er rief dem Kutscher die Weisung zu, und Mela hatte während der langen Fahrt Muße, ihr albernes Benehmen zu überdenken.
Ihr spätes Erscheinen ward von Frau von Rosen scharf gerügt, und Mela nahm zum Erstaunen der Dame den Verweis demütig hin. Mit keinem Wort erwähnte sie den verlorenen Schirm, den Helfer in der Not. Zu früher Stunde, noch ehe der Bruder aus dem Klub heimkehrte, zog sie sich Ermüdung vorschützend, auf ihr Zimmer zurück.
„Warum hat er seinen Namen nicht genannt?" war der letzte Gedanke, mit dem sie einschlummerte.
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In den glänzenden Räumen der Kommandantur wogte eine geschmückte, farbenprächtige Menge auf und nieder. Der General, ein etwas zugeknöpfter Herr, fühlte sich freilich im Dienste wohler, er liebte die großen Feste nicht. Doch verstand seine Gemahlin durch ihre Herzensgüte und Anmut diesen Gesellschaften einen heiteren, lebensfrohen Charakter zu verleihen. Man sprach nicht mit Schrecken von der bevorstehenden Abfütterung, sondern gab sich selbst liebenswürdig, um die Dame des Hauses zu erfreuen.
Als Herr von Rosen mit Frau und Schwester in dem Empfangssaal erschien, steckten die jungen Herren die Köpfe zusammen und flüsterten.
„Prächtig sieht sie wieder aus! Das ist die Ballkönigin heute Abend!"
Assessor Wallen, ein eifriger Courmacher des jungen Mädchens, brummte sogar ärgerlich in den Bart:
„Warum gewinne ich nicht einmal das große Loos — spiele doch schon lange genug!" °
Wirklich sah Melanie liebreizend aus, und die Generalin, deren besonderer Liebling sie war, küßte sie zärtlich auf die Stirn, als sie sich zum Handkuß beugen wollte.
„Kommen Sie in den Tanzsaal, liebe Mela". sprach sie heiter. „Es ist schon W die Herren sind ungeduldig. Ich habe Jhn^ auch einige neue Tänzer zuzuführen."
„Ah, da sind Sie schon, liebster Graf" fuhr sie, sich zur Seite wendend, fort.
„Mela, Graf Rodach wünscht Ihnen vorgestellt zu werden. Mein Liebling. Melanie von Rosen."
Mela schaute neugierig auf und ward glühend rot. Wahrhaftig, da stand der Schirm- träger vom gestrigen Abend und sah erst in ihre Augen! Man wechselte einige gleichgültige Worte — kein Zeichen verriet der jungen Dame, daß sie auch wiedererkannt worden sei. Wie konnte er auch in Gegenwart der Generalin solche Begegnung erwähnen?
Gewiß, es war taktvoll. Nun entfernte er sich, ohne ihre Tanzkarte zu begehren — dies war schon weniger nach ihrem Geschmack. —
„Ein hochmütiger Patron, wie es scheint! Nun, mein Herr Graf, ich kann Sie entbehren, ich werde meine Tänze schon los!"
„Aber diese forschenden Augen: Immer muß ich an sie denken!" — im Nu war sie von Herren umringt. Ihr Kärtchen bedeckte sich mit Schriftzeichen, — Graf Rodach forderte es nicht. Zwei Tänze hatte sie reserviert, im Fall er später einen davon begehren sollte, aber als sie ihn in eifriger Unterhaltung mit Baronesse Brillwitz sah, kochte der Zorn in ihr auf, und sie gab rasch die beiden Tänze fort.
„Er soll jetzt sehen, daß ich gar nicht nach ihm frage!"
Dora Fechner kam heran mit den Worten: „Wie gefällt Dir Graf Rodach? Du tanzt doch mir ihm?"
„Leider hatte ich keinen Tanz mehr frei, als der Graf darum bat", sprach sie unbefangen.
„Wie schade, der Graf tanzt so gut. — Warum hast Du nicht Confussion gemacht? Du verstehst es doch sonst so gut?"
„Weil ich Eure Schwärmerei für Rodach nicht begreifen kann", sagte Mela ungeduldig und nickte freundlich dem Assessor Wallen zu, der eilig kam, um sie zu Tisch zu führen.
Obgleich die Unterhaltung des Gelehrten, der an ihrer anderen Seite Platz genommen und die Huldigungen, die der Assessor ihr darbrachte, dem eitlen Herzen schmeichelten, schweiften Mela's Blicke doch zu dem Grafen hinüber, der nicht allzuweit, zwischen Lissie von Zanten und Hedwig Brillwitz saß. Ihr schien es, als verschwendeten die jungen Damen nicht umsonst feurige Blicke — manch heiteres Lachen kam von dort — ihre Lippen kräuselten sich stoltz.
Als dann die Töne des Walzers durch die Räume klangen, stand Rodach plötzlich vor ihr und bat um die Ehre eines Tanzes.
Erstaunt blickte Mela ihn an.
„Ich bedaure, meine Tanzkarte weist keine Lücke auf", sprach sie hochmütig.
„Ach, das ist schade", meinte er. Es schiem als wolle er noch einige Worte hinzufugen, doch kam eben Mela's Tänzer Graf Rodach verbeugte sich und trat zurück.
(Fortsetzung folgt.)
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Jucken hört sofort auf, sobald man die stelle bestreut und etwas einreibt. Auch Haft lehr schnell Schwcfelmilch-Glyserin-Seife. Man lagt den Schaum derselben, ohne abzuwaschen, em- ziehen. Nach einmaligem Waschen verschwinde das lästige Jucken sofort. ,
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sten Dank; sie mußten für die nächste Nr. zur g werden. ^
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