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,'Mösischen Krieg mit. Anfangs der 1860er Ähre machte er sich seinen Namen als Schützen- derzog, auch mehrere Opern hat er komponiert,

sein erst vor einigen Jahren herausge- «kbenes Memoirenwcrk:Aus meinem Leben Wd meiner Zeit" erregte bedeutendes Aussehen. Seil 1842 war er in kinderloser Ehe vermählt mi, Alexandrine, Schwester des Großherzogs von Baden.

Reinhardsbrunn, 23. August. Der Kaiser ist heute früh hier eingetroffen und wohnte heute auf besonderen Wunsch des Her­zogs Alfred von Sachsen-Koburg-Golha der Eidesleistu n g des Herzogs auf die Ver­fassung, bei, welche in feierlicher Weise vor dem versammelten Staatsministerium stattfand. Alfred Ernst Albert, der neue Herzog, ist ge­boren am 6. Aug. 1844, k. preuß. General der Ins. L la suito des 6. thüring. Jnf.-Regts. Nr. 95, vermählt zu St. Petersburg 23. Jan. 1874 mit Maria Großfürstin von Rußland. Sem Sohn, Prinz Alfred Alexander Wilhelm Ernst Albert, ist geboren zu London am 15. Oktober 1874.

Die Reichsregierung har nun die Handwerkerfrage endlich in die Hand ge- nonnnen und einen Gesetzentwurf vorläufig zur öffentlichen Diskussion gestellt, welcher den Handwerkern, Fachgenossenschaften, Handwerker- kammcrn mit teils obligatorischen, teils fakul­tativen Aufgaben bringen, auch das Lehrings- tvesen ordnen soll.

Breslau. 24. Aug. Aus der Laurahütte wird gemeldet: 50 Bergleute der GrubeFanny" wurden durch brennende Gase betäubt. Es gelang jedoch, alle zum Bewußtsein zurückzu­bringen.

k. ä.. Speyer, 23. Aug. Wie seine Vor­gänger verlief auch der heutige Abend, der einer Festversammlung des Ev. Bundes und der ev. Bürgerschaft Speyers gewidmet war, in vor­züglicher Weise. Halle und Garten waren überfüllt. Konsistorialrat Dr. Leuschner be­tonte den protestantischen Standpunkt der Gegen­wart:Kein anderer Grund ist gelegt, als Christus." v. Sybel-Karlsruhe feierte den Protestantismus als die Grundlage der glück­lichen Entwicklung unseres deutschen Reiches. (Stürmischer Beifall.) Pfr. Storch-Magdeburg zog eine Parallele zwischen Magdeburg und Speyer. Pfr. Hacken b erg-Hottenbach (bei Trier) bringt Grüße von dem durch den Ultra­montanismus hartbedrängten Rhcinlande. Pastor Fliednor-Madrid erzählt aus der cvangel. Mission in Spanien und deren manchfachen Erfolgen. Ein weiterer Redner wirbt für ein Denkmal Markgraf Georgs von Brandenburg. Stürmischen Beifall findet die freundliche Ant­wort, die Prinzregent Luitpold gesendet. Mit einem Hoch auf das Vaterland schließt die Ver­sammlung.

Aus dem Elsaß. In vielen Familien ist man bedacht, täglich während des Kochens in sogenannten Hürden möglichst viel Obst zu dörren, und zwar viel mehr als sonst, damit ein Teil des Kartoffelvorrats zu Viehfutter ver­wendet werden kann. Namentlich gilt dies von Birnen, da sich diese weniger lange halten. Man sollte überall die Leute anregen, dieses Beispiel nachzumachen, da der Obstreichtum Heuer ganz erstaunlich ist. Da sich Dörrobst bei sorg­fältiger Herstellung und luftig trockener Aufbe­wahrung mehrere Jahre hält, kann auch Vorrat M nachfolgende Fehljahre beschafft werden. Bei dem großen Obstsegen dieses Jahres kann Dörrobst auch zur Tränke für das Vieh im nächsten Winter erheblich in Betracht kommen.

Aus dem Sauerthal, 22. Aug. Die Baume biegen sich und brechen unter der Last "r Früchte, und allenthalben wartet man auf Käufer, aber es läßt sich bis jetzt fast keiner ducken. Dieser Tage bot ein Pfälzer 1 v/L für den Zentner Kelterobst, konnte aber um diesen preis nirgends ankommen. An Fässern ist großer Mangel, trotzdem schon eine Menge ^Versteigerungen stattgesunden haben. Zum . fbewahren der Obstträber, zu denen bisher wnner Fässer verwendet wurden, werden jetzt Behälter aus Cement hergcstellt, die sich auch Mm Einmachen von Zwetschgen eignen.

Straßburg, 22. Aug. Die leidige Ge­wohnheit, beim Feueranmachen Petroleum zu verwenden, hat hier schon wieder ein Opfer ge­fordert. Gestern Abend kurz vor 10 Uhr wollte die Dienstmagd Gertrud Schall imMünchener Kindl" Feuer anzünden. Da das Feuer nicht brennen wollte, nahm sie eine gefüllte Petroleumkanne und goß von dem Inhalte in das glimmende Feuer. Da ertönte ein weithin hörbarer Knall, die Kanne zerplatzte und das Mädchen stand in Flammen. Unter gräßlichem Geschrei lief die Arme, in Flammen gehüllt, auf den Hausgang, so die Flammen immer mehr anfachend. Nur mir Mühe konnte man die Flammen ersticken. Sehr schwer verletzt wurde die Arme in das Spital verbracht. Trotz aller Warnungen geschehen immer auf solche Art Unglücke.

Württemberg.

Die Erntearbeiten in Württemberg schreiten rasch voran und sind in mehreren Ge> genden nahezu beendet. Was den Ausfall der Ernte in Württemberg betrifft, so lauten die Berichte für Weizen, Dinkel, Roggen u. Gerste durchschnittlich gut bis mittel, für Haber mittel bis gering, ebenso für Klee, für Hopfen gering, für Kartoffeln gut, für Wiesen mittel bis gering mit einiger Annäherung an mittel, für Aepfel und Birnen gut bis mittel. Württemberg hat Heuer einen ziemlich reichen Obstsegen zu er­warten, namentlich in den höher gelegenen Lagen. Wo man in diesem Sommer das Umackern der Hopfen unterlassen hat, ist derselbe ziemlich gut gediehen, weil das Unkraut und Gras zwischen den Hopfenpflanzungen die Feuchtigkeit besser ^ zusammenhielt und das Ungeziefer nicht bis an die Hopfenstauden gelangen ließ. Leider ist diese Vorsichtsmaßregel nur in seltenen Fällen be- I obachlet worden, so daß die meisten Hopfen­anlagen den Kupferbrand zeigen. Die Hopfen­preise dürften diesen Herbst sehr hohe werden, ^ was leider unserenchemisch gebildeten Bier­brauern" wieder Anlaß geben wird, statt des teuren Hopfens allerlei billige Surrogate anzu­wenden , insbesondere die giftige Herbstzeitlose. Freilich wer Herbstzeitlosenbier ertragen kann, braucht sich vor der Cholera nicht mehr zu fürchten.

Aus Heilbronn wird uns von mehreren Seiten übereinstimmend berichtet, daß die Stim­mung unter den bisherigen schärfsten Gegnern des suspendierten Oberbürgermeister Hegel­maier vollständig in ihr Gegenteil umgeschlagen sei; gerade seine ursprünglichen Wähler halten ihn bekanntlich auf's heftigste angegriffen und jetzt würden sie ihn, falls er etwa abdanken würde, mit Hurrah wieder wählen. Diese Gegner Hegelmaier's stellen sich an, als hätten sie kein Wässerlein getrübt und als sei Hegel­maier von den Staatsbehörden auf eine unge­rechte und grausame Weise verfolgt worden. Hegelmaier hat gegen seine jüngste gerichtliche Verurteilung an das Reichsgericht in Leipzig appelliert, und so kann der Disziplinarhof für Gemeinde- und Körperschaftsbeamte noch immer nicht sein Verfahren gegen Hegelmaier fortsetzen. Es giebt Leute genug in Württemberg, welche den Heilbronnern die Wiedereinsetzung Hegel­maier's in sein Amt gönnen würden.

Die S ch w u r g e r i ch t s j i tz u n g e n des III. Quartals in Tübingen nehmen am Montag den 25. September ihren Anfang. Zum Vor­sitzenden ist Landgerichtsrat Kohl Hund ernannt.

Am nächsten Sonntag den 27. August wird wieder ein Sonderzug von Stuttgart nach Friedrichshafen ausgeführt. Dieser Zug vsrläßt Stuttgart in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 12.00 Uhr, erreicht Friedrichs­hafen um 6.00 früh, geht dort wieder ab 9.28 abends und trifft in Stuttgart am Montag 3.10 früh ein. Eine Fahrkarte HI. Klasse von Stuttgart nach Friedrichshafen und zurück mit lOtägiger Giltigkeit kostet 7 -4L

Neresheim, 21. Aug. Auf die amtliche Bekanntmachung, daß hier mit Rücksicht auf die bedrängte Lage der Landwirte von einer Kom- Mission bcr deutschen Militärverwaltung Schlacht- Vieh aufgekaufl werde, fand heute hier eine große Zufuhr von Ochsen, Rindvieh und Schafen

statt. Angekauft wurden heute 30 Stück, durch­schnittlich 812 Zentner das Stück, bezahlt wurden für den Zentner lebend Gewicht im Durchschnitt 25 -4L Die morgige Zufuhr dürfte noch größer werden.

Ausland.

Antwerpen, 24. Aug. DieReforme" bestätigt unter genauer Angabe der Daten und Namen die Thatsache zahlreicher Fälle von asiatischer Cholera, die seit dem 25. Juli bis 22. August täglich in Antwerpen amtlich durch bakteriologische Untersuchung festgestellk wurden. Das Blatt erhebt mit Recht Einsprache wegen dieses Versteckenspielens und fordert die Antwerpener Behörden auf, offene Farbe zu be­kennen.

Rotterdam, 24. Aug. Hier sind zwei neue Cholerafälle festgestellt.

Die letzten Sonntag in ganz Frankreich vorgenommenen Deputiertenwahlen haben für die Republikaner einen ungeheuren Sieg ergeben; die Panamisten sind fast ausnahmslos wieder gewählt dagegen deren Hauptankläger bei den Wahlen durchgefallcn. Hier zeigt sich wieder einmal die Hohlheit der bekannten Phrase, daß die Volksmoral immer wieder das Rechte finde.

Nancy. 24. Aug. Zwischen den fran­zösischen und italienischen Eisenbahn­arbeitern auf der Strecke Toul-Pont Saint Vincent herrscht große Erregung. Gestern Abend kamen einige Zusammenstöße vor. Vier Gen­darmeriebrigaden wurden abgesandt, um die Ordnung wiederherzustellen.

Rom, 23. Aug. DieAgenzia Stefanie" meldet aus Paris, daß der Minister des Aus­wärtigen Develle mit dem italienischen Botschafter Reßmann eine Unterredung gehabt habe, worin er ihm erklärte, die Aufnahme der in Aigues» Morles verwundeten Italiener in die Kranken­häuser von Marseille sei deshalb verzögert worden, weil die Vorschriften der Satzungen für die Krankenhäuser erst hätten erfüllt werde» müssen. Er versicherte, daß die Untersuchung über die Vorgänge in Aigues rasch vorwärts schreite. Zahlreiche Verhaftungen hätten bereits stattgefunden und weitere ständen bevor. Schließ­lich ersuchte der Minister Develle den italienischen Botschafter, ihm die Namen der Opfer anzu­geben, damit er die Auszahlung der Entschädig­ungen anordnen könne. Die Zeitungen äußern die Ansicht, daß der Zwischenfall von Aigues- Mortes im allgemeinen auf dem Wege der völlig friedlichen Lösung sei, und geben gleichzeitig dem Vertrauen Ausdruck, daß die Wiederher­stellung der früheren Beziehungen gelingen werde. Eine Bekanntmachung des Leiters der Präfekturgeschäfte untersagt jede Ansammlung.

In Rußland wächst die Verzweiflung der Bauern und Geschäftsleute wegen des Zoll­kriegs mit Deutschland. Die russische Regierung hat, um wenigstens den Getreideversand nach Oesterreich und Rumänien, sowie nach den russischen Ostseehäfen zu erleichtern, die Eisen­bahntarife sür Getreidefrachter: sehr bedeutend herabgesetzt und hofft nunmehr aus Umwegen russisches Getreide nach Deutschland bringen zu können. Dabei hat aber Rußland die Rechnung ohne den deutschen Wirt gemacht. Der russische Krtegsminister sinnt jetzt auf neue Herresver- mehrungen, um Deutschland abermals zu über­trumpfen; der russische Finanzminister hat aber kein Geld dazu.

Buenos-Aires, 23. Aug. Die Auf­ständigen haben dieRegierungstruppeu bei CorrienteS nach sechsstündiger Schlacht ge­schlagen.

Anterhattender Teil.

Verloren und Gewonnen.

Novelle von C. Martin.

(Nachdruck verboten.)

Melanie von Rosen halte mit 7 Jahren in kurzen Zwischenräumen ihre Eltern verloren und lebte seit dieser Zeit in dem Hause ihres bedeutend älteren Stiefbruders. Dieser Bruder, ein höherer Beamter in B., der Provinzial­hauptstadt, liebte seine kleine Schwester zärtlich,