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Betrag bestand in Papieren im Werte von 60000 und in 3000 baren Geldes, und in einem besonders hergerichteten Behälter auf­bewahrt. Die Familie B. war zur Kirchweihe nach Alberschweiler gegangen. Bei der Rückkehr entdeckte sie den Diebstahl sofort.

Aus Bayern, 17. Aug. Das von Bayern neu zu errichtende Fußartillerie­bataillon erhielt Metz als Garnison zuge­wiesen.

Württemberg.

Die Manöver der 53. und 54. Brigade, sowie der 27. Division finden vom 3l. August bis 9. September in den Oberämtern Wangen, Ravensburg, Leutkirch, Tettnang und Waldsee statt. Am 9. und 10. September werden die Truppen in ihre Garnison zurückbefördert; am 13. September kommen sie in die Gegend von Stuttgart, am 15. zur Kaiserparade und am 16. zum Kaisermanöver.

Die Cann st alter Gewerbe-Ausstel­lung hat sich stets eines regen Besuches zu erfreuen. In den letzten Tagen wurde sie von den Arbeitern verschiedener Fabriken besucht. Verschiedene dieser Firmen ließen ihre Leute noch in der Finkschen Bierhalle bewirten. Neun Gewerbevereine haben ihren Besuch bereits an­gesagt, und darf man annehmen, daß dieselben ebenso befriedigt nach Hause ziehen werden wie diejenigen, welche die Ausstellung bereits besucht haben.

Mergentheim. 17. Aug. Eine ganz merkwürdige Abnormität ist aus Schonach, Gemeinde Finsterlohr, hiesigen Oberamts zu, berichten. Eine Kuh, des Farrenhalters Kaim daselbst brachte ein Kalb zur Welt, welches eine» Bulldoggenkopf und Dachsfüße mit Klauen hat.

Austand.

Wien, 18. Aug. Anläßlich der Vorfeier von Kaisersgeburtstag fanden gestern Abend «ach der Militärserenade arge Ausschreitungen statt. Als die zwei Militärkapellen von dem Altstädter Ring abzogen, schloß sich ihnen eine johlende Menge an, die Musik überschreiend. Vor der adeligen Ressource wurden stürmische Pereatrufe ausgebracht und zu ebener Erde mehrere große Spiegelscheiben eingeschlagen, sowie Zettel mit antidynastischen Bemerkungen veneiit.

In Frankreich ist die Wahlagitation in vollem Gange. Der Minsterpräsident Dupuy sagt den zur Republik bekehrten Monarchisten allerlei Schmeicheleien. Allem Anscheine nach werden zahlreiche Panamisten in die neue De­putiertenkammer wieder gewählt werden. Die meisten Franzosen scheinen den Panamaskandal schon vergessen zu haben und finden nichts Auf­fälliges daran, wenn ein Deputierter sich zu bereichern sucht.

Rom, 18. Aug. Nach einer Tribuna- Meldung hatte gestern Neapel 10 Cholera-Er­krankungen und 6 Todesfälle. In Sulwona 2 Erkrankungen, in der Provinz Campobusso werden einige Fälle aus Foßalfo und Trivenfo gemeldet. Von Turin wird von einer Erkrank­ung im Strafhause Foßano berichtet.

London. 18. Aug. Gestern Vormittag wurde in Ebrowale eine Versammlung von 10000 streikenden Kohlenarbeitern durch die Nichtstreikenden angegriffen und in die Flucht geschlagen, viele Verwundungen fanden statt. Alle Gruben von Süd-Wales sind geschlossen. An mehren Orten versuchten die Streikenden die Nichtstreikenden zum Verlassen der Arbeit zu zwingen.

Unterhaltender Heil.

Eberhard Dorrinck.

Erzählung von F. Hermann.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung)

Als sich Nelly für eine kleine Weile ent­fernt hatte, um ihre Vorbereitungen zum Abend­essen zu treffen, sagte Dorrinck, nachdem er ein paar Mol unruhig auf seinem Sitz hin- und hergerückt war:

Sie haben sich bis jetzt noch gar nicht nach der Mitgift meiner Nichte erkundigt, lieber Sohn, und wenn das auch sehr ehrenwert ist und ganz der Meinung entspricht, die ich von Ihnen hege, so halte ich es doch für meine Pflicht, mich darüber gleich jetzt ganz offen mit Ihnen auszusprechen."

Aber warum das?" wollte ihn Hermann unterbrechen.Es ist bei uns in Amerika über­haupt keine Sitte, den Töchtern eine Mitgift zu geben. Wer ein Weib nimmt, muß auch im Stande sein, sich den eigenen Herd selbst zu erbauen!"

Ein löblicher Grundsatz." pflichtete Dor­rinck bei,der mich meiner Verpflichtung jedoch keineswegs entbindet. Nellys Vater hinterließ bei seinem Tode dem verwaisten Kinde nur das Häuschen und das Geschäft, das ich bisher im Interesse meiner Nichte so gut, als ich es eben vermochte, verwaltet habe. Die Ersparnisse, welche ich in den letzten fünfzehn Jahren für sie machen konnte, belaufen sich indessen, wie meine Bücher ausweisen werden, nur auf wenige Tausend Mark, und diese Summe ist denn auch Alles, was ich meinem Liebling mitgeben kann."

Hermann lehnte nochmals mit freundlicher Entschiedenheit jede Morgengabe ab; aber Eber- hard Dorrinck, der unter Umständen auch recht eigensinnig sein konnte, fuhr dessen ungeachtet in seinem Geplauder fort:

Da es doch ohne Zweifel Ihre Absicht ist, nach der Hochzeit mit Ihrem jungen Weib- chen in Amerika zu bleiben, und da ich cs nicht über mich gewinnen kann, das große Meer zwischen mir und meinem Liebling zu wissen, so werde ich das Haus und das Geschäft zu Gunsten Nellys verkaufen und mit Euch nach der neuen Welt zurückkehren, die ich ja auch genug kenne und in der ich trotz meiner Jahre doch wohl noch eine Möglichkeit finden werde, mir ein bescheidenes Auskommen zu verdienen. Vorausgesetzt natürlich, daß Ihr gegen meine Gesellschaft nichts einzuwenden habt!"

Ich habe es stets als selbstverständlich angesehen, daß Sie uns begleiten, und ich würde nie den Mut gehabt haben, Ihnen ein Wesen, an dem Sie mit so großer Liebe hängen, ganz zu rauben!"

Das ist brav von Ihnen," erwiderte der Alte mit einem warmen Händedruck.Unter uns gesagt: ich würde es auch kaum überlebt haben! Aber es thut mir jetzt doch leid, daß ich als ein so armer Teufel nach Europa zurück- gekehrt bin. Sie müssen demnach wohl eine recht schlechte Meinung von mir bekommen haben. Zu meiner Rechtfertigung will ich Ihnen doch, ehe Nelly wiederkommt, erzählen, wie es damit zugegangen ist."

Und in seiner schlichten Weise erzählte er dem Verlobten seiner Nichte die Geschichte jenes unglücklichen Hotelbrandes, des schwarzen Koffers und des armen Georg Wolter, der bei dem Versuche, ihn zu retten, wahrscheinlich sein Leben eingebüßt habe. In der Dämmerung, welche in dem Gemache herrschte, konnte Dor­rinck die furchtbare Veränderung nicht bemerken, die während seiner Erzählung in dem Antlitz des jungen Mannes vorging, und er fuhr höchst erschrocken zusammen, als jener plötzlich auf­sprang und mit vor Erregung heiserer Stimme die Worte hervorstieß:Ich muß fort! Eine wichtige Besorgung, die ich vergessen, ruft mich! Erwarten Sie mich heute nicht mehr! Leben Sie wohl!" und damit gleich einem ver­folgten Flüchtling aus dem Zimmer und aus dem Hause stürmte.

Noch ehe sich der Alte von seiner Bestür­zung erholt hatte, kam Nelly ahnungslos und strahlend wieder herein. Auch sie war zum Tode erschrocken, als ihr der Oheim in schonen­den Worten von dem Vorgefallenen Mitteilung machte, und so eifrig er auch bemüht war, ihre Besorgnisse hinwegzuscherzen und Hermanns auffällige Entfernung auf eine ganz einfache und natürliche Weise zu erklären, so peinvoll gestaltete sich doch für beide die-nächste Stunde des so glücklich begonnenen Abends. Aber die schlimmste Ueberraschung desselben stand ihnen doch noch bevor, denn nach einer Weile erschien

ein Bote mit einem kurzen, an Eberhard Do rinck gerichteten Briefchen. Dasselbe lautet^'

Fluchen Sie mir nicht, sondern beweis Sie einen Unglücklichen in mir. Ich darf Mn niemals Wiedersehen; ein furchtbares Verhänonis eine fremde Schuld, die an uns. den gesühnt wird, steht auf ewig zwischen ihr mir. Noch in dieser Nacht schiffe ich michacb England ein, um dann nach Amerika zurückru- kehren. Von dort werden Sie eine volle Aus­klärung erhalten. Ich habe nicht den Mut Nelly meine Grüße zu senden. Möchte bald vergessen können den unglücklichen Hermann Warnholz."

Diesen Brief zeigte Eberhard Dorrinck nun zwar dem jungen Mädchen nicht, aber sein Erbleichen und der verstörte Ausdruck seines Gesichts verriet ihr genug von dem Inhalt des verhängnisvollen Schreibens. Mil einem lauten Aufschrei brach sie ohnmächtig zusammen, und der alte Mann hatte Mühe, sie wieder in das Bewußtsein zurückzurufen: Seine Miene war tief bekümmert, aber zugleich lag auch ein Aus­druck fester Entschlossenheit auf seinem Antlitz. Als sich Nelly ein wenig erholt hatte, griff « nach seinem Ueberrock und nach seinem Hute, beschwor die leise Weinende, sich bis zu seiner Rückkehr gefaßt und ruhig zu verhalten, und machte sich aus den Weg, dessen Ziel sie wohl erraten konnte, wenn sie auch nicht den Mut hatte, darnach zu fragen.

Draußen tobte ein fürchterliches Unwetter, der Regen fiel in Strömen und der Sturm wütete mit solcher Heftigkeit, daß das kleine schwache Männchen oft kaum dagegen anzu­kämpfen vermochte. Dazwischen dröhnten vom Hafen her die dumpfen Kanonenschüsse, welche die Bewohner der niedriger gelegenen Stadtteile vor dem zu erwartenden Eintritt einer Hochflut warnten, und es brauste und krachte und klatschte und heulte an allen Ecken und Enden, als wenn die Stunde des Weltuntergangs gekommen sei. Unter solchen Umständen brauchte Eberhard Dorrinck eine lange Zeit, ehe er das Gasthaus erreicht hatte, in welchem Hermann Warnholz wohnte. Der Sturm hatte ihm längst den Hut vom Kopfe gerissen; mit entblößtem Haupte und durchnäßt stieg er die Treppe zu dem Zimmer Hermanns hinan. Er wußie kaum, was er ihm sagen sollte, aber er wußte, dag Nelly's Herz brechen würde, wenn er mit einer Unglücksbotschaft nach Hause käme, und er wußte, daß dies unter keinen Umständen ge­schehen dürfe. Auf sein Klopfen erhielt er keine Antwort, doch man hatte ihm gesagt, daß Warn­holz anwesend sei. und so öffnete er ohne Weiteres die Thür. Hermanns Entschluß, noch an demselben Abend abzurcisen, mußte wohl sehr ernst gemeint sein, denn seine Sachen waren bereits gepackt und er selbst schritt völlig zum Ausgehen gekleidet, mit verstörter Mime in dem kleinen Gemach auf und nieder. Als er Dorrinck erblickte, ging er ihm entgegen und führte ihn zu einem Stuhle.

Mein Gott, wie sehen Sie aus!" rief er

> tiefer Erregung.Das Wetter hat Sie so igerichtet, und auch daran bin ich schuld! aber ; ist demnach gut, daß ich Sie noch einmal weichen kann, ehe ich dieses Land aus Nimmer- iederkehr verlasse. So kann ich Ihnen wenig' ens eine Erklärung für mein unbegreifliches Verhalten geben, dessen Beweggründe Lue frei- ch wohl schon erraten haben! Jener Georg Zolter, dem sie vor fünfzehn Jahren großmulig as Leben gerettet, er ist nicht verbrann ,

> wenig als die Tasche mit dem

>er Mann, an dem sie so edel und zg ehandelt, er hat ihr Vertrauen schnöde ' raucht, er hat in der allgemeinen Verw u ang die kostbare Tasche gestohlen! Und ! staun, Herr Dorrinck dieser Mann l! qener Vater!"

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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.