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geld für so manches kleine Angebinde, das ihm, wenn auch nur in lebendigem Getier, meinerseits gespendet worden war.

Mit welcher Schnelligkeit ich mich ankleidete und in diese Stiefel fuhr, mag man sich wohl denken; jedermann kennt die freudige Ungeduld, die einen treibt, neue Kleidungsstücke spazieren zu sichren, und nun gar diese hohen Wasser­stiefel. die hinaufrcichten, bis wo es nicht weiter ging, und welche den Beinen einen so echt see­männischen Wurf verliehen. Das liebliche Nach­barkind bekam sie zuerst zu sehen, und dann ging ich hinab an die See. Manchmal stieg ich ins Wasser hinein, soweit es nur möglich war; dann schritt ich wieder auf dem festen Sande entlang, welcher, von der zurücktretenden Ebbe fein gerippt, ganz trocken lag und nur, wenn ich den Stiefel aufhob. -in die frische Spur einige Feuchtigkeit quillen ließ, die jedoch gleich wieder schwand.

So gelangte ich, abwechselnd die See und den Strand und dann wieder mit Bewunderung meine schönen Wasserstiefel betrachtend, an das abgelegene Ende des sandigen Unterlandes, wo die schroffe rote Felsenküste beginnt, an der ich entlang blicken konnte . . . Schon lange war es mein Wunsch gewesen, gleich anderen, die es vor mir gethan, die Insel Helgoland zu um­wandern. Die Ebbe war da; ein schmaler Strand zog sich unter der senkrechten, an zwei­hundert Fuß hohen Kante entlang; ich beschloß daher, den Gang zu unternehmen, denn wozu hatte ich die hohen Stiefel! Sie zu erproben, war dies eine gute Gelegenheit.

(Fortsetzung folgt.;

Die Sonntagsruhe im vorigen Jahrhundert.

Für alle Diejenigen, die mit Unmut die Be­stimmungen der Sonntagsruhe betrachten, wollen wir zum Trost hier eine kleine Auslese aus einer vom ersten preußischen Könige unter dem 28. Oktober 1711 erlassenen Verordnung über die Sonntagsheiligung wiedergeben» welche ihnen vor Augen führt, welche Beschränkungen damals der Bevölkerung nach dieser Richtung hin auferlegt gewesen sind. In der Einleitung zu dieser Ver­ordnung beklagt König Friedrich I. auf das Tiefste,daß das Edikt wieder die Profanation und Entheiligung des Sabbathtages vom 28. Juli 1705 von Jahr zu Jahr mehr und mehr außer Acht gelassen werde. Er bestimmt daher, daß alle Gewerbe und Handtirungen eingestellt, die Krambuden geschlossen, keine Märkte gehalten noch auch sonsten einige- und Trinkwaren, ehe und bevor nachmittag die Glocke fünff ge­schlagen, verkauftet werden sollen." Äm schlimmsten sollte es aber denen ergehen, welche am Sonntag Schmausereien und Lustgelage ab­halten oder Vergnügungsausflüge unternehmen wollten. Hierüber äußerte sich der königliche Erlaß folgermaßen:

Fürnehmlich ist unser allergnädigster und ernstlicher Wille, daß auft den Sonntag kein Laugucttc oder Gastereycn des Mittags auch des Abends keine weitläuffige Gast-Mahle und Lust- barkeiten gehalten, weniger Hochzeiten an selbigem Tage angestellet, fürnehmlich aber in denen Wein-Bier-Zunfft-Häuseren und anderen Orten, wo geschenket wird, keine Gäste gesetzet, noch Wein-Bier-Branntwein, vor 5. Uhren Nachmittag verschenket oder verkauftet werde solle, ausge­nommen, was reisende Leute, oder auch sonsten die Krancken zu ihrer Erquickung, oder andere Einwohner und Soldaten zu ihrer unentbehr­lichen Lebens-Nothdurfft bedürften, welches ihnen doch solchenfalls z» keiner andern Zeit als zwischen I I. und 12. Uhren Mittags abzuhohlen erlaubet, und hernach die Schencken bey Ver­meidung ohnausbleiblicher Straffe bis 5. Uhr Abends wieder geschlossen sehn sollen; Wie dann auch zwar nach dieser Zeit an Männiglichen Getränke kan verlassen werden, aber nur zum nötigen Gebrauch, und nicht zur Saufferey oder anderen üppigen Gelagen, wofür die Schenken selber, wann sie darwider gehandelt nachdrück­lich angesehen werden sollen.

Ferner sollen am Sonntage keine Lust­oder Spatzier-Fahrten, es sey von Unseren Be­dienten, Offizieren oder Bürgern angestellet. auch

die Thore zu dem Ende von Morgen Früh bis Abends umb 5. Uhr verschlossen gehalten und niemanden außer denen Posten und Reisenden geöffnet, diejenige auch, welche sich an denen Thoren melden, genau cxawmiret, und wenn sich findet, daß sie nur zur Lust hinausfahren wollen, angehalten dem Nagistrab angezeiget und mit einer Straffe von 20 Thlrn. beleget werden, welche auch statt hat und zu cxiZircn ist, wann sie die Wacht etwann hintergangen nnd nach ihrer Zurückkunfft couvincirct werden könnten, daß sie spatzieren und zur Lust ausge­fahren gewesen; Jedoch können die Einwohner in den Vorstädten zu Fuß ein- oder ausgek>en, nur daß es nicht unter denen Predigten ge­schehe;, Und diejenige, welche im Frühling oder Sommer vor den Thoren sich der Garten-Lust bedienen, sollen gleichfals des Sonntages ehe nicht als umb 5. Uhr herausgelassen werden, auch hernach bey guter Zeit sich nach Hause wieder verfügen."

Aber auch den profanen Zeitvertreib durch Spiele irgend welcher Art hatte der Monarch auf das Strengste verboten, worüber er sich wie folgt vernehmen ließ:

Des Sonntags soll durchgehends alles Spielen, so von dem Glück äcxcutiret, es habe Nahmen wie es wolle, gänzlich verboten, abge- schaffet und eingestellet. diejenige Spiele aber, so in einem exercitio corporis und Leibes-Be- wegung bestehen, auch sonsten erlaubet seynd, nicht ehe, als nach der in dem am 18ckanuarii 1703 xublicirton Sonntags-Läiot, gesetzten Zeit der 5. Uhren, verstauet und daneben mäßig und zwischen wenig Personen, auch nicht bis in die späte Nacht hinein gebrauchet, fürnehmlich aber dabey alle verdächtige Gesellschaft von liederlichem Frauen-Bolck und anderen Personen, vermieden, und absonderlich keine Zusammenkunft zum Spielen, es habe Nahmen wie es wolle, in einer Schenke, Kruge oder Wirts-Hause, als welches zum Trunck und anderen Ueppigkeiten nur Anlaß geben würde, verstauet werden."

Diese Vorschriften standen übrigens nicht bloß auf dem Papier, sie wurden vielmehr in der Ausführung streng überwacht, und zwar durch Personen,welche die Häuser verordneter Massen zu visitirsn. bestellt waren." .... Das war diegute alte Zeit"; die Erinnerung an dieselbe, die wir hiemit wachrufen, dürfte Wohl geeignet sein, auch die hartnäckigsten Gegner der gegenwärtigen Vorschriften für die Sonntags­ruhe etwas milder zu stimmen.

(Eine Wundertaschenuhr.) Aus Genf schreibt man: Eine wahre Wundertaschenuhr wird für den Preis von 15 000 Franken auf Bestellung gegen­wärtig von Firma Patek, Philipp u. Co. ge­fertigt. Dieselbe hat einen Durchmesser von 6 cm, eine Stärke von 22 wm und bietet folgende Vorzüge: Die Zeit zweier verschiedener Länder anzeigend, hat sie zwei von einander unabhängige Zifferblätter, ferner eine Minuten­zahl; wenn je ein Stundenabschnitt zu Ende ist, klingelt sie von selbst. Ein Wecker soll den glücklichen Besitzer morgens aus dem Bett scheuchen. Ein chronographischer Zeiger giebt die Sekunden bis auf '/» an. Ein springender Zeiger giebt die Sekunden an, ein anderer Stunden und Minuten. Ferner liegt ein kleines Thermometer auf dem Rande. Ein anderes Zifferblatt giebt Tag und Monatsdatum an, auch das Mond­viertel. Ferner ist ein Barometer vorhanden. Ein besonderer Cadran (Zifferblatt) giebt noch die Differenz der Zeit von einem Meridian an.

(Der Appetit eines Irren.) Der Irrenarzt Dr. Ballow berichtet in einer französischen ärzt­lichen Zeitschrift: Ein 37jähriger Mann, der an Wahnvorstellungen litt, war in einem Asyl untergebracht und durfte dort den Besuch seiner Frau empfangen. Als die vorschriftsmäßige Be­suchszeit vorüber war und die Frau andeutete, daß sie sich nun entfernen müsse, geriet der Kranke, der der Meinung war. sie wolle ihn vor Ablauf der Frist verlassen, in heftigen Zorn und beschuldigte sie, ihm untreu zu sein. Um ihm zu beweisen, daß sie die Wahrheit sage, wies sie ihm ihre Uhr; doch kaum hatte er die­

selbe erblickt, als er dieselbe erfaßte, die abriß, die Uhr in den Mund steckte und ver­schlang. Die sofort herbeigeholten Aerzte ord­neten die nötigen Vorsichtsmaßregeln an, um schädliche Wirkungen des tollen Einfalls zu ver­hüten, und nach 16 Tagen kam die Uhr viam naturalem" wieder zum Vorschein." Fz war eine silberne Uhr von 6 Ctm. im Durch, messer ohne den Ring und nahezu ein Ctm dick.

Das stärkste Regiment der Welt hat das österreichische Heer. Tirol hat verfassungs­mäßig zum österreichischen Heere nur ein Regi­ment, die berühmten Kaiserjäger zu stellen. Um dieses Vorrecht zu bewahren, aber zugleich doch die allgemeine Wehrpflicht durchzusühren, hat man das Regiment allmählich auf immer mehr Bataillone gebracht, sodaß es mit seinen 16 Bataillonen, 64 Feld- und 16 Ersatzkompagnien das stärkste Regiment der Welt ist.

(Aus der Schule.) In einer kleinen Dorf, gemeinde prüft der auf Visitationsreisen befind­liche Bischof die Jugend in der Religion. So nimmt er sich einen Buben heraus und fragt ihn:Was ist ein Wunder?" Da der Junge schweigt, sucht der Bischof es ihm klar zu machen und sagt ihm:Nimmm an, ich steige auf den Kirchturm des Dorfes und falle von oben herunter; es geschieht mir aber nichts da­bei, sondern ich bleibe ganz gesund! Was ist das?" Der Bub' denkt lange nach, schließlich antwortet er:Das ist Zufall!" Der Bischof runzelt die Stirne, bleibt aber ruhig und erzählt dem Buben noch einmal:Also denk', ich steige wieder auf den Dorfkirchturm und falle oben von der Spitze herunter, ohne daß mir 'was geschieht! Was ist denn das das?" Nach langem Zögern anwortet der Bub':Bischöfliche Gnaden, das ist Glück!" Jetzt wird der Bischof doch schon etwas ungeduldig, beginnt aber zum dritten Male:Gieb acht," sagt er: Nimm an, ich steige wieder auf Euren Kirch­turm, auf die höchste Spitze, falle von oben herunter und thu' mir nichts dabei! Was ist dann das?"Freudestrahlend antwortete jetzt der Bub': Bischöfliche Gnaden, das istGe­wohnheit!" (Fl. Bl.)

(Der galante Ungar.) Hausherr:Bille, meine Herren, ich muß Sie stören, meine Tochter wird jetztAm Wörthersee" singen. Ungar: O bitte, gnädige Frau, doS geniert uns nicht, is ja ziemlich wajt weg!"

(Schneller Wechsel.)Ihr Sohn hat wohl rasch Karriere gemacht?"Das will ich meinen! Vor drei Jahren trug er noch meine abgelegten Kleider, und heute sehen Sic mich schon in den seinigen!"

Auflösung des Arithmogryphs in Nr. 117.

Richtig gelöst von Karl Enßlin in Neuenbürg. Damast, Jndiafaser, Emilia, Haugwitz, Oglia. Chrom, Zopten, Epomeo, Indikativ, Tabags, Darfur, Elisa. Saibling, Maliers.

Die Hochzeit des Figaro, von Mozart.

Logogryph

MeinErstes" Dir gegeben ist,

Weil's unbedingt Erfordernis.

Veränderst Du das letzte Zeichen,

Wird's einer Stadt im Süden weichen.

Niemand, der nach Pforzheim kommt, versäume die bei Ludwig Becker vorm. Chr Er- hardt in den Schaufenstern ausgestellten SW mit den unglaublich billigen Preisen anzusehen.

Bestellungen

für die Monate August und September auf den

GrrzthAer"

werden von allen Postanstalten und Postboten entgegengenommen. In Neuenbürg abonnier man bei der Geschäftsstelle.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.