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Neuenbürg. 29. Juli. Wie schon in Nr. 116 d. Bl. mitgeteilt, findet am 7. August d. I. in Rottweil eine Sitzung des Beirats der Verkehrs-Anstalten statt, wobei u. A. der Eisenbahnfahrplan für den Winterdienst beraten wird. Nach den Anträgen, welche die K. Generaldirektion der Staatseisenbahnen stellen wird, soll was die Enzbahn betrifft, der Fahrplan wie im vorigen Winter eingerichtet werden. Wörtlich lautet der Antrag: XVII. Wildbad.Pforzheim: 1) Wie im vorigen Winter soll Werktags ein Arbeiterzug vom 1. Oktober bis 14. März eingelegt werden: Wildbad ab 6.35 vormittags. Pforzheim an 7.30 vorm. 2) Der Personenzug 140.Wildbad ab 11.15 vorm., Pforzheim an 12.05 nachm, und der Schnellzug 141 Pforzheim ab 4.10 nachm., Wildbad an 4.50 nachm, sollen wie im vorigen Winter ausfallen. 3) Der Schnellzug 142 Wildbad ab 1.20 nachm., Pforzheim an 2.00 nachm, soll wie im vorigen Winter in einen Perfonenzug umgewandelt werden mit Abgang in Wildbad 1.10 nachm., Ankunft in Pforzheim 2.00 nachm.
Neuenbürg, 31. Juli. Die so lange gewohnte sommerliche Witterung und Trockenheit hat nun aus einmal gründlich umgeschlagen; heute haben wir schon den vierten Tag fast unaus- hörlichen Landregen, der in Ackerfeld und Wiesen tüchtig eingedrungen sein wird. Da wo die Ernte im Gange ist, dürfte man für den Augenblick wieder genug an dem reichlichen Naß haben, doch wird allem Anschein nach die regnerische Witterung noch einige Zeit andauern. Wenn auch die Temperatur in den letzten Tagen nicht unter 11 Grad U. sank, so empfindet man dieselbe doch etwas frostig, da die vorher anhaltende Wärme verwöhnt hat.
** Neuenbürg, 31. Juli. Die Kapelle der 15er Pioniere von Straßburg, welche für gestern in Wildbad engagiert war, dort in der Trinkhalle sich ihres Programms entledigte, dabei aber durch die Ungunst der Witterung zu leiden hatte, zog abends unter dem Spiel eines schneidigen Armee-Marsches hier ein und gab darauf das angekündigte Konzert im Gasthof zum Bären. Die recht zahlreiche Gesellschaft erfreute sich an den gediegenen, durch entschiedene Präzision sich auszeichnenden Vorträge des 24 Mann starken Orchesters. Wenn auch die Klangwirkung einer solch stattlichen Zahl von Blech- Instrumenten für das Lokal „fast zu mächtig" und manchmal des Guten zu viel bot, wie dies namentlich in Rich. Wagners „Rienzi" der Fall war. so vermochte dieser Umstand der animierten Stimmung des dankbaren Auditoriums in keiner Weise Eintrag zu thun; ja. die Kapelle, unter Leitung des Hrn. Bethmann, fand ungeteilten Beifall, mußte einzelne Stücke wiederholen und sich nach Beendigung des reizenden Programms zu weiteren Vorträgen entschließen, was sie in keiner Weise zu bereuen hatte. Heute Vormittag ist die Kapelle, die hier so gastfreundliche Aufnahme gefunden hat, wieder unter klingendem Spiel nach ihrer Garnison abgegangen.
Deutsches Weich.
Der am vergangenen Montag mit der Landung in Kiel beendigten Ostseesahrt Kaiser Wilhelms ist nach kurzer Pause die schon angekündigte Englandsfahrt des erlauchten Monarchen nachgesolgt. Auch letztere Reise trägt durchaus den Charakter einer Erholungsreise
sie durch den geplanten scchstägigen Aufenthalt Kaiser Wilhelms am sommerlichen Hoflager der greisen Königin Viktoria auf der Insel Wight immerhin die fortdauernde Herzlichkeit erkennen, welche zwischen den einander so nahe verwandten Höfen von Berlin und London obwaltet. Die Kaiserin begleitet diesmal ihren hohen Gemahl nicht nach England, sie hat sich vielmehr von Kiel nach Schloß Wilhclmshöhe bei Kassel zu einem Besuche der daselbst weilenden kaiserlichen Kinder begeben.
Zur Sensarionsangelegenheit des Prinzen Mjax von Sachsen ist zu melden, daß derselbe sich beim Bischof von Eichstätt befindet und unter dessen Leitung nächstens mit seinen theologischen und philosophischen Studien beginnen wird. Es wird bestätigt, daß der Prinz seinen Entschluß, Priester zu werden, nach reiflicher Ueberlegung und unter Zustimmung seiner hohen Verwandten gefaßt hat.
Die Gerüchte von einer bevorstehenden Wiedereinführung des polnischen Sprachunterrichts in den Volksschulen der polnischsprechenden Landesteile Preußens wollen trotz aller entgegenstehender Dementis der Berliner Offiziösen nicht verstummen. Dennoch möchte man noch immer bezweifeln, daß die preußische Regierung wirklich gewillt sein sollte, einen so bedenklichen Preis für die Zustimmung der Polen zur Militärvorlage zu zahlen.
Der preußische Minister des Innern hat die Provinzialbehörden angewiesen, russische Auswanderer, die sich verbotswidrig in das Inland eingeschlichen, alsbald aus dem preuß. Staatsgebiete auszuweisen. Der Eisenbahnminister hat entsprechende Weisungen den sämtlichen Eisenbahndirektionen erteilt.
Berlin. 29. Juli. Nach Durchführung der neuen Heeresgesetzgebung wird auf die Aus bildung der Cisatzreservisten mit den Waffen verzichtet, während an den Bestimmungen über Ausbildung der Volksschullchrer, wie es scheint, vorerst nichts geändert werden soll. Nunmehr regt Eugen Richters „Freisinnige Zeitung" auch eine anderweitige Ausbildung der Vols- schullehrer an. Sie schreibt: „Der Gedanke liegt nahe, die allgemeine Wehrpflicht gegenüber den Volksschullehrern in der Form zur Geltung zu bringen, daß man die Volksschullehrer künftig nicht mehr mit der Waffe ausbildet, sondern für einige Wochen einstellt, um dieselben in einer ihrer Berufspflicht entsprechenden Weise zu Hilfsdienstleistungen im Kriege auszubilden, also beispielsweise zum Bureaudienst bei den Bezirkskommandos oder bei anderen Militärverwaltungsbehörden. Auch wäre cs vielleicht angemessen, einen Teil der Volksschullehrer zum Dienst als Krankenträger in den Krankenträgerkompagnien oder sonstwie im Dienst des roten Kreuzes auszubilden. Freilich steht einer solchen Ausbildung ohne Waffe die Bestimmung des Rcichs- militärgesetzes (§ 51) entgegen, welche als Voraussetzung für die Beurlaubung eine kürzere Hebung „mit der Waffe" herstellt. Eine gesetzliche Regelung der Sache könnte somit in keinem Falle entbehrt werden."
Die Herabsetzung der Telephongebühren ist bei Hrn. v. Stephan bisher stets auf Widerstand gestoßen, da er einen Ausfall in den Einnahmen befürchtet. Das Gegenteil will ihm nun die Handelskammer in Sonneberg i. Thür. Nachweisen, welche gegenwärtig eine Enquete anstellt über die Beteiligung der Geschäftsinhaber rc.
im Falle der Ermäßigung der Gebühren von 150 auf 50 jährlich. Auch andere Handelskammern sollen zu einer gleichen Feststellung veranlaßt werden.
M ü n ch e n , 26. Juli. Daß sich die deutschen Feuerwehrleute auf das Löschen auch — des Durstes ganz gehörig verstehen, haben sie jetzt hier bei ihrem 14. deutschen Feuerwehrtage gründlich bewiesen. Das „Vaterland" berichtet: Im Hofbräuhaus wurden am Samstag, Sonntag und Montag über 400 Hecto- liter Bier verzapft, an deren Vertilgung die fremden Feuerwehrmänner reichlichen Anteil hatten. Im Volksgarten in Nymphenburg wur- deu bei dem zu Ehren des Feuerwehrtages veranstalteten Volksfest nicht weniger als 220 Hektoliter zum Löschen verbraucht. Profil!
Württemberg.
Der „Staatsanz." veröffentlicht nunmehr die näheren Anordnungen bez. der diesjährigen Manöver wie folgt:
Auf Befehl Leiner Maj. des Königs sind in Rücksicht auf die landw. Verhältnisse folgende Aenderungen gegenüber den seitherigen Bekanntmachungen angeordnet:
1) Die Hebungen der 26. Division finden nicht in der bisher beabsichtigten Gegend, sondern in dem Gelände zwischen Tübingen-Nürtingen und der Alb, mit teilweisem Uebergreifen aus das linke Neckarufer, statt.
2) Das Regiments- und Brigadeexerzicren der 51. Jnf.-Brig. wird zum Teil auf dem Exerzierplatz bei Cannstatt, zum Teil in der Gegend von Echterdingen abgehalten, dasjenige der 52. Jnf.-Brig. findet bei Ludwigsburg statt.
3) Die Manöver der 27. Div. werden in die Gegend südlich von Bi der ach verlegt.
4) Das Regiments- und Brigadeexerzicren der Infanterie dieser Division wird auf den Exerzierplatz bei Ulm verwiesen.
5) Die Kavalleriebrigade nimmt an den Brigade- und Divisiousmanövern nicht Teil.
6) Jeder Division wird nur I Kav.-Reg. zugeteilt.
7) Das Ulanenregiment Nr. 20 exerziert bei Ludwigsburg, das Dragonerregiment Nr. 28 auf dem Exerzierplatz bei Ulm.
8) Das Exerzieren der 27. Kav.-Brig. fällt , ganz aus.
9) Auch von der Feldartillerie beteiligen sich an den Brigade- und Divisionsmanövern von 7 Abteilungen nur 4. Die in Aussicht genommenen gefechtsmäßigen Exerzierübungen dieser Waffe im Gelände finden nicht statt.
Diesen Maßnahmen — Verlegung der größeren Exerzitien auf die Exerzierplätze, der Manöver in Gegenden, welche durch die Futter« not weniger berührt wurden, gänzlicher Ausfall von Uebungen insbesondere bei den berittenen Waffen, Einschränkung der Beteiligung von Kavallerie und Artillerie an den Manövern, teilweise Kürzung der Dauer der Uebungen --- sind die sorgfältigsten Erhebungen über den Grad der Notlage in den Rnzelnen Landesteilen vorausgegangen, als deren Ergebnis sich darstell e, daß die Durchführung der größeren Truppenübungen in der nunmehr geplanten Welse oya Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen In e ' essen möglich ist; man muß sie aber auch dessen Grenze ansehen, was von der für Kriegslüchtigkeit der Truppen verantwortliche-, Stelle an Entgegenkommen geboten werden ta - wenn nicht der Nachteil der diesjährigen